Charter: Illuminierte Urkunden 1328-06-07_Bruessel
Signature: 1328-06-07_Bruessel
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1328-06-07, Avignon
Bischofsammelindulgenz (10 Aussteller) für St. Leonhard in Zoutleeuw (Léau) [Diözese Lüttich]:Die Bischöfe Johannes von Amelia (Ameliensis), Jordanus von Acerno (Acernensis), Antonius von Sagona (Sagonensis), Rudolfus von Cyzicus (Siriquensis), Bonifatius von Sulcis (Sulcitani), Madius von Duvno (Demitensis), Guillelmus von Triest (Tergestinensis), Johannes von Drivost (Dirivastensis), Meletius von Gallipoli (Gallipolitani) und Johannes von Ciudad Rodrigo (Roderici) erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die die in der Diözese Lüttich gelegene
Markus Gneiss
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Leuven, Rijksarchief, Sint-Leonardus Zoutleeuw, Nr. 966/32bis
Leuven, Rijksarchief, Sint-Leonardus Zoutleeuw, Nr. 966/32bis
Sieben Siegel nur mehr in Resten erhalten.Material: Pergament







- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn und vier weitere vergrösserte Initialen in der ersten Zeile mit Blattformen, ie aus den farbigen Binnenfeldern ausgespart sind. Im Textblock eine zweizeilige und eine stark vergösserte einzeilige Initiale der gleichen Art. - Fünf Zeilen hohe historisierte Initiale: in Feder vorgezeichnet und mit Farben ausgemalt (kolorierte Federzeichnung). Im Binnenfeld Christusbüste mit erhobenen Händen. Der rot und grün gespaltene Buchstabenkörper mit zwischen Farbflächen ausgesparter Blattranke, rechts oben ein Tierkörper mit Menschenkopf (Mischwesen). Der Buchstabenkörper ragt nach links in den durch Reglierungen markierten Rand hinaus; die linke, mit einem Trifolium abgeschlossene Serife geht bis zum Äussersten dieses Randfeldes. Unterhalb des Buchstabens, auf Höhe der Minuskeln der angrenzenden Zeile, in der Randspalte ein durch einen einfachen Rahmen erzeugtes Bildfeld mit stehendem Bischof, bezeichnet: „Sanctus Leonardus“. Darunter, ohne Bildfeld, ein kniender Geistlicher, bezeichnet: „Magister Johannes de Sceverstene clericus“.
- Stil und Einordnung:
Der Sammelablass für Zoutleeuw ist der erste, bisher bekannte mit dem Typus mit der Christusbüste, der in den folgenden Jahren kennzeichnend für die Illuminierung dieser Gattung werden sollte. Dabei wird das behutsame Vorgehen der Zeichner in der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen, stets die Errungenschaften früherer Werke zu respektieren, in Bezug auf das Layout zu einem Problem: Die dominierende Initiale „U“ wurde im Laufe der Jahre in den Rand hinausgezogen, doch nun soll in einer Spalte darunter ein Bildfeld entstehen. Der Anschluss dieses Feldes an ein bestehendes Element – sei es im Text- oder im Bildfeld – gelingt deshalb nicht gut. Insgesamt ist die Gestaltung der Randspalte nicht an das Textfeld angepasst, denn der zu einem Problem: Die dominierende Initiale „U“ wurde im Laufe der Jahre in den Rand hinausgezogen, doch nun soll in einer Spalte darunter ein Bildfeld entstehen. Der Anschluss dieses Feldes an ein bestehendes Element – sei es im Text- oder im Bildfeld – gelingt deshalb nicht gut. Insgesamt ist die Gestaltung der Randspalte nicht an das Textfeld angepasst, denn der Petent, der nach 1323 Juni für den Dom zu Trier sehen. Hier behauptet sich noch die Christusbüste im Binnenfeld, der Titularheilige findet lediglich am Rand Platz. Bereits 1329 Oktober 24 für Benninghausen ändert sich das und Maria, der die Kirche geweiht ist, übernimmt die Position in der Initiale (Rahmentyps) sehen. Hier behauptet sich noch die Christusbüste im Binnenfeld, der Titularheilige findet lediglich am Rand Platz. Bereits 1329 Oktober 24 für Benninghausen ändert sich das und Maria, der die Kirche geweiht ist, übernimmt die Position in der Initiale (Ikonographische Diversifizierung). - Johannes Sceverstene scheint den Ablass in Avignon erbeten zu haben. Dabei wird er die aufwendigste Version geordert haben, denn neben der reichen Bebilderung sind auch die Initialen im Textfeld, darunter eine zweizeilige, farbig gefasst. Offenbar hat man sich in der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen noch keine Gedanken gemacht, wie man einen Petenten auf der Urkunde unterbringen könnte, weshalb die Figur ohne Bildrahmen bis weit unterhalb des Textspiegels ragt. 1330 September für Dinant taucht erstmals ein Bittsteller im Schaft der U-Initiale auf, im Zusammenhang mit einer Christusbüste gar erst 1331 Jänner 25 für Echternach.
- Während der Christuskopf mit seinen kreisrunden Augen und den Linien, die Brauen und Nasenrücken bezeichnen, auf eine piktogrammartige Wirkung zielen, sind der Heilige und der Mönch freier gezeichnet. Das Mischwesen verbindet mit der Initiale 1328 Mai 12 für die Wiener Pankrazkapelle.
- Gabriele Bartz, Martin Roland
Bibliography:
- Delehaye, 44 (1926), S. 342–379 (S. 363 f. Textabdruck), 45 (1927), S. 97–123, 323–344, und 46 (1928), S. 149–157, 287–343. (Volltitel auf Zotero)
- Homburger, von Steiger, Zwei Ablassbriefe in Bern, 1957, S. 146 (Abb. 5). (Volltitel auf Zotero)
- Homburger, Ablassbrief Königsfelden, 1329, 1957/58, S. 116. (Volltitel auf Zotero)
- Oliver, Herkenrode, 1995, S. 199, Appendix, Nr. 2. (Volltitel auf Zotero)
- Manzari, Miniatura ad Avignone, 2006, S. 354f. (Volltitel auf Zotero)
- Roland, Zajic, Illuminierte Urkunden, 2013, S. 326, online: http://documents.icar-us.eu/documents/2013/11/archiv-fur-diplomatik-schriftgeshichte-siegel-und-wappenkunde.pdf (Volltitel auf Zotero)
Comment
Arenga (Incipit): Pia mater ecclesia ... .Weitgehend standardmäßiges Produkt mit zeittypischem Formular und Diktat. Die Tage, an denen der Ablass gewonnen werden kann, bewegen sich im Rahmen der Zeit, auf die begünstigte Institution wird zumindest mit der Nennung des Leonhardstag und der Tage aller Heiligen, denen - und das ist hier wohl trotz des fehlenden Wortes gemeint - ein Altar in der Kirche geweiht ist (quorum nomina in eadem ecclesia habentur), verwiesen.
Das Gebet für den Impetrator der Urkunde - den am linken Rand der Urkunde abgebildeten Kleriker Johannes de Sceverstene (siehe auch den kunsthistorischen Kommentar) - ist eine der ansonsten üblichen weiteren Ablassbedingungen. Über den Kleriker konnte im Moment noch nichts Näheres herausgefunden werden.
Markus Gneiss
Places
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Belgien
- Type: Region
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- HRR
- Type: Region
- Zoutleeuw
- Type: Empfängerort
Persons
- Guillelmus von Triest
- Antonius von Sagona
- Bonifatius von Sulcis
- Johannes von Amelia
- Johannes von Ciudad Rodrigo
- Johannes von Drivost
- Jordanus von Acerno
- Madius von Duvno
- Meletius von Gallipoli
- Rudolfus von Cyzicus
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- N1: Borders
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Christusbüste
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
- Das Layout der Avignoner Bischofsammelablässe
- Der Petent
- Rahmentyp
- Ikonographische Diversifizierung
Illuminierte Urkunden 1328-06-07_Bruessel, in: Monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1328-06-07_Bruessel/charter>, accessed at 2023-09-29Z
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