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Charter: Urkunden Schlesien und Oberlausitz, ed. Tzschoppe, Stenzel, 1832 (Google data)  I.
Signature:  I.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. I. , S. 286
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. I. , S. 286

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    I.

    Wichmann, Erzbischof von Magdeburg, giebt der Stadt Magdeburg mehrere

    Bestimmungen über ihre Rechte.

    1188. Aus dem Originale im Archive der Stadt Goldberg ').

    In nomine sánete et individué trinitatis. "Wichmannus, dei gratia sante Mag- deburgensis ecclesie archiepiscopus, pro honore civitatis nostre Magdeburg et defensione ipsius multos labores pertulimus ac expensas feeimus, quapropter Omnibus adversitatibus, que ei possunt aeeidere nimirum compatiendo, de casu, qui in ejus exustione aeeidit, vehementer perturbati, ubieunque possumus ad

    J) Es ist das Verdienst von Worbs, in seinem neuen Archive für die Gesch. Schlesiens und der Lausitz T. 2. S. 111. zuerst diese und die nächstfolgende Urkunde, wenn gleich aus sehr fehler haften Abschriften, bekannt gemacht zn haben. Das Original dieser Urkunde hat alle diplo matische Kennzeichen einer Schrift aus dem 12. Jahrhunderte. Wir werden uns in unseren Anmerkungen zu diesen von uns mitgetheilten Rechtsquellen darauf beschränken, einzelne Punkte zu erläutern und besonders das Verhältnifs derselben unter einander und hin und wieder ihre Verwandtschaft mit anderen Stadtrechten nachzuweisen, ohne doch diesen, für ein Men schenleben wahrhaft unerschöpflichen Gegenstand, besonders was den materiellen Theil des selben angeht, ausführlich behandeln zu wollen. Es wird für den Freund altdeutscher Rechts gelehrsamkeit schon interessant genug seyn, hier die sämmtlichen ältesten Magdeburger Rechts mittheilungen aus den besten Quellen vereinigt zu finden und zugleich zuerkennen, dafs die Magdeburger damit nicht eben genau und sehr sorgfältig waren, wie die Vergleichung der ver schiedenen Urkunden ergiebt. Einigermafsen sonderbar bleibt es, dafs diese Urkunde, welche wir nach ihrer äufsern Beschaffenheit für das Original von Wichmanns Privilegium selbst halten würden, wenn das nicht zu unwahrscheinlich wäre, ohne irgendeinen Zusatz, ge- wissermafsen als einfache urkundliche Abschrift von den Magdeburgern nach Schlesien ge schickt seyn soll. Das Siegel, welches hier Alles entscheiden könnte, ist leider verlohren. Es ist noch besonders zu bemerken, dafs mehrere Bestimmungen dieser Urkunde in den später von Magdeburg aus weit vollständiger mitgetheilten Rechten nicht enthalten sind.

    Urkundenbuch. 267

    earn consolandam piam voluntatem habemus *). Itaqui, cum ex antiqua consti- tucione multis modis in jure civili et aliis incommoditatibus constricta fuerit, pro hujusmodi mitigandis et relevandis, consilio episcoporum, prelatorum et canonicorum ecclesie nostre burgraviique et aliorum fidelium nostrorum in eo convenimus:

    §. 1. Ut districtio, que Vara appellatur, solis juramentis, que pro rebus obtinendis vel abdicandis fieri debent exceptis, perpetualiter postposita sit *).

    *) Wichmann war Erzbischof vom J. 1152 bis 1192. Seines grofsen Ansehns, so wie auch des Brandes in Magdeburg unter seiner Regierung, gedenkt das Chronicon Magdeburgelise in Meibom, script, rer. Germ. T. II. p. 829.

    *) Worbs hat: distractio qui rara, was gar keinen Sinn giebt und von ihm auch falsch erklärt worden ist. Sas Wort: Vara haben die Gelehrten verschieden erklärt, wie es auch würklich mehrere Bedeutungen hat, welche nicht mit einander verwechselt werden dürfen, worüber du Gange unter d. W. Vara und Scherz unter Vara und Fare zu vergleichen sind. Wie Weifse, in seiner Sächsischen Geschichte, I. S. 294, an ein Geschenk hat denken können, welches die Vögte zuweilen verlangt hätten, sehen wir nicht епЩ Scheid (Origg. Guelf. T. III. p. 784.) zeigt, dafs es zuweilen Gewähr, also wie bei uns, Befreiung von persönlicher Gewährleistung oder vom Personalarreste bedeute, für welchen Bürgschaft durch Geld eingetreten sey. Vergl. Scherz, unterVarschilling. Bei Scheid, T.IV.p. 292«m HildesheimerRechte vom J. 1249 heilst es: de eo non oportet poneré fîdejussorem, qui dieltur Ware. Bei Beckmann, in seiner An-haltischen Chronik, V. p. 72, in einer Urkunde des^^kfen Heinrich von Anhalt für Nienburg vom J. 1239 steht: convenimus etiam in hoc, ut il^p, quod in judicio Vare, non sumatur sed quod Varschilling dicitur detur. Vergl. Urkundenb. No. 1». §. 13. Scherz unter Fahr deutet es durch Gefährde, wie es allerdings oft zu "erstclm ist. Hier aber hat es nur in ge wisser Hinsicht diese Bedeutung. Der Erzbischof Wichmann gab im J. 1174 den Bürgern von Jüterbock das Recht der Stadt Magdeburg, (Schöttgen und Kreysig diplom. T. III. p. 391) und bestimmte: jus praedictum eis in hoc mitigavimus, ut de distributione, (wohl districtione) quam vulgari Vare appellant, absoluti semper permaneant. In gleichem Sinne finden sich dergleichen Befreiungen Kaiser Ottos IV. vom J. 1209 für Stade bei Riccius, in dessen Entwürfe von Stadt gesetzen S. 167, im J. 1219 von Kaiser Friedrich II. für Goslar, in Heineccius antiquitatt. Goslar, p. 219, in einer Urkunde vom J. 1230 in Würdweins nova subsidia diplom. IX. p. 72. Vergleiche viele gesammelte Stellen in den Sammlungen zur Sächsischen Geschichte IV. S. 278. Es bezieht sich unstreitig hier auf die Eidesleistung, welche im Mittelalter sehr feierlich und von vielen Förmlichkeiten begleitet war. Wer dagegen verstiefs, etwa einen Finger anstatt zweier aufhob, stotterte, alte nun ungebräuchliche Worte nicht richtig aussprach und dergl. mehr, verfiel in Strafe. Daher wird es in Urkunden zugleich als: captio, cavillatio, calum nia verborum, juri capium, suspicio mali, insidiae verborum und als strictum jus bezeichnet. Auch im Hildesheimer Rechte vom J. 1249, bei Scheid T. IV. p. 242. §. 39. kommt es ebenfalls in dieser Bedeutung vor: Si quis defectum patitur in quinqué sensibus suis, non tenetur jurare sub poena, quae dicitur Vare.

    §. 40. Si quis non loquitur nostra lingua, non tenetur jurare ad Vare. §. 41» Nemo tenetur pro aliquo mortuo jurare ad Vare. Ueberall wird die theilweise, wie hier, oder völlige Abschaffung der Vara, wie in anderen Ort schaften als eine landesfürstliche Begünstigung angesehn. Siehe übrigens, Monses Versuch über die ältesten Municipalrechte im Markgrafthum Mähren, in den Abhandll. der Böhm. Gesellsch. der Wissensch. z. J. 1787 S. 112-, Wersebes Niederländische Kolonien I. S. 166.

    34*

    268 Urkundenbuch.

    §. 2. Insuper, si filius alicujus quemquam vulneraverit vel occident et

    Êater absens fuerit, vel presens manum non apposuerit, si testimonio sex pro- abilium virorum hoc probare potuerit, a culpa et a pena culpe omnimodis ab- solutus sit *).

    §. 3. Eadem lex erit omni homini, certamini adstanti vel accurenti, si testi monio sex probabilium virorum ostendere potuerit innocentiam suam, omni modis absolutus sit2).

    §. 4. Sed quoniam varii sint eventus certaminum, si aliquis aliquem vul neraverit vel occident, et ille, qui reus est, per priorem querelam ei, qui lesus est, prejudicium faceré voluerit, vel si aliquis, de quo querela mota fuerit, per ver- bum, quod ambord appellatur; se tueri voluerit, nisi legitimo testimonio causara suam ostenderit, prejudicium verbi illius, quod ambord dicitur, inhibemus 3).

    §. 5. Si vero aliquis infra vel extra civitatem spoliatus, vulneratus, vel occisus fuerit et infra términos, in quibus injuriam sustinuit,.ad judicempro- clamaverit, de reo, si comprehensus fuerit, debita fíat justicia, aut si aufugerit, si postmodum ille, qui lesus est, reuní invenerit, et injuriam suam testibus idoneis se proclamasse probare potueritJ:amquam si injuria recens existeretei satisfaciat.

    §. 6. Sed si aliquem de civitate in sancto et bono proposito peregrinandi obligatum esse constiterit, aut si aliquis peragendis necessariis vite sue in nego- ciis suis ad eundum paratussit, et .interim aliqua causa occurrerit, pro quaplacitum burgravii aut scultheti exspecyge deberet, decernimus, ne4 votum peregrinandi aut causam negociandi occasi^Vujusmodi dilacionis impediat, sed pocius eadem die, sicut ad debitara fieri deberet induciam, causa terminetur et finem accipiat4).

    §. 7. ítem, si civis contra hospitem et hospes contra civem aliquam que relam habuerit, pro qua placitum burgravii vel scultheti exspectare deberet, ne per hujusmodi dilacionem aliqua dampna utrimque emergant statuimus, uteo- dem die, cum causa mota fuerit, terminetur et sopiatur s).

    §. 8. Verum quoniam hujusmodi cause non nisi per sentenciam scabino- rum judicum terminari poterant, tarn pro commoditate civium quam hospitum

    und vorzüglich Bodmanns Rheingauische Alterthümer S. 659. Grimm in seinen Rechtsalter- thümern hat darüber nichts gesagt.

    *) Vergl. Urkundenh. No.56. §.75, das Sächsische Weichbild. Art. 76, das Brünner Stadtrecht vom J. 1243 §• 14. in Senkenberg Visiones p. 302. und den Sachsenspiegel Buch II. Art. 17. §. 2.

    ') Vergl. das Brünner Stadtrecht а. а. O. §. 19.

    s) Vergl. das Freiberger Stadtrecht, in Schotts Samml. III. S. 263. und Brünner Stadtrecht §. 15. Das Wort a'mbord, welches zweimal völlig deutlich in der Urkunde steht, wagen wir nicht zu erklären, wenn gleich der Sinn des Satzes dadurch nicht deutlicher werden würde. Auch ist es uns, ohngeachtet aller Mühe, unmöglich gewesen, dieses Wort noch irgendwo zu entdecken. Hier wird nur Jakob Grimm helfen können.

    4) Vergl. Urkundenb. No. 56. §. 31. Weichbild. Art. 66.

    *) Vergl. Urkundenb. No. 56. §. 12. und No. 105. §. 7. Weichbild 46.

    Urkundenbuch. 269

    ordinamus, ut si scabini judices presentes non sint, a burgravio vel a scultheto sentencia, a civibus requisita, justicie sortiatur effectum. *).

    §. 9. Et ut jus civile, de bona nostra volúntate in omnibus mitigatum, ex nullius stulticie impulsu sustineat dispendium, statuimus nichilominus, ut in conventu civiura nulli stulto liceat inordinatis verbis obstrepere, neque voluntati meliorum in ullo contraire, sed quia de talibus plerumque dampnum toti per- venit civitati, precipimus, statuentes, ut talium omnimodis postposita presumptio, quod si quis ad id presumptionis proruperit, ea severitate puniatur a civibus, ne alius tale quid audeata).

    Ut itaque omnes hujus constitutions series futuris temporibus firma et in- convulsa permaneat, scripto notâtam noticie posterorum transmittimus, quam sigilli nostri impressione roborantes sub anathemate confirmamus, adbibitis ido- neis testibus, quorum nomina sunt hec, Balderamus Brandeburgensis episcopus, Hupertus Havelbergensis episcopus, Sifridus abbas Hersfeldensis, Rockerus Mag- deburgensis major prepositus, Theodoricus Nuenburgensis major prepositus, Gero vice dominus, Albertus archidiaconus, Conradus frater burgravii, Hein- ricus Longus, Sifridus de Anvorde, Olricus prepositus sánete Marie, Friedericus Seburch presbyter; laici quoque, Bernardus duxSaxonie, Dedo marchio orien- talis, Burchardus burgravius Magdeburgensis et frater ejus Gevehardus, Wal- terus de Arnesten, Rodolfus de Jericho, Richardus de Àlesleve et fratres ejus Heinricus et Gumpertus, et alii quam plures; cives quoque Magdeburgenses, Ovo, Martinus, Reinbertus, Udo, Heinricus, &einnerus, Druchtlevus, Gisel- bertus, Johannes, Conradus, magister monete, Walterus et alii multi tarn cle- rici quam laici. Actum anno incarnacionis domini MCLXXXVIII. indictione VI.

    Unten steht von späterer Hand geschrieben3):

    Sciendum autem, quod has institutiones, a Domino Vicmanno, Magdebur- gensi archiepiscopo rescriptas, ospitibus 4) nostris de Auro 5) contulimus in per- petuum observancias, sigilli nostri inpressiane roborantes. Anno MCCXI.

    ") S. oben S. 237.

    ') Vergl. Urkundenb. No. 1«. §. 16. No. 62". §.38. No. 105. §. 110. Weichbild. 16. Jglauer Berg recht in Dobners mon. T. IV. p. 215.

    3) Es ist dieses augenscheinlich im 13. Jahrhunderte mit, топ der eigentlichen Urkunde ganz ver schiedenen, Schiiftzügen geschrieben worden, doch kaum glaublich, dais es sollte eine förm liche Bewilligung des Magdeburger Rechts für Goldberg enthalten. Es scheint Vielmehr dieser Zusatz aus der, eigentlich von Heinrich I. für Goldberg gegebenen Bestätigungsurkunde des Magdeburger Rechts abgeschrieben, und Unter unsere, unmittelbar Von Magdeburg eingesen dete Urkunde, vielleicht erst mehrere Jahre nachdem Jahre 1211 gesetzt worden zu seyn.

    *) Es war in unseren Ländern sehr gewöhnlich, das: h Vor einigen Wörtern wegzulassen, wie auch überflüfsig hinzu zu setzen; so wird sehr häufig: ortus, für hortus, onustatio, für honus- tatio, abilis, für habilis, onor für honor, dagegen aber auch: ad habundantioris cautelae, in harbusto u. s. w. gefunden.

    *) Der gewöhnliche Name Goldbergs in den ältesten Urkunden. Vergl. Urkundenb. No. 32-

    270 Urkundenbuch.

     
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