Die Kanzlei unter Philippe III ( le Hardi, August 1270 - 5. Oktober 1285)
Der zweite Sohn von Louis IX (1226– 1270) übernahm nach dessen Tod während des Kreuzzugs im August 1270 in
Tunis die Regentschaft, unterdessen Matthieu von Saint-Denis und Simon de
Nesle in Paris die Amtsgeschäfte führten. Seine Krönung erfolgte erst am 15.
August 1271.
Angesichts der wenigen Funde in der Sammlung ist es schwer bindende Aussagen
zu treffen. Doch scheint es als würde das Privileg mit Datumszeile und
Königssignum weiter in den Hintergrund treten. Stattdessen wird an der Form
der Namensabkürzung „Ph“ gearbeitet. In der Kanzlei unter Saint Louis hatte man den Königsnamen zwar
Lud(ovicus) abgekürzt, doch ist stets nur die L-Initiale vergrössert worden.
In der Kanzlei von Philippe le Hardi ist das für alle folgenden
französischen Könige dieses Namens prägende Namenskürzel „Ph“ mit
Abbreviatur entworfen worden. Dieses Kürzungszeichen wird in der Folge
unterschiedlichste Formen annehmen (vergleiche z. B. Ph mit dem Kreuzbalken), schon im Juni 1276 wird es erstmals als Fleur-de-lys gestaltet, nachdem für die Regenten Matthieu und Simon
diese bereits am 30. August 1270 beim Initialschmuck auftauchte. Dichtes Fleuronnée auch der kleinsten Lombarden, das oben und unten
ausstrahlt, scheint die Mode der Zeit gewesen zu sein (Abb. rechts, Juli 1273). Mit dem Zeichner mit dem Wildschwein kommt erstmals figürlicher Schmuck auf
die französische Königsurkunde, neben dem namengebenden Tier auch meist
bärtige Profilgesichter Abb. links, Februar 1280). Wie schon in der Kanzlei von Louis IX werden
gelegentlich unterschiedliche Tintenfarben für die Dekoration eingesetzt,
wie zum Beispiel im März 1282 (v. st.).
Gabriele Bartz
(Stand: April 2023)