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Charter: Illuminierte Urkunden 1475-03-20_Kronstadt
Signature: 1475-03-20_Kronstadt
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1475-03-20 (neuer Stil), Rom (Deckfarbenausstattung [etwas] später in Siebenbürgen)
Papst Sixtus [IV.] verleiht der Marienkirche in Kronstadt/Brasov einen Ablass.
Papst Sixtus [IV.] - der angibt: Er hat erfahren, dass es in der Diözese Gran (in diocesi Strigoniensi) eine angesehene und berühmte Stadt namens Kronstadt/Brasov (quoddam insigne et notabile oppidum Corona alias Brascho nuncupatum) gibt, die zur Zeit unter der Herrschaft des ungarischen Königs Matthias [Corvinus] steht und sowohl am Rand der Christenheit als auch an der Grenze zum nichtchristlichen Gebiet der Walachei liegt, und dass sich dort eine große Menge sowohl von Walachen, Armeniern, Bulgaren und Griechen als auch anderer Ungläubiger (infidelium) zusammen mit den Christen aufzuhalten pflegen, von denen viele im Wunsch, sich von der alten schmutzigen Gesinnung und vom Makel reinzuwaschen, inspiriert durch die göttliche Gnade zur Gnade der Taufe und zum christlichen Glauben eilen. Weiters erfuhr er, dass die genannte Stadt oftmals auch von den grausamen Osmanen (ab ipsis sevissimis Turchis), den Feinden des christlichen Kreuzes, komplett durch Feuer zerstört und geplündert wurde, und dass in derselben Stadt gerade eine Pfarrkirche zu Ehren der heiligen Jungfrau Maria sehr kostspielig mit Quadersteinen gebaut wird, die aber ohne große Hilfe von Christgläubigen nicht vollendet werden kann und aufgrund der Plünderungen durch die genannten Ungläubigen auch nicht mit Büchern, Kleinodien, Kelchen und Paramenten ausgestattet ist.
- erteilt allen Christgläubigen beiderlei Geschlechts und gleich welcher Herkunft, die reumütig und nach Ablegung der Beichte die genannte Kirche jährlich besuchen, und zwar am Festtag der Heimsuchung Mariä [2. Juli] sowie an zwei unmittelbar vorangehenden und zwei unmittelbar darauffolgenden Festtagen, einen Ablass von sieben Jahren und ebensovielen Quadragenen (septem annos et totidem quadragenas de iniunctis eis penitentiis misericordita in Domino relaxamus). Den Ablass in derselben Höhe erteilt er auch all jenen, die sich an dem Bau, der Wiederherstellung, Instandhaltung, Ausstattung und Stützung (fulcimentum) der Kirche beteiligen. Dies alles macht Sixtus im Wunsch nach Vollendung des Kirchenbaus, nach Ausstattung der Kirche mit Büchern, Kleinodien, Kelchen und Paramenten sowie deswegen, damit die Christgäubigen aus Anlass der Frömmigkeit zu dieser Kirche strömen und diese noch freigebiger unterstützen. Und damit alle Christgläubigen, die zu dieser Kirche kommen, in den Genuss dieses Ablasses kommen können, gestattet (concedimus) der Papst dem jetzigen Pfarrer Johannes Reudel (dilecto filio Johanni Rewdel) sowie allen seinen Nachfolgern für immer und ewig 15 geeignete Beichtväter, seien es Säkularkleriker oder Regularkleriker, die den Gläubigen die Beichte an den genannten Tagen abnehmen, ihnen die Absolution für Ausschweifungen und Sünden nach der gewöhnlichen Regel der Kirche geben und eine Buße auferlegen. Weiters möchte er, falls den Besuchern und Unterstützern dieser Kirche sowie auch den Almosengebern bereits ein anderer ewiger oder zeitlich begrenzter Ablass von ihm gewährt wurde, dass die vorliegende Urkunde keine [Rechts-]Kraft und Bedeutung hat.

Markus Gneiss
Source Regest: Bearbeitungsstand: HOCH
 

Original
Current repository
Kronstadt (Brasov), Archiv der Evang. Kirchengemeinde A.B. Kronstadt (Comunitatea Evanghelică honterus), I. E. 60




    Graphics: 






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      • Materielle Beschreibung: 
        Papstname in charakteristischer Zierschrift. Die Oberlängen der langen "s" der ersten Zeile cadellen-artig geformt. Die kreisrund angelegte Initiale U(niversis) mit reichem graphischem Dekor.
        Die Initiale S(ixtus) in Deckfarben gemalt vor blattgoldenem Initialfeld. Von der Initiale geht üppiger dreiseitiger floralerRanddekor aus.
      • Stil und Einordnung: 
        Adinel Dinca kann den Dekor überzeugend mit anderen Handschriften aus Siebenbürgen verbinden. Zu nennen sind vor allem ein Graduale (Hermannstadt/Sibiu, Brukenthal-Bibliothek, Ms. 759: Mss. medievale occ. din Romania, 2018, S. 170f.), eine Vigiliale-Handschrift (ebendort, Ms. 633: ebendort, S. 159f.) und ein Psalter/Hymnar (ebendort, Ms. 641: ebendort, S. 161).
        Die Gruppe steht in einem Umfeld durchaus lebendiger Buchmalerei-Tradition (dazu Dinca), die vor allem zeitnahe (3. Viertel 15. Jh.) Einflüsse aus Augsburg verarbeitet. Ms. 633 ist freilich ohne jeden Zweifel erst 1507 entstanden.
        Die Verbindungen der Deckfarbendekoration des päpstlichen Ablasses sind mit dem Graduale am engsten. Es besteht kaum Zweifel, dass derselbe Buchmaler tätig war. Als ein charakteristisches Detail kann man auf die "fleischigen" Fibrillen verweisen, die wie aus drei Kugeln zusammengesetzt wirken.
      • Dinca geht, durchaus nachvollziehbar, davon aus, dass das einzig sichere Datum, nämlich 1507 für die ganze Gruppe verbindlich ist. Er erkennt ganz korrekt, dass das Datum, an dem die Urkunde in Rom ausgestellt wurde (1475) keineswegs mit dem Datum identisch sein muss, an dem der gemalte Dekor in Siebenbürgen ergänzt wurde. Trotzdem würde ich denken, dass der Ablass sofort mediales Interesse auf sich gezogen haben wird und dass daher auch sofort der Wunsch entstanden sein mag, ihn über das kuriale, also bloss tintenfarbige Mass hinaus bunt auszustatten.
      • Martin Roland
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      Bibliography
      • Die hier vorliegende Beschreibung verdankt Vieles der Hilfe von Ciprian Firea und Adinel Dinca.
      • Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, Bd. 7, Nr. 4029: http://siebenbuergenurkundenbuch.uni-trier.de/catalog/1860
      • Dinca, Papal and Curial Letters, 2018, S. 368. (Volltitel auf Zotero)
      • Dinca, Illuminating the page in Transylvania around 1500. The first contact”, in: Etude bibliologique / Library Research Studies 1 (2019), S. 5-38, zur Indulgenz S. 24, 26, 27-30, zur stilistischen Gruppe S. 16-27.

      Comment

      Scriptor: Sinolfus
      Frenz, Conspectus, kann Sinolfus de Castro Otherio (di Castel Lotario) als Schreiber von 1464-1482 nachweisen. Er wird 1497 Bischof von Chiusi und stirbt 1503: https://www.phil.uni-passau.de/fileadmin/dokumente/fakultaeten/phil/lehrstuehle/frenz/RORC/littera_S.pdf. Andreas Mayer, Kanzleiregeln, kann ihn 1464 Abbreviator nachweisen: https://www.uni-marburg.de/de/fb06/mag/institut/prof-dr-andreas-meyer/kanzleiregeldateien/pius2.pdf#page=136
      Martin Roland


      LanguageLatein
      Places
      • Italien (Kurie)
        • Type: Region
      • Kronstadt/Brasov
        • Rom (Deckfarbenausstattung [etwas] später in Siebenbürgen)
          • Rumänien
            • Type: Region
          • Siebenbürgen
            • Type: Region
          • Ungarn
            • Type: Region
          Persons
          • Papst Sixtus [IV.]
            Keywords
            • Illuminated Charters: Niveaus:
              • N1: painted
              • N1: drawn
              • N1: Initials
              • N1: with Additional Colours
              • N2: Initials
              • N2: Penwork(Fleuronnée)
              • N2: Display script (with decorative character)
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