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ausklappenZeichner der Douaries von Philippe VI


Zeichner der Douaires von Philippe VI

Der Zeichner der Douaires war der innovativste und produktivste Zeichner während der Amtszeit von Philippe VI (de Valois, 1328-1350); bisher sind Urkunden von 1326-1351 bekannt; seine Tätigkeit reichte also von Charles IV (le Bel, 1322-1328) bis wahrscheinlich in die Regentschaft von Jean II (le Bon, 1350-1364).

Neben seinen namengebenden Initialen mit dem König auf den Modifikationen der Morgengabe für Jeanne de Bourgogne (Abb. 3) hat er eine Dekorationsform für die Initialen „Ph“ gefunden, bei der er das Kürzel als umgekehrte Fleur-de-lys zeichnete (Abb. 1). Gleichzeitig hat er die Plicadekoration mit zoomorphen und floralen Motiven erfunden.

Die fApril 1336: Paris, Archives nationales, K 42 B, no 30rüheste Initiale vom 19. April 1326, die ihm 2013 Ghislain Brunel zuschrieb,[1] lässt sich am besten anhand der Begleitlinien aussen und dem schraffiertem Binnenfeld zuordnen; die figürlichen Elemente tauchen in seinem späteren Oeuvre bisher nicht mehr auf. Die Idee des Zeichners der Douaires, das Binnenfeld mit schraffiertem Grund zu füllen, findet sich bereits bei einer Initiale eines anderen Zeichners vom 28. Februar 1317 oder von 1324. Vegetabilische Aussparungen darin kann man bei Initialen anderer Zeichner auch 1327, 1329 und 1331 beobachten; da bestand offenbar eine Art allgemeiner Trend. Ebenso betrifft das die Schraffen im Binnenfeld, die - zwar eher als Ausnahme - auch in der Manuskriptproduktion zu finden sind (Thomas von Aquin, Werke. Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. Lat. 807, fol. 40r oder fol. 52v). Erstmals sind seinen vergleichbare Mischwesen mit Menschenkopf und Kreuzschraffen im Juli 1318 bei Initialen aufgetreten, die Nathalie Roman überzeugend dem Buchmaler Jean Pucelle zuschrieb.[2] Der Zeichner der Douaires dürfte früh Kontakt zu Buchmalern gehabt haben, denn Jagdszene wie schraffierter Grund und Mischwesen entstammen diesem Metier, das er für seine Erfindungen zu nutzen wusste.

Die einfachen Initialen sind grosse Spaltinitialen mit kopfstempelförmigen Aussparungen und fischschwanzförmigen Enden der Schäfte, das Kürzel endet in einer nach unten zeigenden Fleur-de-lys (Abb. 1). In der Sammlung sind solche Initialen – von denen sicher wesentlich mehr existieren – aus den Jahren 1332-1347 aufgenommen worden; obwohl sie ausser der Königslilie keine weiteren Dekorationen aufweisen. Sie zeigen, wie mit einfachen Mitteln das „Ph“ zu einem Signet für eine Königsurkunde von Philippe VI wird.

Die komplexeren Dekorationen geben eine Binnenfelddekoration mit aus einem schraffierten Grund ausgesparten Ranken mit Blättern, Mischwesen oder auch Hasen, beispielsweise 1. Juli 1334. Eine Jagdszene, bei der mindestens ein Hund einem Hasen hinterherläuft, gehört ebenfalls zu den immer wiederkehrenden Motiven (Abb.2). Das häufig in der ersten Zeile in den Formeln auftauchende S(avoir) wird gerne mit eingerollten Palmetten an den Enden verziert (Abb. 1). Blätter, Hasen und auch Löwenmasken zieren in Variationen die Plica.

Zwei frühe Initialen vom September 1330 und vom Januar 1331 geben dieses Repertoire am vollständigsten wieder, wobei einige Elemente sogar aus den Buchstabenschäften ausgespart werden. Bei der Urkunde vom September 1330 erscheint ein leeres Wappenschild an der Stelle, wo später die Fleur-de-lys ihren Platz finden wird. Bei der vom Januar 1331 überrascht ein Dreiviertelprofil eines Jünglings; die Gestaltung der einzelnen Gesichtspartien lassen sich gut mit denen mit der Königsbüste vergleichen.

5. November 1335, Paris. AN, K 42 B, no 38Die elaborierteste Dekorationsform mit Historisierung verwendete er zuerst bei einer der vier Modifikationen der Morgengabe für die Königin Jeanne (de Bourgogne, 1328-1349). Auf Basis der einfachen Spaltinitialen „Ph“ mit nach unten zeigender Fleur-de-lys werden die Binnenfelder mit Ranken, Jagdszene, Löwenmaske und MIschwesen aus dem schraffierten Grund ausgespart, Perlreihen begleiten die Buchstaben aussen. Dabei handelt es sich nicht um die erste Verwendung der der Königsbüste; in einfacher Form erscheint sie bereits im April 1331.

Die Historisierung bei der Urkunde vom März 1332 – ein Glanzstück selbstreferenzieller Darstellung von Performanz – hat der Zeichner der Douaires bloss angelegt, indem er die Büsten von König und Königin ebenso wie deren Hände zeichnete, die die Urkundenübergabe bewerkstelligen (Abb. 3). Ein Buchmaler, bei dem es sich vielleicht um den Schüler von Jean Pucelle, Jean le Noir, handeln könnte, hat auf dieser Urkunde die Gesichter in dunklerer Tinte ausgeführt. Da die Anlage der Figuren vom Zeichner der Douaires stammt, wird man ihm auch die Idee der Darstellung einer Urkundenübergabe zuschreiben können.

März 1332, Paris, AN, J 357 A, no 4bis

Schon die zweite historisierte Initiale vom Oktober 1332 wird vollständig vom Douaire-Zeichner ausgeführt worden sein, doch sind dort die Figuren rasiert worden. Die Gründe dafür sind nicht erkennbar. Die nächste historisierte Urkunde vom 24. April 1333 für Robert de Bourgogne legt die Position des Königs auf dem tieferen „P“ fest; alle folgenden Urkunden mit der Darstellung des Königs[3] halten sich an diese Vorlage. Dabei erscheint auf der Spitze des „h“ eine Fleur-de-lys.

Brunel hatte 2017 die Verwendung dieser Initialen noch auf die Königin und Philippes engste Vertraute beschränkt gesehen.[4] Die inzwischen aufgetauchten Urkunden für Jan van Brabant und Guillaume de Namur zeigen jedoch, dass die Vorlage auch für wichtige Bündnisverhandlungen eingesetzt wurde. Gleichwohl wird man sagen können, dass aufwändige Dekorationen seiner Hand für wichtige Familienmitglieder und Verbündete gefertigt wurden.

Bisher klafft zwischen der ersten Initiale seiner Hand (19. April 1326) und der nächsten (September 1330) eine Lücke von vier Jahren. Man wird aber davon ausgehen können, dass der Zeichner der Douaires von Philippe VI auch während dieser Zeit Urkunden dekoriert hat. Dafür sprechen auch die Initialen, die ab 1331 von Nachahmern gestaltet wurden.[5] Selbst wenn man nicht so weit gehen möchte, ihn noch zu Zeiten Jean le Bons in der Kanzlei zu sehen, kann man diesen Zeichner über gut 21 Jahre verfolgen. Sein Schaffen beginnt 1326 mit einer innovativen Idee, die freilich nicht weiter verfolgt wird. Die nächsten beiden Urkunden vom September 1330 und Januar 1331 präsentieren bereits sein vollständiges Dekorationsrepertoire, das er in Variationen immer wieder verwendet und das nur noch durch die Urkunden mit der Königsbüste übertroffen wird. Mit der einfachen Initiale mit der nach unten zeigenden Fleur-de-lys hat er ein Erkennungszeichen für die Urkunden von Philippe VI erfunden. Warum allerdings bei dem einen Anlass ein stark vergrössertes „Ph“ mit nach unten zeigender Fleur-de-lys ausreicht und bei dem anderen Ranken und Mischwesen eingesetzt werden, geht aus dem erhaltenen Material nicht hervor.


Gabriele Bartz

(Stand: Februar 2023)


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