Otto IV. nimmt die bürger von Lucca (im anschluss an das privileg Heinrichs IV von 1081 iuni 23) wegen der ergebenheit, welche sie ihm in primo adventu nostro erwiesen, in seinen besondern schutz, will das niemand die mauern der stadt und häuser ausserhalb und innerhalb derselben ohne richterlichen spruch niederreissen, dort kein kaiserlicher palast erbaut oder gewaltsam herberge genommen werden soll; dass niemand von Pavia bis Rom und zu Pisa abgaben von ihnen erheben oder sie beim handel belästigen oder binnen sechs miglien von der stadt befestigungen anlegen soll; dass wer bei dreissigiährigem besitz seinen gewährsmann stellen kann, nicht zum kampf verhalten werden darf; bewilligt freien verkehr auf den märkten zu Borgo San Donino und zu Parma, abschaffung der seit dem markgrafen Bonifaz eingeführten missbräuche und dass kein longobardischer richter in der stadt ausser in seiner oder seines canzlers anwesenheit richten darf. Z.: Wolfg. patr. v. Aglei, Joh. bisch. v. Kamerik (Cancellarius), Heinr. bisch. v. Mantua hofvicar, Joh. bisch. v. Florenz, Robert bisch. v. Lucca, Ildebr. gr. v. Tuscien, Guido comes de Gurvis (Guerra?), Meinh. gr. v. Görz (Gurvis), Ezz. v. Treviso, Saling. v. Ferrara, Heinr. marsch. v. Kalendin, Cuno v. Minzenberg. Ego Conradus etc. Per m. Gualtherii etc. Mem. di Lucca 1,204. ‒ Nur in diesem, dann in den beiden andern privilegien für Lucca vom 14 dec., finden sich tuscische grosse, insbesondere die bischöfe von Lucca, Florenz und Luni, welche in keiner der andern im dec. und ian. zu Foligno und Terni ausgestellten urkk. zeugen sind. Das muss die vermuthung nahe legen, dass sie nicht, wie der erzbischof von Pisa und der bischof von Arezzo dem hofe gefolgt waren, sondern nur zeugen der zum aufenthalte zu Lucca im nov. gehörenden handlung waren, während doch wieder andere, wie insbesondere der bischof von Arezzo in nr. 333, blosse beurkundungszeugen sein werden. ‒ Beachtenswerth ist auch, dass dieses privileg sich nicht an die weniger günstigen Heinrichs VI von 1186 apr. 30 und Friedrichs I von 1162 iuli 9 anschliesst, sondern auf das Heinrichs IV zurückgreift.
Verbesserungen und Zusätze (1983):
Unter Benützung des D. Lothar III. Nr. 47 verfaßt von OD. Zinsmaier, Urk. Phil. 93. Kopien (B und C) in Lucca, Archivio di Stato, Capitoli II, Capitoli I (14. Jh.; Libro grande di Privilegi). Hirsch, Erläuterungen zu den Kaiserurkunden für Stadt und Kathedralkirche zu Lucca, in: Schlern-Schriften 9 (1925), 347 Anm. 1. Regest: Wiesflecker, Reg. der Grafen von Görz Nr. 347.