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FondUrkunden (1055-1742)
  1. Stiftsgeschichte
  2. Klostergeschichte bis zum ausgehenden Mittelalter

    Die Gründung des Zisterzienserklosters Zwettl geht, im Gegensatz zu den meisten anderen Stiften Niederösterreichs, auf die Initiative einer in diesem Gebiet begüterten Adelsfamilie zurück. Bereits Anshalm von Hezzmannswiesen-Brunn dürfte den Plan einer Klostergründung verfolgt haben, starb allerdings etwa um das Jahr 1130 bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Hadmar (I.) von Kuenring, der Neffe Anshalms, griff die Idee wieder auf und könnte anläßlich der Gründung von Heiligenkreuz mit dem Babenberger Markgrafen Leopold III. und Abt Gottschalk von Heiligenkreuz darüber gesprochen haben, schließlich sollte das neue Kloster ein Tochterkloster von Heiligenkreuz sein. Im Dezember 1137, Markgraf Leopold III. war in der Zwischenzeit gestorben, kamen zwölf Mönche mit Hermann, dem ersten Abt der neuen Gründung, in das Gebiet von Zwettl, wo am 31. Dezember die Gründung vollzogen wurde. Der vom Stifter zugedachte Besitz des künftigen Klosters wurde in einem symbolischen Akt von ihm selbst und dem neuen Abt mit Pferden umritten.

    Bereits im folgenden Jahr, am 27. Mai 1138, starb Hadmar (I.) von Kuenring und wurde, da seine Stiftung zu diesem Zeitpunkt weder von geistlicher noch von weltlicher Seite ausreichend gestärkt worden war, in Göttweig bestattet. Diese Stärkung erfolgte im Oktober 1139, als König Konrad III. ein Diplom für die neue Stiftung ausstellte. Am 26. Februar folgte ein päpstliches Privileg von Innocenz II., das den Zisterziensern von Zwettl neben dem päpstlichen Schutz und der Bestätigung ihres Besitzes auch die Zehentfreiheit für das in Eigenwirtschaft bearbeitete Land garantierte.

    In den folgenden Jahren wurden die wirtschaftlichen Grundlagen geschaffen, die eine weitere Erschließung und Organisation des Gebietes möglich machten. Die Erweiterung hinsichtlich des Klosterbesitzes findet ihren Niederschlag im päpstlichen Privileg vom 13. Februar 1157, das von Hadrian IV. ausgestellt wurde und eine Beeinträchtigung der Zehentrechte mit sich brachte, die nun nur noch auf Neubrüche gewährt wurden. Als Zäsur für das Kloster ist sicherlich die Weihe der Kirche zu sehen, die am 18. September 1159 von Bischof Konrad von Passau durchgeführt wurde.

    Zwettls gutes Verhältnis zu den Babenberger Herzögen spiegelt sich in Besitzbestätigungen der Jahre 1168 und 1171 wider, wobei der Besitz teilweise auch vermehrt wurde, wie dies etwa 1171 hinsichtlich des Eigengutes Pölla der Fall war. Wenige Jahre danach dürfte auch ein Skriptorium im Kloster eingerichtet worden sein, dessen Tätigkeit bis zum Jahr 1200 etwa 120 Handschriften bezeugen. Als der Kuenringer Albero III. im Jahre 1182 starb, schien dies für Zwettl zunächst eine spürbare Zäsur, erwies sich Albero der Stiftung seiner Familie gegenüber doch als äußerst wohltätig. Es zeigte sich jedoch bald, dass sein Sohn Hadmar (II.) die Schenkungen und Stiftungen seines Vaters fortführte und 1192 schließlich auch maßgeblich an der Gründung eines Spitals beteiligt war.

    Nach dessen Tod im Jahre 1217 änderte sich das Verhältnis zu den Mitgliedern der Stifterfamilie schlagartig: Hadmar (III.) und Heinrich (I.) von Kuenring hatten sich gegen den letzten Babenberger, Herzog Friedrich II., gestellt und 1230/31 sogar einen bewaffneten Aufstand angezettelt. Da sich das Kloster Melk jedoch auf die Seite des Landesfürsten gestellt hatte, waren Auseinandersetzungen vorprogrammiert. Der Tod des letztes Babenbergers, der 1246 in der Schlacht an der Leitha fiel, brachte für Zwettl unsichere Zeiten, da sich die „Dürnsteiner Linie“ der Familie der Kuenringer, die in der Stadt Zwettl Herrschaftsrechte ausübte, auf die Seite der Habsburger gestellt hatte, während die „Linie von Weitra“ auf der Seite des Böhmenkönigs Ottokar II. stand.

    Eine Zeit der wirtschaftlichen und kulturellen Blüte erlebte das Kloster dann wieder unter Abt Ebro in den Jahren 1273 bis 1304. In dieser Zeit kam es im Kloster auch zur Anlage einer Kapelle, die Heinrich (IV.) von Kuenring, ein Vertreter der „Dürnsteiner Linie“ als Grablege für sich und seine Nachkommen errichten ließ. Ebros Nachfolger, Abt Otto, konnte dank der soliden wirtschaftlichen Grundlagen daran gehen, ein neues Dormitorium für die Mönche bauen zu lassen. Am 14. September 1313, ebenfalls unter Abt Otto, weihte Bischof Bernhard von Passau die Kapelle zur heiligen Dreifaltigkeit in der Stiftskirche von Zwettl. Bedeutsam ist die Periode Abt Ottos vor allem auch durch die Anlage des „Stiftungs-Buches“, der sogenannten „Bärenhaut“, die neben schriftlichen Gründungsdarstellungen in Prosa und Reimform vor allem auch ein Kopialbuch der Urkunden des Klosters darstellt. Ebenso wurden unter Abt Otto neue Urbare angelegt, die bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts immer wieder aktualisiert und mit Nachträgen versehen wurden.

    Das gute Verhältnis zum Landesfürsten in dieser Zeit zeigen Gerichtsprivilegien der Jahre 1318 durch König Friedrich d. Schönen und 1332 durch Herzog Albrecht II. Königin Elisabeth, die Frau Friedrichs d. Schönen vermachte Zwettl am 24. April 1328 einen Geldbetrag.

    Unter Abt Otto (II.), der sein Amt 1335 antrat, wurde der Entschluß zum Neubau der Stiftskirche in die Tat umgesetzt, wobei der Einfluß des Landesfürsten, Herzog Albrechts II., auf dieses Vorhaben sicher nicht gering einzuschätzen ist. Am 13. November 1348 weihte Bischof Gottfried von Passau den neu erbauten Chor der Stiftskirche mit 14 Altären in den Kapellen. Bereits im folgenden Jahr kamen die Bauarbeiten nach Ausbruch einer Epidemie zum erliegen, der 20 Mönche zum Opfer fielen. Erst im Jahre 1360 konnten die Bauarbeiten unter enormen finanziellen Belastungen wieder aufgenommen werden. Erst am 15. Februar 1383 erfolgte die Weihe des neuen Hochaltars der Stiftskirche in Zwettl.

    Die folgenden Jahre waren durch Notverkäufe von Besitz seitens des Klosters gekennzeichnet. Ebenso schien man Plünderungen und Überfällen lokaler Adeliger wehrlos ausgeliefert zu sein, wie ein Schreiben Papst Urbans VI. vom 20. Februar 1384 zeigt, der dem Prager Offizial befiehlt, die Klage Zwettls nach dem Raub durch den Ritter Nikolaus Pyllung, Johann Hadmerstorfer und Fridel Payr zu untersuchen. Am 18. Oktober 1393 mußten 18 Mönche das Kloster verlassen, weil dieses nicht mehr für ihre Versorgung aufkommen konnte.

    Diese triste Situation dürfte auch während des gesamten 15. Jahrhunderts geherrscht haben. Zu den lokalen Fehden, Mißernten und den daraus resultierenden Finanzproblemen kamen mehrmalige Einfälle der Hussiten, die das Kloster in seiner Existenz bedroht zu haben scheinen. 1471 wurde Zwettl durch Türme und Gräben befestigt, zwei Jahre später allerdings neuerlich durch böhmische Soldaten verwüstet. Erst unter Abt Wolfgang (I.) läßt sich in den Jahren 1474 bis 1490 wieder ein gewisser Aufschwung Zwettls feststellen, wenngleich das Kloster in den Jahren 1486 bis 1489 neuerlich in die Kriegswirren hineingezogen wurde. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts schließlich breiteten sich monastische Reformbewegungen aus, die von Abt Koloman Bauernfeind in den Jahren 1490 bis 1495 gefördert wurde.

    Der Blick auf die Klostergeschichte Zwettls hat deutlich gemacht, wie wenig über die 2. Hälfte des 14. und das 15. Jahrhundert bekannt ist. Die systematische Erfassung und Aufarbeitung der Urkunden kann helfen diese Lücken zu schließen und größere Zusammenhänge zu erkennen.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Hinsichtlich der zahlreichen militärischen Ereignisse und wirtschaftlichen Katastrophen, mit welchen Zwettl in seiner Geschichte konfrontiert wurde, ist der Urkundenbestand des Klosters erstaunlich geschlossen erhalten geblieben. Wie bei einer Reihe anderer österreichischer Klöster ist auch in Zwettl die Tatsache zu beobachten, dass Urkunden im Kloster deponiert wurden, die viel älter sind als das Kloster selbst. So ist auf die beiden Stücke vom 3. März 1055 und vom 29. September 1108 hinzuweisen. Auf welchem Weg diese beiden Urkunden in das Kloster gekommen sind, läßt sich nicht mehr genau feststellen. Gerade an Zwettl wurden aber immer wieder Urkunden, die das Kloster in keiner Weise betrafen, von Adeligen zur sicheren Aufbewahrung übergeben.

    In der Frühzeit Zwettls ist das Fehlen eines Traditionsbuches, wie etwa in Klosterneuburg, Göttweig aber auch Heiligenkreuz vorhanden, auffällig; jedoch liegt der Verdacht nahe, dass es hier einen solchen Codex in dem die Schenkungen der Adeligen im 12. und 13. Jahrhundert gesammelt wurden, möglicherweise nie gegeben hat. Denn einerseits sind zahlreiche Traditionsnotizen in verschiedenen Handschriften Zwettls überliefert, andererseits hat man sich seitens des Klosters diese Schenkungen vom Landesfürsten in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bestätigen lassen, was in dieser Form nur in Zwettl belegt ist.

    Eine singuläre Erscheinung stellt die Anlage der sogenannten „Bärenhaut“ dar, deren vorläufiger Abschluß in den zwanziger Jahren des 14. Jahrhunderts erfolgte. Die Handschrift, die heute mit der Nummer 2/1 in der Stiftsbibliothek von Zwettl verwahrt wird, erfüllte neben vielen anderen Aufgaben auch jene eines Kopialbuches. Die frühneuhochdeutschen Übersetzungen von Urkunden des 12. Jahrhunderts sind dabei sprach- und verfassungsgeschichtlich von besonderem Interesse. Dass diese Quelle auch Texte überliefert, die heute im Original verloren sind, liegt auf der Hand.

    Wenig ist bisher über die Überlieferungssituation ab etwa 1350 bekannt gewesen. Hier wird mit dem „Monasterium-Projekt“ über weite Strecken „Neuland“ erschlossen. Erst mit einer vollständigen Erfassung und Aufarbeitung des Urkundenbestandes bis 1500 werden sich Fragen zur Besitz-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte klären lassen, die bisher an das Zwettler Material nicht zu stellen waren, weil dieses in seiner Gesamtheit nicht vorlag.

    Anders als bei den meisten österreichischen Klöstern und Stiften liegt im Fall von Zwettl kein gedrucktes Urkundenbuch vor. Die Edition der „Bärenhaut“ unter dem Titel: Das "Stiftungen-Buch" des Cistercienser-Klosters Zwetl, die 1851 von Johannes von Frast vorgelegt wurde, genügt heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen in keiner Weise mehr und ersetzt keine Edition der Urkunden.

  5. Weiterführende Editionen, Regestenwerke und Literatur
  6. Das Fehlen eines Urkundenbuches macht den Verweis auf einige Editionen und Regestenwerke notwendig. Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient einer ersten Orientierung.

    Johannes Bernhard Linck, Annales Austrio-Clara-Vallenses, seu fundationis monasterii Clarae-Vallis Austriae, Vulgo Zwetl, ordinis cisterciensis initium et progressus. […] Tomus primus Ab Anno MLXXXIII. Usque ad Annum MCCCC. Viennae 1723. Tomus secundus Ab Anno MCCCC. Usque ad Annum MDCXLV. Viennae 1725.

    Johannes von Frast, Das "Stiftungen-Buch" des Cistercienser-Klosters Zwetl. Wien 1851 (= FRA II /3).

    Gottfried Edmund Friess, Die Herren von Kuenring. Wien 1874.

    Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesan-Blatt. Hrsg. Vom bischöflichen Ordinariate in St. Pölten. Bd. 14 (1954).

    Joachim Rössl, Die Geschichte des Klosters Zwettl bis zum Ende der Babenbergerzeit. In: 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 66. Wien 1976, 285-295.

    Joachim Rössl, Die Frühgeschichte des Zisterzienserklosters Zwettl. Eine Darstellung mit Regesten. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte 113 (1977) 44-88.

    Andreas Tomaschek, Zwettl. In: Die Zeit der frühen Habsburger. Dome und Klöster 1279-1379. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 85. Wien 1979, 265-268.

    Kuenringer-Forschungen. Redigiert von Andreas Kusternig und Max Weltin. Horn 1981 (= Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N.F. 46/47).

    Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich. Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums. N.F. 110. Wien 1981.

  7. Editionskritik
  8. Die Regesten zu den Urkunden des Zisterzienserklosters Zwettl wurden von Gerhard Winner, dem 1994 verstorbenen St. Pöltner Diözesanarchivar, erstellt. Sie werden hier zunächst in einer wenig überarbeiteten Fassung geboten. Eine völlige Neubearbeitung des gesamten Materials ist geplant.

Mag. Dr. Paul Herold MAS, Email: paul.herold@univie.ac.at