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FondKollegiatstift Mühldorf Urkunden
The charters of this fond will be available soon.
  1. Stiftsgeschichte
  2. Mit dem Ziel, im Sinn der vom Konzil von Trient geforderten Reform der Kirche die Qualität der Seelsorge in der Stadt und im Umland von Mühldorf zu verbessern, erhob der Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Mühldorf am 15. Oktober 1610 zu einem mit Weltpriestern besetzten Kollegiatstift. Bis zur Gründung des Stifts hatten in der Stadt Mühldorf zwei eigenständige Pfarrstellen existiert. Drei aus diversen Stiftungsvermögen nur sehr schlecht bezahlte und häufig wechselnde Gsellpriester unterstützten die beiden Pfarrer in ihren seelsorgerischen Aufgaben. Die Aufsicht über die Geistlichkeit führte der Magistrat der Stadt, der zudem auch das gesamte städtische Kirchenvermögen verwaltete.

    Im Oktober 1610 ordnete das Erzbistum die geistlichen Räte Johann Kurz und Rupert Rottmayr nach Mühldorf ab, um gemeinsam mit dem dortigen Salzburger Pfleger Dr. Heinrich Knoll über die konkrete Umsetzung der Gründungspläne zu beraten. Die nur dreitägigen Beratungen hatten eine vollständige Umstrukturierung der geistlichen und seelsorgerischen Ordnung im Mühldorfer Raum zur Folge: Die Vermögen der Pfarrkirchen St. Nikolaus in Mühldorf und St. Laurentius in Altmühldorf wurden zusammengelegt und dem neugegründeten Stift als finanzielle Grundausstattung übereignet. Beide Pfarrstellen oblagen ab sofort der Betreuung der Chorherren. Durch die Inkorporation der Pfarreien Flossing, Ecksberg und Erharting übernahm das Stift zudem die seelsorgerische Verantwortung für die im Umkreis lebenden Landbevölkerung. Gleichzeitig entzog man dem Stadtmagistrat die Aufsicht über die Kirchen und Kapellen in der Stadt, die ab sofort ebenfalls in den Händen der Chorherren lag.

    Die 1251 erstmals erwähnte Pfarrkirche St. Nikolaus am Platz mit ihren Nebenkapellen diente als Stiftskirche. Zwölf Häuser in Mühldorf, die gemeinsam mit den beiden Pfarrhöfen ebenfalls in das Vermögen des Stifts übergegangen waren, nutzte man als Wohnraum für den Dekan und die sieben Chorherrn, von denen gemäß den im Jahr 1618 erlassenen Stiftsstatuten drei regelmäßig in der Seelsorge zum Einsatz kamen.

    Seine Blütezeit erreichte St. Nikolaus unter dem Dekan Wolfgang Summerer (1739-1777), der dem Stift fast 38 Jahre vorstand. Summerer ließ die Statuten des Stifts grundlegend überarbeiten, wobei er ein besonderes Augenmerk auf die priesterlichen und seelsorgerischen Aufgaben der Chorherren legte. In seine Amtsperiode fällt auch der Neubau der im Jahr 1768 eingestürzten Stiftskirche St. Nikolaus.

    Bereits kurz nach der Besetzung Mühldorfs durch bayerische Truppen im Dezember 1802 erfolgte die Säkularisation des Kollegiatstifts. Der letzte Dekan Matthäus Fingerlos, der die Aufhebung des nunmehr auf bayerischem Boden gelegenen Stifts aktiv begleitete, erhielt den Posten als Direktor des Georgianums in Landshut, das Stiftspersonal wurde entlassen und sämtliche Kanoniker in den Ruhstand versetzt.

    Der kurzfristige Versuch einer Neubegründung durch den Stadtpfarrer Josef Bartholomäus Bauer (1842 - 1857), der neben dem Stadtmagistrat auch das Konsistorium in Salzburg für sein Vorhaben gewinnen konnte, scheiterte schließlich 1847 an der ablehnenden Haltung von König Ludwig I.

    Von den Kirchen und den Kapellen, die zum Stift gehörten, blieben St. Nikolaus, St. Katharina am Platz und die Eichkapelle erhalten. Die Frauenkirche am Platz wurde im Jahr 1815 wegen Baufälligkeit abgerissen.

  3. Bestandsgeschichte
  4. Der Urkundenbestand des Kollegiatstifts Mühldorf umfasst 562 Urkunden mit einer Laufzeit von 1320 bis 1770. Der weitaus größte Teil der Urkunden stammt aus der Zeit vor der Gründung des Stifts, nur rund 90 Urkunden datieren aus der Zeit des Kollegiatstifts selbst. Neben dem Urkundenbestand der Stadtpfarrkirche sind auch Urkunden der verschiedenen inkorporierten Kirchen und Messbenefizien enthalten, deren Vermögen an das Kollegiatsstift übergegangen war. Die größte Gruppe bilden die Urkunden der Pfarrkirche Mühldorf, gefolgt von dem Bestand der Frauenkirche am Platz.

    Inhaltlich handeln die Urkunden vornehmlich von Ewiggeldern, welche den Kirchen und Kapellen der Stadt von Mühldorfer Bürgern im Lauf der Zeit als Seelgerät gestiftet oder auch aus Geldmangel verkauft wurden. Die Fundationsurkunde vom 15. Oktober 1610 ist im Bestand nicht erhalten, auch die Bestätigung der Statuten durch Erzbischof Marx Sittich aus dem Jahr 1618 fehlt.

  5. Literaturauswahl
  6. Walter BRUGGER: Die salzburgischen Kollegiatstifte im 17. Jahrhundert. In: Das Salzfass 34/1 (2000), S 1 - 14.

    Heinz DOPSCH: Mühldorf als erzbischöfliche Stadt. In: Mühldorf a. Inn - Salzburg in Bayern. 935 - 1802 - 2002 Mühldorf a. Inn 2002 (= Begleitband zur Ausstellung vom 8. Juni bis 27. Oktober 2002), S. 12 - 26.

    Karl FRAITZL: Das Kollegiatstift Mühldorf. In: Das Mühlrad: Blätter zur Geschichte des Inn- und Isengaus 1(1951), S. 52 - 56.

    Michael HARTIG, Ernst WAGNER: Stadtpfarrkirche Mühldorf am Inn. Regensburg 1989.

    Hans LANDENHAMMER, Georg HAGER (Hrg.): Heimatbuch Polling. Oberneukirchen mit den Gemeinden Polling, Forsting, Grünbach, Flossing und Oberneukirchen. Polling 1990.

    Stadt MÜHLDORF a. INN (Hrg.): Mühldorf a. Inn. Salzburg in Bayern. 935 - 1802 - 2002. Mühldorf a. Inn 2002 (= Begleitband zur Ausstellung vom 8. Juni bis 27. Oktober 2002).

    Heimatbund MÜHLDORF e.V. (Hrg.): Mühldorf Stadt am Inn. Mühldorf 1995.

    Erwin NAIMER: Streiflichter auf die Kirchengeschichte Mühldorfs. In: Mühldorf a. Inn - Salzburg in Bayern. 935 - 1802 - 2002. Mühldorf a. Inn 2002 (= Begleitband zur Ausstellung vom 8. Juni bis 27. Oktober 2002), S. 48 - 66.

    Tina Katharina PUTZ: Das Kollegiatstift St. Nikolaus in Mühldorf am Inn (1610-1802/1847). Gründung und Entwicklung. Zulassungsarbeit München 2010.

    Irmingard REINDL: Die Wallfahrtskapelle von St. Salvator in Ecksberg. In: Das Mühlrad. 37 (1996), S. 33 - 92.

    Irmingard REINDL-WITT: Die Eichkapelle Mater Dolorosa in Mühldorf. Zum 300. Jahrestag der Einweihung. In: Das Mühlrad 42 (2000), S. 3 - 22.  

    Helmuth STAHLEDER: Mühldorf am Inn. Die Landgerichte Neumarkt, Kraiburg und Mörmoosen und die Stadt Mühldorf. München 1976 (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern H. 36).

    Dr. Monika Ofer