Charter: Illuminierte Urkunden 1357-08-15_Paris
Signature: 1357-08-15_Paris
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1357-08-15, Montargis
Philippe, duc d'Orléans, cède la proprété de ses moulins de Montargis à plusieurs familles du Gâtinais et aux dominicains de Montargis.(source: Brunel, Images, 2005, S. 102)
Herzog Philippe d’Orléans, Sohn des französischen Königs [Philippe VI.], Graf von Valois und von Beaumont, überlässt (quittons) dem Dominikanerkonvent von Montargis (les religieuses de Saint Dominique lez Montargis) und Vertretern verschiedener Familien aus Gȃtinnais – namentlich Jean Riole, Jehan Emeré, Guillot Moreau, Jehan de Tontencourt, Jehan de Bromille, Regnaut Prieru, Jehan Chevalier, Deniset de Seau, und Guillbaut, Jehan und Jehannete du Monceau – auf Grundlage von ihm vorgelegten und im Urkundentext inserierten Urkunden von König Louis [IX.] von Frankreich vom April 1263 und von König Phillippe [IV., [le Bel]) von Frankreich seine erblichen Eigentumsrechte (perpetuel heritage) auf diverse königliche Mühlen in Montargis, die während der Pest im Jahre 1349 zerstört worden sind (si apeticiez et tournez en ruine depuis la mortalité qui fu l’an mil trois cens quarante neuf); im Gegensatz dazu verzichten die vorerwähnten Dominikaner und Familien auf die regelmässigen Getreideabgaben und andere, damit zusammenhängende Steuern für diese Mühlen. Als weitere Rekompensation übergibt (nous avons donné) er den Empfängern der Urkunde auch Nutzungsrechte (usage perpetuelment) an seinem Wald von Poucourt, um den Holzbedarf der genannten Mühlen zu decken.
Markus Gneiss
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
FWF Projekt P 33577-G „Macht und Diplomatie“
Bearbeitungsstand: HOCH
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
FWF Projekt P 33577-G „Macht und Diplomatie“
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Paris, Archives nationales, J 162, no 22
Material: Pergament
- notes extra sigillum:
- auf der Plica: (links) Par monseigneur le duc, present messire Pierre d’interville et Herbert le Vasseur, son chambellenc; J. Mante; (rechts) Collatio facte est cum originali per me et reddatur gratis de precepto domini, J. Mante; Tripplicata.
Keine mittelalterlichen Rückvermerke.
- auf der Plica: (links) Par monseigneur le duc, present messire Pierre d’interville et Herbert le Vasseur, son chambellenc; J. Mante; (rechts) Collatio facte est cum originali per me et reddatur gratis de precepto domini, J. Mante; Tripplicata.



- Materielle Beschreibung:
Vergrösserte Initialen „Ph“, in den Binnenfeldern Strichgesichter von zwei bärtige Männern mit heruntergezogenen Mundwinkeln, die an die Darstellung von Mönchen erinnern (s. Brunel 2015, S. 105), jedoch wegen der nicht vorhandenen Tonsur keine sein können. - Die en-face-Gesichter durch geringe Abwandlungen der Augen- und Mundpartien im Ausdruck verändert.
- Das „h“ mit einem kreuzenden Balken als Abbreviaturzeichen. Danach folgend "filz de Roy de France" in grösserer Auszeichnungsschrift. Der Beginn des Kontexts S(avoir) in derselben Schriftgrösse mit zwei einfach gezeichneten Fischen in den Binnenfeldern des „S“.
- Der Text der drei inserierten Urkunden durch einzeilige Initialen hervorgehoben. Eine Linierung ist nicht mehr zu erkennen. Auf der Plica markieren zwei Scheiben den Ort der Siegelanbringung.
- Stil und Einordnung:
Der Schreiber von Philippe von Orléans bediente sich hier einer Abbreviatur des Namens Philippe, wie er bereits von früheren Königen dieses Namens genutzt wurde und deren eine Urkunde hier ja auch inseriert ist. Die Idee, die Ph-Abbreviatur mit einem Kreuzbalken zu versehen und sie so gleichsam zu einem ikonographischen Zeichen zu erweitern, ist unter Philippe le Bel entwickelt worden. Die Abbreviatur allein durch ihre Grösse und die mit dem waagerechten Kürzungszeichen am "h" hervorgerufene Kreuzes-Assoziation findet sich z. B. bei einer Urkunde von kreuzförmigen Abkürzungszeichen ist in unserer Sammlung erstmals bei Philippe IV in 1292Der Schreiber von Philippe von Orléans bediente sich hier einer Abbreviatur des Namens Philippe, wie er bereits von früheren Königen dieses Namens genutzt wurde und deren eine Urkunde hier ja auch inseriert ist. Die Idee, die Ph-Abbreviatur mit einem Kreuzbalken zu versehen und sie so gleichsam zu einem ikonographischen Zeichen zu erweitern, ist ist unter Philippe le Bel entwickelt worden. Die Abbreviatur allein durch ihre Größe und die mit dem waagerechten Kürzungszeichen am "h" hervorgerufene Kreuzes-Assoziation findet sich z. B. bei einer Urkunde von 1305. Der Herzog von Orléans setzt sich also bewusst in die Linie der französischen Könige. - Die Binnenfelddekoration der Abbreviatur des Königsnamens ist einzigartig und konterkariert den royalen Anspruch der Urkunde auf humoristische Weise: Bisher ist keine weitere französische Urkunde bekannt, bei der zwei so grosse En face-Gesichter eine Urkunde zieren und durch ihren Blick auf den Betrachter gewissernassen Kontakt zu ihm aufnehmen. Mit nur wenigen Federstrichen werden die längsovalen Binnenfelder zu Behausungen zweier missmutig schauernder Männer, die im inhaltlichen Kontext der Urkunde als Vertreter der durch die Pest zerstörten Mühlen als Dominkaner von Montargis gesehen werden könnten, wären da nicht die beiden Fische im S(avoir), deren Missmut nicht mit dem Rechtsinhalt zu verbinden ist. So bleibt die Dekoration eine virtuose Demonstration des Könnens des Schreibers.
- Diese Urkunde des Herzogs von Orléans ist eine der wenigen, bisher bekannten der fünfziger Jahre des 14. Jahrhunderts, die aufwendig dekoriert wurden und zugleich die erste grosse der französischen Prinzen. Sein Vater, Jean le Bon, konnte dem Genre - wohl aus unterschiedlichen Gründen - nicht viel abgewinnen; dessen Urkunde vom September 1356 beispielsweise wartet lediglich mit Hohlbuchstaben für "Joh" auf, wobei das "J" aus einer halben Fleur-de-lys gebildet wurde. (vgl. den Blogbeitrag Jean II le Bon) Gleichwohl bietet jene Urkunde in den schmalen Aussparungen gewisse Parallelen. Sein Bruder und Kronprinz Charles ist bisher erst mit einer illuminierten Urkunde vom März 1359 in unserer Sammlung präsent. Untersuchungen zu illuminierten Urkunden im näheren Umfeld des französischen Königshauses versprechen interessante Aufschlüsse.
- Gabriele Bartz
Mentions:
- Brunel, Images, 2005, S. 101–105, Nr. 12. (Volltitel auf Zotero)
- Trésor des chartes, 2007, Nr. 35 (mit Abb. S. 37). (Volltitel auf Zotero)
- Blogbeitrag Gesichter (Gabriele Bartz).
Facsimile:
- Wir danken Jean-François Moufflet von den Archives nationales für die freundliche Überlassung der Fotos.
Comment
Philippe (1336-1375) war der erste Herzog von Orléans und der zweitälteste Sohn des französischen Königs Philippe VI. (reg. 1328-1350).Markus Gneiss
Places
- Frankreich
- Type: Region
- Montargis
- Type: Empfängerort
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N2: Initials
- N2: figural
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Plicadekoration
- Ph mit dem Kreuzbalken
- General:
- GesichterGesichter
Illuminierte Urkunden 1357-08-15_Paris, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1357-08-15_Paris/charter>, accessed 2025-05-02+02:00
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