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Charter: Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data)  199.
Signature:  199.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 199. , S. 44
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 199. , S. 44

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    199.

    1436, Dezember 19. bis 23.

    Schwyz und Glarus nehmen die Landschaften Toggen burg, Utznach und Gaster in ihr Landrecht auf.

    A. Aus der logen. Rlingenberger Chronik. (Henne S. 235).

    It. als nun die von Zürich ir bottschaft ob dem Walensew hatten vnd die von Walenstatt vnd in Sanganserland zuo inen schwuoren vnd si die aid innament, als vorstat, do hatten die von Schwitz vnd von Glaris angetragen mit dem Gastren, mit Vtznach, mit Liechtenstaig vnd mit dem Turtal, dass si ain lantrecht mit inen wöltint han. Also schikten die von Schwitz vnd von Glaris ir bott

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    schart gen Vtznach, gen Liechtenstaig vnd in das Turtal, die schwuoren ir ewigen lantlüt ze sin, doch iren rechten herren an allen rechten vnd herlichkait on schaden. Si wissten och dennocht 1) nit, wer ir rechter herr was oder wem si mit recht zuogesprochen wurden, wan des von Toggenburg erb lag dennocht in spennen,2) vnd was nit getailt.

    It. also schwuoren och die in dem Gastren vnd vff Ammon ein lantrecht gen Schwytz vnd gen Glaris drissig jar, vnd mainten, der hertzog von Oesterrich hette inen das gunnen,3) doch der selben herrschaft on schaden. Also nament si *) och Grinow jn am sonnen tag vor wienecht. 6) Diss beschach als in der nechsten wuchen vor wienecht des vorgenanten jars anno dni MCGGCXXXVj.

    Als nun aber der von Zürich bottschaft wider über den Wal- lensew herab kamen, do hatten die von Schwitz vnd von Glaris in- genomen, was vnder dem Wallensew war, es war des von Toggen- burgs aigen oder pfand gesin. Die hatten all denen von Schwitz vnd Glaris geschworn, on Wesen vnd Schmerikon, derselben sinn war bas gen Zürich gestanden.

    B. Aus einer Kundschaft, welche Hanns C-allati Im Jahr 14K3 vor dem Käthe zu Glarus ablegte.

    (Aeg. Tschudi1s Chronik II. 224.)

    Botten warend von Schwitz Amman Reding vnd Amman Wagner, von Glarus Amman Tschudi vnd Hans Gallatin, si rittent am mitwuchen vor wienecht6) gen Watwil, als eben am selben tag die botten von Zürich, der Burgermeister Stüssi vnd ander über Walensew hinvff fuorend, das burgrecht im Sarganserland vffze- richten. Also morndes am donstag7) hattend die Toggenburger ze Watwil ein gmein, so vil als in jl») zesamen komen möchtend, denn die gmeind war nit volkomenlich bi zit beruofft vnd verkünt worden, desshalb nit jederman da war. Also huob Amman Reding von Schwitz an mit jnen ze reden, vnd erzalt jnen, wie, vnd was si schweren vnd tuon müosten beiden ländern Schwitz vnd Glarus, so si ein ewig lantrecht zuo jnen annemen weltind, namlich jren

    1) damals noch. 2) im Streit. 3) vergönnt, gestattet. *) diess kann sich nur auf die Schwyzer allein beziehen. ») 23. Dezember. 6) 19. Dezember. ') 20. Dezember. ») Eile.

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    nutz vnd ere ze lürdern, jren schaden ze warnen vnd ze wenden, vnd jnen behnlfen, beraten vnd gehorsam ze sin. Item ob das were, dass jemand mit jnen vss Toggenburg gemeinlich oder dcheiner gegni besunder stöss hette oder gewunne, vnd der oder die denn recht buttind 9) vff die genanten von Schwitz vnd Glaris amman vnd räte, oder vff deweders lu) ort besunders, gegen dem vnd den selben söllend si gemeinlich oder sunderlich das recht allda nemen. Des- glieh ob vnder jnen ein gegni mit der andern stöss gewunn, vnd ein teil vff die von Schwitz vnd Glarus recht bute, dess sol der ander teil gehorsam sin, ob aber beide ort vss vrsachen si dann an andre ort hinwisend, dess sollend si aber ") gehorsam sin. Item, dass kein leig 12) den andern vff frömbde gericht tribe, ouch keiner den andern verhelften noch verbieten 13) dann den rechten gelten u) oder bürgen, vnd jederman vom ansprecher 15) recht nemen in ge- richten, da er sitzt. Item dass si fürbas kein bu'rg- noch lantrecht annemen, es werd jnen dann geraten* von beiden ländern. Er 16) sagt jnen ouch, dass si beliben söltind bi allen jren fryheiten, ge- richten, rechten vnd guoten gewonheiten, wie si die von alter har gebracht. Ouch dass dweder teil mit des andern stüren noch brüchen nichtz ze schaffen söltind haben. Ouch beredt er, dass je ze fünff oder zechen jaren si diss lantrecht allweg ernüweren vnd wider schweren söltind. Ouch sagt er jnen, dass si jrer herrschaft vnd jederman tuon söltind jr pflicht, ob man si aber witer trängen welte, so söltind si beiden orten wol getruwen, dass si jnen darin wol behulffen vnd beraten sin wurdind mit lib vnd guot. Er öffnet jnen ouch, dass sich sölichs alles nach notdurfft wurd müessen verbriefen, vnd ander ding mer, so er jnen fürhielt. Daruff namend sich die Toggenburger ze bedencken vnd ward von jnen mengerlei vnd vil red für die botten gebracht, mit sunderheit 17) meldetend si, wie si vor 1») einen eid zesamen getan hettind, einandern lib vnd guot ze retten, ob si jeman trengen welte wider billichs vnd rechts. Si be gebend ouch, ob si keinist19; in kriegen land vnd lüt innemend, da dero von Schwitz vnd Glarus paner nit bi wäre, dass das selb

    3) bieten würden. 10) das eine oder andere. ") wiederum. ") Laie. ") auf des Andern Vermögen Arrest legen. ") Schuldner. ") Sonst »an sprechig«, der Angesprochne, Beklagte. t6) Ammann Reding. ") insbesondere. "J vorher. ") irgend einmal.

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    jnen volgen vnd beliben sölte, ouch meldetend si von der gefangnen wegen etc. Vff das. bedachtend sich die botten von Schwitz vnd Glarus, vnd antwurt jnen a°) Amman Reding, von des eids wegen, so si zesamen geschworen hettind, ein anderen lib vnd guot ze retten in gelichen, billichen sachen, das irrte si nit, denn diss lant- recht ouch vmb sölichs willen angesechen 21) vnd gemacht wurde. Also hattend die Toggenburger aber ein langen rat, vnd verzoch sich die sach bis vff den abend, je dass die botten von Schwitz vnd Glarus begandend vnwillig werden, vnd redt Amman Reding zuo jnen: »Lieben fründ, damit jrs heiter merkhind, wellind jr lant- lüt werden zuo Schwitz vnd Glarus, so müossent jr ein sölichen eid tuon, als ich üch vor gelütert vnd eröffnet han, denn vns fürer nit bevolchen ist noch kein ander gwalt habend, darüber möchtend si ein antwurt geben ja oder nein, ob si das tuon weltind oder nit?« Vff soliche red verdachtend si sich kurtz, 22) gabend antwurt, si weltind im namen Gottes sölichs tuon und annemen. Also stuond Amman Reding dar vnd öffnet jnen den eid vnd all artickel noch einist luter, vnd hiess si die händ vffheben, das geschach vnd schwuor man. Also wurdend die botten von Schwitz vnd Glarus vnd die lantlüt vss Toggenburg mit einanderen ze rat, dass Amman Wagner von Schwitz vnd Hans Gallati von Glarus in der grafschafft Toggen burg soltind beliben vnd die eid allenthalb zuo Lichtensteig, im nidern amt, zuo Lütispurg, zuo Sidwald im Turtal vnd anderstwa von denen, so noch nit geschworen hettind, söltind innemen, als ouch beschach, vnd fuorend die anderen beid botten, Amman Reding von Schwitz vnd Amman Tschudi von Glarus, gen Vtznach vnd in das Gastern.

    Anmerkung.

    Im Jahr 1463 waltete ein Streit über die Verbriefung des Landrechtes zwischen Schwyz und Glarus einerseits und dem obern Toggenburg ander seits; vergl. den Spruch von Schultheiss und Rath zu Bern bei Tschudi II. 628. Bei diesem Anlasse war es, dass der noch lebende zweite Gesandte von Glarus, Hanns Gall ati, über die Vorgänge bei der Beschwörung des Toggen-

    M) d. h. den Toggenburgern. ") geordnet, festgesetzt. ") nahmen kurze Bedenkzeit.

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    burger Landrechtes am 20. Dezember 1436 als Zeuge verhört und seine inte ressante und lebensvolle Erzählung vor dem Rathe zu Glarus protokollirt wurde. Diese aufgenommene Kundschaft, deren Original sich bis zum Brande von 1861 im Besitze des Herrn Landammann Dr. Heer befand, ist in Aegidius Tschudi's Chronik wörtlich übergegangen, vergl. der Kanton Glarus (Ge mälde der Schweiz Bd. VII.) S. 230; wir durften daher nicht unterlassen, die sen Bericht eines Augenzeugen in unsere Sammlung aufzunehmen.

    Dass als erster Gesandter von Glarus unser Ammann Jost Tschudi erscheint, darf beinahe als selbstverständlich bezeichnet werden; fehlte er doch während mehr als dreissig Jahren im Frieden und im Kriege bei keiner wich tigen Begebenheit! Der zweite Gesandte von Schwyz ist wohl kein Anderer als der in Nr. 189 erwähnte Ulrich Wagner. Das grösste Interesse aber flösst uns das Haupt der Gesandtschaft ein, Ital Reding der ältere, Landam mann zu Schwyz, der in unsern Urkunden schon seit dem Jahr 1413 (Nr. 148) öfters vorgekommen ist. Dem bekannten energischen und zugleich umsichti gen Charakter dieses Staatsmannes entspricht vollständig das entschlossene Auftreten gegenüber den zaudernden Toggenburgern, wodurch er sie veran lasste, den Wünschen von Schwyz und Glarus zu entsprechen und das ihnen angetragne Landrecht ohne Vorbehalt einzugehen.

    Wenn übrigens der alte Zürcherkrieg schon in seinem Anfange haupt sächlich als ein Maehtstreit zwischen Zürich und Schwyz, zwischen Stüssi und Reding erscheint, so kann man gewiss nicht läugnen, dass der Letztere einen äusserst glücklieben Schachzug gethan hat, indem er gerade in dem Augen blicke, wo der Erstere die Sarganserländer in's Zürcher Burgrecht aufnahm, nicht blos von den Toggenburgern, sondern auch von den Utznachern und Gasterern sich Landrecht schwören liess, damit aber zwischen Zürich und dessen neue Mitbürger einen Keil hineintrieb und die Schenkung der Herrschaft Utz- nach durch die Gräfin von Toggenburg werthlos machte. Um diesen Streich ausführen und das stolze Zürich ungestraft herausfordern zu können, bedurfte Reding des Beistandes der Glarner, schon wegen der Lage unsers Landes an der Strasse von Zürich nach Sargans, in unmittelbarer Nähe von Gaster und Utz- nach. Glarus aber hatte allerdings ein hohes Interesse daran, in diesen Land schaften, mit denen es in täglichem Verkehr stand, einen vorwiegenden Ein- fluss zu erlangen und dieselben nicht unter zürcherische Hoheit fallen zu lassen. Und da es die Süssigkeit des Herrschens bereits im Aargau gekostet hatte, so liess es sich ohne Zweifel gerne dazu bereden, seine schützende Hand auch über die Grafschaft Toggenburg auszustrecken, obschon hier ein ebenso unmittelbares Interesse nicht vorlag.

    Die Landrechte wurden in Toggenburg und Utznach unter Vorbehalt aller Rechte der noch auszumittelnden Erben des verstorbenen Grafen, im Gaster mit ausdrücklicher Zustimmung der österreichischen Herrschaft abgeschlossen. Es ist nicht zu verkennen, dass die Landschaften auf diese Weise in ein sonder bares Doppelverhältniss einerseits gegenüber ihren Herren, anderseits gegen über den Ländern Schwyz und Glarus zu stehen kamen, welches, wenn es nicht gelöst wurde, mit der Zeit nothwendig zu Konflikten führen musste.

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    Letztres war dann auch beim toggenburgischen Landrechte in spätem Jahr hunderten wirklich der Fall; bei Utznach und Gaster hingegen wurde der Widerstreit der beiden Pflichtenverhältnisse in der Weise erledigt, dass die Herren dieser Landschaften ihre Rechte den beiden Ländern käuflich überliessen. Die Woche vor Weihnacht 1436 hatte ihre weitgreifenden Folgen auf mehr als drei Jahrhunderte hinaus!

     
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