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Heraldische Begriffe

ausklappenDer Petent

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1328 Juni 7 für Zoutleeuw erscheint im bekannten Material erstmals ein Bittsteller auf einem Avignoner Bischofsammelablass. Er ist namentlich bezeichnet („Magister Johannes de Sceverstene clericus“). Es mag überlieferungsbedingt ein Zufall sein, doch wird die Vorlage mit den sichtbaren Füssen nicht mehr verwandt werden. Nach dem angemessenen Ort für den Bittsteller auf der Urkunde wird jedoch noch gesucht: Erweist es sich bei der Indulgenz für Zoutleeuw als angemessen, dass der Petent sich zunächst an den Titularheiligen wendet, der – zwar nicht gestisch ausgedrückt – dann für ihn bei Christus bittet.

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Das nächste Vorkommen eines Petenten, 1330 September 1 für Dinant, zeigt ihn dann mit einem Schriftband in Händen im rechten Buchstabenschaft. Das wird fortan sein angestammter Platz bei den Avignoner Bischofsammelablässen sein. Dabei ist die unmittelbare Nähe des Bittstellers zur heiligen Gestalt frömmigkeitsgeschichtlich erstaunlich; Schutzpatrone, die ihn in den heiligen Hofstaat einführen, sucht man zunächst vergeblich. Gelegentlich wird das Beieinander von heiliger Gestalt und Mensch freilich reflektiert, wenn bei 1332 Juni 16 für Wels oder 1333 April 6 für das Stift Pfalzel eine Arkatur über dem knienden Petenten erscheint, der ihn der weltlichen Sphäre zuordnet. Doch meist werden keine hierarchischen Unterscheidungen getroffen. Als ausserordentlich erstaunliche Manifestation von Selbstdarstellung hat 1335 Jänner 11 für Kloster Burtscheid zu gelten, eine Urkunde, die der Aachener Gerardus Chorus erbeten hat. Ein nicht zu identifizierender Heiliger kniet im rechten Buchstabenschaft, ein Geistlicher im linken. Gerardus Chorus und seine Frau Katharina erscheinen am Aussenrand, Gerardus unterhalb der Initiale und Katharina rechts unterhalb des Felds für Johannes den Täufer. Wie der Täufer erscheinen sie unter Arkaturen und sind nur durch ihre betende kniende Haltung vom Heiligen unterschieden. Durch ihre namentliche Nennung im Text wie im Bildfeld werden sie zu den entscheidenden Protagonisten des Darstellungsprogramms.

Zunächst wird für den Petenten die Vorlage verwendet, die man 1330 September 1 für Dinant einsetzte. Es ist ein Kniender in einem weiten Gewand mit weiten Ärmeln und einer Kapuze, die auch am vorderen Halsausschnitt wie ein Stehkragen herumgeführt ist. An den Unterarmen ist ein eng anliegendes Hemd sichtbar, das auch in einer anderen Farbe gestaltet sein kann. Die Unterscheidung von Laien und Klerikern erfolgt durch die Frisur; 1330 Oktober 8 für die Forstwaldkapelle sieht man einen Bärtigen ohne Tonsur (leider ist der Text der Urkunde in der Partie, in der der Name des Bittstellers genannt werden würde, nicht mehr lesbar). 1332 September 1 für Zürich kommt ein Gewand mit engeren Ärmeln hinzu; der Sorgfalt der Ausführung mag es zuzuschreiben sein, dass hier auch ein farbig anders betonter Schlitz als Tascheneingriff im Gewand zu sehen ist. 1333 April 6 für das Stift Pfalzel erscheint erstmals ein betont anders Gekleideter; er trägt weiss und hat ein anders geschnittenes Kleid; hierbei scheint es sich um einen Auftraggeber mit besonderen Wünschen gehandelt haben, anhand der weissen Kutte wahrscheinlich ein Zisterzienser oder Karthäuser. Der Ärmelschnitt ist fortan beliebig; 1334 Juni 24 für die Burgkapelle zu Stein findet sich einer in Pelerinenform. Dieses Gewand wird auch für den im Text ungenannten Petenten 1335 Juli 5 für Kloster Zeven) verwendet, doch sieht man es hier pelzgefüttert und durch eine pelzgefütterte Haube ergänzt.

1339 April 4 für Mergentheim zeigt erstmals einen unten spitz zulaufenden Kukullenärmel. Den Petenten in 1340 Jänner 3 für St. Michael in Wien würde man nicht unbedingt als Geistlichen identifizieren, doch ist dort angesichts des schlechten Erhaltungszustands auch die Tonsur nicht mehr auszumachen. Ob er von einem heiligen Bischof beim im Binnenfeld stehenden Michael eingeführt wird oder ob der Auftraggeber den Bischof schlicht mit auf der Initiale haben wollte, lässt sich nicht entscheiden. Tatsächlich handelt es sich beim Ausführenden um einen Maler, der bis dahin noch nicht in der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen nachgewiesen werden konnte. 1340 Oktober 31 für St. Florian aber zeigt eindeutig einen tonsurierten bärtigen Bittsteller, der von seinem Schutzheiligen Florian mit einer Geste begleitet wird. Wie zu erwarten, nehmen die Akteure der Verkündigung, Maria im Binnenfeld und Gabriel im linken Schaft, freilich keinerlei Notiz von ihm.

Eine Veränderung in der Mode beim knienden Bittsteller, die mit der Beobachtung übereinstimmt, dass zu diesem Zeitpunkt ein oder mehrere neue Mitarbeiter in die Werkstatt eingetreten sind, lässt sich spätestens Nenkersdorf (1342 Februar 12) verzeichnen: Man sieht die Füsse des Beters, und auch die Kapuze hat einen längeren Zipfel bekommen (anhand besserer Abbildung überprüfen). 1342 April 12 für Pusarnitz zeigt sich diese Figur deutlicher, auch mit langen Zipfeln am Ärmel. Es kann gewissermassen als zusätzliches Indiz für einen nicht in der Werkstatt ausgebildeten Maler gelten, dass er den Bittsteller von der heiligen Katharina mit einer vorstellenden Geste bei Michael im Binnenfeld einführen lässt.

Konnte man sich bei der Urkunde für die Wiener Michaelskirche nicht sicher sein, ob Platzmangel oder hierarchische Adäquanz den Ausschlag dafür gegeben hat, Bittsteller und Heiligen in einem Bildraum darzustellen, wird es 1342 Juli 1 für Tournai schlicht Platznot gewesen sein, die Petentengruppe ins Binnenfeld zur stehenden Maria zu holen. Doch scheint es, dass fortan die Position des Bittstellers – und sei es unter dem Einfluss neuer Mitarbeiter – zur Disposition steht. 1343 Juli 18 für S. Maria del Ponte erscheint er im deutlich schmaleren Gewand mit langer Zipfelkapuze und langen spitzen Ärmeln im linken Schaft. 1344 April 4 für Zwettl hat zwei kniende auf der Urkunde zu verteilen, der höher stehende Abt erscheint wieder im rechten Schaft, während der einfache Mönch links unterhalb der Initiale seinen Platz fand. Auf diese Weise drückt sich die Hierarchie der Dargestellten aus. Schliesslich ist es auch möglich geworden, dass der Bittsteller im Binnenfeld dargestellt wird, ohne dass die Schäfte von Heiligen besetzt sind (erstes bekanntes Beispiel 1344 Juni 27 für Scheibbs). Besonders sinnfällig wird diese starke Nähe zum Heiligen bei 1345 Oktober 18 für Imola, wo der namenlos gebliebene Bittsteller mit Schriftband rechts von einem ebensolchen unter Mariens Schutzmantel gespiegelt wird.

Letztlich impliziert der Inhalt der Indulgenzen, nämlich die Gnade des Erlasses zeitlicher Sündenstrafen, eine besondere Hinwendung der Gottheit zum Gläubigen. Wenn der Bittsteller im Text erwähnt wird, gelten auch ihm besondere Erlasse. Was ist das mehr als die besondere Hinwendung der heiligen Gestalten zum Bittsteller im Bild?

alternativText Diese ausserordentliche Nähe drückt sich 1347 Jänner 12 für Hirsau darin aus, dass der zwar im rechten Schaft untergebrachte Beter vom Christuskind auf dem Arm Mariens in einer deutlichen Wendung von der Mutter weg gesegnet wird. Bei der bisher vorletzten erhaltenen Arbeit der Werkstatt der Avignoner Bischofsammelindulgenzen, 1348 März 3 für St. Peter in Naklo, handelt, sondern weil dort wieder das Christuskind auf dem Arm der Mutter sogar die Schriftrolle des Betenden berührt, ist diese Entwicklung auf die Spitze getrieben.

Gabriele Bartz

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