Charter: Illuminierte Urkunden 1331-02-26_Baltimore
Signature: 1331-02-26_Baltimore
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1331-02-26, Avignon
Bischofsammelindulgenz (13 Aussteller, davon fünf Wiederholungen) für Notre-Dame de Fargues in Albi:Erzbischof Guillelmus von Bar (Antibarensis) sowie die Bischöfe Johannes von Serbien (Serbiensis), Bonifatius von Sulcis (Solcitanus), Thomas von Lavata (de Laveria, unsicher, aus Eubel nicht lokalisierbar), Meletius von Gallipoli (Gallipolitani), [folgen nochmals Johannes von Serbien und Bonifatius von Sulcis], Rudolfus von Cyzicus (Siriquensis), Antonius von Sagona (Sagonensis), Salmannus von Worms (Wormaciensis), [folgen nochmals Meletius von Gallipoli ,Thomas von Lavata und Antonius von Sagona] erteilen all jenen einen Ablass von 40 Tagen (misericorditer in Domino relaxamus), die die
1331 März 2, s. l.
Bischof Béraud von Albi bestätigt die obige Indulgenz und fügt weitere 40 Tage Ablass hinzu.
1335 April 16, castro de Marsaco
Bischof Petrus von Albi bestätigt die obige Indulgenz und fügt weitere 40 Tage Ablass hinzu.
Markus Gneiss
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: HOCH
Bearbeitungsstand: HOCH
Current repository:
Baltimore, Walters Art Gallery, W. 742 Lf
Baltimore, Walters Art Gallery, W. 742 Lf
Vier Seidenschnüre noch erhalten, daran ein Siegel (wohl des bestätigenden Bischofs), der Rest abgefallen.Material: Pergament
Condition: Es scheint, als sei die Urkunde einem Goldschläger zum Opfer gefallen.
- notes extra sigillum:
- auf der Vorderseite die beiden Bestätigungen mittig unterhalb des Urkundentextes oberhalb der Plica, kein Bild der Rückseite vorhanden.


- Materielle Beschreibung:
Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz: Historisierte Initiale U(niversis) zu Textbeginn, eine zweizeilige und drei weitere vergrösserte Initialen in der ersten Zeile, in Zeile 21 einzeilige Initiale mit Halbfigur des Bischofs von Albi mit ausstrahlendem Dekor sowie sechs unterschiedlich vergösserte einzeilige Initialen mit Gold und Farben; zahlreiche einzeilige Initialen mit Fleuronnée-Umrandung im Textblock. - Sechszeilige historisierte Initiale: mit der Feder gezeichnet und mit Deckfarben und Gold koloriert. Im Binnenfeld thronende Madonna mit stehendem Kind; davor eine Gruppe von hochrangigen knienden Klerikern (Kardinal, Bischöfe und ein Abt). Die Buchstabenschäfte schmal und mit Flächendekor, das Initialfeld von einer schmalen Leiste gerahmt, oben jeweils eine Verdickung mit Dornblattelementen, leicht ausstrahlend. (U)n(iversis) zwei Zeilen hoch mit Dornblattfüllung (vor Blattgold?). Diese Initiale wie auch S(ancte) und E(cce) mit längeren Dornblattausläufern links oben vom Initialfeld ausgehend; M(atris) mit kürzerem Dornblattschmuck. Die einzeilige Initiale mit dem Kniestück eines Bischofs in der gleichen Art, jedoch mit zwei längeren Dornblattausläufern.
- Stil und Einordnung:
Das Layout der Indulgenz für Albi musste die besonderen Wünsche des Beststellers berücksichtigen, denn die n-Initiale in der ersten Zeile musste zweizeilig konzipiert und eine weitere im Textblock für Illuminierung besonders gross gestaltet werden. Im bekannten Material ist bisher vorher erst 1330 November 12 für Gent zu nennen, wo eine vergleichbare Abwandlung des Layouts vollzogen wurde. Wahrscheinlich wird der hochrangige Auftraggeber aus dem Umfeld des Bischofs von Albi, Béraud de Fargues, diese Abwandlung vom Üblichen durchgesetzt haben. - Die thronende Madonna wäre im Rahmen der ab 1329 (erstes Beispiel: 1329 Oktober 24 für Benninghausen) einsetzenden ikonographischen Diversifizierung in der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen durchaus abfragbar gewesen, obwohl die meisten Ablässe der Zeit mit einer Christusbüste illuminiert werden. Doch wird man die buchmalerische Qualität und die Kostbarkeit der Farben und des Goldes dort vergeblich suchen.
- Auf Grund der hohen Qualität muss es sich bei diesem Stück um eine Dekoration beim Empfängerr handeln. Dabei wird der Bischof von Albi oder aber sein Sekretär und Prior von Notre Dame de Fargues, Jean Debar, die Indulgenz zum Illuminieren an eine in Avignon ansässige Buchmalerwerkstatt gegeben haben. Francesca Manzari (2006, S. 136) hat die Indulgenz für Albi freilich nur innerhalb ihrer Gattung gesehen und sie keiner der von ihr erforschten Buchmalergruppen zugewiesen.
- Martin Roland, Gabriele Bartz
Bibliography:
- Randall, Baltimore 1, 1989, S. 164f., 128 (Abb.). (Volltitel auf Zotero)
- Manzari, Miniatura ad Avignone, 2006, S. 136, 354. (Volltitel auf Zotero)
- Roland, Zajic, Illuminierte Urkunden, 2013, S. 326, Anm. 132, online unter: http://documents.icar-us.eu/documents/2013/11/archiv-fur-diplomatik-schriftgeshichte-siegel-und-wappenkunde.pdf (Volltitel auf Zotero)
Comment
Arenga (Incipit): Pia mater ecclesia ...Béraud de Fargues, der offensichtlich als Impetrator dieser Indulgenz fungiert, obwohl er nicht explizit als solcher genannt wird, war von 1314 bis 1334 Bischof von Albi. Er stammte aus einer südfranzösischen Adelsfamilie, die familiäre Beziehungen zu Papst Clemens V. (im Amt von 1305-1314) hatte. Unter anderem dank dieser kurialen Verbindung schafften es zahlreiche Familienmitglieder in führende Kirchenämter; beispielsweise war Bérauds Bruder Bernard Erzbischof von Narbonne. Die guten Verbindungen zur Kurie dürften auch nach dem Tod von Clemens V. im Jahr 1314 nicht abgerissen sein – der vorliegende Ablass wurde ja bereits im Pontifikat Johannes‘ XXII. ausgestellt, vgl. dazu Caillet, Papauté, 1975, S. 316. Bemerkenswert ist der hohe Anteil der individuellen Elemente im Diktat der Narratio, welche die Stiftertätigkeit des Bischofs von Albi hervorstreicht und prominent in Szene setzt. Die Bestätigung von Bischof Béraud wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit von der gleichen Hand wie der restliche Urkundentext verfasst – ein weiteres Zeichen dafür, dass der Bischof persönlich in Avignon anwesend war.
Etwas irritierend ist die überaus fehlerhafte Ausstellerliste. Ursprünglich für 13 verschiedene Aussteller geplant, reduzieren sich diese durch zahlreiche irrige Wiederholungen der Bischöfe auf acht.
Markus Gneiss
Places
- Albi
- Type: Empfängerort
- Avignon
- Type: Ausstellungsort
- Fankreich
- Type: Region
- Frankreich (Kurie)
- Type: Region
Persons
- Antonius von Sagona
- Bonifatius von Sulcis
- Béraud von Albi
- Guillelmus von Bar
- Johannes von Serbien
- Meletius von Gallipoli
- Petrus von Albi
- Rudolfus von Cyzicus
- Salmannus von Worms
- Thomas von Lavata
Keywords
- Illuminated Charters: Niveaus:
- N1: historiated
- N1: Initials
- N1: with Additional Colours
- N1: painted
- N2: Borders
- N2: zoomorophic
- Illurk-Urkundenart:
- Bischofsammelindulgenz
- Glossary of illuminated charters (in German):
- Historisierte Avignoner Bischofsammelindulgenz
- Das Layout der Avignoner Bischofsammelablässe
- N-Initiale
- Ikonographische Diversifizierung
- Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen
- Christusbüste
- Dekoration beim Empfänger
Illuminierte Urkunden 1331-02-26_Baltimore, in: monasterium.net, URL </mom/IlluminierteUrkunden/1331-02-26_Baltimore/charter>, accessed at 2022-06-25Z
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