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Charter: Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg (1530), ed. Förstemann, 1833 (Google data) 32
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Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 32, S. 93

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    Dis. 4. Ist verbotten, die gefallen fasten wider anzurich ten. So nun solch Ordnung mögen durch gewonnheit abthomen, so volgt, daß sie nicht not sind zum Cristlichen lebenn, vnnd also sind durch gewonnheit gefallen Canones penitentiales, vnd hell doch niemandt, das sundt sej, dieselbigen nachzulassen».

    74 März.

    Also sind vil annder Ordnung gefallen vnnd vil alter Cano- nes, wie zu sehen In decretis. Mitwochs vnd freitags fasten. Item die ganntze fasten hat niemand! gehalten, wie sie gebotten.

    Auch spricht Dis. 1?. 5., Romana Ecclesia wisse, das nicht nachteilig sey der selen häil anndere ordnungen zu anndern zeit« ten vnnd Orternn.

    Item Hieronimus vnnd Augustinus schreiben auch, das man auß solchen ordnungen kein nottig ding machen soll.

    Aus diesem allem ist Clar, was Inn gemein von Mennsch- lichen Ordnung In M. g. h. Lannden geleret Wirt, das an zweif« fel Inn der schrifft vnnd patribus gnugsam gegründet ist.

    De coniugio Sacerdotum.

    Diß sind aber die Ordnungen, welche au sund nicht mögen gehalten werden.

    Erstlich den Priestern die Ehe verbitten, das ist wider got. Denn Paulus spricht: Melius est nubere, quam vri. Es ist pesser Ehelich werden, dan brunst leiden. Solchs ist gottes gebot vnnd mage durch kein menschen aufgehoben werden. So w«ß man auch, das die kirch lannge Zeit also gehaldten, das auch die Concilia gebottenn, den »riestern« die ehe nicht zuuer« bietten, Item das man zu solchem verbot die pristerschasst In Teutschland schwerlich mit gewald getrieben« hat, vnd ist Ein bischof von Mentz schir erschlagen worden«, do er hat das bebst- lich verbot verkündigt. Was auch guts daraus thomen, sihet man wol, vnd zubesorgen, so man die ehe furter weren wolle. Es wurde noch erger; dann die wellt Wirt Je lennger, Je schwccher.

    Von Haider gestalt.

    Dise gewonheit, allein ein gestalt des Sacraments zu ne- men, mag auch an sund nicht gehalten werdenn. Den Cristuß ge« beuch, Ex hoc bibite Omnes. So weiß man, das die kirch lannge zeit baide gestalt den laien gcraicht hat, wie man findet

    März. 75

    Inn Cipriano vnnd In canonibus. So findet n,an auch nicht, wie es abthomen, oder wer verbottenn Hab, baide gestalt zu« laichen.

    De myssa.

    Man hat bißanher gelert, das die meß Ein werck sey, da« durch der, so sie hell, nicht allein für sich, sondern auch für ann« dere gnad Erwerb, Ja das sie für anndere gnad erlang, ob schön« der priester nicht ftum ist, vnnd hat man auß diesem grünt vil messen gestifft für tob vnnd Lebenndig, allerlej dadurch zuer- langcn, der tauffman gluck In seinen henndeln, der Ieger gluck auf der Jagt :c. Dorumb sind die messen bestellet, gekaufft vnnd verkaufst worden, vnnd allein vmbs bauchs willen« gehalten«, das auch vil fromer leut tieser zeit darüber geclaget habenn.

    Vnnd wiewol etlich Itzund Ire fach beschonnen wollen, man solle die meß zu ainer ErInnerung haltenn, nicht das man damit den todten Oder Lebendigen gnad Erwirbt,

    Man ftrbe nu die sach, wie man well, so sind Ire bucher vnnd schrifftcnn am Tag, darIn man findet, wie sie geleret ha, benn, das die meß ein opfer sey, das gimd verdiene vnd sund weg Neme der tobten vnd Lebendigen.

    Das aber dieses ein Irthumb sej, mag durch Paulum be«' wissen werden, der Leret vnnß an allen orten, das wir allain durch glauben an Cristum gnad Erlanngen vnnd Trost haben, so wir glauben, das vnnß vmb Cristus willen« got gneoig sej, annemen vnnd helfen« wolle. So nu Vergebung der sunden also muß durch glauben Erlanngt werden, so tan es nicht durch des pristers werck eym annderm verdiennet werden, vnnd Ist ein grosser Irthumb, die leut also vom glauben auf ein frembd werck weisen. So doch an diesem glauben souil gelegen», der oan das Hauptstuck Cristliches Lebenns vnnd wesenns ist, Rechte zuuersicht habenn zu got vmb Cristus willen, das er gnad erzeigen vnd In allen notten Helffenn wolle.

    Von diesem glauben Reden die Ihenige nicht, so die messe verkauffen, sonder Ryumen allein Ire werck, wollen mit Irem

    76 ^ März.

    werck anndere Selig machen, so doch Cristus folchs auff ein mall außgericht, wie Paulus schreibet: vnaoblationeConsu- mauit Sanctos, mit einem opffer hat er die hei« ligen volendet.

    Item die wort Im heiligen Sacrament le«n vnns auch den Rechten brauch: biß ist der kelch einß neuen Test«« ments; nu heist neu Testament nicht unser werck, sonnder got< tes werck, der vnnß Etwas anpcut vnnd bescheid, wie man pflegt Testament zu machen; vnnd wirt also angebotten vnnd beschaiden gnad, Vergebung der sund. Wo nun solch verhaischenn ist, spricht Paulus, das muß man mit glauben» Empfa hl n; darumb ist die meß nicht ein werck, das eym andern et was verdiennet, sonndern wer es braucht, dem wirt hie cmge- betten gnad, Vergebung der sunden, die empfahet er, so er glaubt, das er durch Cristum solchs erlannge, vnnd ist In gesetzt solchen glauben zu vben vnnd zuerweckcn In denen, so es brau chet.

    Doch ist der mißbrauch offcnntlich, das die, so meß hat- tcnn umb des bäuchs vnnd gelbes willen, der mehr teil Halden vnnd thun solchs mit vnlust vnnd Verachtung gottes. Darumb ob schon kein annder vrsach were, den der groß vberschwencklich mißbrauch, so wer dannoch nit die Itzige gewonhait In allen Stifften, zuandern. Denn Paulus spricht: wer das Sacra ment nicht wirdiglich braucht, der sej schuldig am leib vnnd plut Cristi. ',

    Derhalbenn last m. g?f Hern ein pfar meß Halden, das da- bey anndere leut, so geschickt sind, auch das Sacrament brau chen, vnnd ist solchs der Recht brauch. Den Cristus hat es ein gesetzt, das es sollen« In der kirchen die mit einannder halten, so geschickt dar zu sind, wie auch Paulus die Corinther leret, daß sie auf einannder harren sollen vnnd mit einannder brauchen. Nemlich die, so zuuor Ir herz also finden, das sie denn leib vnnd das plut des Herrn nicht vneheren. Vnnd damit dem Sacrament kein vneher erzaiget werd, werden« die Leut offt vnderricht, war

    März.??

    umb mann es prauchen soll, vnnd da zu vermanet, basselbig zu gebrauchen.

    Es wirdet auch Zwinglische lahr auffs höchst widerfochtem«, wie die schriften anzaigen, so dauonn In meins gs?s hf lmmden außganngen, vnnd werden die leut vleissig vnnterricht, das Im nachtmall gegenwertig sey Leib vnnd blut Cristj, vnnd baß solchs geben werde, denn glauben dadurch zustercken, daß man trost em- pfahe, das Cristus vnnser wolle sein, vnnd helfen:c.

    Vnnd zweiffelt mein gnedigster Herr nit, solche meß sey Rech- - ter vnnd Cristlicher gottes diennst, sonnderlich dieweil allein solche meß noch bey zeitten Hieronimi vnnd Augustini gewessen sindt, vnnd man nicht weiß, wo her die tauss messen khomen oder wen priuatae misse angefangen haben.

    Von der Baicht.

    Die deicht ist nit abgechann, sonnder mit hohem Ernnst »

    Erhaldenn, also das den pfarhern beuolhen, niemandt das hailig Sacrament zuraichen, der nicht zuuor verHort vnnd absolutio be- gert hat; den die absolutio seer not vnnd trostlich ist, Dieweil wir wissen», das Cristus beuelch ist, sonndm zuuergeben, vnnd das er diesen« spruch des priesters, dadurch die sund vergeben wirdet, wil gehalten« haben, als were es seine stim vnnd sen« tentz von« himel.

    Vnnd sind die leut von Crafft der absolutio« vnnd dem glauben, so datzu gehöret, auff das vleissigst vnnderricht, das sie wissen, wie ein groß Tröstlich ding ist die deicht vnnd absolutio, so doch zuuor die monich nichts vom glauben vnnd absolutio ge, sagt, haben« allein die armen gewissen« gemarttert mit erzellung der sunden, die doch keinem menschen« auf erden möglich ist.

    Derhalben tringt man die leut auch nicht zuerzelung der sunden, den man findet nicht, das gepotten sej In der schrift, die sunden zuerzellen, so ist auch nicht möglich, dann der psalm spricht: Delicta quis Intelligit? wer Erthennet die missethat?

    78 März.

    Item das gebot der peicht halb ist also gestalt, das denn priestem bcuolhenn, niemand! das Sacrament zuraichen, der nicht vonn Innen absolutio begeret. Sunst ist den leutten kam Zeit vnd maß bestimpt, wenn sie peichtenn sollen«; den solch gebot wurde ein grossen mißbrauch der Sacrament anrichten, wie dan vor diser Zeit geschehen, das die leut, so nicht willenns ge wesen, von sunden zulassen, zum Sacrament getrieben sinot, da durch die Sacrament hoch geunehret werden».

    Denn die absolutio ist ein Trost für erschrocken«« gewissen; dieser Trost wird« verspottet, so ainer den selbigen foodern soll, der In doch nicht begerct, datzu so man zeit vnnd maß sehet, wenn MÄ« zum Sacramennt muß gehen, so wurde volgen wider die Negel S. Pauli, das vil datzu gedrungen wurden, die denn leib vnd das plut Cristj vnwirdiglich nemen. An solcher vneher des Sacraments wcren die Ihenigen schuldig, die solche zum Sa crament gedrungen hettenn.

    Es werden« aber die leut ernnstlich durch gottes wort darzu vermanet vnd Wirt In furgehalten, das wer Cristenn sein wil, schuldig sej, das Sacrament zubrauchen; wer auch dasselbig Nimer brauch, der zeige an, das er nicht wolle Cristen sein, wie der Canon In Concilio zu Toleto gemacht auch spricht C. Si qui Intrant dis. 2. de consec.

    De Jurisdiction«. Von der bischoffe Iurißdictio vnd Oberkayt.

    Mein gnedigster her hat den bischouen kam Iurißdictio oder Oberteil genehmen, sonnder nach dem als die leut die gaistliche geeicht nicht meher haben suchen wollen, vnnd die gaistlichn an vil oriten Ir gericht vnnd den pan *) mißgebraucht, hat mein gnedigster Herr auß fürstlicher Oberkait die fachen«, so an sein churfurstlich gnad gelannget, horenn vnnd annehmen» müssen,

    ') d. i. Bann.

    Märs. 79

    wie dann auch gaistliche Recht zulassen« dem Oberhernn, solche fa chen zuhanndeln, so die gaistliche« Ire Jurisdiction mißbrauchen.

    Zum anndern so ist das furnembst stuckh gaistlicher Jurist- diction, ««rechte ler straffen, welchs denn bischoffen In der schrifft vnnd Canonib. beuolhen. Nu habenn sie nie vor dieser zeit dise Jurisdiction geübet, sonnder allerlei Irthumb lassen predigen.

    So sie nun wollen Itzundt durch schein Irer Iurisoictio Rechte lar vndertrucken ^ tan man In Ir Iunsdictio dermassen nicht pillichenn.

    Denn so die Bischoue zeitlich diese sach, daraus die Zwi« spalt Itzundt erstanden, oroennlich vnnd Cristlich furgenuhmen hetten, were vil vnlusts vorhut worden.

    Zum dritten, so ist mein gnedigster Herr nit schuldig ge< wese«, den bischoffen zuhelffen, die priester anzugreiffenn, so ehelich worden», vnd damit Iren gehorsam Erhaldten, den mein gsts her hat nicht da zu mit guttem gewissen thonnen Helffenn.

    Vber das ist vil mehr ein Iglicher patron schuldig nach gaistliche« Rechten de Iure patronatus, seiner tirchenn dienner zuschutzen wider »«rechten gewaldt der gaistliche« Prelatenn, sonnderlich so der Patron nicht derselbigen prelaten vnnderthan ist, den es hat auch der patron macht, ein tüchtigen priester vff ein pfar zusetzen wider des prelaten willen, der Im ein vntuchti« gen gesetzt hat, c. decernimus 16. <;. ?.

    Zum vierdten, so wirdt In gaistliche« geeichten In Villen Ehesachen vbel gesprochen, das die not foddert, andere gericht zu- suchen«, vnnd sind Nemlich dise fell:

    Das man haimliche ehe gelubd da bestettigt, so einem ehr lichen man sein tind diebisch abgestollenn ist. Item das gaistliche

    geuatterschafft ehegelubdenn zerreissen, Item das man nicht ge, stat der vnttschuldigen Personn post diuortium wider zu freien, welche stuck wider gottes wort sindt; waß auch sunst fur mißbreuch dafür gefallen«, ist nicht not zuerzcllenn.

    Derhalben tan man nicht Inn Ir Oberkait vnnd Iurisdi, ctio dermassen willigen. Es ist auch zubedenncken, das, ob man

    80 März.

    schon« solch oberkait wider gcmntz wolde aufrichten, das es nicht möglich, den man tan die lcut nicht dringen, das sie solch gericht suchen sotten mit beschwcrung Inr gewissen.

    , , . Von der waihe.

    Dergleichen» Dieweil die bischoff die priestcr mit diesem Eid beschwer», den sie nicht ann sund khonnen thun, Nemlich diese Lehre nicht zuvredigenn. Item nicht ehelich zuwerden, so than man die weihe nicht bey Inen suchen, den solcher aid ist wider got, nun muß man got mer gehorsam sein, banden menschen, wie auch die Canones gebicttenn, die bischof zuuerlassen, so die leut zwingen, wider got zuhanndeln.

    Hie sind viel disputationes, die nicht not ist zuerwegen, nemblich ob die priester müssen durch bischoue ordinirt werden, vnnd ob der priester stannd Ingesttzt scy zu Lahr, oder am opffer für anndere zuchun, dadurch denn anndern gnad Erlanget wirt.

    Item von« den Ceremonien der weihe, dazu findt man wol Rath, so man der Haupt Artickel ainig wurde, das sich die bi, schoss bewilligen, ettwas nachzugeben«.

    Den so sie wollen friden machen, sollen wir billich alles nachlassen, das man mit guttem gewissen tan nachgeben vmb fri, denns willen, der hoher vnnd besser ist zu achten, denn alle eus< serliche freiheit, die man erdencken mag. So auch die sach allain vnnser person vnnd nicht Regiment, Lannd vnd leut belanngend, woldenn wir für vnß selbs schervsfer mit der Widerpart handeln auff vnnser fahr.

    Aber Es ist ausser der schule thomen vnd wird vom pofel vil Mutwillens In diser spaltung geubet, vnnd gewannen die Re- giment mit zuthun, den welche schedlich vnnd greulich Ergernuß auß solchen spaltungen thomen, tan man Leichtlich abnemen. Zudem "ist zu betrachten, was Inn kunsstig furfallcn mocht. Es ist zubesorgen, das nicht vil doctor Martinus nach diser zeit tho« men werden, die diese grosse fachen mit solchen gnaden guberni« rm werden, falsche lehr vnnd krieg verhütten. So nu die vn<

    ainig«

    März. 81

    m'nigkait stehen« plcibet vnd freuele vnnd furwitze leut mehr In tunnfftig drein khomcn. Ach got, was werden« die anrichten! Got gebe gnad, das auff baioenn seilen die surften Ir 2lmpt, da, zu Ir allerliebste linder betrachten, dennen sie nichts Keffers per lassen tunden, den Rechte Religion «nnd ein gut Regiment. Das aber biß annher etlich derselbigen mittel ordnungen gefallen, hat man derhalb lassen geschehen, dieweil sie die Lahr verdampt l a, benn; so nun die lahr vnnß zugelassen vnd von Innen angenoh- men wurde, hetten sie Reuocirt, vnnd were bey vnns nicht zu achten als Reuocirten wir, so wir. Inen zu willen, etlich ge- wonnheiten hielden, so es doch der lar keinen Nachteil prechr.

    De votis.

    Von closter leben.

    Diese fach vonn Closter leben betrifft mein gnedigsien her» nicht, den seyn C. f. gn: haben die monich nicht haissen auß denn clostern oder Inn die closter gehen, sonndern man soll billich von Inen selb vrsach fragen«, warumb solchs gescheen. Priuata Res est, nec ad cöem (d. i. cuminunem) Ecclesiam pertinet.

    Doch sind deninach vrsach anzuzeigen, warumb M. g. h. die closter nicht widerumb angericht hat, warumb auch sein C. f. g. die außganngene personnen geduldet.

    - Es sind furnemlich drej vrsachen, darumb das closter leben«, wie es biß annher geHalden, vnnrecht vnnd wider got ist.

    Die erst ist, das solches Leben« der meynung furgenhomen wirt, dadurch für die sund gnug zuthun vnnd gnad verdien««,, wie Thomas mit claren werten das closter leben« der tauff gleich heldtt, vnnd spricht, das monch werden sund weg nehme, als die tauf. Was ist das cmnders, den Menschlichen wercken vnnd selbs Erweltem gots diennst die eher geben», die Cristo ge, Hort. Cristus har gnad Erworben«, die Erlangen» wir durch glauben, an vnnser verdienst. Ephes: 2. Darumb so ists ein grosse gotslestrung, mit Closter lebenn wollen gnad verdiennen vnnd die sund bezallen. Die Tauff hat gottes wort vnnd ord» Fbrstemonfi's Urlmidenbuch. 6

    82 März.

    nung, und !si gots werck, darumb nimpt sie sund weg. Aber closter leben hat nicht gottes wort, dann es stehet In eittcl menn- schen gebotten, dauon Cristus spricht: Frustra colunt me mandatis hominum, darauß gewiß ist, das closter lcbcnn nicht tan sund weg nehmen, sind einmal menschen gebot ein ver geblicher dinst sind, dar Inn das closter leben« gannz gefasset ist.

    Dieweil nu das closter glubd ein vngotlich glubd ist, so man durch solche werck gedennckt, gnad zuuerdiennen, istcsvn- tuchtig vnnd gilt nicht.

    Die armder vrsach: biß ist auch wider gottes gebot, gclobenn, nicht. Ehelich zuwerdenn; denen, so brunst laiden, wie Paulus spricht. Melius est nubere, quam vrj. Vnnd dieweil solch glubdnus auch wider die schopffung vnd natur des mennschen ist, so ist es auch unmöglich. Dieweil es nun wider gottes gebot, dazu unmöglich ist, so volgct, das solch glubd nicht ist, vnnd das die Ihenige, welche des ehelichen lebinns bedurft fcnn, sollen vnnd müssen auß denn closicrn geen.

    Derhalbenn auch die alten Canoncs Jungen »ersonnen er» lauben auß den clostern zugehen, 2ll, 41. Dazu schreibt Au gustinus, das, wenn schon« die sundigen, so auß den clostern gcmngen vnd Ehelich wordcun, sej solchs demnach cyn rechte ehe vnnd sol nicht zurissenn werden«.

    Die drit vrsach ist, das die Ienige, so Inn Closternn biß- anher gemessen«, ob sie schon woldenn vnud vermochten an ehe zulcbeun, werden sie doch getrungen, den mißbrauch der meß für todtcn:c. vnnd annder unrechte cultus zuhaldenn, als der haili, gen anruffung :c. Darumb haben sie dillich vrsach, von solchem vuchristlichm westn, da man mit gottts namcn dem bauch dien- net, zusiiehen, alls sunde wider das annder gebot zumeidenn.

    .- . De inuocacione Sanctorum.

    Mann leret vonn Hailigen, das vnns Ires glaubenß E,rem- pel nützlich sind, umisem glauben zustercken, das auch Ire gute werck vnnß zu crInncrung dicncn, dergleichen zuthon, Ider nach seinem beruff.

    März. , 8!l

    )lber vonn Hailigen etwas bitten vnnd oder («!a) durch Ir verdiennst etwas Erlanngen, diese Ehr gehöret got vnnd unnstrm Herrn Cristo allein zu. Darumb sol man die heiligen auch nicht als furbitter anruffen, den Cristus hat gebotten, Ihnen zu einem furbitter vnd mitler zuHalden. Wye Paulus spricht: vnns est Mediator Cristus. Vnnd Cristus spricht: venite ad me omnes, qui oneratj cstis. Vnnd aufdasExem» pel, das ein gutter furderer zu hoff nutzlich sty, ist leicht zuant, worttcn, Pas derselbig furderer schaden wurde, wenn der fürst beuclch het gethan, bej Im selbs annzusuchen.

    Von Teutschem gesang.

    ^Was Inn gemain von Mitteln Ceremonien zuhaldten, ist droben gesagt, so dieselben also gefurdert nicht zur Lhar, sonn.» der mit solchem werck sund weg zunehmen, das solcher diennst vn« recht vnnd wider das Euangelium scy.

    Dieweil nu Ceremonien zu lar dienen sollen, hat man etlich Teutsch gesang genomhen, das durch solch vbung die Leut etwas Lern, nen sollten, wie auch Paulus leret 1 Corinth: 14., das man nichts undeutlich In der Archen reden oder singen soll. Doch macht man, kein gebot darauß, vynd singt alzeit auch Lateinische gesanng zu vbung der Iugent. Diese fachen bißanher erzellet, sind von eusserlichen ordnungen vnd wesen.

    So man nun dabey begert zuwissen, was mein gnedigsier Herr snnst predigen« laß, mage man artickel vberantworten, darein die gannz Crist'ich lahr ordennlich gefasset, damit man sehen möge, das mein gnedigsier her kam ketzerisch Lar zugelassen, sonn- der Hab das heilig Euangelium vnnscrs Herrn Cristi aufs Nainest lassen predigen, dan auch vil der Widersacher müssen bethennm, das sie von vielen hohen vnnd grossen fachen besser bericht sind durch diese Lahr, so Inn meins gnstf h. Lannden gepredigt, denn sie zuuor durch die Seutentiarien vnnd Sumisten bericht gehabt, Alls nemlich vonn Vergebung der sunden durch glauben zuerlanngenn. Item wie die Sacramema zugebrauchen, vonn vnnderschicd zwi<

    6 *

    84 - März.

    schen weltlicher Obrickeit vnnd der Bischof Ampt, Item wie weit mennschliche tirchen ordnung zuhaldten sind, dauor man bei den 'Summisten thain Ennd finden tan.

    L.

    Aus denselben Beilagen zu Brück's Geschichte ,c. Bl. 324-327.

    Vom Glauben vnnd wercken.

    Mann giebt auch dieser Lar vnbillich schuld, sie verpiette gutte werck, Derhalben Ist not, ber>6)t dauon zuthun.

    Was für gutte werck für die Zeit geleret sindt durch die monch, Ist offenntlich, von« Nossenntrantz, gülden, messen vnd dergleichen; allain gepredigt von« Rechten gutten wercken, vom ampt der Obrickait, von gehorsam vnnd ernnstlicher forcht gegen« der Obertait, von Ides bcruff, von leiden vnd Ernnstlichem ge, bot vnnd zuuersicht zu got In notten hat man wenig geleret, wie auch Ire bucher beweissen, die vol dorichter vnnd schedlicher que- stion sindt vnnd wenig nutzlicher lahr haben«. Darumb auch die ganntz welt nach einer andern Lahr lannge Zeit geschrieen, vnnd viel, so Itzund hesstig dieser lahr enntgegen sind, haben« erstlich vnser lahr mit'hohen fraiden angenehmen vnnd defendirt. Vnnd ob schon die Lahr von« wercken bey Innen gewessen, so muß man doch bekennen, das sie vom glauben, dadurch man gnad erlann- gen soll, nichts geredt oder geschrieben« haben.

    Derhalben« ist diß vnnser bericht *) vom glauben vnnd wercken«:

    ') Man bemerke, wie hier der Verf. in seinem Namen und in dem der übrigen Teilnehmer an der Abfassung dieser Aufsatze sagt: „ist diß vnnser bericht", und wie es dafür in der Confession, wo die Fürsten sprechen, Art. XX. heißt: „so ist dauon durch die vnser n dieser bericht geschehen ". Wie sehr übrigens die- ser Artikel in dieser Rcdaction weit mehr mit der Redaction in der Mainzer Handschrift, als mit der in der ersten gedruckten Ausgabe Melanchthon's übereinstimmt, ficht man leicht.

    März. 85

    Der Mmnsch kann mit kamen werckenn Vergebung der sund erlangen oder verdiennen, daß er für got damit gerecht wird oder ein gnedigen got Hab, sonder wirbt allain also gerecht vnnd Erlanngt gnad von« got, so er glaubt, das Im vmb Cristus willen» die sund vergeben vnnd gnad geschennckt werden. Dieser glaub macht allain vor got gerecht vnnd from, wie schrifft, Pro pheten vnnd Apostel an vil ortten leren, vnd sonnderlich Paulus hefftig treibet In allen Episteln. Galat. 2.: So gerechtig- teit durchs gesetz, das ist durch werck, kommet, s.o ist Cristus vergebenlich gestorben. Item Ephes. 2.: Ir seit durch gnade» selig worden» durch glau» ben, vnnd das nicht auß euch. Es ist gottes gäbe, nicht auß werckenn :c.

    Vnnd also wie wir leren, haben« auch die treffennlichste vetter geschrieben vil vnnd offt, vnnd Sonnderlich Augustinus de Spiritu et litera. So schliessen wir, das der mennsch nicht gerecht wirbt durch gebot eins gutten lebens, sunder durch glau ben an Iesum Cristum, das ist, nicht durchs gesetz, das werck foddcrt, Sonnder durchs gesetz des glaubenß; nicht durch den puchstaben, sonnder durch gaist; nicht durch verdiennst der werck, sonnder durch Eittel gnad.

    Item die das gesetz thuen, sindt gerecht, nicht das gerech« tigkeit volg nach dem thun, sonnder gerechtigteit muß vorhin da< sein vor dem thun.

    Das man aber dagegen anzeucht: „ der teuffel vnnd got- loß menschen« glauben auch, vnd sind dennoch nicht fromme."

    Darauff ist diese unnser anntwort: teuffel vnnd gotloß mmnschen glauben nicht alle artickel, vnnd sonnderlich den für- nembsten, darumb Cristus thommen ist, glauben sie nicht, Nenu lich Vergebung der sunde. Die schrifft haist glauben nicht allain die Historien wissenn, Sonnder glauben helft diesen« Artickel fas sen: Vergebung der sundcn. Denn darumb ist Cristus thomen vnnd sind die wort „ Nemissionem peccatorum" nicht vergeben lich Inns Credo gesetzt. Vnnd wirt solcher glaub also, so das Hertz erschrocken» vnnd die sund Erkennet vnnd höret, das gnad

    86 März.

    durch Cristum zugesagt ist; so es solcher zusag glaubet, Emphet es trostvnndfteudvndleben, wiePaulu s spricht: So wir durch glauben sind gerecht worden, Habcnn wir fridenn ge gen got, das ist ein frolich gewissen, vnnd fulen, dasgot gnedig ist vnnd helffen will. Lernen Inn also recht thencn, zu Im zuuersicht zuhabenn, Das er Inn aller not helffen wolle, wie sein zusag vnnd wort lauttet. Vnnd das dieses glauben sey, nicht allein die Historien wissen, sonnder solch zuuersicht In got haben, ist clar auß denn Worten Pauli, der spricht: fides est Sub- stantia rerum sperandarum. Das ist: glaub ist zu uersicht des, das man hoffet. Darumb glauben« ist nicht allein die Historien wissen, Sonnder etwas von got warten vnnd Hoffenn.

    Diß ist ein Recht Tröstlich lahr, die Cristum also thenne» leret, das wir gewißlich wissen«, Das wir ein gnedigen got durch Inn haben«, so wir solchs glanbennß, das er vnnser sund Hab weggenohmen, vnnd das er allein darumb thommen sei, für vnn, ser sund gnug zuthun vnnd die sunt» zuuergeben, vnd Ewigs le ben» vnnd alle gotliche gutter gebinn, wie er spricht Io: 3.: Got hat seinen so« Inn die weit gesandt, das die welt durch In selig wurde, wer ann In glaubet, der Wirt nicht gericht. Wer solche Leer hat, der hattrost In aller not vnnd angst, der tan got recht diennen vnnd anruf» fenn. Den an diesen Cristum Ist kein gots diennst göt gesellig, den der vatter spricht also: hunc audite; disenn solt Ir hören. Das aber vil dise Lahr von dem glauben veruolgen vnnd verachten, ist vrsach, das sie diesen« glauben nicht versucht Habcnn, vnnd wissenn nicht, was Cristus wergt oder Ampt Ist, Warumb er Inn die welt komeu sey; so doch dieser glaub das hauvtstuckh des Cristlichenn lebenns ist.

    So nu der mensch durch glauben ein gnedigen got hat, ist er schuldig, auch gute wergk zuthun, nicht das er damit Vergebung seiner sund verdiene, sonnder das ist schon« lang verdienet durch Cristum vnnd durch den glauben geschennckt, sonnder die gutten tverck sollen geschehen got zu lob, den gott foddett sie, so sollen

    März. 87

    wir auch durch solch gutte wcrck annder Naitzen, das sie lust vnnd lieb zum Euangelio gcwynnen^ lernnen auch got keimen vnnd Im glauben, das sie auch selig werden. '. ,

    Item so das Hertz cmn glauben ist, so ist es Inns Teuffels gewaldt vnnd wirt zu allcrlej sundt getrieben, wie man fihet an gotlossen lcuten. 2lbcr so es nu glauben hat, hat eshjlffvon got vnnd wirt durch denn heiligen gaist bewart wider denn Teuffel, das es nun gute werck thun kan, widerstehet falscher Lahr, zorn, Zeitz, Hoffart vnnd andern lusten, so es doch for In diesen stucken allen gefanngcn lags vnnd vermocht Jim nicht widersteen. Also leret Paulus vom» werckcn Ro: 8.: welche der gaist got- lies treibet, biß sind kinder gottes. -Vnnd Galat. 3. spricht: Ir habt denn gaist empfangen durch die predige vom glauben, nicht von wercken. Damit leret er, das durch glauben erstlich der heilig gayst geben wirt; wo nu der hailig gaist ist, da tan das Hertz der sund vnnd dem TcusM widerstehen; an den Hailigen gaist than der mensch nicht guttes wurcken, wie die kirch sagt: Sine tuo numine ni, hil est in homine; an deine hilff vermag der mensch nichts, also ist der glaub das Hauptstuck, dadurch der hailig gaist geben« wirt, welcher glaub allein ein gnedigen got macht. > .-.,,.':':,,'

    Vnnd dieses ist Inn Villen puchern Augustini reichlich gelert vnnd bcwisen.

    >

    s'.

    Aus dcr Abschrift in dcn,'clben Belagen Blcitt 344 — 34?. Von vermöge der Schlussel.

    De,potestate clauium. Dauon hat man vor zeitten gehalten, das votestas tla« uium, vermöge der schlussel, stj das gaistlich vnnd weltlich Regi ment , vnnd das der Babst durch die schlussel gewalt empfanngm habe.,.konig zusetzen» vnnd Entsetzen, vnnd müsse kein tonig An de«

    88 > März.

    Babsts Confirmacio werden. Solcher Irthumb ist allso getrieben, das auch die, so annders geHalden, für tetzer Conndemnirt sind.

    Aber Itzunot Bekennen alle vnnser Widersacher, daß die, sei ein schedlicher vncnstlicher Irthumb sey, das sich der Babst auß Crafft der schlusscl vnnd Euanngelj des weltlichen Regiments vnderstehtt, tonig zusetzen« vnd entsetzen.

    Vnnd leren, wie man vermuge der schlusscl,^) also das po» testas Clauium beuelch sej, das Euangelium zu predigen, sunder zu straffen« vnnd zuuergebenn Inn namen vnnd von wegen Cristj.

    So ist nu potestas Clauium allein gaystlich Regiment, das Evangelium predigen, sundt straffen« vnnd vergeben, Sacra, menta Raichenn. Diß allain soll der bischoff oder priester Ampt sein, vnd geHort Lauts des Cuangelij nicht In dieses Ampt, weltliche Regiment zustellen oder ordnen, tonig setzen oder En«t< setzen; dan Cristus spricht mit Klaren women, Er wolle Petro geben« schlussel des himmelraichs. Damit Wirt abge< sonndert gaistlich Regiment von weltlichem, vnnd Iohan. 20.: Sicut misit me pater, et cgo mitto vos; wie mich der vatter gesandt hat, also sennde ich euch. Nem- met den Hailigen gaist, Welchen Ir die sundt ver, gebet, den sollen sie vergeben« sein, welchen Ir nicht vergebet, denen sol nicht vergeben sein. In diesen worttcnn stehet, das die Apostel tain beuelh haben« vom weltlichen Regiment, Sonnder allain von der Lahr vnnd predig vnd Raichung der Sacrament, dadurch Vergebung der sunden ausgeteilet wirt.

    Item Christus verbeut, das sich die Apostel weltliche Regi< ments nicht vnnderstehen sollen, Do er spricht: die weltlichen surften herschenn, Ir aber soll nicht herrschen«.

    Item Mathei 5.: Ir soll dem vbel nicht widerste, h enn, nu ist Je Weltlich regiment straff vnnd dem vbel widerstehen.,

    Item Cristus wolle denn Romern nicht In Ir Regiment greissen, da« man batt, er sollt das erbtailen, spricht er, wer

    -) Es fehlen die Worte: „zu gebrauchen habe" oder etwas d«glc,chen.

    März. 89

    hat mich zu einem Richter vber euch gesetzt? Item Regnum meum non est de hoc mundo.

    Auß diesen« vnnd vil annder spruchen Ist clar, das die schlussel nicht weltlich Regiment haissen oder weltliche policj. Ist aber daneben dem babst Etwas durch die kaiser geben, gehet die schlussel nicht ann, sed est donatio Humana, die nehmen wir Im nicht. Denn diese lahr des Euangelij lesst Hern Hern pleiben vnnd gehet allain mit denn gewissen« vnd dem her- tzen vmb, wie es gegen got stehen vnnd mit got ainig wer den sol. vnnd sindt der gaistlichen mißbreuch offt vor dieser Zeit gestraffet, aber die vorigen haben allzeit auffrurisch ge- hanndclt vnnd die bischoff auß denn guettern stossen wollen, Itzund aber haben wir das gaistlich Ampt vnnd weltlich Regiment also vnnderschieden, das man wissen mag, was zum gewissen geHort, vnnd wie von gutternn vnnd Eusserlicher herlickeit zuHalden.

    Dieweil nu vermöge der schlussel haist, Euangelium pre digen, Sacrament Raichen, volgt auch, das der babst auß Crafft der schlussel nicht macht hat, neue gottes diennst zuwider dem Euangelio zu ordnen oder dj gewissen mit gesehen zubinden.

    Vnnd so der Babst gesetz macht, thut er solchs nicht auß Crafft der schlussel, sonnder machet gesetz, wie ein annder welt licher fürst, dauon er doch nicht beuelch hat, vnnd dispennsirt, lo set sie wider auff, wie ein fürst ein dieb loß geben« mag.

    Wo nu dieselbigen gesetz vnnd dispensaciones wider gottes wort sind, Ist man schuldig, got mehr gehorsam zusein, dan den menschen, wie droben angezeigt.

    Item dieweil die schlussel nicht anders sindt, den Euange lium predigen vnd Sacrament Reichen, hat der Babst nicht mehr gewalt durch die schlussel, dan ein Ider pfarnner, wie die Cano- nes selbst anzaigen, denn sie geben zu In Articulo mortis, das ein pfarrer alle Casus Neseruatos absoluirn möge.

    Vom Bann. Cristus hat gelcret, wie es mit dem bann sol gehalten« werden«, Math: 18. vnd Paulus 1 Coriuth: 5., das man

    W März.

    die, so In öffentlichen lästern sind vnd nach Ermanung sich nicht wollen bessern, auß der tirchen thun sol, vnd Inen die Sacra< ment nicht wichen.

    Vnnd In solchen stucken mochte man den Vischoffen den Bann zustellen, so sie der Lehr des Euangelij, wie droben gesetzt, nicht enntgegen sein wollen :c.

    Aber Inn fachen«, so zu weltlichem gcricht gehören«, sol len sie nicht macht haben, den Ban zu geprauchen.

    Mann mochte auch den pfarrhern bcuelhen, solche, so Inn öffentlichen lästern verharren', anzuzaigen, wan die bischoss die pfarren, wie sie schuldig, visitirn.

    Dergleichen mocht es gchaldten werden mit denen, so ein Iar oder lenger nicht haben Comunicirt, das diesclbigen durch die pfarnner vermanet wurden, vnnd so sie nicht woldten Com«.- nicirn, wurden sie angezeigt, wie anndere, so In offenntlichen lästern liegen. , .

    De Gradibus consangunitatis:c. Nonn den graben der Sipschafft vnd magschafft.

    Die Ehesachen» sind zu weitlcufftig, vnd wirt dabei nicht allein von gradibus, sonndcr von vilen stucken nct sein zudispu< tirn, so man die Iurißdictio bestellen sollt.

    Vnnd ist vnnser bedenncken, das man diese fach de gradibus denn Juristen beuelch, vnnd denncn, so die Iurißdictio beuolhen wirt. Den weltlich porestat mage gesetz machen, auß vernunff- tigen Vrsachen, nicht allein zuuerbitten kunfftig ehe, sod *) auch zu ..^.. ^°*) die Ienige, so wider solch macht gefreiet.

    Das aber geuatterschafften sollen ehe hindern«, hat kain grundt oder vrsach vnd ist ein gesetz, das wer diennet, die gewissen

    *) «sod", Schreibfehler statt: sondern.

    ") Es fehlt hier in der Handschrift ein Wort (etwa: „zu scheiden"), welches der Abschreiber wahrscheinlich nicht lese» konnte.

    März. 91

    zuuerwirren. Auch hat der Dabst nicht macht gehabt, solch ge> setz zumachen.

    Item der Babst hat nicht macht zu dispensirnn In vellen, so Ime *) diuino verbottenn sindt.

    In anndern vellen, so nicht Iure diuino verbottcn, Ist die Constientia nicht gebunden, vnnd so ainer aine nimpt wider diesclbige gesetz vnnd bcj Ir wohnet vnnd von« der Oberkait nicht von Ir gedrungen wirt, ist solche für ein Rechte Ehe zuhaldten. Darumb hat man der babste gesetz müssen scheiden, die den leut- ten gewissen gemacht, alls weren zugleich alle vcll wider got; diß aber sindt leicht vrsachen.

    0

    Aus der Abschrift in den genannten Beilagen Vl. 303. und 304.

    DE PRIVATA, MISSA. Ob die pabistenn wollen« furgeben, Ire winckelmessenn zuerhalten. Es muge wol ein pfass sich selb Communicirn, oder Im selbs das Sacmment geben, gleich wie die krannckcn ein Zelen^) In Heusern berucht ^^) oder Communicirt,

    Ist zu Anntworten:

    Erstlich das nicht genug ist, also Zureden oder furnehmen, sonndern sie sollen ein klar gottes wort vnnd beuelh haben, das so Recht vnd zuthun sein solle. Dan ane gottes wort sol man In gottes dinst vnnd fachen nichts furnehmem

    Zum anndern. So ists ein verterung des priesterlichen Ampts, das got eingesetzt hat, dan oie Sacrament sollen durchs offenntlich gemein Ampt geraicht werden an stat Cristj vnnd der

    ') »Ime« ist wohl Schreibfehler statt Iure.

    ") d. i. einzeln.

    '") d. i. bericht, berichtet.

    92 März.

    ,

    Cristenheit. Nu Ir ein einzeln person gegen« Ir selbs tan of. fentlich der gemein Ampt haben oder krancken. Wan man aber den tranncken das Sacrament gibt, das geschieht auß dem orden« lichen Ampt, gerade alls wann man das Sacrament sonst vom altar Nem vnd brechts Einem In winckel oder hinder der tirch- thur. Vnd pleibt also hie das ampt In seinem werck vnuerteret.

    Zum dritten so weiß man wol,, das die Papisten« solchs nicht auß andacht oder begird des Sacrament furgeben, sonndern Ire kremerej mit solchem schein zubestcttigen, dannIr andacht zu got vnnd seinem dinst ist woll bekannt, vnnd haben sie begir oder andacht zum Sacramennt, tonnen sie es wol kriegen ordennlicher weise, da solchs mißbrauchs fahr nit ist, welche weise so sie «er achten« vnnd wollen« die verkcrte ferliche weise habenn, gebts ossenntlich zuuersteen^ das sie nicht das Sacrament, sonndern Iren prauch damit meinen.

    Item Es ist auch ein boß Erempel. Iren Eben mit dem Recht, sich selbs zu Comunicircn, möcht einer haimlich allein meß halten,*) oder, so er liegen wolt, furgeben. Er httte haimlich messe gehalten«, vnnd were doch nichts dran, welchs wer« Ja ein schmndliche verterung baide des Ampts vnnd des brauchs.

    Vnnd wann dan Ir selbs Comuniciren nichts anndcrs sein sol, dan ein Communicirn, wie die layen das Sacrament zuem- pfahen, vnnd nicht ein opfern, was darff man dan ein sonnder- lichen stand vnnd orden dartzu durch weihen vnd tlaider vnnd annder geprenng auffrichten? Mogenn sie doch wol gleich, wie die laihenn vnngeweihet vnnd vngeklaidet das Sacrament Em- pfahen. Vnnd ist ein vberflussig vnnotige vnndcrschaid eines ge weihten vnd layen, Dan sie gibt kein Ampt, noch vnnderschaid gegen denn Laien. Suma die prlesterlich weihe were alsdcm lau ter vergeblich, gleich als vergeblich were, das man einen zum pfarer welet, auf das er haimlich mocht Im Euangelio lessen vnd sich selbs Lerenn oder predigen.

    ') Es ist zu construircn: Ihrer einer (einer von ihnen) mochte eben mit dem Recht ,c.

    März. 93

    Auch ists vnngeschickt, das ein person da allein Isset vnnd trinckt vnnd lasset die anndern mitzusehen, zu welchen« er doch die wo« spricht: Nemet, Esset vnd tri nckt, vnd spricht nit: Ich allein wils Nemen, essen vnd Trincken vnnd euch las« senn zusehen. Den mit denn kranncken gchets, wie gesagt, das sie mit dem Haussen alls vom altar geraicht durchs Ampt essen vnnd trinckenn.

    Cristus wil auch solch Sacrament haben zur gedechtnus seinß Laidens, daß man offenntlich dauon rede bej den Zuhörern. Aber solche winckelpfaffen Machen« ein schweigen draus vnnd Haissenns auch die stilmesse, dan sie die wort des Sacraments Leren haimlich zusprechen« vnd den leuten verpergen, welchs ist stracks wider die einsetzung Cristj. Aber bey den kranncken Redet man sie frey, offeiilich, vnnd predigt auch denselbigen. De« aine messe au predigt wil cristus nicht habenn, vnd ist auch ein Messe gleich wie ein leib ann *) seele, oder peutel ann geldt, faß ann wein.

    Aus der Abschrift in denselben Beilagen Blatt 329—334.

    Der erst artickel von baider gestalt des Sacraments.

    Ob man hie wolt hanndeln, das allein die aine gestalt soll besiettigt werden, da soll vnnd tan vnnser gnedigster her gar nicht bewilligen, da die helle schrifft der Euangelisten vnnd S. Pauli stehet, also das auch die Widersacher solchs bethennen, vnnd nichts mehr haben, das sie furwenden, den das es nicht durch die Cri< stennlichen tirchen beschlossen sey. So ists auch gewiß, das die ganntze Crisiennheit In aller weit vnnd die heiligen vedter vnnd bischoue baider gestalt gebrauch eintrechtiglich gehalten haben vber Tausent Iar lang, vnnd weiß nach heuttigs tags niemandt, von

    ') d. i. ohne.

    94> März.

    wem oder wo die eine gestalt Hab angefangen, vnnd Ist Im Babsts rechten» gar nichts dauon gesetzt. Sie disputiren hefftig hie wider, man sol nichts neues ansahen an der Cristlichen tirche beuelh vnnd Ordnung, darauff ist zusagen, warumb sie dan biß- her nicht gewehret haben, das die aine gestalt nicht einrißt, Welchs ein rechte bosse Neuerung ist wider die helle schrift. Desgleichen sollen« sie auch vil anderen bösen neuen stuckenn geweheret haben«, wo sie Ja kein Neuerung wollen leiden. So ist Ja das nicht ein Neuerung, sonder ein widerbringung des alten vorigen brauchs der ganntzenn Cristenheit vnd gehorsam des Euangelii.

    Der annder artickel von der Priester Ehe. Hie kann vnnser gnedigster her gar nicht bewilligen, das die priester, wie vorhin, an ehe Leben« sotten; den da steet star- cke schrifft, das got hat geschaffen man vnnd weib, das sie sich mehren sollen. Gen: 2. et 3. Vnnd Paulus 1 Cor.: 7: Es ist besser freien, dann brunst leiden. So weis man auch wol, was für schreckliche greuel der vnnzucht vnnd vn- keuschheit Ursachen genehmen haben aus der verbottenen ehe. Auch ist solch verbotten ehe nicht allein an bewilligung der Cristlichen tirchen, sonnder auch wider die Concilia, sonnderlich wider das höhest Concilium Nicani (nc) vnd Constantinopolitanum Sextum auffthomen aus lautier fteuel vnnd gewalt des Babsts, dem sich die priester In Teutschen lannden ein lange zeit entgegen gesatzt vnnd sich sein Erwehret habenn.

    Vber das so straffen« des babsts vnnd der seinen eigen recht die priester ehe nicht hoher dan mitenntsatzung vom priester Ampt, vnd habenns auch für kein kctzerei, thut auch keinen darumb in bann. Nu aber hell manß nicht allein für kctzerei, Sonndern verdampt, verfolget mit schwerdt, feur, bann vnnd allen plagen als die aller hoheste kctzerei. Ist auch von anbcgin dcr Welt bei kaincm volgk noch lannd Je erhöret, das Imannd vmb des Ehe stands willen solt getodtet, vnnd nicht vil mehr geehret werden«. Vnnd bey Cristen soll man das pillichen wider Ir qigen schrift vnnd gesetzte Recht? Inn solche grosse greuel kann vnnser gnedig

    März. 95

    ster her gar nicht bewilligen, noch sein gewissen damit teilhaftig machen. So muß auch ein Iglicher Fürst darauff sehenn, wie er schuldig ist, das, wo die ehe soll vnbottenn sein, sonnderlich Inn diesen letzten schwachen zeitten, das nicht Inn Ire lanndt Welsche, Turckische, Curtisanische laster thomen, wie es Inn etlichen« lannden geschehen.

    Vnnd ob man nicht mer erlanngen khont, das man doch den pfarhcrm die ehe lasse, vnnd pleiben Thumhern, wie sie plei» bcn. Den pfarhern müssen» hauß Haltcnn, das ann weib vw muglich ist.

    Der drit artickel von der Messe.

    Vnnser gnedigster her tan vnnd dhar nicht bewilligen«, das er solle die winckclmessen vnnd tauffmessen, wie sie vorhin gewest. In seinen landen lassen oder haissen wider aufrichten. Aber die pfarrmessen, dabei communicamen sind, Sie werde Tcutsch oder Lateinisch, mein gnedigster her sol darauff süssen, das gehalten« sol bleiben. Den alle scribcnten bei In halten die meß für ein solch werck, das ein priest«, ob er gleich gotloß vnnd «ungläubig ist, mug vmb Lohn thun, zu nutz der ganntzen Cristenheit, bald für lebenndigenn vnnd tobten, vnnd für alle anndere nat, (< natur), welchs ist ein offtnntliche abgotterei, ob sie Itzt villeicht vil sticken vnnd glosirn, wollen vnnß doch solcher scribennten abgotterei da mit nicht gesterckt werden. Den solche glosin hat man dazumalh nicht erdichtet, der messen weren sunst vil weniger plicbenn. Den es ist nichts Inn himcl noch auff erden, das Vergebung der sunde oder gottes gnad erwerbe an der ainige glaube an das wort gottes, vmb welcher willen zuuben Cristus die messe hat eingesetzt, wie er spricht: solchs thut zu meinem gedechtnus. Weil da« die winckcl Messen, auch die allerheiligsten, vnnd die tauff Messen« alle auff genanntem abgöttischen« grundt stehen, das man dadurch als durch ein gut werck wil den leuten Helffenn, tan niemand mit guttem gewissen dieselbigenn billichen, oder helft fenn auffrichreun. So findet man auch In der ersten Cristenheit vnnd bei denn Eltesten vettern solcher abgöttischen« messen taine.

    ;96 März.

    So ist auch das offennbar, das die Messen für die tobten nichts nutze sind, für welche sie doch am meisten gestifftet sein, den die tobten müssen freilich durch Iren« aigen glauben gerecht vnnd selig sein, wie alle anndere Hailigen Ro: X. Mildem hertzen glaubt man, so wird man gerecht:c. Auch leidenß die wort Im abentmalh nicht, daCristuß spricht: Esset, trincket, solchsthut. Nu tonnen Ja die tobten nicht mit vnnß essen, trinncken vnd solchs thun. Schimpflich aber ists, das wir für die todtenn essen vnnd trinncken sollen.

    Der vierdt artickel vom Ordiniren oder weihen.

    Nicht pesser mittel zur ainigtait mag In diesen fachen sein, dan das die bischoffe nachlassen die aid vnnd pfiicht, damit sie die ordinanden vorbinden« zur gotlossen lere vnnd zum leben an ehe, denn so plieben sie wol Inn Irer wirde vnnd Regimen«! vnd trigen prisier gnug. Wo sie aber nicht nachlassen, so müssen sie fallen vnnd zugrunndt gehen. Den was Itzt gelert vund geschickt gesellen sindt, die wollen sich nit mit solchen» aidenn, farh vnnd gotloser lere beladen«. Vnnd wirt zu letzt dahin khomen, das man das weihen vnnd Ordiniren auch nicht mehr von den Bischof« fen, sonndern wie sichs sunst geburt, holen vnnd empfahenn wirbt.

    Der Funfft artickel vom Babstumb.

    Wil der Babst her oder oberster sein, das lassen wir wol geschehen, dan wir achten nicht wie grosse ehre oder gut er hat, Sonndern begcrnn, das er vnnß das Euangelion (wie er schul« dig ist) frei lasse, wil ers selbs nicht predigen noch das wort fod« dern, wie es billich were, so mag er sein vnnd thun auff sein gewissen, was er wil. Es gehet vnnß nicht ann.

    Der Sechst artickel von closternn.

    Es wil auch vnnserm gnedigsten Hern nicht geburen, die Closter wider anzurichten, vnnd mit München oder Nonnen de, setzen, vnnd mag sagen«: Ich Hab die Munche vnnd Nonnen nicht eingesetzt, auch nicht außgehen heissen, wil sie auch nicht

    wider

    März. 9?

    wider nein *) heissen, noch bewilligen zugehen. Suma solchen artickel sol unnser gnsts Herr nur von sich werffenn.

    Der Siebendt artickel von der Baicht.

    Darein ist wol zubewilligm, das man den vfarrh«rrn ein Ordnung stelle, das sie niemand das Sacralnent Reichen, er habe dann zuuor die absolutio« gesucht vnnd begert. Den die absolu tio, weil es gottts wort vnnd beuelh Ist, sol man nicht lassen ver, achten. Doch muß dabey vortlerung stehen, das, solch absolutio zuempfahen, den leutten nicht von notten sei, alle sunde zuerzelen.

    Der acht artickel von« Fasten vnnd vnderschledt der spais.

    Weil sie selbst, die Bebst« vnd gaistlichen, die fasten vor» hin nicht gehalten«, vnnd noch nicht achten, So wissen« wir nicht, was man damit machen soll.

    Der Neundt artickel von den Satramenten.**)

    Vnnser gnedigster her soll helffen bewilligen, wo man die Sacramenter verdammen werd alls die Irrenben tetzer, vnange, sehen, ob sie sich beruffen auf ein concilien oder sunst erbiettung mehr thun. Denn weil sie nicht wollen oder nicht tonnen mit vns halten, so schaiden sie sich damit sclbs von vnns, vnnd wil vnnß nicht geburen, Ir erbiet««« anzunehmen, alls sey vnnser leere noch vngewiß, Sonndem wir müssen In solchem gemeinen offenntlichen artickel, der Teglich Im brauch gehen muß, gewiß sein, Ist auch bißher gnugsam Ir einrede vnnd grunndt gehöret. Erkennet vnnd verlegt, das sie nicht Rhumen mugen, sie werden vnuerhoret vnnd vnertanndt verdampt.

    ') d. i. hinein.

    ") Schreibfehler des Copisten, statt „ Sacramenter«" oder .. Sa- cramentierern ".

    Ftissemann's Urlunknbuch.

    98' März.

    Aus denselben Beilagen Bl. 334 — 343. Der Verfasser dieses Stückes ist wahrscheinlich Luther. Ich schließe das aus der Ver wandtschaft dieses Aufsatzes mit Luther's Vermahnung an die Geist lichen versammlet auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 Vcrgl. Luther's Werke, herausg. von Walch, Theil x vi. S. 1l?lff.

    In der kirchen Cristi fodert man diese nachge- schribene Stuck:

    Erstlich ein Rechtschaffcnn predig Ampt, do vleissig vnnd Treulich gepredigt vnnd gelert wird« das hailig gotlich wort nach Rainen, Cristlichem verstannd, ane zusatz einuger falschen beilere.

    In solcher predigt wirbt clar, eigentlich vnnd richtig gele« ret vnnd dargeben, was da sey

    Cristus vnnd das Euangelium,

    Rechtschaffne bueß vnd forcht gottes,

    Wie zuerlangen sei Vergebung der sunde,

    Von vcrmuge vnnd gewalt der schlussel der tirch-n.

    Diesse Lare vnnd die gcmntze Suma des Euangelij wirbt In dieser tlrcheu Cristi mit vleissigem waren anhalten teglich vnnd ane vnnderlaß, bald In der gemeine vnnd bey einem Iden Cristen vor sich getrieben durch predigen, lesen, trösten« vnnd vermanen, durch außlegen der psalmen vnd allerlei pucher der schrifft, wie Paulus 1 Corinth. 14. schreibt.

    Do wird« Recht geleret von Cristlicher fteiheit, wie die gewissen« frei seint In Cristo.

    Vnnd solche Lahr zuerhaltenn, wirbt mit grosem ernnst vnnd hohestem vleis achtung gehabt, das Schulen für tnaben vnnd weidlich zu guter zucht der Iugennt auffgericht vnnd erhald» ten werden«.

    Do sindt auch die gaben der spräche hebraijsch, kriechisch vnnd Lateinisch, vnnd thun dj bischoss vleis, damit solch studia, so hochnottig seint, die heilig schrifft zuuerstehenn, nit vndergehen.

    , März. 99

    warhafftig

    Do seindt auch ^Tauff, Abentmalh Cristi,

    Ertenntnus der sund vnnd gotlichs zorn, Ertenntnus der gnade. Der Hallig gaist mit seinen gaben, Cristliche liebe,

    vnderricht vom creutz vnd leiden, vndterricht von rechten guten wercken, glaub, Hoffnung, baicht vnnd Rechtschaffen brauch der absolutio!,.

    Rechtgeschaffen linder zucht vnnd vnderweissung der Iu< gennt ImCatechismo, alls den zehenn geholten, vatter vnnser, glauben, tortzen trostlichen »salinen, Beneoicite vnd gratias, vnnd Erzellung etlicher spruche vor der eldernn tische. .

    Item morgens, wan die linder auffstehen, das sie durch die eldtern vermanet werden«, zubettenn Rechtschaffen Ernnst- lich gebet, baide offenntlich vnnd haimlich.

    Cristlich Letaneien vnnd gebet vor allerlei stennde vnnd not.

    Rechtschaffen pann, das ist, das etlich vmb offenntlicher laster willen zunn Sacramenten nit gelassen werden«.

    In der tirchen Cristi seint

    Rechtgeschaffene gelerte bischofe vnnd Prediger, die der Hai« ligen schrifft gewaltig seien, vnnd, wie Paulus spricht, ge< rüstet vnnd geschickt zulernen, zutrosten vnnd den Widersachern das maul zustopfen.

    Rechtschaffene diaconi, die sich der armen annehmen.

    Rechte, Cläre, gewiß vnnd grundlich vnderricht, was do sey die Cristliche tirche, vnnd sie sei: Versorgung der Armen, gemeines Castens recht bestellung, Hospitalh,

    7*

    ino März.

    besuchung vnnd Tröstung der pfartinder, aller tranncken, aller klaynmuttigen, angefochtenen, betrübter vnnd bestortzter gewissen,!

    Recht trostlich vnnderricht an der todtsstunde für die sterbenden,

    Recht, Clar, gewiß gegründet vnderricht auß der schlifft: wel che stende oder leben« gotlich sein, .

    Von Obrickeit vnnd Irem Ampt,

    Von Eldern,

    Was da geburt sich zuhaltenn Shonen, Dochtern, knechten, maiden, Herrn, vnnderthannen, Eheleuttenn, allerlei Empter vnd stennden, damit sie Ir stannd vnnd leben fhuren mugen seliglich zu vnd gotlich.

    Auch seint do ordenlich, zimlich Eusserlich Cercmonien vnd gottes diennst,

    Rechte fasten«,

    Erlich klaidung,

    frei brauch der speiß,

    Erlich kirchen vnnd stedte, da man gotts wort predigt.

    Vnnd dieses alles mit rechtem vnderricht von» Cristlicher freiheit, vnnd wie man der eusserlichen gottes dinst geglichen brau» chenn muge.

    'Nach diesen hochnottigen stuckenn, daran allein alle macht leit vnd ane welche kam Cristlich tirch sein magk, fragen die Itzige bischoff wenig oder gar nit. Vnnd ist sich zuerbarmen vnnd ewig zuklagen, das sie so grosse sachenn, welche Rechten» bischouen geburen zuwissenn, sich gar nit tumern, »ich da uon gedenncken oder wissen, noch sich dar Inne vnnderrichten oder Leren lassen wollen«.

    In der kirchen des Babsts findet man diese Stucke:

    Lere dem Euangelio enntgegenn, Die fasten der xc tage, Dy Lxxm«: vnnd Ll"": L"«, Aschermitwochenn,

    März. , 101

    Aschen aufs Haupt legen, Quatember,

    Freitag, Sonnabent, Mitwoch,

    allerlei heilig Ambt,

    Hunger oder gemalt fasten tucher hengen vnnd der fastenn den

    hals brechen, Dj gülden tafel vnnd haUiger pilder mit tuchern verhüllen», Baichten zweimal,

    Marter wochen, ...' . ', .„'

    palmen schiessen, /'' ''

    palmen vnnd worth weihen«, .' . .,

    palmen Creutzlein machen,

    palmen schlucken für etlich tranckheit. 7

    Cristus auff dem esel reiten mit seinen zugehorungen.

    Die ganntz passion lesen viermal lateinisch,

    Grüne Dornnstag fuß waschen» oder Mandat halten»,

    Passion predigen bey nacht acht stunden.

    Am stillen freitag halbe messen an der gestalt des weins,

    Creutz anbettln vnnd vier opffern, ,.'

    Creutz begraben«, , .-'-!'

    Psalter beym graben lessen tag vnnd nacht.

    Finster Metten singen mit denn armen, Judas vnnd Iu<

    den schelte«. Schuller *) mit Clappern vmbgehen, Altar bissen **) vnnd mit besen waschen, vnnd an funff

    ort klaine wachslichtlein stecken«. Die, Tauffe weihen mit einduncken der Osterterhen vnnd vil-

    len vngötlichen gesenngen. Neu feur weihen am osterabent, Osterlertzen machen, gülden vnnd groschen, muscatennuß vnnd

    dergleichen Inns wachs stecken«,:

    Vffs Osterfest Creutz auß dem grab nehmen vnd aduenis

    Singen «.,

    ») d. i. Schüler. ") d. i. entblößen.

    102 März.

    Die helle stürmen,

    Fladen, schincken, wurste, fiaisch vnnd aier weihen«,

    Procession vmb die tirchen mit sannen, tertzen, sprengtessel,

    Monstrantz, Himel «., Allen auff denn Ostertag geboten zu communicim, Vmb die Tauffe gehen alle vesper «., Cristus bilde gein himel faren zur None, *) Am pfingsttag den Hailigen gaist senden, Die feiertag der Hailigen, Sannt Martinus Abent, S. Sebastian fasten für pestlenntz, Sant Burckharts tag. Die gemeint Wochen für die armen Selten, Aller seelm tag, Vigilien; Seelbat, Begengnus mit vil messen« vff viel altam In einer tirchen

    vnder einander singen vnnd Etwas lanng ziehen vmb des

    opffers wlllenn, Aduent mit Fasten; drei messen am Cri-

    siag, mittemacht Meß halten. Die Creutz wochen vnnd mit Creutzen vff die dorffer gehen. Item vmb die Flur gehen«, Proccssion Corporis Cristi mit grosem geprenng, sannen,

    tertzen «., Inn allen Heusern geschmückt altar anrichten «., Alle sonntag vnnd heilig tag procession gehen«, Rorate messen singen, Apparuit Sinngen, tindlein wiegen«.

    Sannt Michels brief:c. gros« lugen. Sannt Michels tinder, so mit dem fennlein gienngen; mus«

    sige lose buben. Die Tobten par In die tirchen stellen mit vier wachs tertzen«.

    ') d> ». zur neunten Stunde.

    ^ Mar;. I«3

    Item die Ceremonien, die tobten zubegraben mit stolen.

    Reichfaß, weigewasser :c., Item Mancherlei gefreß vff begengnus, baide In dorfferu

    vnnd stedten, Kindtbetterin Inn die tirchcn fhuren; Frawen, die Im tindt«

    bette sterben, auch mit aigener Ceremonien begraben, vnuderst Inn die tirchen füren, tirchen«, Altar, glocken, Mauchcley, zimbeln, schellen, Orgeln,

    bilder von guldcn Tafeln, hultzen, stamm, Silbern bilder, Hailigen dinst,

    Salue Regina vnd dergleichen vil, Tauffstcin, . , ,'

    Gloriam, kelche, leuchter, Monnstrantzen, sannen, tertzen,

    Rauchfesser, himel vnd dergleichen, Rosentrenntz, vnser liebenn frauen psaltcr, höre priuate,

    vnnser lieben frauen messe, gedopelt Rosentrenntz, Com-

    passio b. virginis, Bruderschassten; Calend sant Sebastian aller Handwerk, portale! Altar,

    Inn Heusern marmel selb, Cappellen lt., Casselnn, Alben«,

    Chorhembd vnd andern tirchen zirde, Weywasser feßlein forn an den Thuren, In tamern, stuben,

    mit zuuersicht, das es sund wegnehme, Weihewasser vff die tobten grcbernn sprenngen, als soll es

    auch die Tobten helffen,

    10t Mirzi

    Derhalben Im Oberlandt vff einem Ihlichen grab ein aigen sprenng teselein gestellet «.,

    S. Brigitten gebet,

    S. Bernnhardt versus, die so gut sollen sein, alls viij ganntz Psalter, vnnd ward dabei den Halligen Bernnarden mit Rot, tinten geschrieben-, der Teuffel hette es selbs geleret, Das recht were; vnzelich gebette mit Rotten Titteln vom ablas, von Englischen offennbarung,

    Validi Mendicantes; Betteller, so mit Buberey vmbgienn, gen, vor den lirchen fassen, vnnd sich trannck, lame vnnd kropel stelle«»; wan der bottel mit der Rutten kam, tunten sie lausten,

    Weihwasser alle Suntag weihen«,

    Saltz weihen,

    knobloch Panthaleonis Essenn,

    Saltz weyhen vnnd umbtragen,

    wurtz weihen,

    Liecht weihen purisicacionts.

    Am Sannt Agathen tag auf die liecht schreiben: Mentem

    Sanctam Spontaneam «., Sant Johannes feur, , Iohannis Trunck vff Sant Iohannis tag, Iohannis Trunck, den auch die surften vnnd Hern weihen

    liessen ausserhalb S. Iohanniß tagt, wan sie abraisen

    wollen «.,

    Assumptionis honigk, wurtz weihen; mit dem Nagel Cristi groschenn vnnd gülden durchschlagen, vnnd das mittel stuck von« goldt vnnd Silber beHalden zu warzaichen,

    Eigen Apostel welen nach dem Redlin oder glucks loß vnnd wolgerat «.,

    Assumptionis die schuler mit Opfelpaumen Inn der proces« sion gehen. Allerlei abloß, da dan vnzelicher mißbrauch war «.,

    März. .105

    Die parfusser Munch heften zwolff pat«r noster, kornnclein, an alle thurmm :.c. mit verheissung vnzelichs ablas zc. vnnd Vergebung der Sunde, do wachte wider Babst noch Bi- schoff, gaben ablas zu solcher vnuerschampten lugenn.

    Casus reseruati des Dabst, sonnde, do niemandt von absol- uiren tundt, dan der Babst zc.

    Walfartenn mit glubden zu S. Iacoff ist auch von« mißbreu- chen mit vnzelichen Caplllen grunndtloß.

    Die gülden pforte, das guldenn Iar zu Rome.

    Das hailig plut: do die drescher auß der scheurenn, die Ar- baiter vom felde, die maide mit sichel vnnd groß tuchernn auß einem vollen anthumen :c. Hinlieffenn. »

    Wider solche Neuerung, so wider alle schriefft vnnd wort gottes ist, hat tain bischoff gewacht, sonnder liefen die armenn gewissen verfhuren.

    Nun solle das wäre Euangelium vnd die alte Rechte Lere, so Cristus Selbs, die Aposteln gepredigt vnnd geschrieben, ein Neuigkeit vnnd tetzerei sein?

    Des mißbrauchs vom hailigenn plut ist noch heutigs lag's anzeig befunden zu Brau »schweig, do Im Closter Sant Egidj gerhumet wirbt heiligthumb, als sei es das plut, dasCri, stus vffm berg Cauarie *) vergossen«, derhalb man auch sonn« derlich ablas außteilet vnd aigen sigel gemacht, dorauff diefer Tittel ist: Das sigel des pluts Cristi.

    Vff etlichen walfarten haben sich weib vnnd man, auch linder vff grossen wagen wegen« lassen, vnnd so schwer wachs oder tornn da gelassen, als sie gewegenn.

    Heiligthumb, welchs stucke aber ganntz grundtloß von mißbreu< che« vnnd vnuerschampten lugen; Do ist vnnser lieben frauen milch; Josephs Hosen; Sannt Franciscus Niderclaid; des weinß ein gleßlein vol, den Cristus auß wasser zu Cana gel« lilea gemacht zc., die furhaut der beschneidung Cristi lt.

    ') d. i. Calvaria (Golgatha).

    106 März.

    S. Ioharmis Euangelium an hals hengen, Blasius Liecht . am hals henngen, Mit S. Annthonius hailigthumb senckel gurtel bestraiche», - Verbottenn Ehestannd der pfaffen,

    Der bischoue Osficial genomen von einer beischlesserinn Ierlich ein gülden, Wie dan des tortzuerschmer Zeit der Osficial zu Halberstat Im die fünfhundert gülden» des Zins einge- nomen; so stärkt) haben sie gchaldten Iren spruch: si non caste, tamenCaute. Vor ein Priesters tind auch ein gül den. Dan ane linder seint die priester mit Iren tochin aber eins grads heiliger vnnd teuschcr gewesen»,

    Platten der pfaffen,

    Sieben Zeiten», höre Canonice, von welchen die Pfaffen selbst spotlich geredt vnnd gesagt, sie hellen etlich scheffel vesvcr vnnd Metten auff vorath vffgeschut:c. Diß stuck begreifft vnseglich gotslesterung vnnd Spötterei gottes Inn sich,

    Pfaffen Testament i

    Legennden > Predigen,

    Traditiones / ^

    Nicht Rcchtgeschaffenn haben sie gepredigt von« allen obgesag- ten stucken, Do wir von der Christlichen kirchen gesagt «.,

    Die Edelleut, so Inn trieg zogen, gaben sich S. Jörgen ge- fanngen «., damit sie nit gefangen» wurdenn.

    Polter gaister glauben«.

    Nachdem: frauen Inn Carcheuser Clostern In Iren tirchenn mit feuer wischen den staub vnnd weg, do sie ganngen, wider Rain brennen :c. Dergleichen In ander Clostern, vnnd das nur den fromen frauen «.,

    Die Messen haldten allerlei, welcher Mißbrauch greulich vnnd vnzelich ist, .

    kirchen weyhenn vnnd olweyhenn,

    Item das In die aschen die weyhebischoff etliche Caracteres auß einem buch maletenn,

    Glocken Tauffenn, da man In die hundert oder zweihundert geuattern ließ nur an den strick greiffenn «.,

    März. 107

    Altar Tauffen,

    tresem vff Ostern« vmb geldt holen. Item das die Corporalia vnnd solichs hailig geredt nitt frauen hennde, sonnder man waschen musten, es dorsst kein luy telch oder altartuch an- greiffen, , ,-.,.. , ,., . .-,-/>

    Gnug thuen Manncherley für die sunde.

    Der grose Bann,

    Dy Sieben Zalh der Sacrament,

    Priesterweihen«, nit zum leren oder predigen :c.. Dann also sagte der weihebischoff: Accipe pottstatlm Consecrandj ac offerendi pro viuis et mortuis «.., / Tonsoristen ^ .'^ , ..

    «« ., 1 ^"°."^ s vss Tittel ein Edel mas, tisch oder sunst

    We.hen Accol.tos ew Zecken ,c_

    « Dmconos » . , ,-, „ . .:

    'preßbitores /

    Die weihebischoffe haben mit tirchen, glocken, Altarn, bilden wunder tramwergt getrieben» «.,

    Auß den Sinodis, die sie Episcopales genenet habenn, hat man ein gedruckt Zedelein geschickt, dar Inne angezeigt, wie (man) versickel «. vnnd das Benedicamus singen soll. Das haben sie ordnen *) diuinorum oder diuinum genennet.

    Von München wollen wir annder Zeit sagen, doch ists auch vor Innerung werdt, das die parfusser Monnche dahin die Leuth vberredt, das Ritter vnnd grauen sich haben In Iren tappen lassen begraben«, dafür gehaldten, wer mit der kap pen Innß grab tome, tonnt nit verloren werden«.

    Was wurde woll der Apostel Paulus wider solchen» schennd- che« mißbrauch gesagt habenn, wann es zu sein Zeitten ge schehen«? «. Aber der Teuffel scheinet sich zu tainer lu gen« «. , .

    Cpistoler,

    ') Schreibfchl^r des Copisten für: „olälnem".

    1«8 März.

    Euangelier, Nur datzu verordennt, das sie das puch tragen

    vnnd diacon Rock antragen« :c., Der weihebischoffe fermeln vnnd zu vil annder kindisch geberde

    mit backen schlahen lt., ',

    Eide der Ihcnigen, die sich weihen lassen, Freiheit vnnd priuileglen vor der pricster Heuser, gutter, hcmß-

    gesindt «., Dieses alles ist mit diesen mißbreuchen also allein Inn vfar-

    ren ganngen.'

    Darüber ist noch das Recht Mare Magnum,

    Monnch tlostemn,

    Nonnen tlostemn. Was In ^ Cartheuser tlostemn «.,

    Cathedral tirchm,

    vnderstiffttirchen, mancherlei gebet. Regeln, statut, neu erfunden gots dinst gewesen. />

    Do jst ein vnnzelig geschwerm viller vnngotlichen Irthumb,

    daruon wir ander Zeit schreiben» wollenn. Darüber nach der bischoff officialat Comissarien «. Ane biß alles tan die Cristlich tirch sein vnnd bestehen, wie sie

    zu der Zeit der Aposteln« gewessenn.

    Derselbigen osfenntlichen mißbreuchen wollen die bischoffe vergessen«. Aber waser groses, greulichen« schadens den selen vnnd gewissen solchs gethan, gibt die Erfarung. Got der Herr wolle verleihen«, das alle lugen vnnd heuchelej zuschannden wer< de, vnd gottes wort, wie bißannher, durchdringe, schnel lauste vnnd gepreiset werde! Amen«.

    März. 109

     
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