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Charter: Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data)  205.
Signature:  205.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 205. , S. 79
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 205. , S. 79

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    205.

    1437, März 9.

    Erster Spruch der XIX eidgenössischen Schiedsboten zwischen Zürich nnd der Gräfin von Toggenburg einerseits, Schwyz und Glarus anderseits.

    Wir dise nachgeschribnen, Rudolf! Hoffmeyster ritter, schult- heiss, Franz von Scharnachthal, Rudolf! von Ringoltingen vnd Hanns von Muolern, des rates der statt Bern; Paulus von Bürren, schult- heiss, Virich von Hertenstein, alt schultheiss, Anthoni Russ vnd Peterman Goldsmid, des rates der statt Lutzern; Hemman von Spiegelberg schultheis vnd Heinzman Gruber, des rates der statt Solottern; Heinrich Rerodinger, Heinrich Arnolt, alt ammane, vnd Hanns Kempff, schriber des landes zu Vre; Niclaus von Einwil, alt

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    amman, vnd Hanns Müller von Vnderwalden ob dem wald; Arnolt am Stein vnd Vlrich am Bül von Vnderwalden nid dem Kernwald; Hanns Hüsler, amman, vnd Jost Spiller, alt amman ze Zug, botten, als wir von vnsern herren vnd obern, stetten vnd lendern, zu disen nachgeschribnen sachen geschiben1) vnd vns damitte ze beladen ge wist2) worden sint, bekennen vnd tund kund mit disem brieff allen, die jnn ansechent oder hörent lesen, vnd besunder denen es zu wissen nutz, fromm vnd notdurftig ist, Als sich vil stöss, zwey- tracht, spenn vnd misshellungen erhebt hand zwischend den für sichtigen, wisen Burgermeistern, reten, zunftmeistern, dem grossen rate vnd der gantzen gemeinde der statt Zürich von jr selbs, der edeln wolgebornen frow Eisbethen Greffin zu Toggenburg, geborn von Mätsch, wittwen, vnser gnedigen frowen vnd ir mitburgerin wegen, an eim teil, vnd an dem andern teil den ammanen, reten vnd gantzen gemeinden der lender Switz vnd Glarus, ze beiden teilen vnsern sundern gutten fründen vnd lieben getrüwen eidgnossen, die selben stöss vns in ganzen trüwen leid sind, der selben stössen si beide partyen, nachdem als die in dem anlass, so sy vns darumb versigelt geben hand, eigenlich begriffen Sind, vff vns obgenanten botten, si darinn im rechten ze entscheiden, zu einem vnverdingeten rechten komen sind3), habent ouch dazu beide partyen globt vnd versprochen, nemlich die obgenanten von Zürich für sich vnd jr nachkomen by den eiden, so si jr statt, vnd die von Switz vnd von Glarus ouch für sich vnd alle jr nachkomen by den eyden, so sy jren lendern gesworn hand, was also im rechten von vns obge nanten botten gemeinlich oder dem merteil vnder vns gesprochen vnd geurteillet wirt by vnsern eiden, so wir ouch harumb gesworen hand, als das hienach geschriben stat, nach beider teil anclag, antwurt, red, widerred vnd kuntschafft mit brieffen vnd mit lüten4), vnd was jederman im rechten getruwet ze geniessende, verhörung, als das für vns bracht wirt, das si dz ze beiden partyen dannent- hin ewenklich war, stet, vest vnd vnuerbrochen halten, darwider niemer getun,, schaffen noch verhengen6) ze tunde, durch sich sel ber noch durch ander, heimlich noch offenlich, mit worten noch

    l) abgeordnet. 2) angewiesen. ») sich unbedingt, ohne Vorbehalt in's Recht eingelassen baben. *) Urkunden und Zeugen. 5) gestatten.

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    werken, all geuerde, böz fund vnd arglist darinn gantz vsgesetzt6), als das vnd anders in dem obgemeldeten anlass, vns von jnen ver sigelt geben, clerlicher begriffen ist Der selbig anlass hienach in diesem briefif von wort ze wort begriffen ist vnd lutet also:

    (Folgt Nr. «O«.)

    Vnd nachdem als vnser berren vnd obern von stetten vnd lendern vns obgenanten botten gewist hand, vns mit den stössen ze beladenne vnd beide partyen nach jrem fürbringen, als vorstat, im rechten ze entscheiden, so haben wir beiden partyen tag zu dem rechten gesetzt gen Luzern in die statt an samstag nechst vor dem suntag Reminiscere7) nechst vergangen, vflf den selben tag si beide partyen ouch komen sind durch jr volmechtigen treffenlichen botten vnd hand den gesucht»), vnd haben wir obgenanten botten alle ge- sworen liplich eid zu Gott vnd den heiligen, ein recht vmb die obgeschribnen stöss vnd sachen ze sprechen, nach dem vnd vns bedunkt vnd vns vnser eide wisend, nieman zu lieb noch zu leid, vnd als dann die selben sachen für vns bracht werdent, klag, ant- wort, red, widerred, brieff vnd kuntschaft, was dann jederman im rechten getruwet ze geniessende, als wir das ze tunde pflichtig warent nach innehalt des obgenanten anlassbrieffs, der dz eigenli- cher begriffet. Vnd als wir vns nu zu den sachen in obgeschrib- ner masse verbunden haben, so habent vnser guten fründ vnd eidt- gnossen der von Zürich volmechtigen botten, als si vff dem selben tag gewesen sind, vns gezeigt vnd einen gewaltzbrieff erlesen lassen, des ersten einen papirinen gewaltzbrieff von der edlen wolgebornen, der obgenanten frow Eisbethen von Mätsch, Gräffin zu Toggenburg, mit jrem vnd ouch mit des wolgebornen vogt Vlrichen von Mätsch, Graffen ze Kirchberg vnd houbtmans an der Etsch, jrs lieben vet tern vnd wüssenthaften vogtz, als si in dem selben brieff verjach, vnd in vogtz wise eigenen jngesigeln ze end der schrifft in dem selben brieff vffgetrukt besigelt. Der selbig gewaltzbrieff von wort zu wort, nit geminret noch gemeret, hienach in diesem brieff ge- schriben stat vnd lutet also:

    (Folgt Nr. *O3.)

    Vnd nachdem als der selbig gewaltzbrieff vor vns erlesen wart, daruff haben wir nu eigenlich verhört beider partyen anclag, ant-

    ») ausgeschlossen. ') 23. Februar. ») besucht.

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    wurt, red, widerred9), nachred vnd besliessung10), brieff vnd anders, vnd nachdem als wir dz verhört haben nach jnnehalt vnd vsswisung des obgenanten anlassbrieffs, so haben wir beide teil nach der forme des selben anlassbrieffs by vnsern eiden, so wir harumb ge- sworn hand vmb obgenante jr stöss, als die in dem selben anlass begriffen sind, im rechten gentzlich entscheiden vnd darüber ge sprochen nach der form vnd in der meynung, als hienach eigentlich gelütret stat: Jtem des ersten, als sich die von Zürich erclagent von der obgenanten vnser gnedigen frowen, jr mitburgerin, wegen vnd in jrem namen zu den von Switz, wie das vnser gnediger herr Graff Fridrich selig von Toggenburg frow Eisbethen von Toggen- burg, geborn von Matsch, sin elichen gemachel, habe gemachet ze einem erben alles sines verlassenen gutz bi sinem gesunden leben den libe zu den ziten, da er das wol tun mocht, als jm das gun- nen wz von vnserm allergnedigosten herrn dem Römschen keyser, dazemal küng etc., vnd habe ouch sy semlich11) gut jnne gehabt in gewalt vnd in gewer12) sider sinem tode, vnd habe das besessen vnd genossen etc., vnd haben ouch die von Switz das wol gewisset, vnd vber semlichs so haben jr die von Switz die jren ze Liechten- steig, im Turtall, im Neckertal, im sant Johannsertall vnd daselbs vmb an jren wüssen, willen, gunnen vnd erlouben vnwüssender, vngewarnotter vnd vngeseitter sach zu ewigen lantlüten genomen vnd sy dera entwert ane recht, das sy jr vngehorsam sigind. So dann habend sy jra dz sloss Vtznang, den Vtznangerberg mit siner zugehörd, da sy den von Zürich die eigenschafft geben vnd jra allein das ze libding vorbehalten hab, entwert vnd die lüt darinnen ze ewigen landlüten genomen, vnd haben das alles getan mit jrem eigenen gewalt ane jre wüssen vnd willen vnd freuenlich ane alles recht etc.13) Vnd begertend darüber in jrem namen wandel vnd be- kerung4*), als jr clag das mit mer worten, so hie ze lang ze schriben were, jnnehalt vnd begrifft. Dar wider aber die von Switz ant- wurtent vnder andern worten, wie das der obgenante unser herr von Toggenburg selig bi sinem lebendigen lib zu den ziten, do er das wol tun mochte, mit gutem rat sy vnd ouch die sinen von

    9) Replik und Duplik. 10) dritte Rechtsschriften. ") solches. ") recht lichem Besitz. 15) Vergl. Nr. *O4. ") Aufhebung, Nichtigerklärung des Land rechts.

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    sundern gnaden wegen, so er zu jnen vnd ouch zu den sinen nette, bngnadet vnd begabet vnd jnen die gnad getan hette vnd sunder den von Switz, das die sinen nach sinem tode mit denen von Switz ein ewig lantrecht an sich nemen sölten, vnd hette ouch die obge- nante frow Elsbethe von Toggenburg, geborn von Mätsch, semlich gnade, so jnen jr herr von Toggenburg selig getan hette, als vor- stat, mit etlichen jro fründen vnd reten rat, vergunt vnd verwilliget, vnd getruwtent darüber gut kuntschafft zu haben, zu zilen vnd zu tagen") nach vnser erkantnisse. Vnd want die vilgenante vnsre frow von Toggenburg das sloss Vtznang verendert vnd vergeben hette, vber das die erben, so ouch zu dem selben gut gotruwent recht zu haben, vnd si in einem rechten mit einander stundent, dass noch vnvssgetragen was, vnd aber alle ding vnverrukt16) bliben solten vntz ze vstrag semlichs rechten etc., förchtent si vnd ouch die erbern des von Toggenburg seligen lüt, das jnen jnbrüch be- schechen möchtent jn sölich gnad, so jnen der von Toggenburg selig getan vnd gegeben hatte, vnd gedechtint, den gnaden nach vnd von anrüffens der erbern lüten vnd von der benempten gnaden vnd begabung wegen, als vorstat, so haben sy die lüt also ze lant- lüten genomen, doch yederman an sinen herlikeiten vnd rechten vnschedlich, vnd getruwent, dz si daby bliben söllent vnd der von Toggenburg noch den von Zürich darumb keiner bekerung noch wandels pflichtig sigind vnd ouch daran recht vnd nit vnrecht getan habind, als jr antwurt vnd widerred das mit mer worten, die hie ze lang ze sehriben werind, eigenlich begriffet etc. Vff diss stuck haben wir vns erkent vnd vssgesprochen, erkennen vnd sprechen vss vff vnser eide im rechten, vnd sunderlich ist das mer vnder uns worden1'): Sider4») die von Switz jn jr antwurt, red vnd widerred fürwendent, wie das vnser herr von Toggenburg selig by sinem lebendigen libe jnen vnd den sinen die gnad und begabung gegeben vnd getan habe, dz die sinen nach sinem tode jro, der von Switz, ewig lantlüt werden sölten, vnd habe ouch das unsre frow von Toggenburg semlichs nach sinem tode mit etlicher jro fründen vnd reten rat verwilliget vnd vergunt, vnd ouch sider die von Toggen burg semlich endrungen nach semlichem verwilligen getan hat vor

    ") auf den festzusetzenden Termin. ") unverändert. 17) Das Urtheij der Schiedshofen war also kein einstimmiges! ") Sintemal, weil.

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    vsstrag des rechten, in dem si stunde mit den andern des von Toggenburg erben, dadurch die von Switz vnd ouch die erbern lüt ducht, das sy jr gnaden beroubt werden möchtint, die jnen der von Toggenburg selig getan hatt etc. Das vns nit bedunkt, das die von Switz der von Toggenburg von der selben lantlüten wegen deheinre bekerung pflichtig sigint zu tunde, dann mögent die von Switz kuntlich machen 9), das jnen sölich gnad vnd begabung be- schechen sige, als si in jr widerred fürwendent, in der masse, das vns obgenanten botten oder den merteil vnder vns bedunkt, das si es wol kuntlich gemacht habent, das si dann bi semlichen lantlüten belibent, doch vnser frowen von Toggenburg, den erben oder wer recht zu den landen vnd schlossen gewinnt, an aller ander jro rechten vnd herlikeiten vnschedlich. Vnd söllent aber die von Switz vnser frowen von Toggenburg die statt vnd vesti Vtznang mit der herlikeit vnd allen dingen vntz an die löt, die sollent jr lantlüt bliben als vorstat, gentzlich bekeren2") vnd wider jnantwurten, doch also., das die selbe unser frow von Toggenburg das selb sloss Vtznang vnd was jr also bekert ist, vnveruckt behalti vnd vnverendert bliben lasse, vntz das sich mit recht finde, wer zu vnsers herrn von Toggenburg seligen verlassnen gut von erbs wegen recht ge winne vnd ze erben bekent werde. Vnd want wir nach dem rechten den von Switz ze dryn vierzechen tagen21) jr kuntschafft ze leiten2a) billich tag gesetzt hatten vnd aber wir botten der zilen nit eben mögen erwarten, herumb ist dz mer vnder vns worden, dz wir beiden partyen, den von Switz jr kuntschaft ze leiten vnd den von Zürich ze hören, offen tag gesetzt haben gen Lucern in die statt, vnd setzen den mit diser vnser erkantnisse vff fritag nechst vor sant Jörgen tag23) nechst komend, ze rechter tagzit da zu sinde, vnd söllent die botten vorhin am donrstag ze nacht daselbs an der herberg sin. — Item als die von Zürich zu den von Glarus clagend von der von Toggenburg, jr mitburgerin, wegen vnd in jrem namen, wie das die selben von Glarus mit sampt den von Switz der ege- nanten vnser frowen von Toggenburg die jren ze Liechtensteig, im Turtall, im Neckertall, in sant Johannsertall vnd daselbs vmb, ouch die lüt ze Vtznang, am Vtznangerberg vnd das darzu gehört, ze

    ") beweisen. ") zurückgeben. ") 3X14=42 Tage. ") ihre Zeugen zu produziren. ") 19. April.

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    ewigen lantlüten genomen vnd Vtziiang das sloss, vesti vnd statt jngenomen vnd si des entwert habind ane recht vnd darumb von jnen in namen der benempten von Toggenburg bekerung begerind etc. Darwider die von Glarus antwurtent: jr guten fründ vnd eidgnossen von Swvtz haben sy von gutter früntschafft wegen, so si zu beider sit langzit zusamen gehept haben, von jr bett wegen zu semlichen gnaden vnd begabungen, so der von Toggenburg selig den von Switz getan hat, zu jnen in gemeinschafft genomen. Darzu so habend jnen ettlich herren, so des von Toggenburg erben getruwent zu sind, sömlichs zu tunde verwillget, vnd getruwent, was sy da getan habind, das sy das mit eren vnd daran recht vnd nit vnrecht getan vnd der von Toggenburg daruber nützet ze antwurten haben etc. Haruff haben wir vns erkennt vnd ist das mer vnder uns worden, erkennen vnd sprechen vss im rechten: Sider die von Glarus in jr antwurt vnd widerred niendert24) fürwendent, das vnser herr von Toggen burg jnen oder sinen lüten iendert26) gegönnen hab, das si dehein lantrecht sament haben oder machen sullen etc., das ouch nu des von Toggenburg seligen lüt keinen gewalt habend, dehein lantrecht mit den von Glarus zu nemen oder zu machen, vnd das die von Glarus die vorgenanten lüt von Liechtensteig, im Turtall, im Necker- tall, in sant Johannsertall vnd zu Vtznang mit siner zugehörde jr glübten vnd eiden ledig lassent vnd die von Toggenburg dera vnd ouch Vtznang die veste vnd statt bewerend26), es sige dann sach, dz si es mit der von Toggenburg oder der erben, welche dann ze erben be kennt werden, willen behaben mugend. — Item als die von Zürich aber clagt hant von jr statt wegen, als von der von Toggenburg, jr mitburgerin, wegen zu den von Switz vnd Glarus jngemein, in- massen vnd nach der meynung vnd form, als si vor allein von der von Toggenburg wegen jr klegt gegen dewedrrer partye bisunder getan habent, vnd in den selben worten, daruff die von Switz vnd von Glarus ze glichcr wise ouch antwurtent, als si ouch vff die vorder n klegt getan band etc. Haben wir vns erkent vnd ist dz mer vnder vns worden, bekennen vnd sprechen vss in dem rechten, in welher masse wir von jetwedrer partye wegen gegen vnser frowen von Toggenburg darumb gesprochen vnd erkennt haben, daby lassen wir es noch beliben, also dz dewedre partye, weder die von Switz

    ") nirgends. ") irgendwo, jemals. ") zurückgeben.

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    noch die von Glarus, den von Zürich von der klegt wegen nüt fürer zu antwurten haben sullen. — Item als die von Zürich aber clagent zu den von Switz allein, wie das der von Toggenburg selig frow Elsbethen, sin elichen gemachel, ze einem erben geben habe, nach dem als er sich des verbrieffet hab, die habe nu sin gut in gewalt vnd in gewer") gehept vnd habe jnen das sloss Vtznang, statt vnd vesti, Vtznangerberg vnd Smerikon für jr eigenlich gut geben etc. Des habent sy die von Switz mit jrem eignen gewalt one recht entwert etc , vnd begerent darumh bekerung vnd wandell von jnen. Darwider die von Switz antwurtent: sy habent sy des jren nit, entwert vnd habent nit anders getan, dann den gnaden vnd begabun- gen nachgelanget, so jnen der von Toggenburg selig gegeben hat, vnd getruwent nit, dz sy jnen deheinre bekerung pflichtig sigind etc. Haben wir vns erkennt vnd ist das mer vnder vns worden, erkennen vnd sprechen vss im rechten: Sider die von Zürich Vtznang, so jnen die von Toggenburg geben hat, nie in gewer jnne gehabt band, das jnen dann die von Switz keiner bekerung fürer gebunden sin sullend, dann wie wir vor darumb zwischent vnser frowen von Tog genburg vnd den von Switz erkennt vnd gesprochen hand, das es daby bestan vnd bliben sol. — Item als die von Zürich aber clagent zu den von Glarus glicherwise vnd nach der forme, als si zu den von Switz nechst hievor geclagt hand, daruff die von Glarus geant- wart hand, wie si die von Switz von früntschafft wegen, so si zu beider sit lang zit zusamen gehept hand, mit jnen zu den gnaden vnd begabungen, so jnen der von Toggenburg selig getan hett, ha bent komen lassen vnd habent sömlichen gnaden nachgegriffen etc. Haben wir vns erkennt vnd ist das mer vnder vns worden, erkennen vnd sprechen vss im rechten: Sider die von Zürich Vtznang, so jnen die von Toggenburg geben hat, nie in gewer jnne gehabt hand, das jnen dann die von Glarus keiner bekerung fürer gebunden sin sullend, denn wie wir vor darumb zwischent vnser frowen von Tog genburg vnd den von Glarus gesprochen vnd bekennt hand, das es daby bestan vnd bliben sol. — Item als sich die von Zürich aber erclagent von den von Switz, wie das jnen wol sige zu wüssende gesin, dz jnen die pfandschafft Windegg vnd dz Gastell, vnd wz zu Windegg gehört, von vnserm allergnedigosten herrn dem Römischen

    3') Besitz.

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    keyser, dozemal küng, ze lösen verwilliget worden säge nach der brieff sag, jnen darüber gegeben etc., vnd habent die von Switz vber semlichs die lüt im Gastell, vff Amon vnd ander, die in die selben pfandschafft Windegg gehörent, zu ewigen lantlüten genomen, vnd getruwent. si sollent jnen bekernng tun vnd die lüt jr glüpten vnd eiden ledig lassen etc. Darwider die von Switz antwurtent: Die lüt im Gastell, Windegg vnd was darzu gehört, sige vnsers herrn von Oesterrich gesin, habe das versetzt dem von Toggenburg vnd habe ouch das selb pfand wider gelöst vnd habe nu gegönnet den selben lüten, das sy jr, der von Switz, lantlüt werden sullen, habe ouch den von Switz gegönnet, das si die selben lüt ze lantlüten nemen sullen, vnd getruwent den von Zürich daruber nüt ze antwurten haben. Haruff haben wir vns einhelliklich2») erkennt vnd gesprochen, sprechen vnd erkennen in rechten: Sider die lüt im Gastell, Wind egg, vnd was darzu gehört, vnsers herrn von Oesterrich eigen vnd des von Toggenburg pfand gewesen ist vnd die herrschaft von Oesterrich semlich losung bi des von Toggenburg leben und sider29) erfordert vnd das nu gelöst hat von der obgenanten vnser frowen von Toggenburg, der von Zürich burgerin, vnd dz den von Zürich wol wüssend wz vnd nit verhept, sunder die losunge zugan lassen hand vnd die herrschaft von Oesterrich den von Switz vnd den selben jren lüten semlichs zu tunde vergunst hat, das ouch nu die von Switz by den selben lantlüten im Gastell, vnd die zu Windegg gehörend, ganz der von Zürich halb von jnen vnbekümbert beliben vnd den von Zürich darumb nützet ze antwurten haben süllend vntz vff die stund, dz die von Zürich der herschafft von Oesterrich die losung der selben pfantschafft mit recht anbehebent3"). Vnd wann das beschicht, das die von Zürich die losung also behebend, das dann die von Switz die selben lüt jro gelüpten vnd eiden ledig vnd die von Zürich daran ganz vnbekümbert lassen sullend. — Item als die von Zürich die von Switz in jr clag schuldgent31), wie sy die jren, es sige ze Vtznang oder im Gastel, ze lantlüten genomen

    2») Während bei Utznach und Toggenburg die Mehrheit entschied, waltete hier Einstimmigkeit. In der That war in der Angelegenheit der Herrschaft Windegg das Recht klarer auf der Seite von Schwyz und Glarus, als in der andern Frage. 29) seither. 3U) bis Zürich das von ihm behauptete Lösungs recht auf die Herrschaft Windegg gerichtlich gegen Oesterreich erhärtet. 3l) beschuldigen.

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    haben vber semlich bünde, so si zusamen glopt vnd gesworen haben, vnd da meinent, wie die von Switz jren bünden da villichter nit nachgangen sigind etc. Darwider die von Switz antwurtent: si habind jr bünd allzit fromklich gehalten, aber sy habend den von Zürich allzit völliklich recht gebotten nach jr geswornen bünden sag, das möchtend sy von jnen nie bekomen vnd meinent, dz die von Zürich villichter damitte den bünden nit nachgangen sigind etc. Ilaben wir einhelliklich vssgesprochen jm rechten: Das vns nit be- dunkt, das deweder32) teil damitte die bünd überfarn, sunder ze beiden teilen ir bünd wol gehalten haben. Were aber sach, das dewedern teil bedüchte, das der ander überfarn hette an den bünden, darumb er jnn ansprach nit erlassen möge, der sol das recht da- rumb von dem andern nemen vor den eidgnossen, die in einem bund mit jnen sind, vnd nach der selben bünden sag. — Item als die von Zürich clagent zu den von Glarus von der wegen im Gastell glicher wise vnd in der form, als si vmb dz stuk von den von Switz clagt band, vnd die von Glarus ouch dz glicher wise als die von Switz also verantwurt hand, vnd so vil me, dz si getruwend, der bund, den sie allein mit den von Zürich habend, halte jnn, dz sich jetweder teil wol fürer verbinden muge etc., darüber sy getru wend, das sy den von Zürich nützet darumb zu antwurten haben sullend etc. Haben wir vns erkennt vnd sprechent vss im rechten und ist das mer vnder vns worden: Sider dz Gastell vnd was zu Windegg gehört, der herrschaft von Oesterrich eigen vnd des von Toggenburg pfand gewesen ist vnd die herrschafft es by des von Toggenburg leben vnd sidher erfordert vnd dz nu von der von Toggenburg, der von Zürich burgerin gelöst hat, vnd die von Zürich das wüssetent vnd das nit vnderslundent33), vnd ouch wont54) der obgenante bundbrieff zwischent den von Zürich vnd den von Glarus allein jnnehalt, dz sich ietweder teil wol fürer verbinden muge, doch dem bund vnschedlich") etc., das ouch nu die von Glarus by dem lantrecht, so die lüt im Gastell, vnd die zu Windegg ge- hörent, zu jnen getan hand, gantz der von Zürich halb von jnen vnbekümbert bliben vnd den von Zürich nützit darin zu antwurten haben sollen, doch den von Vre vnd von Vnderwalden an jren

    ") der eine oder andere. ") zu verhindern, muss man hier ergänzen. ") weil. ") Vergl. Xr. «O4, Anm.

    79

    bünden, so sy mit den von Glarus vnd die von Glarus mit jnen hand, vnvergriffenlich36) und luter vnsehedlich etc., vntz vff die stund, das die von Zürich die losung der herrschafft von Oesterrich mit recht anbeheben. Vnd wenn dz dann beschicht, das dann die von Glarus die selben lüte jr eyden ledig sprechen vnd die von Zürich an jnen ganlz vngehindert lassen sullend. — Vnd als die von Zürich fürer clagend von Graff Heinrichs wegen von Sangans, wie die von Glarus den zu iantman genomen habend etc., sprechen vnd bekennen wir im rechten vnd ist dz mer vnder vns worden, das wir darumb nützet ze sprechen haben, wont dz stuk in dem anlass nit begriffen ist. — Item als die von Zürich die von Glarus schuldgend von der bünden wegen, wi sy die überfarn vnd nit ge halten haben etc., haben wir vns erkennt im rechten, das wir nach des anlass sag darumb nützet ze vrteillen haben, dann mögend die von Zürich die von Glarus darumb ansprach nit erlassen, das sy dann das recht darumb suchent von denen, die mit jnen und den von Glarus in eim bund sind, vnd nach der selben bünden sag. — Item von Grynow wegen haben wir vns erkennt im rechten, das wir nach des anlass sag darumb ouch nützet ze sprechen haben, dann möge vnsre frow von Toggenburg, oder wer dann erb werde, die von Switz darumb ansprach nit erlassen, dz die dann dz recht darumb von jnen suchent an den enden, da das dann billich sige. — Item als die von Zürich clagent zu den von Switz vnd von Glarus vnd ettlichen den jren von fridbrechens wegen vnd meinent, dz sy die frieden, so zwüschent jnen berett worden sint, nit gehalten, sunder überfaren habent. Darwider die von Switz vnd von Glarus für sich vnd die jren antwurtent: si habend die frieden redlich gehalten, vnd aber hinwider vff die von Zürich clagent, wie das si die frieden überfarn vnd nit gehalten habend, das aber die von Zürich ouch verantwurtet, si habend die frieden redlich gehalten, als jr beider teilen klegten, antwurten, reden, widerreden, nachreden vnd besliessungen, die wir darumb eigenlich von einem stuk an daz ander verhört haben, mit mer worten, die hie ze lang zeschriben werint, eigenlicher begriffent etc. Vnd wont vns bedunkt, das ietweder teil des andern clag in dem stuk wol verantwurt hab, vnd ouch wont von den gnaden Gotz in

    36) unvorgegriffen.

    80

    dem frieden weder todsleg, roub noch brand nit beschechen sind, herumb sprechen wir vs im rechten vff vnser eid vnd ist das mer vnder vns worden, das kein teil die friden überfarn, sunder die friden ze allen teilen wol gehalten habent vnd deweder teil noch die sinen dem andern teil nuch den sinen darumb nützet zu ant- wurten haben sol. Vnd mit namen, das der schiffman,37) den die im Gastell von vergangnen sachen wegen in eid genomen hatten, , des eides ledig vnd vmb alle vergangnen sachen von jnen vntz vff dis spruchs datum luter emprosten3») sin sol. — Item von des kosten wegen sprechen wir vss im rechten vnd ist das mer vnder vns worden, dz wir darumb nützet ze sprechen haben vntz zu end vnd vsstrag der sach, dz wir erkennen mögen, weder teil recht oder vnrecht gewunne. — Vnd sullen beid teil mit disem vnserm spruch verricht vnd verslicht39) sin vmb alle ir stöss nach des anlass sag. Vnd gebieten ouch beiden teilen by den gelüpten, so si vns getan hand nach des anlass sag, disen vnsern spruch war, vest vnd stet zu halten vnd darwider niemer zu tunde., noch verhengen, noch vergunsten ze tunde, weder heimlich noch offenlich, in keinen weg, alle arg list, bös fünd vnd geuarlich jntrag harinn gantz vermitten*) vnd hindan gescheiden. Des alles ze einem waren, vesten, ewigen vrkund, so haben wir obgenanten Rudolf Hofmeister, Franz von Schar nachtall, Rudolff von Ringoltingen, Hans von Mulern, Paulus von Bürren, Virich von Hertenstein, Antoni Rnss, Peter Goltsmid, Hemman von Spiegelberg, Heinzman Gruber, Hans Kempff, Hans Müller, Hans Hüsler vnd Jost Spiller vnser eigne jngesigele offenlich gehenkt an disen brieff. Vnd ich obgenanter Heinrich Arnold, won ich min jngesigell nit by mir hab, so han ich erbetten Heinrichen Berodinger, meinen mitgesellen, vnd ich Arnolt am Stein, won ich min jngesigel nit by mir hab, vnd ich Virich am Büll, won ich kein jngesigell hab, so haben wir erbetten Clausen von Einwil, vnsern mitgesellen, das die jr jngesigel für vns hand gehenkt an disen brieff; Des wir jetzgenanten Heinrich Berodinger vnd Niclaus von Einwil vergichtig sind vnd haben vnsre jngesigel für vns vnd vnser mitgesellen, doch vns vnd vnsern erben ane schaden, offenlich gehenkt an disen brieff, dera zwen glich, der von Toggenburg vnd den von Zürich einer vnd den von Switz vnd von Glarus ouch

    ") Vergl. Nr. «O4, C. 3») befreit. ") ausgesöhnt. - 4°) vermieden.

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    einer, geben sind ze Lutzern an dem nechsten samstag vor mitter. fasten, nach der geburt Gristi do man zalt vierzechen hundert jar vnd darnach in dem siben vnd dryssigosten jar.

    Nach dem Original im Archive Schwyz gedruckt in der Amtl. Samml. der eidg. Abschiede II. 761—770; auch bei Tschudi II. 240—246.

    V ii in e r h ii ■■ g.

    'Die Veranlassungen und Einleitungen zu dem vorstehenden Rechtsspruche haben wir bereits in Nr. 1»1* bis SOS kennen gelernt.

    Der wesentliche Inhalt des sehr weitläufigen Urtheilspruches, in welchem es an mannigfachen Wiederholungen nicht fehlt, lässt sich in folgender Weise zusammenfassen:

    I. Iiandreeht mit Toggenburg und Utznaeh.

    a) Klage der Gräfin-Wittwe gegen Schwyz. Wenn die Schwyzer den Beweis dafür zu erbringen vermögen, dass der verstorbene Graf von Toggenburg ihnen vergönnt habe, mit seinen Leuten in den beiden Grafschaften ein Landrecht einzugehen, so soll dasselbe in Kraft verbleiben, jedoch mit Vorbehalt der Herrschaftsrechte der Gräfin oder der toggenburgischen Erben, je nach dem Entscheide des Rechtsstreites über die Erbschaft. Die Schwyzer sollen daher auch die Gräfin wieder in Besitz von Stadt und Feste Utznaeh setzen. Für die Abnahme des von Schwyz anerbotenen Zeugenbeweises wird der 19. April als Rechtstag angesetzt.

    b) Klage der Gräfin-Wittwe gegen Glarus. Die Glarner sollen die Toggenburger und Utznacher des mit ihnen abgeschlossenen Land- rechtes entlassen, es sei denn dass die Gräfin-Wittwe oder die toggenburgischen Erben, je nach dem Ausgange des Erbschaftsstreites, ihre nachträgliche Zu stimmung zu demselben ertheilen.

    c) Klage Zürich's gegen Schwyz und Glarus. Da die Zürcher Utznaeh, welches die Gräfin ihnen geschenkt, niemals im Besitz gehabt, so haben auch die Schwyzer und Glarner wegen Entzug des Besitzes sich nicht gegen sie zu verantworten.

    II. Iiandreeht mit Windeek-Gaster.

    a) Klage Zürich's gegen Schwyz. Da der Herzog von Oester reich mit Wissen der Zürcher die verpfändete Herrschaft Windeek von der Gräfin-Wittwe von Toggenburg eingelöst und das Landrecht seiner Unterthanen mit den Schwyzern gestattet hat, so haben letztere darüber den Zürchern nicht zu antworten. Nur wenn Zürich seinem Anspruche auf Lösung der Herrschaft Windeck rechtliche Geltung zu verschaffen vermag, soll das Landrecht aufge hoben werden.

    b) Klage Zürich's gegen Glarus. Wie oben, jedoch mit dem Beifügen, es solle den Urnern und Unterwaldnern unbenommen bleiben, gestützt auf den Bund von 13S2 gegen die Verbindung der Glarner mit den Gasterern

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    Einsprache zu erheben. Was hingegen Zürich betrifft, so kann es sich auf jenen Bund nicht berufen, weil es seither mit Glarus allein einen neuen Bund geschlossen hat, welcher jedem Theile erlaubt, weitere Verbindungen einzugeben.

    III. Uenrige Streitpunkte.

    a) Zürich's Klage über Verletzung der Bünde i m A11- g e m e i ne n wird, soferne es darauf beharrt, an diejenigen eidgenössischen Orte, welche mit Zürich und Schwyz, beziehungsweise mit Zürich und Glarus im nämlichen Bunde sich befinden, zum Entscheide gewiesen.

    b) Zürich'sKlagegegenGlaruswegendes Landrechtes mit dem Grafen von Sargans ist in dem Anlassbriefe nicht enthalten, daher haben die Sqhiedsboten darauf nicht einzutreten. Ebenso verhält es sich

    c) mit der Klage der Gräfin von Toggenburg gegen Schwyz wegen Besetzung des Schlosses Grynau.

    d) Die beiderseitigen Klagen über Verletzung des Waffenstillstandes werden als nicht hinlänglich begründet abgewiesen.

    c) Der Kostenspruch wird bis zum gänzlichen Austrage der Sache verschoben.

    Ueberblicken wir den gesammten Rechtsspruch, bei welchem eine grosse Zahl, zum Theil sehr schwieriger und verwickelter Rechtsfragen zu lösen waren, so werden wir anerkennen müssen, dass derselbe auf reiflicher und umsichtiger Erwägung aller Verhältnisse beruht, obschon man den Entscheid über die Utznach-Toggenburger Angelegenheit, bei welchem die Schiedsboten getheilter Ansicht waren, auch jetzt noch verschieden beurtheilen kann. Wir sagen diess von unserm Standpunkte aus in eben so unbefangener Weise wie Bluntschli (Gesch. der Rep. Zürich I. 349) seinerseits das Urtheil »gerecht« nennt. Eine sehr bedauernswerthe Thatsache ist es, dass der Spruch dem Streite keine Ende machte, sondern nur als Einleitung diente zu dem ersten Bürgerkriege zwischen den Eidgenossen, bei welchem dann freilich die Schieds orte auf die Seite von Schwyz und Glarus traten, weil Zürich es war, welches sich ihrem Entscheide nicht fügen wollte.

     
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