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FondBenediktinerinnenkloster Neuburg Urkunden (1259-1584)
  1. Geschichte des Klosters und Urkundenbestand
  2. Das Kloster der Benediktinerinnen zu Neuburg a.d.Donau ist auf dem ummauerten Teil des Stadtberges über der Donau anzunehmen, nordöstlich der heutigen Hofkirche, auf dem Platz des späteren Jesuitenkollegs. Die ursprüngliche Pfalzkapelle der herzoglichen Pfalz mit dem Marienpatrozinium war Vorläufer der späteren Klosterkirche Unsere Liebe Frau, ebenfalls geweiht der Heiligen Jungfrau Maria und Johannes dem Evangelisten. Das Gebäude der Klosterkirche wurde 1602 vollständig abgebrochen und auf dem Platz entstand ab 1607 die ursprünglich protestantische, 1618 durch die Jesuiten fertig gestellte, barocke Hofkirche.

    Ein genaues Gründungsdatum für das Kloster lässt sich nicht mehr ermitteln, zumal auch keine Gründungsurkunde überliefert ist. In einem auf das Jahr 1001 datierten Brief des Tegernseer Mönches Froumund wird eine Äbtissin zu Neuburg erwähnt, was auf eine frühere Klosterstiftung vor Kaiser Heinrich II. schließen lässt, der am 1. November 1007 die abbatiam in loco Niuenburc dem Bistum Bamberg schenkungsweise überschreibt (vgl. MGH DD Heinrich II., 193f., Nr. 163) . Kaiser Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde spielen für die frühe Klostergeschichte als „Gründer“ des Klosters eine bedeutende Rolle, wie die im vorliegenden Bestand zahlreich erhaltenen Urkunden zu dem in der Klosterkirche besonders verehrten Kaiser-Heinrich-Altar zeigen, z.B. vom 2. Januar 1372 (Nr. 109: … praebende per sancte memorie Hainricum imperatorem dotate ac fundate).

    Die Urkunden des vorliegenden Bestandes im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Nr. 1- 506) setzen erst im Jahr 1259 ein, für die frühere Zeit sind nur spärliche Hinweise erhalten. 1168 veranlasst Kaiser Friedrich I. die Entsendung der Agnes von Dießen-Wolfratshausen aus Admont als Äbtissin nach Neuburg, um das dortige Kloster nach der Admonter Observanz zu reformieren (… ad instituendam ibi Admuntensis ordinis observantiam, vgl. MGH DD Friedrich I/4, 453, Nr. *1149).

    Die Vogtei über das Kloster (ebenso wie über das benachbarte Benediktinerinnenkloster Bergen) ging nach 1180 von Bamberg an die Wittelsbacher über, nach 1247 befinden sich Amt Neuburg, Stadt und Klostervogtei zusammen in der Hand der bayerischen Herzöge.

    Das Benediktinerinnenkloster steht nunmehr in engen Beziehungen zum Haus Wittelsbach: 1294 erlässt die Herzoginwitwe Mathilde eine Stiftung für den verstorbenen Herzog Ludwig II. (Nr. 13), 1305 gewähren die Herzöge Rudolf I. und Ludwig IV. den Klosterfrauen das Privileg, jederzeit frei über ihren beweglichen und unbeweglichen Besitz zu verfügen (Nr. 18), Kaiser Ludwig der Bayer befiehlt mehrfach seinem Viztum, Vogt und Amtleuten, das Kloster in seinem Besitz und Rechten zu schützen (Nr. 33, 34 und 58) und gewährt ihm das Vorrecht, Steuern selbst einzutreiben (Nr. 42). Weiter sind von zahlreichen Herzögen Freiheitsbriefe vorhanden: Ludwig V. (Nr. 66 und 84), Meinhard (Nr. 91 und 92), Stephan II. (Nr. 96), Stephan III. (Nr. 103), Ludwig VII. (Nr. 167), Albrecht III. (Nr. 211), Heinrich XVI. (Nr. 213), Ludwig IX. (Nr. 228) und Pfalzgraf Friedrich II. (Nr. 343).

    1444 verfasste die Äbtissin Anna auf ausdrücklichen Wunsch des Herzogs Ludwig VIII. einen als Urkunde besiegelten ausführlichen Bericht (Nr. 209), in dem sie alle Nachrichten über das Leben und wundertätige Wirken eines sagenhaften, ungarischen Bischofs Hilarius, angeblich Kanzler Kaiser Heinrichs II., zusammenstellt, dessen Grab sich – wie noch Aventin bezeugt – in der Klosterkirche befand, für eine vom Herzog geplante Heiligsprechung dieses Bischofs.

    Auffallend im vorliegenden Bestand sind die – in anderen Beständen vergleichsweise seltenen – sog. „Teilbriefe“, in denen bei Heiraten von Eigenleuten aus verschiedenen Herrschaftsbezirken die zu erwartenden Nachkommen zwischen den Grundherren wechselweise aufgeteilt werden, z.B. zwischen den Klöstern Neuburg und St. Ulrich und Afra (Nr. 10, 29 und 87), Kühbach (Nr. 15), Geisenfeld (Nr. 36 und 70), Thierhaupten (Nr. 24), dem Domkapitel zu Augsburg (Nr. 27), den Bischöfen von Eichstätt (Nr. 56 und 116), den Marschällen von Pappenheim (Nr. 43) und zahlreichen anderen Grundherren, insgesamt 29 Teilbriefe, von 1284 bis 1405. Ein besonderer Stellenwert kommt dabei den beiden 1297 (Nr. 14) und 1299 (Nr. 16) mit der Komturei des Templerordens in Moritzbrunn (Musprunne) geschlossenen Teilbriefen zu, eine der seltenen, tatsächlich nachgewiesenen Kommenden des 1312 aufgelösten Templerordens im bayerischen Raum, zu der insgesamt nur wenige Zeugnisse existieren.

    Der Gründungsbesitz des Klosters wird kontinuierlich gemehrt, 1322 überlässt der Augsburger Bischof Friedrich Spät von Faimingen dem Kloster als Entschädigung für die Verwüstungen durch die Feinde Kaiser Ludwigs des Bayern die Pfarrei zu Ried mit ihren Einkünften (Nr. 31), 1360 erhält das Kloster die Pfarrei Leidling (Nr. 84). Aus einer Urkunde vom 23. Februar 1463 (Nr. 248), in der Papst Pius II. die Domdekane von Augsburg und Eichstätt damit beauftragt, dafür zu sorgen, dass die bei einem Brand 1463 (incendium in monasterio … positum) vernichteten Privilegien des Klosters demselben neu ausgestellt werden (vgl. noch Nr. 270/271 vom 8. April 1475), lässt sich ein Großteil des damaligen Klosterbesitzes rekonstruieren, u.a. Großmehring, Zagelham (= Kleinmehring), Langenmosen, Winkelhausen, Malzhausen, Eutenhofen, Hollenbach, Zell, Dinkelshausen, Joshofen und Erlachhof. Zu Erlachhof existiert im vorliegenden Bestand auch ein sehr umfangreicher Urkundenkomplex über die Verleihung des Gutes 1511 an Doktor Magnus Ayrenschmaltz, Leibarzt von Herzog Wilhelm IV., und dessen Erben (Nr. 356 u.ö.).

    Neben dem Grundbesitz gehörte die halbe Donaubrücke und ein Teil des Brückenzolles dem Kloster und wurde jährlich nach einem Gerichtsbrief von 1388 (Nr. 133) an die Stadt zu Lehen verliehen, ebenso wurden 1393 durch den Vogt Eberhard Mistelbeck der Klostermühle die ältesten Rechte auf das beste Mühlwasser an der Donau bestätigt (Nr. 142).

    Da die Klosterkirche Unsere Liebe Frau gleichzeitig als zweite Pfarrkirche (neben St. Peter) in Neuburg fungierte, kam es immer wieder zu Streitigkeiten zwischen Kloster und Pfarrer, so über die Abhaltung der Jahrtage, die Aufbewahrung des Kirchenschatzes, den Schutz des Friedhofes vor weidenden Tieren oder die Wahl geeigneter Kaplane für den Kaiser-Heinrich-Altar etc. (z.B. Nr. 215, Nr. 237), bis 1510 die Pfarrkirche von Papst Julius II. auf Bitten der Äbtissin Margarethe von Bayern dem Kloster inkorporiert wurde. Andernfalls sei nicht mehr gewährleistet, dass für die zahlreichen und oft aus vornehmen Familien stammenden Klosterfrauen (inibi plurime numero et alique de magno nobilium genere) auch immer ein Seelsorger vorhanden ist (Nr. 349).

    Wie sich auch aus verschiedenen Ablassurkunden, in denen alle Konventsmitglieder namentlich aufgeführt sind, belegen lässt, war der Konvent um 1500 in der Tat recht ansehnlich, z.B. Nr. 304 (ausgestellt 1490 anlässlich der Türkenkriege, 33 Schwestern), Nr. 348 (ausgestellt 1510, von Papst Julius II., 37 Schwestern) und Nr. 376 (ausgestellt 1518 von Albrecht von Brandenburg für den Bau der Peterskirche, 39 Schwestern).

    Während noch 1360 die Äbtissin Elisabeth Neyllingerin in Übereinstimmung mit dem Konvent sich gezwungen sah, die Zahl der Konventsmitglieder aus wirtschaftlichen Gründen auf 20 zu beschränken (Nr. 85), vollzog sich in den folgenden Jahrhunderten offenbar ein Aufschwung des Klosters. Von Bedeutung war dabei Margarethe von Bayern, die zweite Tochter Herzog Georgs des Reichen und letzte Vertreterin der Linie Bayern-Landshut, die 1494 in das Dominikanerinnenkloster Altenhohenau eingetreten war, dasselbe aber 1506 nach dem Ende des Landshuter Erbfolgekriegs ohne Genehmigung zusammen mit Barbara Obdacherin verließ, um nach Neuburg, der Residenz ihrer Neffen Ottheinrich und Phillip, zu gehen. Nach der Lossprechung aus der Exkommunikation durch Papst Julius II. 1508, war sie von 1509 an bis zu ihrem Rücktritt 1521 Äbtissin des dortigen Klosters, 33 Urkunden nennen sie als Äbtissin. 1527 – nach ihrem Rücktritt – versorgte sie das Kloster noch mit einer Entschädigung von jährlich 500 Gulden für den Verzicht auf ihre Ansprüche gegenüber ihren beiden Neffen (Nr. 413).

    Im Jahr 1541 stellt Pfalzgraf Ottheinrich dem Kloster noch einen sog. „Schadlosbrief“ aus, für eine von diesem geleistete Bürgschaft, wobei die Höhe der von Ottheinrich bei Hans Koler zu Nürnberg geliehenen Summe immerhin 27.600 Gulden betrug (Nr. 458).

    Nach der Einführung der Reformation in Neuburg durch Ottheinrich 1542 wurde das Kloster zwar nicht sofort aufgehoben – es existieren 3 Notariatsinstrumente aus dem Jahr 1543 von Konventualinnen, die ihren Abschied aus dem Kloster nehmen (Nr. 460, 461 und 462) – , aber nach dem Ende der kurzen Rekatholisierung im Schmalkaldischen Krieg und dem Tod der letzten regulären Äbtissin, Magdalena Hundt von Lauterbach, übernahm die Administratorin Barbara Ringhammer die Verwaltung des Klosters. Dieselbe verließ dann am 21. September 1584 (Nr. 505 und 506 = Pfalz-Neuburg, Kirchenrat, Urkunden) zusammen mit einer ehemaligen Dominikanerin und zwei Laienschwestern das Kloster für immer, um mit aller beweglichen Habe und Kirchenzier sowie einer gnädig gewährten Abfindung zuerst ins Kloster Kühbach, dann nach Hohenwart zu gehen.

    Äbtissinnen des Klosters:

    Im Folgenden sind die Namen der Äbtissinnen aufgeführt, die im vorliegenden Urkundenbestand nachzuweisen sind, und zwar jeweils die erste und letzte Nennung als Äbtissin, sowie die Gesamtzahl der Nennungen. Zu beachten ist, dass es sich bei einigen Äbtissinnen gleichen Vornamens, die zeitlich direkt aufeinander folgen (z.B. Anna und Barbara), auch um zwei verschiedene Äbtissinnen handeln kann.

    • Sophia Nr. 1 (1259 VII 13) – Nr. 2 (1266 XI 16) [2]
    • Elisabeth Nr. 3 (1269 X 7) – Nr. 4 (1269 XI 16) [2]
    • Hiltrudis Nr. 5 (1272 III 27) – Nr. 9 (1281 VII 25) [5]
    • Agnes von Turnsberg Nr. 12 (1293 XI 30) – Nr. 31 (1322 II 23) [6]
    • Margarethe Nr. 36 (1329 I 30) – Nr. 74 (1352 XII 16) [17]
    • Elisabeth Neyllingerin Nr. 85 (1360 III 12) – Nr. 136 (1389 X 18) [20]
    • Kunigunde Nr. 139 (1391 I 29) – Nr. 149 (1396 V 15) [5]
    • Elisabeth Nr. 151 (1397 III 17) – Nr. 184 (1419 I 3) [17]
    • Anna (Vermutlich Anna von Muckental und Anna Pfergnerin) Nr. 188 (1429 I 20) – Nr. 221 (1450 I 19) [13]
    • Barbara (Vermutlich Barbara Wielandin und Barbara Brunner) Nr. 224 (1450 X 30) – Nr. 298 (1485 XII 21) [30]
    • Anna Gurrin Nr. 301 (1487 VI 8) – Nr. 342 (1508 I 10) [24]
    • Margarethe von Bayern Nr. 344 (1509 VII 4) – Nr. 384 (1521 I 1) [34]
    • Eugenia Maisselbergerin Nr. 387 (1521 IX 23) – Nr. 419 (1530 V 20) [24]
    • Hilaria Egnin (In Nr. 348 (1510 VII 9) und Nr. 376 (1518 V 17) als Klosterfrau genannt) Nr. 424 (1531 XII 18) – Nr. 443 (1537 VII 10) [16]
    • Ursula von Seiboldsdorf (In Nr. 376 (1518 V 17) als Klosterfrau genannt) Nr. 445 (1538 X 22) – Nr. 465 (1545 X 6) [15]
    • Magdalena Hundt zu Lauterbach Nr. 466 (1547 IV 15) – Nr. 473 (1551 VIII 18) [7]
    • Barbara Ringhammer, Verwalterin Nr. 479 (1555 V 7) – Nr. 500 (1579 VII 4) [9]

  3. Literatur (Auswahl)
  4. GRASSEGGER, Joseph Benedikt, Das ehemalige Nonenkloster in Neuburg, in: Neuburger Kollektaneenblatt 2 (1836), 25-29, 41-44, 58-62, 74-79, 81-83 und 3 (1837), 11-16, 28-31, 41-44, 59-62, 74-79, 84-88, 91-92.

    ZEITELHACK, Barbara (Hrsg.), Pfalzgraf Ottheinrich. Politik, Kunst und Wissenschaft im 16. Jahrhundert, hrsg. von der Stadt Neuburg a.d.Donau (= Neuburger Kollektaneenblatt 150), Regensburg 2002.

    NADLER, Markus, Neuburg an der Donau. Das Landgericht Neuburg und die Pfleggerichte Burgheim und Reichertshofen, Historischer Atlas von Schwaben (=HAB) 1, 16, München 2004.

    SEITZ, Reinhard H., Artikel „Kloster Neuburg a.d.Donau“, in: Germania Benedictina (im Druck).

  5. Durchgeführte Arbeiten
  6. Der vorliegende Urkundenbestand (Nrr. 1-506) umfasst die Jahre 1259 bis 1584 und ist im Bayerischen Hauptstaatsarchiv unter der Signatur „Benediktinerinnenkloster Neuburg“ (Nrr. 1-504) bzw. „Pfalz-Neuburg, Kirchenrat, Urkunden“ (Nrr. 1-2 = Nrr. 505-506) zu bestellen.

    Im Rahmen des DFG-Projektes „Schriftlichkeit in süddeutschen Frauenklöstern“ wurde der gesamte Bestand provenienzrein neu geordnet und durchnummeriert, unter Einbeziehung einer Abgabe aus dem Staatsarchiv Augsburg sowie verschiedener Abgaben aus dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. An Vorarbeiten waren eine Aussteller-Sieglerliste (bis 1400) und Datumszettel vorhanden.

    Die Regesten wurden nach den Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns (Stand: Januar 2009) erstellt, es ist ein Personen- und Ortsindex vorhanden. Die Identifikation der Ortsnamen in Fußnoten und Index richtet sich nach dem Stand der Gebietsreform von 1972/78 mit den Angaben von Gemeinde und Landkreis. Zitate aus dem Originaltext der Urkunden sind kursiv gesetzt.

    Unter den Angaben zur Literatur finden sich Hinweise auf Regesten zu einzelnen Urkunden in den Regesta Boica (=RB), Band 3-10, München 1825-1843, außerdem wurde zum Vergleich ein Kopialbuch aus dem 16.Jh. (=KL Neuburg 11) herangezogen.

    Weitere verwendete Abkürzungen: S = Siegler, AS = Altsignatur, Or. = Original

    Ergänzend ist noch auf den Urkundenbestand zu Kloster Neuburg im Archiv des Historischen Vereins Neuburg a.d.Donau hinzuweisen, der 24 Urkunden von 1391 bis 1544 enthält (z.T. Abschriften).

Dr. Silvia Strodel