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Charter: Illuminierte Urkunden 1307-12-28_Florenz
Signature: 1307-12-28_Florenz

This charter is an interpretation of :
DNFirenzeSPierMaggiore/00030324

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1307-12-28, Köln
Heinrich von Virneburg, Erzbischof von Köln, schreibt anlässlich einer Translation von zwei Schädelreliquien von Angehörigen der 11.000 Jungfrauen aus der Stiftskirche St. Ursula von Köln an Bischof, Klerus, Kommune und Volk von Florenz und gewährt allen bussfertigen Besuchern jener Kirchen, in denen hinkünftig beide oder eine der Reliquien Aufstellung finden werden, 40 Tage und eine Karene Ablass und zwar zum Fest der 11.000 Jungfrauen, zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Allerheiligen, den vier Marienfesten, zu Michaelis, der Geburt Johannes des Täufers und an allen Apostelfesten.
Eine massgebliche Rolle bei dieser Reliquientranslation fiel dem Florentiner Kaufmann Donato di Niccolò (Biliotti), einem Angehörigen der bekannten Handelsgesellschaft Peruzzi zu, dem der Aussteller die beiden Büsten zum Geschenk gemacht hatte (dono obtinuit speciali).
Andreas Zajic
Source Regest: 
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Florenz, Archivio di Stato di Firenze, Diplomatico, S. Pier Maggiore, 28 Dez. 1307





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    • Materielle Beschreibung: 
      Dreizeilige Fleuronnée-initiale und Fleuronnée-Leiste um den gesamten Urkundentext.
    • Der Buchstabenkörper ist aufwendig blau silber (?) gespalten. Das Binnenfleuronnée besteht aus acht Medaillons, die aus dem kreuzschraffierten Grund ausgesparte Blätter enthalten. Zeittypisches Besatzfleuronnée, das sich in den um den Text umlaufenden Leisten fortsetzt. Dort vollfarbige (silberne?) Motive und aufgesetzte, ebenfalls aus vollfarbigen Motiven gebildete Blüten.
    • Im Text einer einzeiligen Lombarde mit rotem Fleuronnée.
    • Stil und Einordnung: 
      Die Urkunde erweckt den Eindruck einer Buchseite. Dies geht auf die Proportionen (Verhältnis von Höhe und Breite), auf die buchschriftliche Textualis und auf den Fleuronnée-Dekor zurück.
    • Unmittelbare Beziehungen bestehen zu einer Kölner Werkstatt, die für die Ausstattung des Wettinger Graduales verantwortlich ist (Aargau, Aargauer Kantonsbibliothek, MsWettFm 1–3, z. B. WettFm1, foll. 4v, 11r; vgl. http://www.e-codices.unifr.ch/de/description/kba/WettFm0001); Mollwo, Wettinger Graduale, 1944, S. XV, 11 und passim. Die Beziehungen werden durch ein Abbildungspaar in Roland, Illuminierte Urkunden, 2014, S. 324 (Abb. VIa und b), augenfällig.
    • Das Graduale ist wegen des im Officium de tempore (also im Grundstock) enthaltenen, erst 1334 von Papst Johannes XXII. für die Gesamtkirche eingeführten Dreifaltigkeitsfestes nicht problemlos früher zu datieren und damit näher an das Ausstellungsdatum der Urkunde (1307) heranzurücken; ausserdem kommt Fleuronnée derselben Hand auch im 1334 datierten Kasseler Willehalm (Kassel, Landesbibliothek, 2°Ms. poet. et roman. 1) vor.
    • Der Stilcharakter der Deckfarbenmalereien ist, andererseits, im ersten Band des Graduales und im Willehalm durchaus traditionell und spricht für einen Meister, der um 1300 seine Schulung erfahren hat (so ganz zutreffend z. B. Mollwo, S. XV).
    • Es bleibt vorerst die wahrscheinlichste Variante, von einem Fleuronnée-Zeichner auszugehen, der bereits 1307 seinen Stil gefunden hatte und diesen bis in die 1330er Jahre weiterpflegte; ob er, wie Mollwo annimmt, mit dem Deckfarbenmaler identisch ist, bleibt fraglich, die beiden haben freilich in zumindest zwei Fällen zusammengearbeitet.
    • Martin Roland
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    Bibliography

    Comment

    Die Bezeichnung des Reliquienempfängers als dilectus noster Donatus Nicholai mercator noster de societate Peruciorum de Florentia hat in der Literatur verschiedentlich Spekulationen über die Existenz einer Kölner Niederlassung der Peruzzi-Bank hervorgerufen, vgl. etwa ablehnend K. Weissen, Florentiner Kaufleute in Deutschland bis zum Ende des 14. Jahrhunderts, in: Zwischen Maas und Rhein. Beziehungen, Begegnungen und Konflikte in einem europäischen Kernraum von der Spätantike bis zum 19. Jahrhundert. Versuch einer Bilanz, hg. von F. Irsigler (Trierer Historische Forschungen 61, 2006) S. 363–401, hier S. 394.
    In einer zweiten, vom 30. September 1314 datierenden Ablassurkunde des Kölner Erzbischofs (siehe dort) wird Donato als servitor noster bezeichnet, was unseres Erachtens sehr wohl auf Donatos Stellung als eine Art Hoflieferant Virneburgs hindeutet. Grunzweig, Lettre d’indulgence, S. 141, bezeichnet Donato als „un des banquiers attitrés de l’archévêque“ und identifiziert ihn auf S. 146–148 aufgrund des Wappens als Angehörigen der Florentiner Familie Biliotti „da Vicchio“ aus dem popolo S. Croce. Weitere Notizen zu ihm publizierte Grunzweig als Nachtrag: Note supplémentaire sur la lettre d’indulgence enluminée d’Adolphe de la Marck, in: Bulletin de l’Institut historique belge de Rome 13 (1932) S. 295. Demnach wickelte er wenigstens 1322 und 1328 auch Zahlungen der Peruzzi-Gesellschaft für den päpstlichen Schatzmeister der Mark Ancona an der Avignoneser Kurie ab, was auffälligerweise in die Zeit des Einsetzens der kurialen illuminierten Ablassurkunden fällt. Ob er auch mit jenem Träger des Namens identisch ist, der als Einwohner von San Gimignano am 6. September 1340 sein Testament machte und seine Beisetzung im Habit der Augustiner-Chorherren in deren Klosterkirche in San Gimignano verfügte (siehe A. M. Vallaro, „Considerans fragilitatem humanae naturae ...“. Testaments et pratique testamentaire à San Gimignano de 1299 à 1530 [2005] S. 118), scheint fraglich.
    Andreas Zajic
    Places
    • Deutschland
      • Type: Region
    • Italien
      • Type: Region
    • Köln
      • Type: Empfängerort
    • Nordrhein-Westfalen
      • Type: Region
    Persons
    • Heinrich von Virneburg, Erzbischof von Köln
      Keywords
      • Illuminated Charters: Niveaus:
        • N1: with Additional Colours
        • N1: Initials
        • N1: Borders
        • N2: Penwork(Fleuronnée)
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