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Charter: Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data)  218.
Signature:  218.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 218. , S. 151
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 218. , S. 151

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    218.

    1438, Dezember 12.'

    Spruch der eidgenössischen Boten in den Streitigkeiten zwischen Zürich und Schwyz, welch' letzterm sich Glarus anschliesst.

    In Gottes namen Amen, verkündend wir nachbenempten nam lich von Bern Volrich von Erlach vnd Rudolf von Ringoltingen, von Lucern Anthoni Russ vnd Wernher Keller, von Solotorn Hans Ha gen, von Vre Walther zum Brunnen amman vnd Hans Kempf, von Vnderwalden ob dem wald Heinrich zun Höffen von Kerns, nid dem wald Volrich am Bül von Stans, von Zug Hans Hüssler amman vnd Heinrich Mülischwand, alle botten. Als wir von vnsern herren vnd obern vnd gantzem gewalt von stett vnd lendern von nachgeschribner sachen wegen vff disen hüttigen tag gen Lucern vff den tag ge- schiben1) vnd gewesen sind zwüschend den fürsichtigen wisen, vnsern sundern guoten fründen vnd getrüwen lieben eidgenossen, namlich dem burgermeister vnd dem rat vnd gemeiner statt Zürich an einem, vnd dem amman vnd rat vnd gemeinem land Schwitz am andern teil, darumb die fürsichtigen vnd wisen, vnsre guoten fründ vnd getrüwen lieben eidgnossen, der schultheiss vnd der rat ze Bern beiden partyen ein tag in jr statt Bern gesetzt hattend vff sant Catharinen tag2) nechst vergangen ze nacht da an der herberg ze sin, daselbshin ouch aller eidgnossen, nemlich von Lucern, Solo- torn. Vre, Vnderwalden ob vnd nid dem wald, vnd dero von Zug

    1) abgeordnet. 2) 25. November.

    142

    I

    erber bottschafft komen sind, wann jnen der tag ouch verkünt was. Vff den tag beider obgeschribner partyen erber treffenlich bottschafft kamend, namlich von Zürich herr Ruodolf Stüssi burgermeister, ritter, Heinrich Vsickon, Cunrat Meier vnd Michel Graf stattschriber, von Schwitz Hans ab Jberg alt amman vnd Hans Wagner, von Glarus Volrich Elmer vnd Jacob Wanner, als si denen von Schwitz bi- stuondend. Vnd als die ietzgenempten beider partyen botten morndes nechst sant Catharinen tag») für einen rat zuo Bern vnd der eid- gnossen botten von stetten vnd lendern, als si hieobnen vnderscheiden sind, kamend, da wurdend si gefragt, was gewalts si hettind, vnd si daruf antwurtend vnd entwedrer teil so vil gewalts hat als aber zu früntlichen tagen, da man sachen in gütlichkeit schlichten sol,*) notdürfftig ist, vnd aber beid, der eidgnossen botten vnd der rat von Bern darumb nit abliessend, vmb dass ergers in der sach nit inrisscn möcht, sunder beid partyen für sich genomen, ein vor, die andre nach,5) vnd jr anklag, red vnd widerred verhört, vnd sich da vff jetlich artickel, wie jeder teil siD klag für si bracht hat, nach allem jrem besten vermögen vnd verstand, nach dem göttlichen rechte, so si köntend oder vermöchtend, erkent, in meinung vnd nach form als hienach eigenlich beschriben stat. Vnd sich aber die botten nit allenklich gewalts annemen woltend,6) sunder vermeinten das an jre herren vnd oberen ze bringen, vnd ouch jetlichem botten der beredhuss vnd beschliessung7) ein gelicher notel») geben ward, die alle von wort ze wort glich stundend geschriben, daruf ein tag gen Lucern in die statt gesetzt ward, daselbshin jetlich ort, nemlich die von Bern, Lucern, Solotorn, Vre, Vnderwalden ob vnd nid dem Kernwald vnd ouch Zug jr erber bottschafft schicken solt mit vollem gewalt, der berednuss vnd schliessung, als hienach geschriben stat, so zuo Bern geschechen ist, nachzegan. Des ouch wir obbemelten botten vff hüt gen Lucern vff den tag komen sind, vnd hand das geton von gebott vnd geheiss wegen vnser herren vnd obern eines gantzen gewalts von stett vnd lendern, die des luter einhellig sind, vnd hand vns allen vnd jetlichen insonders das gebotten vnd ge-

    3) 26. November. *) zu einem gütlichen Vergleiche. S) zuerst die eine, dann die andere. 6) Da die Boten nicht vollmächtige Gewalt für sich in Anspruch nahmen. ') Uebereinkunft und Beschluss. ») schriftliche Auf zeichnung.

    143

    heissen, dass wir beiden obgenanten 'partyen das sagen, dass jr gantze meinung sige, dass die berednuss, die zuo Bern geschechen, als si hienach von wort ze wort geschriben stat, von beiden partyen gehalten solle werden, getrülich vnd vngeuarlich, vnd entwedre9) party des mit willen ingat, dass die benempten vnsere herren vnd obern denen des zuo guotem niemer vergessen wellend. Wedere party aber des nit ingan welt, da düchte vnsre herren vnd oberen, dass si mit der andern partye gantz vnd lutern muotwillen triben welt, semlichs muotwillens aber die obgenante vnsre herren vnd obern der andern party, so gehorsam gewesen wäre, mit Hb vnd guot vnd mit jrem gantzen gewalt weltind vorsin,10) als dick") das die notdurfft ervorderti, one allen hinderzug,12) on alle geuärde.

    Item vff dem obgenanten früntlichen tag hand die von Schwitz jr anklag wider die von Zürich vff dise vier stuck gesetzt. Des ersten von des-edlen, wolgebornen Graf Heinrichen von Sargans, jr lantmans wegen, dem dieselben von Zürich sine lüt ze burgern angenomen hettind vnd jm damit grossen getrang getan, über das so er si ernstlich gebetten hat, jnne des zuo überheben, begerend dieselben von Schwitz mit jnen zuo reden, die burger von banden ze lassen vnd jrer eiden ledig ze sagen, ouch den costen abzuo- leggen, so er von des zugs13) wegen empfangen hett. Das stuck die von Zürich also verantwurtend, dass war sige, dass si zuo den ziten, da noch Graf Heinrich von Sangans zuo denen von Schwitz in lantman1s wis nützit verbunden weri, sölich lüt zuo burgern empfangen1«) habind, die ouch dasselb burgrecht habind geschworen, getruwend ouch das mit Gott vnd eren geton haben. Daruf hand sich der eidgnossen botten vnd ein rat von Bern vnderredt. Sidmal16) die von Zürich die lüt, emal16) vnd Graf Heinrich zuo Schwitz lant- man worden sige, zuo burgern empfangen hand, dass si denen von Schwitz nüt ze antwurten habind, denn mag Graf Heinrich ansprach gegen denen von Zürich nit emberen, wa es dann zimlich vnd billich ist, da söllend jm die von Zürich zum rechten stan, doch nit nach der püaden sag, es wellind dann das die von Zürich gern tuon.

    9) welche von beiden. 10) gegen welchen Muthwillen die Eidgenossen die gehorsame Parthei schützen wollten. ") so oft. ") Ausrede. ") Vergl. Nr. *OS. ") angenommen. 15) sintemal, weil. 16) bevor.

    144

    So klagend die von Schwitz das ander stuck zuo denen von Zürich von des Oberholtzers17) wegen vnd sprechend also, wie dass der selbig Oberholtzer jro lantman sige vnd in jre pfandschafft Vtznach gehöre, da jnen kleine vnd obre gericht zuogehörind, über das habind die von Zürich den gefangen, getürnt1») vnd vmb cc pfunt geschätzt19), vnd habe kein jro gebett noch vermanen an jnen geholffen, dass si darumb nach der pünden sag zuo dem rechten komen weltind oder eins vndergangs ingon20) noch gehorsam sin, darumb si begertend dem Oberholtzer bekerung zuo tuon21) vnd den selben vndergang mit jnen fürzenemen. Darwider sprachend die von Zürich, wie dass der Oberholtzer in einem hoff, der in jr hoch vnd nidren gerichten lige, sigi gesessen, namlich in der herr- schaft Grüningen, habe jr gebott also dick verschmächt vnd über- sechen22), dass si nit köntind lassen, si mustind jne mit vrteil darumb straffen, vnd sige also mit recht gebüst, vnd getruwend vmb die sach nach der pünden sag nit gebunden sin vnd nach der man- briefen jnhalt nüt darumb schuldig ze sin ze tagen ze komen. Si getruwind ouch, dass si als guot ald besser recht zun der herrschafft Vtznach habind weder die von Schwyz, desshalb si jnen keinen vndergang verbunden sigind. Darnf hand sich aber der eidgnossen botten vnd ein rat von Bern erkent also, dass nach gelegenheit der sach die von Zürich bi jr stroff vnd geweer26) beliben sollind vnd dass die von Schwitz si nach der pünden sag nit zuo manen habind. Aber vmb den vndergang der zweien herrschafften Grü ningen vnd Vtznach, als die von Schwyz begerend, sollend die von Zürich nach der geswornen pünden sag ze tagen komen, wann si darumb ervordert werdend. Findt es sich dann vor den vieren vnd dem fünfften, dass der hoff, daruff der Oberholtzer gesessen ist, gen Grüningen gehört, denn so sollend die von Zürich bi jr straff vnd geweer beliben, erfunde sich aber vor den vieren vnd dem fünfften, dass der selb hoff gen Vtznach in die lantmarch gehörte, denn söllend die von Zürich darumb wandel tuon nach der vieren vnd des fünfften erkantnus.

    ") Vergl. Nr. *15. 1») in den Thurm eingesetzt. "») gebüsst. 20) auf einen Augenschein (behufs Ausmittelung der Gräozen der Grafschaft Utznach) sich einlassen. ") d. h. dass die Zürcher dem 0. Entschädigung leisten sollen. ") verachtet und übertreten. ") Besitz.

    145

    Das dritt stuck, so klagend die von Schwitz zuo denen von Zürich als des verwundten knechts halb, so denen von Schwitz zuogehört vnd in einer trostung24) soll verwundt sin, vnd die selben von Schwitz sprechend vnd meinend, dass man zuo Rapperschwil sol die sach fürnemen vnd berechtigen24), vnd des ersten kuntschaft daselbs, da die trostung vffgenomen ward, solle verhören. Darzuo die von Zürich also sprechend, dass der selbe knecht in jren hochen vnd nidern gerichten sige verwundt worden, darumb die sach an dem end, da es beschechen ist, solle gerechtfertiget26) vnd fürge- nomen werden, wann das allenthalben sitt vnd gewonheit ist vnd ouch lantbrüchig ist. Daruff hand sich der eidgnossen botten vnd der rat von Bern erkent, dass der frevel billich fürgenomen vnd gerechtfertiget werd an dem end, da es beschechen ist. Wird dann jeman kuntschafft erkent, der mag die suchen, da sy sitzt, darin beid teil, die von Zürich vnd die von Schwitz, den selben sond be- hulffen sin, dass jnen die nit hinderzogen ward. Vud was demnach an dem end mit vrteil vnd recht erkant wirt, darby soll es beliben vnd billich gehalten werden.

    Item das viert stuck, so die von Schwitz zuo denen von Zürich klagt hand, wist als vmb den vnuerdingten") kouff, da die von Schwitz fürgebind, dass die von Zürich jren noch den jren vnuer- dingten kouff nit gebind oder zuogon lassen wellind nach der pünten sag, vnd wellind ouch darumb zuo keinem rechten komen nach der pünten sag. Darwider redtend die von Zürich, dass sy nach jr fryheiten sag, jnen von künig vnd keisern gegeben, also harkomen sigind, dass si in jr statt vnd land vmb kouff vnd anders Ordnungen vnd satzungen machen mögind nach jr notturfft, vnd dass si darvon nit gebunden sigind nach der geschwornen puntbriefen sag jemant ze antwurten. Daruff hand sich der eidgnossen botten vnd der rat zuo Bern erkent vnd einhellig vnderredt also, dass die von Schwitz die von Zürich vmb die sach nit zuo manen habind, nach jr geschwornen puntbrief zuo dem rechten ze komen, dann besunder dass dieselben von Zürich bi jrem alten harkomen billich nach jr fryheit sag beliben, Ordnung vnd satzung zemachen, wann si das in jr püntnuss luter vor hand behalten« doch dass die von Zürich denen

    ") einem gelobten Frieden. ") rechtlich behandeln. ") beurtheilt. ") unbeschränkten.

    146

    von Schwitz vnd den jren, ouch andern eidgnossen sölichen kouff nit ganz sollend abschlachen, dann si erberlich sollend lassen zuo- gan je nach gelegenheit der löiff2»). Wo si aber jetz oder hinnach denen von Schwitz oder andern eidgnossen fryen kouff gantz weltind abschlachen , dass man dann die von Zürich wol darumb möge manen nach lut der geschwornen pünten sag, vnd was dann von den vieren vnd dem fünfften darumb gesprochen wirt, dem sollend si nachkomen.

    So volgt nun dero von Zürich anklag zuo denen von Schwitz, namlich des ersten, wie die von Schwitz einen nüwen zoll habind vfgesetzt, darmit si von Zürich vnd die jren beschwärt wärind über alt harkomen, si habind ouch den gegen etlichen andern lüten nach gelassen vnd trengend nichtz dest minder si damit, do begerend die von Zürich, dass die von Schwitz si vnd die jren damit vnbekümbert lassind. Das verantwurtend die von Schwitz also, es sigind in jren landen etlich weg, die frömbden vnd heimschen gar vnübig29) sigind gsin, desshalb si an vnsern allergnedigsten berren den Römischen keiser, domalen küng, geworben habind, der jnen die gnad geben vnd vss der vrsach den zoll nachgelassen39) habe, desshalb si ge- truwend an dem end recht vnd nit vnrecht getan haben. Es habind ouch die von Zürich die zöll, so etwa in der statt vfgenomen31) sigind, si damit beschwert, dass sie dieselben vff dem land ouch vfnemind, damit si vnd die jren ouch grösslich beschwert werind. Hieruf hat sich ain rat von Bern vnd ouch ander eidgnossen ein trächtig vnderredt vnd erkent also, habe entwedrer teil nüwe zöll vfgesetzt, dass sollind si gegen einanderen abtuon vnd kein andre zöll gegen einandern vfsetzen anders dann si" beidersit in die pünt komen sigind.

    Item zuo dem andern klagend die von Zürich, wie die von Schwitz habind die herschafft Vtznach verpfendt32) über dass si wol gewüst, dass si von Zürich guot recht zuo deren hettind, vnd aber kein ort dem andern sine lüt, land oder andre landrecht solle ab setzen3"), sunder bi geschwornen eiden schuldig sigind die helffer einanderen ze beschirmen vnd hanthaben. Daruff sprechend die

    l5) Zeitläufe. 2») nicht im Gebrauche. 30) vergönnt. 31) bezogen ") sich verpfänden lassen. ") entziehen.

    147

    von Schwitz, dass die herren, denen die eigenschafft zuogehöre, jnen die herschafft habend versetzt, darby getruwend si ze beliben. Vff das hand sich gemeiner eidgnossen hotten vnd der rat von Bern erkent, sidmal durch fromm vnd wis lüt darumb gesprochen sig, so lasse man es jetz darby beliben. War aber, dass die von Zürich je davon nit stan und die von Schwitz anklag darumb nit über heben34), so mögind si die fürnemen36) an dem end, da es zimlich vnd billich ist

    Item so klagend sich die von Zürich von Fridrichs von Hün- wil36) wegen, jrs burgers, dass die von Schwitz sine lüt, die in sinen nideren gerichten vnd in jro von Zürich hochen gerichten sitzend, ze lantlüten angenomen habind, getruwind, si sollind die jr eiden ledig sagen vnd von handen lassen. Daruf die von Schwitz sprachend, dass jnen vmb die sach nit eigentlich zuo wüssen sige, aber si wellind sich darumb erfaren vnd demnach antwurt geben. Daruf sich die botten vnd ein rat ze Bern erkent, was lüten des von Hunwil sind vnd in sinen nideren gerichten vnd dero von Zürich hochen gerichten, vnd vnder denen von Zürich sitzend vnd dem von Toggenburg mit eigenschafft nüt zuogehörend, vnd dero von Schwitz lantlüt worden sind, die sollend si ledig lassen. Welche aber der von Toggenburg eigen werind vnd zuo Schwitz lantlüt, die mögend daby beliben.

    So klagend die von Zürich witer., dass einem knecht in der March, der jnen zuogehört, sin korn abgeschnitten vnd hingefürt sig vnervolget alles rechtens87), vss der vrsach, dass er der jren sig. Daruf sprechend die von Schwitz, dass jnen davon nüt zuo wüssen sig, habind ouch bis vff das mal nüt davon vernomen, si wellind aber der sach nachfragen vnd darin handien als sich gebürt. Vff das hat sich ein rat ze Bern vnd der eidgnossen botten erkent, dass man dem knecht das sin, so jm abgeschnitten vnd hinweg gefürt sig, wider keren sol vnd jnne bi dem sinen, es sigind erbgüter oder handlechen, lassen beliben.

    Item vnd sollend beid teil vmb jr vorgemelte stöss gericht vnd verschlicht38) sin, einandern guot fründ heissen vnd sin, on alle

    3*) mit einer Klage nicht verschonen. ") belangen. 3S) Hinwyl. ") auf widerrechtliche Weise. ") ausgesöhnt.

    148

    bös gevärd. Wie die obgemelten botten all gemeinlich hand oucta in namen als davor die benampten von Lucern, vnsre guotte fründ vnd lieben eidgnossen, erbetten, ob deweder oder beid teil diser bericht39) eins bermentinen40) briefs begerti, von wort zuo wort als diser notel geschriben stat, dass si jnen den ouch von vnserer herren vnd obern, jr selbs vnd vnser wegen besiglet geben sollind. Diser notel zwen glich geben sind ze Lucern am frytag vor sant Lucien tag, nach der geburt Gristi vierzechen hundert drissig vnd acht jar.

    Gedruckt bei Tschudi II. 267 ff. Das Original-Coneept liegt im Staats archiv Luzern, vergl. Amtl. Samml. der eidgen. Abschiede II. 131.

    Anmerkung.

    Die tiefgehende Feindschaft und Erbitterung, welche in Folge des Streits um das toggenburgische Erbe zwischen der Stadt Zürich und dem Lande Sehwyz entstanden war, hatte eine Menge kleinerer und grösserer Anstände und Conflikte hervorgerufen, welche insofern von allgemeinerer Bedeutung wa ren als man jeden Augenblick befürchten musste, dass der eine oder andere dieser Streitpunkte die feindlichen Eidgenossen gegen einander unter die Waffen rufen könnte. Es fanden sich daher die sechs Schiedsorte, welche den Spruch vom 23. April 1437 (Nr. *O9) ausgefällt hatten, veranlasst, die bei den Partheien auf den 25. November 1438 nach Bern zu berufen, um wenn möglich eine gütliche Verständigung zwischen ihnen zu erzielen. Zürich einer seits und Sehwyz mit dem sich ihm anschliessenden Glarus anderseits erschie nen zwar in Bern, allein ihre Boten erklärten, zu einem Vergleichsabschlusse keine Vollmacht zu haben. Der Bath von Bern und die Gesandten der V übrigen Schiedsorte liessen sich nun gleichwohl die Mühe nicht reuen, die Vorträge der beiden Partheien über ihre Differenzen anzuhören und diese letztern zu erdauern. Obschon sie nicht zu Schiedsrichtern berufen waren, fällten sie gleichwohl einen Bechtsspruch, den sie jedoch, ehe er den Par theien eröffnet wurde, ihren Obrigkeiten zur Genehmigung vorlegten. Die mangelnde rechtliche Legitimation sollte durch ein moralisches und politisches Gewicht ersetzt werden und dieses fand sieh namentlich darin, dass die Boten der Schiedsorte, als sie am 12. Dezember wieder in Luzern zusammenkamen, bei Eröffnung des Urtheils den Partheien im Auftrage ihrer Committenten er klärten, dass, sofern die eine Parthei sich dem Spruche nicht fügen sollte, die VI. Orte mit Leib und Gut zu der andern Parthei stehen würden, welche denselben Spruclj annehmen und ihm gehorchen würde.

    ") dieses Spruches. ") pergamentnen.

    449

    Wir können diese Erklärung wohl eine verhängnissvolle nennen; denn sie brachte es mit sich, dass nachher alle Eidgenossen mit Schwyz und Glarus, gegen Zürich in's Feld rückten, weil dieses es war, welches den in Bern ge fällten Spruch nicht anerkennen wollte.

    Was nun die einzelnen Streitpunkte betrifft, über welche die VI Schieds orte urtheilten, so wollen wir hier nur die wichtigern derselben berühren. Schwyz beklagte sich darüber, dass Zürich die Unterthanen seines Landsman nes, des Grafen von Sargans zu Burgern angenommen habe; diese Klage wurde abgewiesen, weil das Burgrecht mit den Sarganserländern (vergl. Nr. l»1*) älter war als das Land recht mit dem Grafen (Nr. SO1). Betreffend den Straffall Oberholzer's. wurde Zürich bei seinem Besitze und bei der aus gefällten Busse geschützt, dagegen angehalten, die Marken zwischen den Herr schaften Grüningen und Utznach mit Schwyz zu bereinigen. Zürich, hatte diesen »Untergang! abgelehnt, weil es ebenso viel oder mehr Recht auf die Grafschaft Utznach habe als Schwyz; diese Einrede konnten natürlich die Schiedsorte, nach ihrem Spruche vom 23. April 1437, nicht gelten lassen. Ebenso wenig konnten sie, aus dem nämlichen Grunde, Zürich's Beschwerde darüber, dass Schwyz sich die Grafschaft Utznach von den toggenburgischen Erben habe verpfänden lassen, als begründet anerkennen. Was den freien Kauf betrifft, so fanden die Schiedsorte, Schwyz könne denselben nicht ver langen, weil Zürich das Recht, darüber Satzungen aufzustellen, als ein könig liches Privilegium besitze, welches es beim Eintritt in den Bund vorbehalten habe; doch sei Zürich nicht befugt, den Schwyzern oder andern Eidgenossen den Kauf auf seinem Gebiete ganz abzuschlagen. Die beiderseitigen Be schwerden über die Errichtung neuer Zölle erklärten die Schiedsorte für be gründet und hielten beide Theile an, dieselben wieder abzuschaffen.

    Anbelangend die Boten der VI Schiedsorte, so waren unter ihnen fol gende, die schon beim Spruche von 1437 mitgewirkt hatten: Rudolf von Rin- goltingen von Bern, Anton Russ von Luzern, Hans Kempf von Uri, Ul rich am Bül von Nidwalden, Ammann Hans Hüssler von Zug. — Heinrich zen Hofen vonObwalden, sowie derSchwyzer Abgeordnete Hans ab Iberg kommen vor in dem Markenbriefe von 1433, oben Nr. 18». Ueber den Glarner Abgeordneten Ulrich Elmer, den Schwiegervater Jost Tschudi's, vergl. Nr. 18« u. 184.

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