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Heraldische Begriffe

ausklappenHistorisierte Papsturkunden

Papsturkunden folgen - zumindest in den meisten Fällen - ganz strengen Regeln. Urkundentypen geben vor, welche Dekorelemente verwendet werden dürfen. Für Bullen im engeren Sinn, um ein beliebiges Beispiel zu nennen, sind die Initiale mit Aussparungen, der Papstname in Lombardenschrift, der Dekor der Oberlängen der langen "s" bei s(ervus) und s(ervorum) und vor allem auch die Elongata-artige Zierschrift in der ersten Zeile vorgesehen.

Figürlicher Dekor wird in den Regelwerken nie erwähnt.

Dass der Wunsch nach gesteigertem, eben auch figürlichen Dekor bestand, macht ein "Plakat" deutlich, das den Text eines (angeblichen?) feierlichen Privilegs überliefert (siehe bei 1343 September 19 [bald nach]; ähnlich aber qualitätvoller und aufwendiger 1459 Jänner 15 [nach]). 2023 hat Werner Maleczek einen sensationellen Neufund gemacht, eine figürlich erzählende historisierte Initale in einem Privileg Gregors VIII. von 1230 April 22.

Bei einigen Urkunden Papst Martins V. ist der mittlere Schaft der Initiale "M" als Säule dargestellt (siehe bei 1417 November 21). Dies ist zwar unauffällig, fällt – da sich ein Bezug zum Aussteller ergibt, aber selbstverständlich unter den Begriff "historisiert".
Von ganz anderem Kaliber sind Prunkausfertigungen des Konzils von Basel und Papst Eugens IV. für Philipp den Guten, Herzog von Burgund (siehe bei 1435 November 11 [zweites Exemplar], 1439 Juli 6 und 1442 Februar 4).

Eugen IV. hat auch als Erster Prunksuppliken genehmigt, deren farbiger Dekor im Binnenfeld der Initiale B(eatissime) das Wappen des Papstes zeigen (siehe bei https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkundenPrunksuppliken/collection). Diesem Wunsch nach Repräsentation ist auch ein weiteres Urkundenplakat verpflichtet, das den Text eines Ablasses des Konzils von Basel mit einer historisierten Initiale S(acta) schmückt (siehe bei 1436 April 14 [bald nach]).

Erstmals nach dem Einzelstück von 1230 (siehe oben) wird 1438 November 6 eine Bulle im engeren Sinn, die also denselben Vorgaben der Kanzlei zu gehorchen hat, mit historisierten Motiven ausgestattet. Wie schon bei den Beispielen aus der Kanzlei Martins V. wird ein Teil der Initiale, hier der Mittelbalken des "E" gegenständlich verfremdet, hier wird er durch zwei gekreuzte Schlüssel ersetzt.

Figürlicher Dekor im eigentlichen Sinn ist, nach heutigem Kenntnisstand, erstmals 1230 (siehe oben) und dann 1450 Mai 24 zu beobachten, wie Otfried Krafft festgestellt hat. Bei der Kanonikationsurkunde für Bernhardin von Siena wird der neue Heilige und zwei Engel im Binnenfeld dargestellt. Eine Zweitausfertigung (Link) zeigt das von zwei Engeln getragene, für den Heiligen charakteristische IHS-Medaillon, darüber eine Büste Gottvaters und darunter das päpstliche Wappen. Dann folgt, ebenfalls erst unlängst entdeckt eine Stück von 1477 Jänner 16.


Eine 1466 Jänner 30 ausgestellte Littera cum (filo) serico zeigt – wie bei den Prunksuppliken - das Wappen des Papstes, überhöht von gekreuzten Schlüsseln und Tiara. Dies wird für einige weitere spätere Beispiele vorbildhaft: 1472 März 15, 1475 Mai 1 und 1477 September 19.

Einer einfache Kopie eines Ablasses für die Geissler von Bergamo von 1481 Juni 2 weicht formal deutlich ab. Die Federzeichnung eines thronenden Papstes wird über die Initiale "S" geblendet.
Die unter Sixtus' IV. begonnene Tradition historisierter Papsturkunden wird von Innocenz VIII. (siehe bei 1484 November 2) und Julius' II. (siehe bei 1503 November 26 und 1508 Februar 8) fortgesetzt.

Ein eigenes Kapitel sind gedruckte Papsturkunden (vor allem im Zusammenhang mit Ablass-(Kampagnen). Als bisher ältestes Beispiel mit historisiertem Dekor ist ein Beispiel von 1480 März 3 (nicht vor) zu nennen.

Der vorerst hier gebotene Materialüberblick gibt kaum mehr als beliebige Zufallsfunde wieder, denn die Ausarbeitung des Dekors von Papsturkunden ab der Mitte des 15. Jahrhunderts hat noch gar nicht begonnen. Narrative Bilderzählung gehört jedoch zu den ganz grossen Ausnahmen.

Martin Roland

Papsturkunden folgen - zumindest in den meisten Fällen - ganz strengen Regeln. Urkundentypen geben vor, welche Dekorelemente verwendet werden dürfen. Für Bullen im engeren Sinn, um ein beliebiges Beispiel zu nennen, sind die Initiale mit Aussparungen, der Papstname in Lombardenschrift, der Dekor der Oberlängen der langen "s" bei s(ervus) und s(ervorum) und vor allem auch die Elongata-artige Zierschrift in der ersten Zeile vorgesehen.

Figürlicher Dekor wird in den Regelwerken nie erwähnt.

Dass der Wunsch nach gesteigertem, eben auch figürlichen Dekor bestand, macht ein "Plakat" deutlich, das den Text eines (angeblichen?) feierlichen Privilegs überliefert (siehe bei 1343 September 19 [bald nach]; ähnlich aber qualitätvoller und aufwendiger 1459 Jänner 15 [nach]). 2023 hat Werner Maleczek einen sensationellen Neufund gemacht, eine figürlich erzählende historisierte Initale in einem Privileg Gregors VIII. von 1230 April 22.

Bei einigen Urkunden Papst Martins V. ist der mittlere Schaft der Initiale "M" als Säule dargestellt (siehe bei 1417 November 21). Dies ist zwar unauffällig, fällt – da sich ein Bezug zum Aussteller ergibt, aber selbstverständlich unter den Begriff "historisiert".
Von ganz anderem Kaliber sind Prunkausfertigungen des Konzils von Basel und Papst Eugens IV. für Philipp den Guten, Herzog von Burgund (siehe bei 1435 November 11 [zweites Exemplar], 1439 Juli 6 und 1442 Februar 4).

Eugen IV. hat auch als Erster Prunksuppliken genehmigt, deren farbiger Dekor im Binnenfeld der Initiale B(eatissime) das Wappen des Papstes zeigen (siehe bei https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkundenPrunksuppliken/collection). Diesem Wunsch nach Repräsentation ist auch ein weiteres Urkundenplakat verpflichtet, das den Text eines Ablasses des Konzils von Basel mit einer historisierten Initiale S(acta) schmückt (siehe bei 1436 April 14 [bald nach]).

Erstmals nach dem Einzelstück von 1230 (siehe oben) wird 1438 November 6 eine Bulle im engeren Sinn, die also denselben Vorgaben der Kanzlei zu gehorchen hat, mit historisierten Motiven ausgestattet. Wie schon bei den Beispielen aus der Kanzlei Martins V. wird ein Teil der Initiale, hier der Mittelbalken des "E" gegenständlich verfremdet, hier wird er durch zwei gekreuzte Schlüssel ersetzt.

Figürlicher Dekor im eigentlichen Sinn ist, nach heutigem Kenntnisstand, erstmals 1230 (siehe oben) und dann 1450 Mai 24 zu beobachten, wie Otfried Krafft festgestellt hat. Bei der Kanonikationsurkunde für Bernhardin von Siena wird der neue Heilige und zwei Engel im Binnenfeld dargestellt. Eine Zweitausfertigung (Link) zeigt das von zwei Engeln getragene, für den Heiligen charakteristische IHS-Medaillon, darüber eine Büste Gottvaters und darunter das päpstliche Wappen. Dann folgt, ebenfalls erst unlängst entdeckt eine Stück von 1477 Jänner 16.


Eine 1466 Jänner 30 ausgestellte Littera cum (filo) serico zeigt – wie bei den Prunksuppliken - das Wappen des Papstes, überhöht von gekreuzten Schlüsseln und Tiara. Dies wird für einige weitere spätere Beispiele vorbildhaft: 1472 März 15, 1475 Mai 1 und 1477 September 19.

Einer einfache Kopie eines Ablasses für die Geissler von Bergamo von 1481 Juni 2 weicht formal deutlich ab. Die Federzeichnung eines thronenden Papstes wird über die Initiale "S" geblendet.
Die unter Sixtus' IV. begonnene Tradition historisierter Papsturkunden wird von Innocenz VIII. (siehe bei 1484 November 2) und Julius' II. (siehe bei 1503 November 26 und 1508 Februar 8) fortgesetzt.

Ein eigenes Kapitel sind gedruckte Papsturkunden (vor allem im Zusammenhang mit Ablass-(Kampagnen). Als bisher ältestes Beispiel mit historisiertem Dekor ist ein Beispiel von 1480 März 3 (nicht vor) zu nennen.

Der vorerst hier gebotene Materialüberblick gibt kaum mehr als beliebige Zufallsfunde wieder, denn die Ausarbeitung des Dekors von Papsturkunden ab der Mitte des 15. Jahrhunderts hat noch gar nicht begonnen. Narrative Bilderzählung gehört jedoch zu den ganz grossen Ausnahmen.

Martin Roland

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Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1482-10-17 nach
Ablass Papst Nikolaus' V. für Notre Dame in Reims, erweitert von Papst Pius' II. zu gewinnen am Fest des hl. Lukas (Le Grand Pardon de Notre Dame de Reims)....

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1485 um
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Charter: 1489-10-16_
Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1489-10-16
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Illuminierte Urkunden  (Collection)
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Beichtbrief der Ablasskampagne des Alfonsus de Losa, der einen Ablass Papst Innocenz VIII. (reg. 1484-1492) für die Bruderschaft des hl. Jakobus in Santiago de Compostella verkündet, um das dortige Sp...

Illuminierte Urkunden  (Collection)
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Charter: 1503_Muenchen
Illuminierte Urkunden  (Collection)
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Illuminierte Urkunden  (Collection)
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Illuminierte Urkunden  (Collection)
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Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1511-03-17-1513-02-21
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Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1513-03-11-1521-12-01
Prunksupplik für Anthoni Tetzel den Älteren: Kardinal Pietro Accolti bewilligt als päpstlicher Referendar die von Anthoni Tetzel d.Ä., dessen Sohn Jobst, zwei weiteren Klerikern sowie Söhnen, Neffen u...

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1515-04-01
Johann [Łaski], Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen, in Romana curia residens, vidimiert die inserierte durch Papst Leo X. genehmigte und durch den Vermerk fiat ut petitur als genehmigt bezeich...

Charter: 1515-12-07
Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1515-12-07
Beichtbrief zu: Der Ablasskomissar Johannes Angelus Arcimboldus publiziert einen vollständigen Ablass Papst Leos X. zu Gunsten des Baues des Petersdoms in Rom....

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1515-99-99 (handschriftliches Datum nicht lesbar)
Beichtbrief: Der namentlich nicht benannte Aussteller besiegelt für einen nicht mehr lesbaren Empfänger die mit apostolischer Autorität publizierte und auf einem Privileg Papst Leos X. grün...

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1516-99-99
Beichtbrief zu: Der Ablasskomissar Johannes Angelus Arcimboldus publiziert einen vollständigen Ablass von Papst Leos X. zu Gunsten des Baues des Petersdoms in Rom. Martin Roland ...

Charter: 1517-12-02
Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1517-99-99 (Druck) - 1517-12-02 (Tag und Monat handschriftlich)
Beichtbrief zu: Der Ablasskomissar Johannes Angelus Arcimboldus publiziert einen vollständigen Ablass von Papst Leos X. zu Gunsten des Baues des Petersdoms in Rom. Ausgestellt von Frater Wilhelmus de ...

Charter: 1534_Bourges
Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1534-99-99
Gedruckte französischsprachige Publikation eines Ablasses von Papst Clemens VII. für Kirche Notre Dame von Le Puy en Velay ....

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1535-99-99, Tag und Monat zum händischen Ausfüllen
Gedruckte Publikation von päpstischen Ablässen für Santo Spirito in Sassia (Saxia) in Rom....

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1539 (Monat und Tag zum händischen Ausfüllen)
Der Magister und die Brüder Hôpital des Quinze-Vingt in Paris verkünden mit diesem Druck einen Ablass, den Papst Paul III. dem Spital gewährt hat....

Charter: 1539__2
Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1539 (Monat und Tag zum händischen Ausfüllen)
Der Magister und die Brüder Hôpital des Quinze-Vingt in Paris verkünden mit diesem Druck einen Ablass den Papst Paul III. dem Spital gewährt hat....

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1549-06-28 (Druck: 154_: Einerstelle des Jahres, Monat und Tag mit Freifläche)
Gedrucktes Vidimus einer Publicatio (Name des publizierenden Kardinals handschriftlich einzusetzen; hier: Ioannes episcopus Ostiensis) eines von Papst Paul III. gewährten Ablasses (1539 November 30) [...

Illuminierte Urkunden  (Collection)
Date:1551-04-26
Papst Julius III. gewährt für die ersten zwanzig Tage nach Publikation dieser Bulle einen vollkommenen Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen (Beichte und Kommunion) – gleich dem Ablass des Heilige...

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