Charter: Illuminierte Urkunden 1439-07-06_Paris
Signature: 1439-07-06_Paris
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1439-07-06, Florenz
Inc.: Letentur celi
Source Regest:
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: MITTEL
FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: MITTEL
Current repository:
Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. gr. 430
Paris, Bibliothèque nationale de France, Ms. gr. 430
Material: Pergament
Dimensions: 88,6 (height) x 71,2 (width) cm
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- Materielle Beschreibung:
Konsistorialbulle mit lateinischem und griechischem Text: Im Exemplar der Unionsbulle mit der griechischen Kirche, das sich heute in Paris befindet und das für Herzog Philipp den Guten von Burgund bestimmt war, beginnt den lateinischen Text mit einer vergrösserten Initiale E(ugenius), mit in Lombarden geschriebenem Papstnamen und mit Elongata für den Rest der ersten Zeile.
Die Federzeichnungsinitiale zeichnet sich durch ein um einen Stab gewundendes Schriftband aus, das aus dem Buchstabenkörper ausgespart ist.
Das Binnen- und Initialfeld der E-Initiale, der Papstname und der Bereich oberhalb der Elongata sind mit goldenen Fadenranken mit in Deckfarben gemalten Endmotiven gefüllt, die zoomorphe Motive enthält (Vögel, Schmetterlinge und eine Schnecke). Im Binnenfeld der Initiale und über dem Papstnamen Wappen: im Binnenfeld oben Eugen IV. und unten Burgund, jeweils mit Putten als Schildhalter; über dem Papstnamen Schild mit Petersschlüsseln.
Die beiden Sprachhälften der Urkunde durch eine goldene Säule, die von einer Deckfarbenranke umwunden ist, getrennt.
Der Papstnamen im griechischen Teil beginnt mit einer Federzeichnungsinitiale und entsprechendem Textanschluss.
Der lateinische Teil mit Rota und Unterschriften. Der griechische mit der Unterschrift des Basileus, wie in Byzanz üblich, in rot. - Stil und Einordnung:
Farbiger und historisierter Dekor in Papsturkunden
Die vorliegende Urkunde ist nach derzeitigem Wissenstand die älteste Papsturkunde mit farbigem Dekor, der zudem auf den Empfänger Bezug nimmt (Roland, Konzil von Basel, S. 178). Historisierte Elemente, namentlich die Säule als mittlerer Schaft der M(artinus)-Initiale, gab es schon davor (siehe bei 1417 November 21); siehe den Glossareintrag https://www.monasterium.net/mom/index/IllUrkGlossar/HistorisiertePapsturkunden - Stilistische Vergleiche
Die Erfahrung mit dem Dekor von Papsturkunden lehrt, dass in der Regel der Skriptor auch für den Dekor verantwortlich ist. Dies ist auch durchaus verständlich, denn der Dekor ist mit Tinte in der Farbe der Schrift ausgeführt und eng mit der Zierschrift verzahnt. Hier ist die Sachlage jedoch komplexer: Der gemalte Dekor stammt von einem professionellen Buchmaler (siehe unten) und auch bei der tintenfarbigen Federzeichnungsinitiale sind Zweifel angebracht, ob Anselmus de Magio, der Skriptor, der Künstler war, denn es finden sich weitere sehr ähnliche Initialen auf Urkunden, die von Baptista Palavicinus mundiert wurden (dazu vgl. hier: Abschnitt "Initialen" im kunsthistorischen Kommentar).
Die Filigranranke hat enge Entsprechungen in der Ausfertigung der Koptenunion in Dijon (1442 Februar 4). Dies macht sehr wahrscheinlich, dass hier derselbe Buchmaler tätig war. Francesca Manzari, Scribes, S.173, schreibt diesen Anteil (François Avril folgend) dem Florentiner Buchmaler Bartholomeo Varnucci zu (im Detail Roland, Konzil von Basel, S. 198f.). Die Putti und das Goldfiligran mit seinen in Deckfarbe gemalten Abschlussmotiven bestätigen diese Gleichsetzung. - Wappen
Statt des Schlüsselwappens im oberen Randdekor war, wie Otfried Krafft (Unionsbullen, S.120-123.) beobachtet hat, ursprünglich das Wappen einer Persönlichkeit eingemalt, die die Konfrontation zwischen dem Konzil von Basel und Papst Eugen IV. gleisam personifiziert: Jean Le Jeune (im Detaiul Roland, Konzil von Basel, S. 178f.). - Martin Roland
Mentions:
- https://w2.vatican.va/content/eugenius-iv/la/documents/bulla-laetentur-caeli-6-iulii-1439.html (Text)
- Wattenbach, Schriftwesen, 1896, S. 383, online unter: https://archive.org/stream/dasschriftweseni00wattuoft#page/383/mode/1up (Volltitel auf Zotero)
- Krafft, Unionsbullen, 2011, S. 112f., 115-123. (Volltitel auf Zotero)
- Krafft, Illustrationen, 2011, S. 63f. (Volltitel auf Zotero)
- Manzari, Scribes, 2018, S. 173. (Volltitel auf Zotero): https://www.vr-elibrary.de/doi/pdf/10.7788/9783412512385.153
- Roland, Konzil von Basel, 2019, S. 176-179, 198f. (Volltitel auf Zotero): https://www.univie.ac.at/paecht-archiv-wien/IllUrk/Roland-Martin_Konzil-von-Basel-Goldenes-Vlies-Frieden-v-Arras_2019_mit-Links.pdf
- Krafft, Monumentum, 2022, S. 176-178. (Volltitel auf Zotero): https://books.google.at/books?id=EhSmEAAAQBAJ=PA153
Comment
Text in lateinisch und griechisch; Scriptor (lateinischer Text): Anselmus de Magio (Krafft, Unionsbullen, 2011, S. 119; Frenz, Conspectus [https://www.phil.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/frenz/Forschung/littera_A.pdf] kann den Skriptor A. de Magio von 1437 bis 1456 nachweisen).Mit eigenhändigen Unterschriften des Papstes des Basileus (wie in Byzanz üblich in rot), von Kardinälen und westlichen Bischöfen; die griechischen Bischöfe von Schreiberhand eingetragen (nach Krafft, Illustrationen, S. 64).
Um die Union mit der griechischen Kirche legistisch festzulegen kreierte die Kurie einen neuen Urkundentypus: die Konsistorialbulle, die einen Ewigkeitsanspruch und kooperatives Handeln der Kurie vereint (Krafft, Unionsbullen, S. 114f.). Mit der Ad perpetuam (bzw. futuram) rei memoriam-Formel wendet sich der Papst an alle zukünftigen LeserInnen. Die althergebrachten Elemente wie das graphische Zeichen der Rota und Unterschriften von Papst und Kardinälen verbinden den neuen Urkundentyp mit der Tradition. Das Miteinbeziehen der Kardinäle betont zudem das „gruppendynamische“ Element der Kurie.
Um die Union im Westen bekannt zu machen, liess die Kurie, wie Abrechnungen belegen, 310 Exemplare ausstellen (Krafft, Unionsbullen, S.113).
Für weitere Exemplare in der Sammlung "Illuminierte Urkunden" siehe bei: Florenz, Laurenziana, Doc 1 und Doc 2 sowie bei Unbekannt.
Martin Roland
Um die Union im Westen bekannt zu machen, liess die Kurie, wie Abrechnungen belegen, 310 Exemplare ausstellen (Krafft, Unionsbullen, S.113).
Für weitere Exemplare in der Sammlung "Illuminierte Urkunden" siehe bei: Florenz, Laurenziana, Doc 1 und Doc 2 sowie bei Unbekannt.
Martin Roland
Places
- Florenz
- Type:
- Frankreich
- Type: Region
- Italien (Kurie)
- Type: Region
Persons
- Herzog Philipp den Guten von Burgund
- Papst Eugen IV.
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N2: Penwork(Fleuronnée)
- N1: historiated
- N2: Display script (with decorative character)
- N2: Initials
- N1: with Additional Colours
- N1: Coat of arms
- N3: Rota
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Papsturkunden
Illuminierte Urkunden 1439-07-06_Paris, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/1439-06-06_Paris/charter>, accessed 2025-02-23+01:00
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