Charter: Illuminierte Urkunden 1330-01-28_Koblenz
Signature: 1330-01-28_Koblenz
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1330-01-28, Avignon
Bischofsammelindulgenz (16 Aussteller) für das Zisterzienserinnenkloster in der Leer in Koblenz:Erzbischof Petrus von Nazareth (Nazareni) sowie die Bischöfe Angelus von Sulcis (Sulcitanensis), Poenitentiär des Papstes, Guillelmus von Cassano (Cassanensis), Franziskus von Bisaccia (Bisaciensis), Meletius von Gallipoli (Gallipolitani), Rogerus von Bovino (Biviensis), Vinzenz von Mariana (Maranensis), Johannes von Serbien (Serbiensis), Bonifatius von Sulcis (Sulcitani), Jordanus von Colombo (Columbensis), Johannes von Caorle (Caprulensis), Jordanus von Acerno (Acernensis), Guillelmus von Täbris (Taurisiensis), Madius von Duvno (Delmitensis), Bernardus von Dschordschan (Diagorganensis) und Stephanus von Pharus (Farensis) erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die das in der Diözese Trier gelegene
1331 Juni 7, s.l.
Erzbischof Balduin von Trier bestätigt die obige Indulgenz und fügt weitere 40 Tage Ablass hinzu (nach Archivdatenbank).
Markus Gneiss
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Koblenz, Landeshauptarchiv, Bestand 118, Nr. 25a
Koblenz, Landeshauptarchiv, Bestand 118, Nr. 25a
15 noch erhalten, auf der Plica sind die Namen der Siegler in der Reihenfolge der Besiegelung vorgegeben.
- notes extra sigillum:
- Auf der Vorderseite keine sichtbar, kein Bild der Rückseite vorhanden.


- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn und vier weitere vergrösserte Initialen in der ersten Zeile, zwei davon mit Blattwerkaussparungen vor farbigem Grund, das (U)n(iversis) mit einer Christusbüste und das M(atris) mit Fischen. Im Textblock zwei vergrösserte einzeilige Initialen mit farbigen Binnenfeldfüllungen mit Blattwerkaussparungen. - Siebenzeilige historisierte Initiale: mit der Feder gezeichnet und mit Deckfarben (rot, grün und hellbeige sowie lila für den Hintergrund) koloriert. Im Binnenfeld eine stehende Maria (gekrönt, mit rotem Nimbus) mit Kind, die mit ihrem rechten Arm ihren Mantel ausstreckt und so als Schutzmantelmadonna für die rechts neben ihr knienden und sie anbetenden Nonnen dient. Die Buchstabenschäfte mit farbigen Binnenfeldfüllungen mit Blattwerkaussparungen vor rotem und grünen Grund, rechts oben mit einem Mischwesen mit Kapuze. Das Binnenfeld der Initiale schliesst links in etwa mit dem Textspiegel ab, der Buchstabenkörper ragt in den Randbereich hinein. Oben und an den Seiten noch weitere Linierung zu erkennen. Einerseits durch Feuchtigkeit, andererseits durch ein mangelhaftes Anmischen vom Grün und Lila (so der Grund des Initialfeldes) Schäden in diesen Farben, das Rot teilweise abgeplatzt. Die Feuchtigkeitsschäden im Text teilweise durch Überschreiben in dunklerer Tinte ausgebessert.
- Stil und Einordnung:
Der Ablass für die Zisterzienserinnen in Trier ist bei den farbig historisierten im bisher bekannten Material der zweitfrüheste (davor nur 1329 Oktober 24 für Benningshausen), der sich bei der Wahl des Sujets im Binnenfeld nach den Wünschen der Auftraggeber richtete (vgl. ikonographische Diversifizierung). Auf andere Weise, mit zusätzlichen Bildgelegenheiten am Rand, kann 1328 Juni 7 für Léau ebenfalls als Vorstufe angesehen werden. - Die Schutzmantelmadonna als Sujet ist im bisher bekannten Material noch dreimal nachweisbar: 1335 Juli 5 für Zeven und 1345 März 6 für Aachen, wobei dort das Kind fehlt und wie in der klassischen Anordnung beide Arme Mariens ausgestreckt sind. Der in der Urkunde für Trier genutzte Entwurf wurde 1345 Oktober 18 für Imola noch einmal verwendet. Diese Vorlage wird aus einer stehenden Maria mit Kind entwickelt worden sein (vgl. z. B. 1330 November 12 für Gent).
- Im sekundären Dekor fällt das Mischwesen auf, das freilich mit Kopftuch, häufiger auftaucht: Erstmals erscheint es 1328 Mai 12 für die Wiener Pankrazkapelle im Binnenfeld, 1328 Juni 7 für Léau findet man es, wie bei den folgenden, rechts oben im Schaft: 1329 Jänner 17 für Villich, 1329 September 6 für Königsfelden (mit Tiergesicht) und – mit anderer Auffassung – 1329 für Heggen. Die punktartig gesetzten Pupillen verbinden das Stück für Trier zumindest mit dem Ablass für Vilich.
- Der durch den leicht schief gesetzten Mund recht verwegen dreinblickende Christus in der n-Initiale ist typisch für das Vorgehen der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen, Neuerungen behutsam einzuführen, indem man immer Elemente der früheren Dekoration übernimmt (n-Initiale). So findet man die ikonographische Mischung aus Vera Ikon und Christusbüste später auch in 1330 Oktober 8 für die Forstwaldkapelle, 1330 November 12 für Gent, 1331 Mai 12 für St. Laurenz in Wien und 1331 Oktober 15 für Cembra. Das Antlitz Christi für die Trierer Zisterzienserinnen sticht dadurch hervor, dass die Pupillen mit einem blauen Kreis gerahmt sind; diese Eigenart verbindet es mit 1331 März 28 für Purgstall. Zwar ist der Buchstabenkörper bei 1329 Oktober 24 für Benninghausen anders gestaltet, doch sind die Figurenproportion mit massigem Haupt und die fein gezeichneten Gesichtszüge mit dem winzigen roten Mund gut vergleichbar. Vergleicht man die Faltengebung mit dem knienden Petenten in 1330 September 1 für Dinant, wo wie bei den knienden Nonnen sorgsam Lichter durch eine hellere Lavierung der Grundfarbe, die recht harten Grate durch den dunkelsten Farbton und die Mulden durch eine Abschwächung der Farbe erzeugt werden, möchte man auch diese Initiale diesem Maler zuschreiben. Zu fragen ist, ob die unterschiedliche Gestaltung der Buchstabenkörper – sowohl die Dekoration von Benninghausen wie die von Dinant werden nicht wieder aufgegriffen – als Versuche eines neu in die Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen gekommenen Mitarbeiters zu werten sind.
- Gabriele Bartz, Martin Roland
Comment
Arenga (Incipit): Pia mater ecclesia ... .Standardmäßiges Formular und Diktat der Avignoner Kanzlei. Der Empfänger ist das in der Stadt Koblenz befindliche Nonennkloster in der Leer, das um 1244 gegründet wurde. Das Gebäude befand sich in der Nähe des Hofgutes der Grafen von Helfenstein in Koblenz; Benigna von Helfenstein war die Stifterin und erste Äbtissin des Klosters. Zur Geschichte vgl. Klein, Geschichte, 1847, passim und bes. S. 9–12 (zur Gründung) und S. 22 (zur Lage) (Volltitel auf Zotero).
Markus Gneiss
Places
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Deutschland
- Type: Region
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
- Koblenz
- Type: Empfängerort
- Rheinland-Pfalz
- Type: Region
Persons
- Angelus von Sulcis
- Balduin von Trier
- Bernardus von Dschordschan
- Bonifatius von Sulcis
- Franziskus von Bisaccia
- Guillelmus von Cassano
- Guillelmus von Täbris
- Johannes von Caorle
- Johannes von Serbien
- Jordanus von Acerno
- Jordanus von Colombo
- Madius von Duvno
- Meletius von Gallipoli
- Petrus von Nazareth
- Rogerus von Bovino
- Stephanus von Pharus
- Vinzenz von Mariana
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: Initials
- N1: historiated
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Ikonographische Diversifizierung
- Vorlage
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
- N-Initiale
- Vera-Ikon-Typus
- Christusbüste
Illuminierte Urkunden 1330-01-28_Koblenz, in: monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1330-01-28_Koblenz/charter>, accessed at 2022-06-30Z
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