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Charter: Illuminierte Urkunden - Wappenbriefe 1339-08-09_Trient
Signature: 1339-08-09_Trient

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1339-08-09_Trient

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1339-08-09, Breslau
Wappenbrief: König Johann von Böhmen verleiht dem Bistum Trient ein Wappen:
Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg (Boemie rex ac Lucemburgensis comes), verleiht (damus, concedimus et donamus) dem Bistum Trient auf Bitte seines treuen Gefolgsmannes (amicus noster carissimus), des Bischofs Nikolaus von Trient, das heimgefallene Wappen des heiligen Märtyrers und Patrons des genannten Königreiches, Wenzels (arma sancti Wencezlai martiris eiusdem regni nostri patroni gloriosi nunc vacantia), so wie es am Ende des Privilegs gezeichnet ist (in fine presentis nostri privilegii designata), damit dieser Bischof und seine Nachfolger im Trienter Bistum dieses jetzt und auf ewige Zeiten nutzen, besitzen und führen dürfen. Da das Bistum einem feindlichen Angriff wie die Zielscheibe dem Pfeil ausgesetzt sei (hostium incursibus velut signum ad sagittam est exposita), verspricht (promittimus) der Aussteller dieses unter dem Rechtstitel der dem Kärntner Herzog und dem Tiroler Grafen zufallenden Vogtei und aufgrund des verliehenen Wappens zu bewahren und zu schützen (manutenere et ... defensare).
Markus Gneiss
Source Regest: FWF Projekt P 26706-G21 "Illuminierte Urkunden"
Bearbeitungsstand: MITTEL
 

Original
Current repository
Trient, Archivio di stato, Archivio Principesco Vescovile sezione latina, capsa 39, n. 7bis




    Graphics: 
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    • Materielle Beschreibung: 
      Einfache Initiale J(ohannes) in Lombardenform. Unter dem Textblock und oberhalb der Plika eine freie Fläche, in die eine Darstellung des verliehenen Wappens eingefügt wurde.
    • Stil und Einordnung: 
      Die Darstellung des Wappenschildes fokussiert auf das heraldisch notwendige und erhebt keinen "künstlerischen" Anspruch. Nichtsdestotrotz gewinnt die Urkunde durch das (Wappen-)Bild erstaunliche Präsenz. Und das gerade weil die Darstellung so "plakativ" ist. Die der Heraldik genuin eingeschriebene Funktion der unmittelbaren Rezipierbarkeit ist auch zentraler Punkt des medialen Konzepts illuminierter Urkunden.
    • Die Urkunde hat aber auch (oder vielmehr vor allem) eine politisch-propagandistische Konnotation (siehe dazu auch den diplomatischen Kommentar). Die Darstellung des im Kontext nicht blasonierten Wappens schliesst im unteren Drittel des Pergamentblatts unmittelbar an den Urkundentext an. Die Positionierung erscheint uns heute ungewöhnlich, wir sind für das Reich gewohnt, dass das Bild in eine aus dem Text mittig ausgesparte Fläche eingetragen wird. Dieses Layout prägte der älteste erhaltene Wappenbrief aus dem Reich (1338 Februar 8). Ob dieses jedoch so verbindlich war, wie uns dies heute mit dem Wissen um die prägende Wirkung, die von diesem Stück ausging, erscheint, muss bezweifelt werden. Immerhin gibt es auch eine gewisse Nachfolge für das Konzept, das Wappenbild unterhalb des Textes anzuordnen. Zu nennen sind Beispiele aus Skandinavien und Frankreich.
    • Das dem Bistum verliehene, noch heute als Wappen des Trento fungierende Wappenbild findet sich auf der Widmungsseite des Kunigunden-Passionales (Praha, Univerzitní knihovna, XIV A 17, fol. 1r) als Wappen Wenzels und bestätigt somit die Argumentation der Urkunde; zum Passionale siehe E. Urbánková, K. Stejskal, Pasionál Přemyslovny Kunhuty. Passionale abbatissae Cunegundis (1975), Fig. 1b. Die Äbtissin Kunigunde verstarb am 27. November 1321 in Prag, das ihr gewidmete Buch muss davor entstanden sein.
    • Der geflammte Adler des Hl. Wenzel taucht – jedoch nicht explizit als solcher interpretiert – auch in jener Wappenbesserung (wieder) auf, mit der König Wenzel 1401 September 7, Wien, die anscheinend nie wirksam gewordene Erhebung Francesco Gonzagas zum Markgrafen von Mantua begleitete: Der neue Schild der Familie sollte in Silber ein rotes Kreuz, bewinkelt von einem schwarzen Adler mit geflammten Flügeln, zeigen (in quolibet quatuor angulorum clypei unam aquilam nigram alis extensis et flammeis pennis), siehe den Abdruck der Urkunde bei A. Possevino, Gonzaga [...] (1628), S. 476f. (angeblich nach der illuminierten Ausfertigung im Archiv der Gonzaga). Das Wappenbild eines 1394 Dezember 2, Prag, dem Francesco Gonzaga verliehenen Wappens zeigt hingegen ein vom böhmischen Löwen abgeleitetes Bild.
    • Andreas Zajic, Martin Roland
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    Bibliography

    Comment

    Das dem Trienter Bistum verliehene Wappen wird zwar am unteren Rand der Urkunde bidllich dargestellt, im Kontext jedoch nicht blasoniert (siehe auch den kunsthistorischen Kommentar). Es zeigt in Silber einen rot geflammten, gold bewehrten schwarzen Adler mit goldenen Flügelspangen mit goldenen Kleestängeln. Die Urkunde besitzt eine deutlich politisch-propagandistische Konnotation, indem sie den Wunsch eines treuen Gefolgsmanns (amicus noster carissimus) König Johanns von Böhmen, seines Kanzler, Nikolaus von Brünn, der erst im Vorjahr gegen päpstlichen Widerstand als Bischof von Trient installiert wurde, erfüllt. Dieser habe auf den Mangel eines Wappens seiner Diözese hingewiesen, das als Feldzeichen dienen könnte, und um Beteilung mit dem erledigten Wappen des böhmischen Landespatrons, des hl. Wenzel, gebeten. Zusammen mit der Gewährung dieser Bitte nimmt der Aussteller das Bistum Trient, das einem feindlichen Angriff (gemeint sind hier wohl Angriffe gegen Tirol) wie die Zielscheibe dem Pfeil ausgesetzt sei, unter dem Rechtstitel der dem Kärntner bzw. Tiroler Landesfürsten zufallenden Vogtei wie auch wegen des verliehenen Wappens in seinen besonderen Schutz. Die Junktur velut signum ad sagittam ist eine Paraphrase nach Lam 3,12, eine Bibelstelle, die häufig in mittelalterlichen Urkunden anspielend zitiert wurde.
    Die aus älteren Vorstellungen (Ausgabe von Lehenbesitz samt diesem zugeordneten Wappen an Lehensleute) abgeleitete Ansicht, dass Wappen von im Mannesstamm ausgestorbenen Geschlechtern dem Landesfürsten heimfallen und somit einer Neuverleihung zugänglich sind, blieb lange bestehen. So verlieh Kaiser Friedrich III. am 17. Juni 1453, Graz, dem Augustiner-Chorherrenkloster Vorau ein Wappen, in dem das nach dem Tod des Propstes Andreas Praunpeck als letzter männlicher Angehöriger der Familie ihm als Landesfürsten heimgefallene Wappen (uns als lanndesfürsten ledig worden) Aufnahme fand; vgl. auch Pfeifer, Wappen und Kleinod S. 12–14 und 35 (Nr. 2; 1488 Jänner 20, Innsbruck: Kaiser Friedrich III. verleiht das ihm heimgefallene Wappen der Rottenbucher an Erasmus [Asam] Remer und Jörg Kurz). Der Verweis auf rehensrechtliche Implikationen bei der Wappenverleihung bleibt jedoch eine Randerscheinung.
    Markus Gneiss, Andreas Zajic
    Places
    • Breslau
      • Type: Ausstellungsort
    • Böhmen
      • Type: Region
    • HRR
      • Type: Region
    • Italien
      • Type: Region
    • Trient
      • Type: Empfängerort
    Persons
    • Johann, König von Böhmen und Graf von Luxemburg
      • Nikolaus von Trient
        Keywords
        • Illuminated Charters: Niveaus:
          • N1: historiated
          • N1: with Additional Colours
          • N1: Borders
          • N1: Coat of arms
        • IllUrk-Urkundenart:
          • Wappenbrief
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