useridguestuseridguestuseridguestERRORuseridguestuseridguestuseridguestuseridguestuseridguest
Charter: Blumer, Johann Jakob: Urkundensammlung des Kantons Glarus, 1865 (Google data)  195.
Signature:  195.

The transcription and metadata of this charter are scanned by a OCR tool and thus may have low quality.

Zoom image:
Add bookmark
Edit charter (old editor)
99999999
 
Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 195. , S. 21
 

ed.
Current repository
Urkundensammlung zur Geschichte des Kantons Glarus, Nr. 195. , S. 21

    Graphics: 
    x

    195.

    1435, Februar 14.

    Gerichtsurtheil über einen Allmendstreit zwischen den Dörfern Leuzingen und Netstal.

    Allen den, die disen brief ansechent oder hörent lesen, künd vnd, vergich jch Joss Schudi, dozemal amman ze Glarus, dz jch offenlich ze gericht sass mit den nun geswornen richteren, vnd dz da für mich kamen dz dörffly von Lützingen vnd sprachen mit jr fürsprechen, sy begerten eis vnderganges ») mit denen von Nätstal vnd von Lömtschen zwüschent jr allmein, vnd hatten an eim rechten ze ervarn, was recht war. Do stuonden ouch die von Nätstal vnd

    1) Augenscheins.

    12

    von Lömtschen ouch dar mit jr fürsprechen vnd sprachen, sy ge- trüwetten, sy hätten guot brief vnd jnsigel vmb die vorgenant almein, vnd baten da an eim rechten ze ervarn, ob man die üt2) billich verhören sölt. Da fragt jch des rechten vmb vff den eid, da gab nach miner frag gericht vnd vrteil, dz man die billich verhören sölt vnd den aber geschechy, was recht war. Vnd do nu dz erteild 3) wart vnd der brief also gelessen wart, do stuonden die von Lützingen dar vnd sprachen, sy getrüwetten, sy hetten etwas kuntlich gemachet,4) nach dem vnd der brief wisti vnd seiti, vnd zügten dz an den am- man vnd die nun 5). Dz selb daten ouch die von Nätstal vnd von Lömtschen. Vnd also verdacht6) sich nu der amman mit den nün geswornen richteren vnd die sprachen, sy versinden 7) sich wol, dz sy für sy kämen, aber sy ») machettin nüt vor jnan kuntlich, als vor ») gerichl vnd vrteil geben hat vnd der brief wisti vnd seiti, den die von Nätstal vnd die von Lömtschen zelesen for vns gäben. Vnd do nu dz also geschach, do hatten aber die von Nätstal vnd von Lömtschen an eim rechten ze ervarn, was nu recht wär. Da fragt jch aber des rechten vmb vff den eid, da gab nach miner frag gericht vnd vrteil, dz nu die von Nätstal vnd von Lömtschen vnd jr nachkomen sülin beliben by allem dem rechten, so der vorgenant jr brief, den sy dar vmb jn hand, wist vnd seit, vor mencklichem vngesumpt vnd vngeirt. 10) Vnd do nu dz geschach vnd erteild ward, do hatten aber11) die von Nätstal vnd von Lömtschen an eim rechten ze ervarn, ob man jnen nu üt billich brief her über geben sölt. Do fragt jch vorgenanter amman aber des rechten vmb vff den eid, dz gab nach miner frag gericht vnd vrteil, dz mans jnen billich geben sölt, als gericht vnd vrteil geben hat. Herüber ze einem waren offen vrkund, dz dis alles war vnd stät sy vnd belib.12) so han ich vorgenanter amman min eigen jnsigel offenlich gehenkt an disen brief von des gerichtes wegen, wan ouch das gericht vnd vrteil geben hat. Der geben ist an sant Valentins tag, do man zalt nach Gottes geburt vierzehen hundert jar vnd darnach in dem fünf vnd zweinzigosten jar.

    Nach dem Original auf Pergament im Gemeindsarchiv Netstal, welches uns durch Herrn Civilrichter C. E. Schindler gütigst mitgetheüt wurde. Das Siegel hängt noch und weist als Tschudi'schcs Geschlechtswappen den einfachen Taiinbaum auf.

    2) nicht. 3) geurtheill. ») durch Zeugen beweisen. 5) beriefen sieh dafür auf den Ammann und die 9 Richter als Zeugen. 6) bericth. ') besinnten, erinner ten. ») die von Leuzingen. 9) vorher. 10) ungehindert. ") abermals. n) bleibe.

    13

    Anmerkung.

    Die vorstehende Urkunde ist schon darum interessant, weil sie aus der langen Regierungszeit Jost Tschudi1s eine der wenigen ist, welche, von ihm als Ammann ausgestellt und besiegelt, auf uns gekommen sind; vergl. darü. ber Nr. IG». Noch interessanter aber ist es, aus unserer Urkunde zu erse hen, wie Leuzingen einerseits, Netstal uud Löntschen anderseits sich als selbst, ständige Gemeinwesen gegenüberstanden, die wegen ihren Allmenden Prozess führten. Leuzingen, jetzt nur aus wenigen Häusern bestehend, soll nach der Tradition, welche durch unsre Urkunde bestätigt wird,, früher ein grösse rer Weiler gewesen sein, welcher sich bis gegen die sogen, guldene Allmeind hinauf erstreckte; vergl. Jos. Weber, zur Erinnerung an die Einweihung der neuen Orgel in Netstal, S. 4. Löntschen hicss bis auf unsere Zeit der obere, in der Nähe der Lönlschbrücke liegende Theil des jetzt zusammenhän genden Dorfes Netstal. Für die ältere Zeit hat man sich die Weiler Löntschen und Netstal — so wurde der untere, um den Bühl herumliegende Theil des Dorfes genannt — durch einen grössern Zwischenraum getrennt zu den ken, ungefähr wie jetzt Ober- und Unterbilten.

    Ueber das Neunergericht, vor welchem das Dorf Leuzingen seinen Rechtsstreit mit den Leuten von Netstal und Löntschen anbrachte, vergl. Nr. 14». Der Gegenstand des Rechtsstreites liegt uns nicht klar vor; nach dem Wortlaute der Urkunde könnte man annehmen, dass es sich um die Gränz- scheide zwischen den beiderseitigen Allmenden handelte; aber aus einem spä tem Gerichtsurtheile vom Jahr 1546 ergibt sich, dass Leuzingen Miteigenthum an der Netstaller Allmende beanspruchte und gegen diesen Anspruch die Dör fer Netstal und Löntschen sich auf ältere Urkunden beriefen, wie es schon bei dem vorliegenden Rechtsstreite der Fall war. Aus unsrer Urkunde ersehen wir, dass Leuzingen bei einer frühern gerichtlichen Verhandlung gegenüber einem altern Briefe oder für seine Interpretation desselben den Zeugenbeweis versucht hatte. Da nun, wie wir aus Nr 14» wissen, damals in unserm Lande noch keine Protokolle geführt wurden, so blieb den beiden Partheien nichts andres übrig als sich auf das Zeugniss, beziehungsweise die Erinnerung des Gerichtes zu berufen. Das Gericht erklärte hierauf den früher unternom menen Zeugenbeweiss für misslungen und schützte die Dorfleute von Netstal und Löntschen bei ihrem urkundlichen Eigenthumsrechte an der Allmend.

    14

     
    x
    There are no annotations available for this image!
    The annotation you selected is not linked to a markup element!
    Related to:
    Content:
    Additional Description:
    A click on the button »Show annotation« displays all annotations on the selected charter image. Afterwards you are able to click on single annotations to display their metadata. A click on »Open Image Editor« opens the paleographical editor of the Image Tool.