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Charter: Zwettl, Stadtarchiv (1330-1987) 62
Signature: 62
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1627 September 20, Wien
Kaiser Ferdinand II. schlichtet den Streit zwischen den welschen und deutschen Steinmetzen und Maurern und versieht erstere mit einer Handwerksordnung.
Source Regest: Transkription und Regest: Mag. Klaus Birngruber
 

Papierlibell, kollationierte Abschrift vom 3. August 1630
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Stadtarchiv Zwettl, Sign. 1/62

Siegel der Stadt Wien fehlt.Material: Papier
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     Ferdinand der ander von Gottes gnaden erwölter römischer kayser zu allen zeiten mehrer des reichs, in Germanien, zu Hungern, Behaimb, Dalmatien, Croatien und Sclauonien khönig, erczherzog zu Österreich, herzcog zu Burgundt, zu Brabandt, zu Steyr, zu Cärnten, zu Crain, zu Lüczenburg, zu Würtenberg, Obern- und Nidernschlesßien, fürst zu Schwaben, marggraff des H. Römischen Reichs zu Burgaw, zu Mägrern, Ober- unnd Niderlausßnicz, gefürsster graff zu Habsburg, zu Tyrol, zu Pfierdt, zu Khyburg und zu Görz, landtgraff in Elsass, herr auf der Windischen March, zu Portenaw und zu Salimß etc. bekennen offentlich mit disem brief unnd thuen kunndt allermenniglich, demnach etliche jahr hero zwischen der teutschen ann ainem unnd der wellschen nation, maurern unnd stainmezen, so woll maistern als gesellen, inn denen vier viertln unsers erzherzogthumbß Österreich unnder der Ennß andrenthailß sich allerhandt zwitracht unnd strittigkeiten erwegt unnd erhalten, dahero die wellschen sich von denn teutschen maistern abzuthaillen, wie inngleichem zu abstellung der under ihnen selbst eingerissenen grossen unordnungen ain absonderliche handtwerchsordnung fuer sich unnd auf bemelte vier viertl unser erzherzogthumbs Osterreich unnder der Ennß aufzurichten ursach genommen unnd begehrt, auch alberaith derentwegen bey unns alß regirenndten kheyser unnd lanndteßfürssten umb allergenedigise confirmation solch ihrer verfassten hanndtwerchsordnunng supplicando einkommen unnd gebetten, wir unns aber uber abgeforderte bricht unnd guetachten dahin gnedigist resolvirt und zu widerbring- unnd erhaltung guetter ainigkeit, auch verhüett unnd hinlegung alles weittern mißverstanndts unnd unordnungen zwischen beeden partheyen unnsere khayserlichenn commissarien deputirt unnd verordnet unnd nun dieselben gedachten beeden nationen der teutsch unnd wellschen maurer unnd stainmezen auf ihre hinc inde fürgebrachte ein- unnd gegenwürf in allen stritigen puncten, wie es kunfftig unnder beeden thailen gehalten werden solle, auf unser genedigiste ratification unnd bestättigung genzlich unnd allerdings verainigt unnd verglichen. Alß haben wir unns denselben vergleich unnd verainigung, sintemal sollches zu abstellung viler schädlichen unordnung entgegen aber aufrichtung unnd erhaltung gueter policey unnd manßzucht geraichen thuet, genedigist beleiben unnd gefallen lassen unnd innen denen wellschen maurern unnd stainmezen die hernahvolgende ordnung alles ires inhalts genedigist confirmirt unnd bestät, auch vonn neuem erthailt unnd gegeben. Erstlichen sollen die teutschen maister, maurer unnd stainmezen bey ihren alten khayserlich unnd landtsfürslichen freyhaiten unnd ordnungen alles ires inhalts verbleiben unnd denselben statt- unnd burgerlichen maistern zuegelassen unnd unverwert sein aller orten in stätten unnd sonsthin unnd wieder auf dem lanndt, da man ihrer begehren wurde, allerley gebew anzunemmen unnd zu dingen. Und nach dem fürs ander inn vergangenen zeiten und biß anhero inn disen und andern lanndten auch im Römischen Reich zwischen denen teutschen unnd wellschen maurern der tracht halber ain unnderschiedt unnd gleichsamb unnainigkeit gewessen, inndeme die teutschen ain scherfel oder leder vorher ann der güertl, die wellschen aber ain schuerz von leimbath getragen, unnd deswegen ain nation der andern gesellen nicht fürdern dörfen oder wollen, so sollen – allermassen sich die alhir in gueter anzahl versamblete maister unnd gesellen für sich selbst unnd im namen aller anderer inn unsern erbkhönigreich unnd landten auch dem ganzen Römischen Reich sich dahin verainigt unnd verglichen – nun hinfüran der angedeuten tracht des fehls oder schurz halber ganz keine irrung, underschiedt oder mißverstandt sein, sondern jedem maister und gesellen aines oder anders zu tragen frey bevorstehen und jede nation der andern gesellen ohne weigerung zu fürdern verbunden sein. Drittens sollen die stainmezen in allen ihren gehaimbungen, wie die nun sein, darbey auch die aufdingung der jungen, in freysprechung derselben dann mit der maisterschafft, daß sie die stainmezen sollches wie vorhin unnd vor altershero sy in gebrauch gehabt haben unnperturbirt verbleiben, damit ihr gesindt durch daz unnd in dem ganzen h. Römischen Reich gefürdert unnd nicht geffert werden. Da entgegen sollen sy die stainmezen diejenige gebühr in die haubtladt, als wie vorhin beschehen, zu erlegen schuldig sein; nach beschehner verrichtung der aufding oder freysprechung sambt der maisterschafft sollen alßdann die maurermaister auch darzue beruefen werden. Zum Vierten. Weilen inn bemelter statt Wienn ain orndtliche haubthütten der stainmezen unnd maurer vonn altershero, alß solle sollche jederzeit für daz haubt erkennt und zugleich wie auch auf dem lanndt ann bequemben orten, in sonderheit inn die bemelte vier viertl under Wiennerwaldt nach Closterneuburg, daß ander ober Wiennerwaldt nach St. Pöldten, das drite ober Manhartsberg nach Crembs, daß vierte unnd letste viertl under Manhardtsberg auf Laa, abgethailt, auch ordenliche laden unnd taugliche geschworne zechmaister geordet unnd gesezt, ain handtwerks- oder maisterbuech aufgericht unnd demselben zechmaister – doch das sy jährlich orndtliche raitung ires einnembens unnd außgebens thuen – vertrauet werde, die sich dann ihren glüb gemäß unnd nach diser unser ordnung ohne ansehung ainicher persohn, wie sy sollches gegen Gott unnd der welt zu verantworten wissen, erbar handten solten unnd alle die auf dem lanndt yede ladt in sonderheit und andern orten, da ein ordntliche, ehrliche zech unnd ladt ist, denn gehorsamb der haubthütte, alda die haubtladt ligent ist, – doch allain in handtwerchssachen – laisten, sich gegen derselben verraiten unnd die jährliche gebühr dahin zu erlegen schuldig sein. Zum fünfften sollen dieselben geordnete zechmaister alle, die so inn sollcher bruederschafft unnd zech begehrn unnd der erbarkeit gemäß sein, fleissig sich einschreiben unnd dise ordnung umb der nachrichtung willen verleßen, sonsten auch in zusammenkunfften wenigsten ain jahr ainmahl verleßen lassen. Zum sechsten soll kain maister des maurer- oder stainmezenhandtwercks, so nit der römischen catholischen religion zuegethan, weder inn stötten, märkhten oder auf dem landt passirt oder in ainicher zunfft ann- unnd aufgenomben werden, bey straff und erkandtnus der hochlanndtsfürstlichen obrigkait. Unnd da ain gesell, maurer oder stainmez willens hat, maister zu werden, derselbe solle sich bey desselben orthszechmaister anmelden unnd der stuekch aufzugeben mit gebühr orndtlich begehrn, unnd sollen ihme dieselben von einem ganzen handtwerk aufgeben werden. Da er annderst genuegsamb darumben gedient hat nach lauth deß artikhlsbriefß unnd wann ihme die stuekh aufgeben worden, solle er dieselben inn des zechmaisters wohnung und nirgendts anderstwo machen. Vor allen dingen mueß er zum fahl, sollches zuvor nit beschehen, seinen geburtsbrief, daß er ehelich geboren und bey einem ehrlichen maister gelehrnet, die zeit erstreckht, auch seinen orndtlichen lehrbrief haben und fürweisen; unnd wann er nun mit der maisterschafft bestanndten, solle er sich durch die geschwornen zechmaister für denn magistrath oder rath fürstellen lassen unnd daselbst das burgerrecht empfahen, zu wellchen enndt er denn geburtsbrief haben mueß, damit man sehen kann, ob er ehrlich geborn unnd ehrlich gelehrnt hat. Item es solle sich auch ain jeder stainmez in der stainmezbruederschafft gebrüedern, der sich anderst des stainwerchs gebrauchen wil, dardurch gottßdiennst unnd erbarkait desto bas gehalten mögen werden, doch also, darmit kainer ain dieselbig zuegelassen werdte, der nit auch ehrlichen herkommenß oder ain erbaren wanndl füret, gottsförchtig lebe unnd sich sonnsten inn allen seinem thuen und lassen wol verhalte, auch ainn der kunst unnd arbeit des stainmezen und -hawen genuegsamb erfahren. Were es aber sach, das sich ainer gebew oder stainwerchs, wie das genant möchte werden, ann wolt nemen zu machen, der sich auß dem rechten grunndt nit verstundte, auch keinen stainmezn darumben gediennt hete nach altem herkommen unnd ordnung des handtwerchs, da soll kein gesell zu ihme in sein befürderung nicht ziehn oder bey ihme arbeiten, auch seiner inn sollchen masß nicht gehalten wie andere rechte stainmezn, auf daß fürsten, herrn, stätt oder stifft unnd wer zu pauen hat oder gewint, das diß hanndtwerch berürt ist, nicht zu schädlichen uncossten kommen. Das solle sich ain jeder werchman des handtwerchs erlich unnd fromlich verhalten nach christlicher ordnung unnd bruederlicher lieb gegen seinen mitbruedern unnd gottsheusern, die er pauet zue ihrem nuz treulich zu schaffen. Item wo auch ain maister kombt zu ainem paw oder werkh, das er fürder versehen solt unnd funndte gehouen stainwerch, es seyen versezt oder unversezt, da soll derselbe sollche stainwerch nit verwerffen oder abbrechen ohne anderer werchleut rath oder erkennen, auf daß die herrn unnd andere erbare leuth, die solchen paw machen lassen, nicht zu vergeblichen uncossten kommen. Es soll auch kein maister oder gesell denn andern hindern oder tringen vonn dem werkh, daß er inn handten. Item wann auch ein yeglicher maister ain werkh oder baw verdingt unnd ain visirung darzue gibt, wie daß werden soll, demselben werkh soll er nit abbrechen, sondern solle es machen wie er die visirung den herrn, stätten oder im landt gezaigt hat, also das er nit geschwecht werde. Es soll sich auch ein yeglicher maister aufrecht unnd redlich gegen den geselln halten mit stunndt unnd zeiten nach handtwerchsrecht und –gebrauch, alß in der orten gewöhnlich unnd herkommen ist. Zum sibenten. Welcher nun in dise bruederschafft eingeschribn zum maister genuegsamb erkennt unnd aufgenommen worden, jederzeit zu anfangs solle er in die bruederschafftladt die gebühr, dann daß maistermahl seinem vermögen nach, unnd das keiner hirdurch betrenngt unnd in schwere uncossten geführt werde, zugeben unnd hernach auch alle quatember die gebühr zu erlegen schuldig unnd verbundten sein, die welschen maister aber, so der zeit sein, des maisterstuckhs exempt unnd frey gelassen werdtn. Zum achten. Wann also ain maurer- oder stainmezmaister wordtn unnd sich in die bruederschafft eingelassen hat, soll er sich entzwischen inn dem negsten zway oder lengist dritn jahr entweder in stätten, märckhten oder auf dem lanndt anzukauffen unnd also angesessen zu machen schuldig unnd verbundten sein, im widrigen fahl er in disem lanndt weiter nit gedultet werden solle. Neuntens. Soll es wegen der freyen arbeith des buergerrechts und raichung jährlicher gaben zwischen beeder teutsch unnd wellscher nation maister unnd geselln nachvolgender gestalt gehaltn unnd observirt werden. Alß nemblichen wellcher maister unnd unvermögens anderer ungelegenheit oder aigner ursachen halber kein aignes hauß hete, sondern sich in ainer statt, markht oder dorf under dem lanndtsfürstten, ainem praelathen, herrn oder lanndtman, pfarherrn, weme die jurisdiction unnd obrigkait gehörig, alß ein innmann aufhalten wolte, derselbe maister solle sich bey der grunndtobrigkeit, unnder deren gebieth er die wohnung zu haben begehrt, ehe er sich einziehet gebürlich anmelden unnd umb erlaubnus anhalten, so er auch dieselbe erlanget sich in die negst darbey gelegene viertl oder zunfftstatt zu dem handtwerch einstellen, sein geburt-, lehr unnd maistersbrief denen georndten zechmaistern fürweisen und innen dieselben bey der ladt gegen ainen schein behaltnußweiß so lannge lasßen alß er ann solchem ort verbleiblich ist; unnd gegen fürweißung des jeztbemelten scheinß vonn dem hanndtwerch, aber ehe nit, mag er von derjenigen obrigkeit, da er die erlaubnuß bekhommen, alß ein innmahn ann- und aufgenommen werden. Ist auch schuldig derselbe die stewr unnd andere gaben wie ein anderer inmahn gebührlich zu bezahlen, darneben auch seine gebühr zum hanndtwerch in die ladt wie andere haußgesesßne maister zu entrichten. So er sollches gethann unnd entrichtet, mag er ann aller orten des lanndts in lanndtsfürstlichen unnd andern stätten, clösstern, schlössern, märckhten, fleckhen, dörfern, khirchen, mühlen, einschichtigen heusern unnd allen orten, wie die namen haben, ungehindert frey arbeiten, gebew ohne irrung treiben unnd gesellen, sovil er deren bedarf unnd haben kann, aller nationen ohne unnderschiedt, füerdern, doch mit der masß und beschaidenheit, das neben unnd yber die gaben, die er wie obengemelt seiner obrigkeit unnd dem handtwerch zu der ladt, bey dennen er einverleibdt, raichet, er auch derjenigen obrigkeit, unnder welcher er ein gebew führet, nach beschaffenheit seines vermögens unnd grösse des gebew unnd gewerbs, das was ihme nach billichen dingen angeschlagen und auferlegt wirdt, treulich und unwaigerlich raiche. Nicht weniger, so lang er ann ainem solchenn ort ist und bauet, zu unversehner feindes, feurs, wasser und ander noch sich wie andere hausgesessnen und inwohnner selbigen orts zu erzaigen und gebrauchen zu lassen, fürnemblich auch mit dem lohn unnd anderwerts denen allgemainen landtssazungen sich in allem zu bequemben und zu dessen aller versicherung jeder sollcher maister, der nit würckhlich hausgesessen, ain gewisse summa gelts im lanndt anzugeben oder umb die aufnembente gebew genuegsambe bürgschafft nach gelegenheit derselben zu laisten schuldig sein, damit solchergestalt aine gezimbende gleichhait zwischen denen hausgesessenen und denen, so nit aigne heuser haben, erhalten unnd nicht jene mehr dann dise uber gebühr beschwärt werden; und so sich ein sollcher unbehausster maister von dem ort, da er wonet oder bauet, wegkhziehet, solle er sich im quatember vorher bey der obrigkait anmelden und seinen ehrlich abschiedt erheben. Unnd wo auch ain zöch unnd ladt ist, da man gesellen fürdert, da soll auch ain gottsdiennst gehalten werden vonn wegen ihrer bruederschafft nach ihrem vermögen. Jederman soll auch ain yglichen todt begehen, der auß diser bruederschafft stirbt, mit seelmessen zu trosst, wo er in die bruederschafft ist kommen unnd sein gelt dahin gelegt hat unnd sollen maister unnd gesellen denen seelmessen beywohnen unnd opfern, denen zu trosst, die da verschiedten sein auß der bruederschafft, auf daß auch die ehr Gottes wie schuldig umb sovil mehrers befürdert werde, sonderlich, damit bey jeder ladt im jahr ainmahl alle brüeder, maister unnd gesellen der stainmez unnd maurer auch andere, so sich in diser bruederschafft anfangs mit der gebühr einkaufft unnd hernach ebenfallß alle quatember ihr gebühr erlegen, am tag corporis Christy unnd in der octav neben ihren zechmaistern zusammenkommen, sich zeitlich ain jeder zue seinem zechmaister verfüegen, miteinander den gottsdiennst wie gebreuchig besuechen unnd ehrerbiettung auch andechtigem ain ganzes hanndtwerch der maurer unnd stainmez mit dene gesellen unnd lehrjungen neben andern frommen catholischen christen ihren inn jedem orths in der pfarkhirchen habendte creuz- oder khirchenfahnen aus unnd wider inn St. Steffans thumbkhirchen alhie andechtig ehrlich beglaiten helfen bey der straff nach erkandtnuß eines hanndtwerchs zum gottßdiennst annzuwendten, wie dann keines (ausser verhinderung Gottes gewalt) solle verschonnt werden. Zum zwölfften soll ain maister ain lehrjungen zum stainmezen auf fünf jahr, zum maurer aber auf drey jahr, wans ain maister unnd der junger vierzehen tag vorhere miteinander versuecht haben, vor denen geschworenen maistern verdingen, auch wann ainer ausgelehrnt hat ledig zehlen; unnd weilen die stainmezen durch daß gehaimbnuß kheines lehrbrief bedürffen, alß solle der maurer lehrjunger ain lehrbrief wie landtsbreuchig nemen; unnd da jeder junger sich in seinen verdingten lehrjahren gegen seinem maister, maisterin unnd gesellen unnd menniglich erbar unnd wol, wie sich gebürt, verhalten, der maister ime weiter nichts zu geben verbundten sein alß wie es von alters hero unnd handtwerchs gewonheit beschehen ist. Da sich aber ain lehrjunger inn seinen lehrjahren nit gebürlich und erbar verhielt, es wer gegen seinenn maister, maisterin, gesellen oder andern persohnnen, mit was ungelegenheit das beschehen, so mag derselbe neben dem, was ihme sein lehrmaister schuldig, inn gebreuchige sorg, zucht unnd straff vonn denen geschwornen maistern genommen, unnd zum fahl, daß verbrechen so groß, ungeacht, daß er seine lehrjahre erstreckht hete, daß handtwerch gar entsezt werden, wie dann kein lehrjunger so vonn seinem lehrmaister ohne genuegsambe unnd erhebliche ursachem ausser vorwissen der geschworenen maister aufgehalten werden solle. Fürs dreyzehendt solle ainem maurer- unnd stainmezenmaister zuegelassen sein zween lehrjunger unnd nit mehr, er führ gebew sovil er wölle aufzudingen und die zuehalten, unnd wann die ihr zeit erstreckht biß etwan noch auf ein quatember, so soll der maister macht haben widerumb zwen andere junger; doch das sie wie vorgemelt ehrlicher geburt sein unnd sie es vierzehen tag miteinander versuecht haben aufzudingen auch zu der gebührlichen zeit ledig sprechen. Zum vierzehenten. Da ain lehrjunger so sich sonnsten erbar unnd redlich verhalt, auß unwissenheit bey einem maister, maurer oder stainmez, der nit redlich wer, gelehrnt hete, solle dises, ob er zu passirn oder die zeit zur lehr de novo erstreckhen müesste, zu des handtwerchs wilkür unnd erkanndtnus gesezt sein. Funftzehendten. Sovil auch der zeit verhandtnen teutsch und wellsche gesellen, was nation auch sonnst die sein, betrifft, so mit keinem lehrbrief versehen wären, sollen sich dieselben bey der zech yeder ortß deß stainmez- unnd maurerhandtwerchs gebürlich anmeldten, denen alßdann ain lehrbrief wie hanndtwerchsgebrauch unnd gewohnheit gegen raichung der schuldigen gebühr erthailt werden solle. Zum sechzehenten soll keinem maister ainiche arbeit nach dem tagwerch noch sonsten gegeben oder angedingt werden, er habe dann zuvor genuegsambe schein fürgewissen, bey welcher zunfft er in disem lanndt einverleibdt sey. Zum sibenzehendten soll kein maister dem andern sein gsindt haimblich oder offentlich nicht aufredten, aufwigeln oder abspendig machen. Der aber darwider thete, solle nach erkanndtnuß der zechleuth unnd eines ganzen handtwerch unnachlässtig gestrafft werdten. Es solle auch für das achtzehendte ain maister dem andern nit in sein arbaith stehen oder dieselbe verachten unnd verklainnern noch sonsten haimblich unndergrüblen bey grosser straff, allain da ain pawherr sich vorher mit dem vorigen maister orndtlich verraith, so mag demselben herrn ein anderer pawmaister wol anstehen und arbeiten, was deß pawherrrens begehren ist. Wolt aber der maister dem pawherrn muetwillig unnd fürsezlich aufzeihen unnd mit der arbait saumben, mag der unverraith auch unverwerth deß andern gelegenheit auch ain andern maister darzue stellen. Zum neunzehendten. Welcher maister auch in dise aufgerichte bruederschafft under obbemeltem gezürckh sich nit begeben oder dasyenig, was darinen verbleibdt, halten unnd darwider handln wurde, demselben maister soll in seiner fürderung kein gesell, so diser bruederschafft anhengig, niht arbeiten; unnd welcher gesell in seiner fürderung stunte, hernach in diser bruederschafft niht aufgenommen oder befürdert noch für redlich erkennt werden, es were dann sach, das sollches unwissent beschehe Item da auch uber kurz oder lanng ain gesell auß ainem andern orth oder lanndt herkhäme, der seinen lehrbrief unnd die gebührliche redlichkeit nit hete, der soll unnd mueß sich auch bey der haubthütte oder bey der zech ihres gebiets, deren orten er fürderung suecht oder sich niderzulassen begehrt, guet machen lassen, ehennder solle er nit gefürdert werden. Unnd der so sich wissentlich fürdert, der solle nach erkandtnuß deß handtwerchs unnachlässig gestrafft werden. Item so solle auch ain jedtwederer maister von maurer und stainmezen, der begehrt alhie oder ann ainem orth in gebiett, einkommen, seinen namen von sich geben, seinen abschiedt, wo er zuvor ist gesessen, seinen geburt unnd lehrbrief aufweisen, die stuckh, wie sie ihme vonn denen zechleuten unnd einem ganzen ersamen hanndtwerch aufgeben worden, mache, seine gebühr in die ladt erlegen unnd alda er sich niederlässt (und nirgents anderstwo) incorporirn, sich auch diser freyheit unnd ordnunng gemäss bey der straff nach geleben unnd verhalten solle. Zwanizigisten. Wellcher maister sich ungebührlich, unzuchtig unnd unerbar in ainem oder dem andern hielt, das seinig unnz zu schadt unnd abbruch seines weibs und khinder verschwenndt, auch im jahr unnd tag niht zue Gotts tisch unnd heiligen sacrament und hörung Gottes wortes gieng, der solle anfangs durch die zechmaister trew und christlich gewarnet und vermanet, zum andernmal durch sie gestrafft, zum dritenmahl aber, da kein bekher- oder besserung ervolgt, für unredlich erkennt und kein redlicher gesell in seiner fürderunng gelassen werden. Ainundzwanizigisten. Da ain maister inn diser bruederschafft, der sich erbar unnd wol verhalten, durch gunnst langwirige kranckhheiten oder andere zuefählen inn armuet oder verderben geriethe, demselben solle die gebührlich notturfft auß der bruederschafftpüxen fürgelichen, unnd da der liebe Gott sollchem maister sein gnadt erthailt, ist er das darlehen zu erstaten schuldig. Zum fahl aber ainer under deme hingienge, sterbe unnd nihts verliesse, solle es ihme auß christlicher lieb nachgesehen werden. Fürs zwayundzwanizigiste. Da wissentliche störer, so inner unnd ausser der statt gearbeitet, stainwerch zu verkhauffen hereinführeten, sollen ihnnen dieselben auf annzaigung durch die obrigkheit ergriffen, aufgehebt unnd zu gemainer statt nuz anngewenndt werden. Deßgleichen soll auch kein maurer, maister oder gesell sich anmassen, stainwerch, es sey gleich gemacht oder ungemacht, nicht macht haben zu verkauffen, weniger dreinzuarbeiten, sonndern wider seinem gelehrnten hanndtwerch, wie sich gebürth, abwarten. Item es soll auch kein stainmez niemanndt, wie er genant werden mag, annehmen, sie wissen gleich auß dem grundt auß gezognem stainwerch oder von massen, der nit das stainmezen handtwerch oder darumben genuegsamb gedient hat nach ordnung des handtwerchs. Es soll auch kein maister keinen jungen aufnemmen in daß hanndtwerch, der niht ehrlich geborn ist, auch keinen gesellen niht fürdern, der ain fraw mit ihme fürth in der unehr oder sonnst ein unehrlichs leben füerth. Dreyundtzwanizigisten solle ein jeder maister denn gesellen besoldten nach seiner arbeit, kunst unnd vleiß, da er niht zufridten zu erkanndtnuß des handtwerchs oder zechmaister gestelt unnd da der gesell noch nit content were, solle er darzue gestrafft werden. Zum vierundtzwanizigisten. Da der liebe Gott von disem jammertahl auß diser bruederschafft ainen oder andern maister, gesellen oder andern, der sich diser bruederschafft thailhafftig gemacht, abfordern thete, so sollen maister, gesellen und ein ganzes hanndtwerch, ann dern orth sich der todtfahl begibt, sollche personnen, wann anderst dieselben erarmbt und den conducts uncossten auß seinigem nit haben kundt, wie sich gebürt, erbar und christlich zur erden bestätten lassen, daß glaidt zum ruehebeth geben unnd denn letzten christenlichen ehrndiennst laisten. Fünfundzwanizigisten. Welcher maister ain pallier ann seiner stat das werch zu berrichten gestelt unnd daß vertrauen zu ihme hat, das er am werckh und arbeit befürdersamb erbar, trew und vleissig sey, auch das ihme undergebene gesindt zum trewen vleiß und arbeit helt, keine ungebühr gestat, so ist das ander gesindt inn ihres maisters abwessen dem pallier allen gebührlichen gehorsamb bey der straff zu laisten schuldig. Zum sechsundzwanizigisten soll au[c]h kein pallier oder anderer gesell, wer der ist, seinem maister die arbeit unnd daß werckh verkleinern oder gegen seinem pawherrn verunglimpfen oder unndergrübln bey vermeidtung hoher straff, wie dann ein yeder pallier unnd gesell sich seines gegen dem maister gethannen zuesagens zu erindern unnd seinen glüb gemäss zu geleben waiß. Zum sibenundzwanizigsten soll kein gesell fürderunng haben, allein er glob ann disen puncten und ordnung in allem nachzukommen, wie auch kein gesell, so wissentlich bey ainem unredlichen maister fürderung gesuecht unnd gearbeit hete, inn diese bruederschafft unnd zunfft niht aufgenommen, vil weniger ihme befürderung geben oder für guet erkennt werden solle. Zum achtundzwanizigisten soll auch kein gesell umb fürderung yemandt andern nicht ansprechen, allein denn maister selbst oder in abwesen desselben seinen pallier, der ihm dann biß auf des maisters ankunfft zu fürdern unnd arbeit zu geben hat, wie auch kein ainigen gesellen ohne vorwissen unnd bewilligung seines maisters inn der wochen einen feyrtag zu machen unnd darduch den pawherrn unnd maister inn der arbeit verhindertn hinfüro mehr gestatet werden bey der straff unnd erkandtnuß des zechmaisters unnd eines hanndtwerchs. Zum neunundzwanizigsten. Da ein gesell uber ain maister was unerbars unnd enredlichs wüsste, solle ers denen geschwornnen inn gehaimb anbringen unnd ihne sonsten yrgent nit ausschreyen, die dann sollche sachen nach handtwerchs gebrauch zu riehten haben. Also soll auch ain gesell dem andern ann der arbeit nihts ungebührlichs zuefügen, verleimbdten oder verkleinnern oder ann ehrn verlezen, da es aber beschehen solle, solches am negsten sontag oder feyrtag hernach dem maister angezaigt und für die geschwornen oder zechmaister auch der verlusstigte thail gestrafft werden. Unnder denen soll weder ainer oder ander geseel von der arbeit nit ausstehen, damit dem pawherrn sein arbeit niht verhindert, diß orts auch ain jeder ehrlicher gesell demnach unveracht gehalten wirdet. Da es sich aber begäbe, daß zween oder mehr spenning und uneins miteinander wurden, die in diser bruederschafft sein, daß dises hanndtwerch berürent ist, so sollen die sich einander nirgentes anderst fürnemben dann für das hanndtwerch, da man die bruederschafft helt; mögen sie dann daselbst die sachen nit verrichten, so sollen sie doch einander nit weiter treiben dann geen Wienn auf die haubthütten, daselbe der werckhmaister alß ein obrister richter sambt seinen mitmaistern unnd gesellen, sovil er deren haben mag, die sach verhörren unnd darinnen handlen nach ordnung des hanndtwerchs. Die aber so darwieder thuen, daß man sollches erfuehr und einander weiter (und nit gehen Wienn auf die haupthütten) treiben wolte, dieselben zechleut oder partheyen sollen nach erkanndtnuß deß hanndtwerchs unnachlässig gestrafft unnd sollche straff soll in dem gottsdiennst angewenndt werden. Dreissigisten sollen alle erbare unnd redliche gesellen, so diser zech und bruederschafft zuegethann sein, zu ihrem abzug urlaub vonn ihrem maister und menniglich erbar unnd redlich abgeschaidten unnd jederman ohne clag unnd beschwär halten , wo nit, sollen sie nit für guet erkhent oder befürdert unnd ehe niht, biß sie alles zur richtigkeit bringen, aufgenommen und für redlich gehalten werden. Zum ainunddreissigisten. Da ein gesell diser bruederschafft anfengig niht auß leichtfertigem muetwilligen leben, sondern auß fallen oder andern haimbsuechungen Gottes erkrankht unnd sich also verzehren thete, daß er in armueth geriethe, so solle demselben auß der bruederschafftpüxen ain gebührliche underhaltung fürgelichen, und da ihme der allmechtige Gott zu seiner gesundtheit hilfft, durch ihne wider in die gemelte püxen bezahlt. Da er aber under dene undergieng also umb der christlichen lieb willen nachgesehenn unnd angewendet sein. Zum zwayunddreissigisten und beschluß. Da ain gesell auß diser bruederschafft zeitliches todts verbleichen unnd was verlassen thete, soll dasselbe, was uber die notturfft auf inne angewendenndt, seinen negsten befreundten verbleiben und gegen ainer bekanndtnuß zuegestelt werden. Da aber ainer gar von weiten hero oder kein freundt zum jahr unnd tag nit fürkäme, sollen die zechmaister sollchen verlass zu handten der bruederschafft nemben, was vahrnuß ist zu parschafft machen unnd inn die püxen legen, wie sie dann alles ires einnembens unnd ausgebens vor einem ersamen handtwerch jährlich raitung zu thuen schuldig sein. Und gebietten hierauf allen und jeglichen fürssten, geist- und weltlichen prelathen, graffen, freyherrn, rittern, knechten, haubtleuthen, landtvögten, vizdomben, vögten, pflegern, verwessern, ambtleuthen, schuldtheißen, burgermaistern, richtern, rätthen, burgerngemaindten unnd sonst allen unsern underthannen und getreuen, was wierdten, standts und wessens die seint, ernstlich und vesstiglich mit disem brieff und wollen, daß sie die obgenandte beede nation, maister und gesellen, maurer- und stainmezenhandtwerchs und ihre nachkommen an obangezognem ihrem vergleich und verainigung auch diser unser ihnen darüber erthailten confirmation und bestättigung nicht hindern noch ihrren, sondern sie dabey vesstiglich handthaben, auch deren allen und jeden vorbeschribnen und einverleibdten puncten, articln, mainung, inhalt und begreiffungen geruebilichen gebrauchen und gänzlichen darbey bleiben lassen, dawider niht thuen noch das niemandt andern zu thuen gestatten in kein weiß noch weeg, alß lieb ainem yeden sey, unser schwere ungnadt unnd straff und darzue ain peen, nemblich dreissig marckh löttigs goldts, zu vermeidten, die ain yeder, so offt fraventlich hierwider thete, unns halb in unser khayserliche cammer und der ander thail den offtbenenten maurer- und stainmezenhandtwerchs unnachlässig zu bezahlen verfallen sein sollen. Mit uhrkhundt diß briefs besigilt mit unsern khays. anhangendten insigl. Der geben ist inn unserer statt Wienn den zwainzigisten tag des monats septembris nach Christy unsers lieben herrn und seligmachers geburth sechzehenhundert und im sibenundzwainzigisten, unsers reihe des römischen im neundten, des hungarischen im zehenten und des behaimbischen im ailfften jahr. Ferdinand Johann Baptista freyherr von Verdenberg. Ad mandatum sacrae caesaris [!] mayestatis proprium. Thobias Gertinger. Diese abschrifft ist gegen dem wahren und unbemailigten original gleichlauttendt collationiert und befunden worden. Zu urkhundt dessen gemainer statt Wienn grosser insigll hierangehangen. Actum des driten monatstag augusti anno sechzehenhundertdreysig.
    Source Fulltext: Transkription und Regest: Mag. Klaus Birngruber
    Places
    • Wien
       
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