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FondMattighofen, Kollegiat (1318-1393)
  1. Stiftsgeschichte
  2. Die Gründung des Kollegiatstiftes Mattighofen ist untrennbar mit dem salzburgisch-bayerischen Ministerialengeschlecht der Kuchler verbunden. Bereits 1432 fassten die letzten Mitglieder dieser Familie, Konrad und Johann, den Entschluß, ein Kollegium für Weltpriester zu begründen. In seinem Testament 1436 verfügte dann Johann Kuchler, dass seine Güter zur Errichtung des Stiftes verwendet werden sollen. Am 29. November 1438 wurde durch das Zusammenwirken des Bischofs von Passau, Leonhard von Laiming, und der Witwe des verstorbenen Johann Kuchler, Katharina von Krey, der Stiftbrief für das Kollegiatstift zu "Unserer Lieben Frau" in Mattighofen ausgestellt. Am 3. Juli 1439 bestätigte das Basler Konzil auf Bitten der Katharina von Krey die neue Stiftung. Das Kapitel sollte aus acht Chorherren und einem Dechant nach dem Vorbild von Spital am Pyhrn bestehen. Spitaler Chorherren entwarfen auch die Statuten für die neue Gründung, die bereits 1440 in Kraft traten. Nach dem Tod der Witwe Johann Kuchlers, Katharina, fiel die Herrschaft Mattighofen an den bayrischen Landesherrn zurück, der von nun an Patron und Vogt der Stiftung war.

    Während sich die Dechanten in den ersten hundert Jahren des Bestehens des Kollegiatsstiftes um innere Disziplin, Einhaltung der Statuten und Vermehrung der wirtschaftlichen Güter bemühten, begann bereits in der zweiten ein unaufhaltsamer Niedergang. Das Zusammenwirken schlechter Wirtschaftsführung und protestantischer Einflüsse führten das Stift sowohl innerlich als auch äußerlich an den Rand des Ruins. Deshalb trug sich 1616 Herzog Maximilian von Bayern mit dem Gedanken, das Stift aufzulösen und an seiner Stelle ein Jesuitenkollegium einzurichten, was jedoch am Widerstand des Passauer Ordinariats scheiterte. Seit 1623 waren zumeist nur noch zwei Kapläne mit dem jeweiligen Dechant am Stift tätig. Trotzdem wurde das Stift 1685 mit päpstlicher und bischöflicher Zustimmung zur Propstei erhoben. Die meisten Pröpste der Folgezeit residierten nicht in Mattighofen, was die Zustände dort nicht gerade verbesserte.

    Am - nie aufgehobenen - Kollegiatstift Mattighofen wirken derzeit zwei Kleriker unter Propst Walter Plettenbauer.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Das Archiv der Propstei hat sich in ziemlicher Vollständigkeit, besonders was den Urkundenbestand betrifft, erhalten. Die Überlieferung an Rechnungen und Amtsbüchern setzt zumeist im 16. Jahrhundert ein. Leopold Dangl verfasste 1848 ein "Stift- und Saal-Buch des löblichen Collegiat-Stiftes und der Propstei Mattighofen".

    Das sogenannte "Propsteiarchiv" befindet sich im oberösterreichischen Landesarchiv, die Urkunden werden im bayerischen Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt.

    Walter BRUGGER, Die Gründung des Kollegiatstiftes Mattighofen, in: MOÖLA 13 (1981) 5-106.

    Peter GRADAUER, Spital am Pyhrn in Oberösterreich. Hospital und Kollegiatstift; dessen innere Verfassung und dessen juridische Beziehungen zum Hochstift Bamberg. Eine rechtsgeschichtliche Untersuchung (Linz 1957) 79-80.

    Erich TRINKS, Die Bestände des oberösterreichischen Landesarchivs, in: MOÖLA 1 (1950) 65-66.

    Erich TRINKS, Das Urkundenbuch des Landes ob der Enns, in: JbOöMV 85 (= Festschrift zum hundertjährigen Bestand des oberösterreichischen Musealvereines und des Landesmuseums, Linz 1933) 587-636.

  5. Editionskritik zum OÖUB
  6. In den Statuten des am 19.11.1833 gegründeten oberösterreichischen Musealvereines, der die Sammlung, Verzeichnung, Beschreibung und Erklärung der Denkmäler der oberösterreichischen Geschichte zur Aufgabe hatte, findet sich unter Punkt 2 folgende Aufgabe: "[...] eine Sammlung von Urkunden [anzulegen], welche die Geschichte dieser Provinz im allgemeinen oder einzelner Ortschaften oder denkwürdiger Personen insbesonders betreffen, vorzüglich aber jener, welche geeignet sind, das Andenken von Stiftern und Wohlthätern zu erhalten oder das Leben und die Verfassung längstverschwundener Jahrhunderte anschaulich zu machen". Um diesem Anspruch eines territorial ausgerichteten Urkundenbuchs gerecht zu werden, wurde 1836 eine eigene Sektion des historischen Fachs zur Sammlung und Bearbeitung urkundlicher Geschichtsquellen des Landes ob der Enns eingerichtet, deren erste Aufgabe die Anlage des so genannten "Diplomatariums", einer Sammlung von Abschriften aller das Land ob der Enns betreffenden Urkunden bis 1519, war. Dies sollte bereits hinsichtlich eines zukünftigen "Codex diplomaticus Austriae super Onasum" geschehen. Der dafür zuständige Referent war ab 1837 Jodok Stülz, Chorherr in St. Florian, seine unmittelbaren Mitarbeiter Georg Weishäupl, Ferdinand Wirmsberger und Mansuet Aust. Von 1837 bis 1862 wurde das Diplomatarium erstellt, das die Originale bis 1500 erfasst, die kopiale Überlieferung aber nicht systematisch berücksichtigt.

    Ab 1852 wurde das "Urkundenbuch des Landes ob der Enns" herausgegeben, wobei der erste Band die "Codices traditionum" enthält. Herausgeber war Andreas von Meiller, der für die endgültige Gestaltung verantwortlich war.

    Im Vorwort zum ersten Band des Urkundenbuches werden die Editionsrichtlinien folgendermassen definiert: "Bei dieser Sammlung wurde der Grundsatz festgehalten, dass es sich zuerst und vorzüglich darum handle, einen buchstäblich getreuen Text der Urkunden wiederzugeben. Zufolge desselben wurde jedes Original, welches aufgefunden werden konnte, mit sorgfältiger Genauigkeit abgeschrieben, und dann erst der Sammlung einverleibt, nachdem [...] die Abschrift mit der Urschrift war verglichen worden. [...] Wo kein Original mehr vorhanden war, musste man zu Copialbüchern oder anderen Abschriften seine Zuflucht nehmen. Nur von der genauen Copirung der urkundlichen Unterscheidungszeichen, und der Bezeichnung der Anfänge der Zeilen glaubte man Umgang nehmen zu müssen, da der daraus entfallende Gewinn in der That doch ziemlich gering anzuschlagen ist. Auch falsche oder verdächtige Urkunden, deren Anzahl indessen jedenfalls klein ist, glaubte man nicht ausschliessen zu dürfen. Oft ist nur die Form unecht, während der Inhalt Wahres bezeugt."

    Die Urkunden sind in chronologischer Reihenfolge in Volltext aufgenommen, Datum und Ort sind aufgelöst und sie verfügen über ein kurzes Kopfregest. Außerdem wird die wichtigste Literatur genannt.

    1869 wurde Stülz von Pius Schmieder als Referent abgelöst, dem 1875 Johann Nepomuk Faigl und 1899 Viktor Freiherr von Handel-Mazzetti nachfolgten. 1912 wurde das Unternehmen eingestellt und das gesamte Material des Diplomatars dem Oberösterreichischen Landesarchiv übergeben, das das Urkundenbuch ab 1929 fortführte.

    Im Vorwort von Erich Trinks zum zehnten Band des Urkundenbuchs (1938) geht dieser auf die Problematik des Diplomatars ein, dessen Abschriften teilweise nahezu hundert Jahre alt sind und in der Qualität naturgemäß unterschiedlich. "Eine Neuvergleichung der deutschsprachigen Urkunden, die in etwa 50 Archiven verstreut sind, wäre wegen des Aufwandes an Zeit und Kosten nicht ausführbar gewesen, hätte sich aber auch nicht gelohnt, [...] auch ist die genaue Berücksichtigung der Orthographie, besonders der Interpunktionen und phonetischen Zeichen, so wichtig sie für die sprachwissenschaftliche Forschung wäre, bei Urkundenveröffentlichungen für den allgemeinen Gebrauch nicht angebracht, weil die Fremdartigkeit des Schriftbildes [...] auf den Benützer überaus störend wirkt [...]." Nicht mehr alle Urkunden wurden volltextlich aufgenommen; bei denjenigen, die von den Herausgebern als stark formelhaft eingeschätzt wurden, "wurde [...] unter Hinweglassung aller Formeln der gegenständliche Inhalt der Urkunde mit deren eigenen Worten herausgelöst und in kurzer Form die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen hergestellt [...]." Das führt dazu, dass ein Teil der Urkunden in einer Mischform zwischen Edition und Regest dargeboten wird, die sicher nicht allen Fragestellungen gerecht wird.

    1956 lagen mit dem 11. Band die Urkunden bis 1400 vor. Erst 2005 wurde vom Oberösterreichischen Landesarchiv gemeinsam mit der "Gesellschaft für Landeskunde" (früher Oberösterreichischer Musealverein) die Initiative ergriffen, um einerseits dieses Großprojekt über das Jahr 1400 hinaus weiter in die Neuzeit fortzusetzen und andererseits die bereits vorliegenden Bände kritisch zu überarbeiten und zu ergänzen. Die wesentlichen Ziele sind einerseits die Aufnahme aller urkundlichen Quellen im Bereich des heutigen Bundeslandes Oberösterreich bis in die Neuzeit in eine Datenbank und die Erstellung und Veröffentlichung zeitgemäßer Regesten und Transkriptionen, andererseits die Bereitstellung digitaler Abbildungen im Internet. Diese Zielsetzungen decken sich teilweise mit jenen des Projektes Monasterium.Net, weshalb eine intensive und für beide Seiten ertragreiche Kooperation vereinbart wurde.

  7. Benützte Editionen/Regestenwerke
  8. Oberösterreichisches Urkundenbuch 5 und 11