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Charter: Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data)  215.
Signature:  215.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 215. , S. 139
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 215. , S. 139

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    215.

    1438, April bis Oktober. Neue Anstände Zürich's mit Schwyz und Glarus.

    Aus der sog. Klingenberger Chronik (Henne S. 255—257.)

    It. in disen tagen laisten die aidtgenossen etwa mangen tag von der von Schwitz vnd Glaris bitt wegen, die hettint gern vnver- dingeten1) koff von den von Zürich gehept; aber die von Zürich wolten es vberain2) nit tuon.

    It. si liessint denen von Schwitz vnd Glaris ainem zwai stuck3) vnd nit me; das muost er och verhaissen selb in sinem hus ze bruchen, vnd niemand darvon nüots lichen noch geben, vnd beson der denen vss dem Gastren vnd von Wesen woltent die von Zürich kain kouff lassen zuo gan, weder lützel4) noch vil, wiewol si der von Schwitz vnd Glaris lantlüt warent vnd si och verpfändt6) hatten, - das mocht si alles nit gehelfen gen denen von Zürich; doch muot es die von Schwitz vnd Glaris übel,6) wenn si getorsten7) inen selb nüt geben des korns, das si von Zürich brachten. Die von Rap- perswil getorsten och kain kouff in den Gastren noch gen Wesen lassen. Das schuoffent als») die von Zürich.

    It. darnach bald vmb sant Verenen tag») anno dni MCCCXXXViij wolten die von Zürich vss ir statt nieman kain korn noch essig ding lassen, denn den iren, vnd verhutten och allenthalb in ir lan-

    1) unbedingt freien. 2) durchaus. 3) Mütt Kernen. *) wenig. 5) als Pfand erworben. 6) verdross es die von S. u. G. ') dürften. ") alles. 9) 1. September.

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    den, dass niemant kain korn rloch essig ding10) lassen solt vss ir gebiet fiieren, denn gen Zürich ze markt, denn allein die vss Ky- burger ampt möchtint gen Wintertur ze markt faren, vnd die vss Grüeninger ampt gen Rapperswil, doch mit gedinge, dass man nie mant nünts geben sölt, denn die gen Zürich gehortint. Also getorsten die von Rapperswil denen von Schwitz noch vss der March vnd was zuo inen gehort, ainem nit ain halben kopf mel gelassen noch kainerlei essig ding. Das muot die von Schwitz vnd die iren vbel.

    It. also bestuond das nun ain zit, dass die von Zürich denen von Schwitz vnd Glaris vnd allen denen, die zuo inen gehorten, kain konff geben wolten, weder klain noch gross, noch kain korn durch ir land lassen wolten. Das muot die von Schwitz vnd Glaris vnd die iren vbel, wan es was in den selben tagen grosser gebrest11) in dem land. Man gab ain müt kernen vmb iiij lib. vnd dabi, vnd was alles ässig ding tür.

    In disen tagen fiengen aber die von Zürich ainen puren, der was in ir hohen gerichten gesessen, vnd bat aber gen Schwitz ge- schworn, vnd laiten jn ze Zürich in Wellenberg, vnd wolten jn darns nit lassen, er geb denn zwai hundert pfund. Also wolten nun die von Schwitz nit, dass in jemant losste,12) vnd wolten ine das gelt nit lassen geben. Also ward vil bett von deu aidtgenossen an die von Zürich gelait, '3) dass si den man vss liessint durch frides willen; aber die von Zürich wolten niemand eren, weder gaistlich noch weltlich, er muost die zwai hundert pfund geben, wölt er vss dem turn. Also schribent die von Schwitz heftenklich vnd vast denen von Zürich, si welten kouff von inen haben vnd den iren1*) vss dem turn, oder si weltint darzuo tuon, dass man säch, dass es inen laid war. Also wurdent die von Zürich ze rat vnd laiten aber bi vier oder fünfhundert mannen gen Pfäffikon vnd wolten da luogen vnd warten, was die von Schwitz tuon weltint. Diss beschach vmb des hailgen crütz tag ze herbst15) anno dni Mccccxxxviij. Also ritten die aidtgenossen darunder vnd machtent stallung16) daran bis vff den tag ze Lucern, da kämint gemainer aidtgenossen botten

    ") Nahrungsmittel. ") Mangel. ") loskaufte. ") die Eidgenossen baten die Zürcher angelegentlich. ") ihren Angehörigen. l5) 14. September. ") Waffenstillstand.

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    hin, so weltint si besechen, wer recht oder vnrecht hett, vnd ob si die sach früntlich vnd güetlich gerichten köndint.

    It. also ward die sach ze Lncern nit gericht, vnd ward ain ander tag daran gemacht gen Rapperswil vff den nächsten sunnentag vor sant Gallen tag") des vorgenanten jares.

    It. also butten als die von Schwitz vnd die iren recht vff ge- main aidtgenossen nach ir puntbrieff sag; dess wolten aber die von Zürich nit ingon,1») vnd butten'recht vff den Römischen küng, dem si och von recht zuo gehorten, vnd dem hailgen Römischen rich, vnd wolten kains rechten noch nüts vff die aidtgenossen komen.

    Anmerkung«

    Es ist sehr begreiflich, dass ein tiefer Groll sich der Zürcher bemäch tigt hatte, weil sie -wahrnehmen mussten. wie ihre Eidgenossen von Schwyz und Glarus ihnen in dem Wettkampfe um das toggenburgische Erbe allent halben den Vorrang abgelaufen hatten. Aber die Art, wie sie sich dafür zu rächen suchten, war die kleinlichste und gehässigste, die sich denken Hess. Da die innern Kantone genöthigt sind, das für ihren Lebensunterhalt erforderliche- Getreide von aussen zu beziehen, so hat Zürich in Folpe seiner geographischen Lage es allerdings in seiner Macht, ihnen einen grossen Theil ihres Bedarfes abzu schneiden; aber wie sehr diese Massregel geeignet ist, die kräftigen Völker schaften der innern Schweiz zu erbittern und zum Verzweiflungskampfe an zutreiben, das hat Zürich sowohl in dem grossen Kriege, bei dessen Veran lassungen wir nun stehen, als auch namentlich nachher im zweiten Kappeler kriege erfahren müssen!

    Hätten die Zürcher nicht bereits früher mit ihren Sperrmassregeln be gonnen (vergl. den Brief König Sigmund's vom 8. August 1437 bei Tschudi II. 255 und oben Nr. S18), so liesse sich zu ihrer Entschuldigung anführen, dass das Jahr 1438 ein Jahr allgemeiner Noth und Theurung war und dass, entsprechend den volkswirthschaftlichen Begriffen jener Zeit, auch andere Städte sich zu ähnlichen Beschränkungen des Lebensmittelverkehrs verleiten liessen. Die sogen. Klingenberger Chronik sagt darüber an einer andern Stelle (Henne S. 221):

    »Anno dni Mececxxxviij was es das hertost jar von grosser tür ein allen landen, als es vor in vil jaren je gehört was, vnd lebt och kain mentsch, das sölicher türe gedenken möcht oder davon je gehört hett, gemeinlieh an allen dingen vnd vberall. Vnd sölicher grosser gebrest was an vil enden, dass davou vil ze sagen vnd ze schriben wär. It. das korn sluog vff in dem Maien ze Zürich vnd daselbs vm, das man ain mttt kernen gab vmb iiij lb. haller vnd vmb fünf pfund, vnd in etlichen stetten vmb iiij guldin, vnd ain malter haber noch türer. Also bestuond es bi guoter türe bis man abge-

    ") 12. Oktober. ») eingehen.

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    snaid"), vnd maint jederman, es sölt wolfeil werden nach der ern"), wan es stuond hübsch korn vff dem feld; aber es bescbach nit, wan ee man die ger- sten ab geschnaid, do hatt man si gessen, vnd was jederman des nüwen korns fro, vnd sluog wenig ab. It. man gab ain müt gersten vmb ij lib. vnd vmb iij vnd dabi. It. als nun das korn so tür gieng, da hatt jederman an dem andern verzagt. Die stett all, welche korn hatten, die woltent nieman kain korn vss den stetten lassen denn mit grosser bitt vnd von besunder frünt- schaft wegen. It. es warent och vil stett in dem Elsass vnd anderswa, die ain Ordnung gemacht hattent, dass man kainen frömbden noch niemant vss ir statt liess nit me nemen denn brot für ain blapphart. Also gieng den- nocht vil armer lüt ab dem land in die stett, dem koff nach, am mil oder zwo, wan es was grosser mangel vnd gebrest allenthalb.«

    Um die eingetretne Theurung richtig zu würdigen, muss man natürlich nach den gewöhnlichen Preisen jenes Zeitalters fragen und da linden wir z. B. in J. Müller's Gesch. des Aargau's I. 566 verzeichnet, das im Jahr 1441 ein Viertel Kernen »/, fl., ein Mütt also 1 fl. galt. Der höchste Preis des Ker nen betrug somit 1438 gerade das Vierfache des durchschnittliehen Preises jener Zeit. Ueber das Verhältniss zwischen Pfand und Gulden vergl Nr. 195, Anm.

    R apperschwil, welches wir in vorstehender Darstellung theils als Marktstadt, theils als Versammlungsort einer eidgenössischen Tagsatzung ken nen lernen, war in den Jahren 1415—1442 nur dem Reiche untergeben. Wenn es gleichwohl den Zürchern bezüglich der Sperre willfahrte, so erklärt sich diess daraus, dass es auf allen Seiten von ihrem Gebiete umgeben war.

    Eine ebenso hässliche Massregel wie das Verbot des Lebensmittelkaufes war die Verhaftung Oberholzer's. So hiess nämlich nach der unten fol genden Urkunde Nr. *18 jener Bauer, dessen Hof nach der Ansicht der Zür cher in dem ihnen zugehörigen Grüuingeramte, nach seiner Meinung aber in der Grafschaft Utznach lag und welcher daher auch mit letzterer zu Schwyz und Glarus geschworen hatte. Gegenwärtig liegt der Weiler »Oberholz« auf dem Gebiete des Kantons St. Gallen, aber allerdings hart an der zürcher'schen Grenze.

    Dass die Zürcher das eidgenössische Recht ablehnton, war nach dem ihnen ungünstigen Schiedsspruche vom 9. März 1437 (Nr. *O5) erklärlich, wenn auch nach den Bünden nicht gerechtfertigt. Weniger begreift man ('ass sie auf den römischen König (Albrecht II. von Oesterreich vergl >'r. Anm.) Recht boten, weil, wie wir sehen werden, lelztrer die Lebensmittel sperre nicht billigte. Indessen kann man darin allerdings den er. ten Versuch einer Annäherung an Oesterreich erblicken, mit welchem Zürich unter'm 19. März 1438 einen Anstandsfrieden bis zum 23. November 1439 abgeschlossen hatte.

    ") abgeschnitten, geerntet hatte. 20) Ernte.

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