CLVXXXXII. Nachrichten aus dem Elsaß.

(24. April 1525.)

Lieber Herr Obristmeister, Ulrich Wirtner. Ich hab vor dreyen Wochen meiner Pauern einen fencklich annemen wollen, umb daß er über mein Verbot, den Gartner von Straßburg in mein Oberkeit, sein lutherisch Sect zu predigen, gefürt. Der ist gewichen, und hat etlich Pauern von Pürß, Barthweyler, Ottenrod und aus andern Dörffern bewegt, mit werhafter Hand nahend by Barr zu ziehen. Von denen bin ich gedrungen worden, denselben der Fencknuß zu sichern und ein andern meiner Gefangnen ledig zu laßen. In dem er und sie wieder abzogen, sein etlich meiner Unterthanen zu ihnen komen, haben sich all des miteinander veraynt, das Evangeli und göttlich Recht zu handthaben. Daruff haben der Landtvogt zu Hagenau und ich so vil gehandelt, daß die gedachten auch meine Pauern uns umb Verzeihung gebeten, und zugesagt haben, mich hinfür nie mehr zu überziehen, oder an meiner Oberkait zu verhindern, und ist die Sache also gantz früntlich hingelegt. Nachmals haben des Bischofs von Straßburg Räte zwen lutheranisch Pfaffen gefangen, deßhalben sich ein großer Hauff Bauern wiedernmb versamlet, haben die Clöster Altdorff, Truttenbausen und Ebersheimmünster eingenomen, darin sie noch ligen, und meine Pauern, so vor zu ihnen gelobt, haben auch zu ihnen ziehen müssen; sonst ftet es in meiner Herrschafft wol. Aber in diesen Läuffen ist dem Landfrieden nit zu vertrauen, hab mich mit Weyb und Kinder hieher getan, zu sehen, wo es hinaus wolle. Hierinn findet ihr ein erschröckliche Newzeitung. So sollen der Herrschaft Rappoltzstain Pauern auch abgefallen sein, sonderlich zu Rappersweiler. Hier will der gemain Man die Clöster gestürmt und abgebrochen haben, darin sucht der Rat täglich Mittl. Bit euch mit besonderm Fleiß, mich bey einem aygen Poten uf mein Coften zu berichten, wie es auf dem Schwartzwald und bey Euch stehe. Ich hör Schuttern sey auch eingenommen. Damit allzeit Ewr. Datum Sletstat am 24. Tag Aprilis A. D. 1525.

Niclas Ziegler Herr zu Barr m. p.