Der Zeichner des Ph mit den Kapseln und Schnecken
Dieser Zeichner, dessen Initialen von schraffierten Scheiben und Schnecken bestimmt sind und unterschiedliche Formen der Ph-Abbreviatur aufweisen, hat seine Anfänge bei Othon de Bourgogne gehabt[1] und ist erst danach in die Kanzlei unter Philippe IV (le Bel, 1285-1314) gewechselt. Anders als zuvor der Zeichner mit dem Wildschwein, der ähnliche Dekorationselemente verwendete, bleiben bei diesem Florator figürliche Elemente selten. Er ist bisher von 1280 bis 1290 nachweisbar.
Wie sehr die Dekorationen dieses Zeichners mit dem Schaffen des Wildschweinzeichners verbunden sind, zeigen die N-Initialen vom 31. Januar 1282 (Abb. 1) und insbesondere vom 20. Dezember 1285 – seiner ersten Arbeit für die Königskanzlei – im Vergleich zu einer des älteren Florators vom 5. Dezember 1281. Die ersten Initialen für Philippe le Bel erweisen sich als ungewöhnlich im Hinblick auf den Kürzungsstrich, der wie eine Spiegelung des h-Bogens aussieht; im Jahr darauf erscheint die Abbreviatur als ein nach oben geöffneter Bogen (Abb. 2).
Die nächste Urkunde, die erst am 15. Oktober 1289 ausgestellt wurde, weist eine neuerliche Veränderung des Kürzungsstrichs auf, nun ist er meist frei schwebend und erinnert ein bisschen an ein Seepferdchen. Die unter diesem Gesichtspunkt recht inkonsistente Gruppe zeichnet sich jedoch durch die stets vorkommenden Elemente der schraffierten Scheiben und Voluten aus. Demnach besteht dieser Stil aus Initialen, die Einfallsreichtum und Wandlungsfähigkeit beweisen – anders als man es meist beobachtet.[2]
Gabriele Bartz
(Stand: Februar 2023)
[1] Bisher sind zwei Urkunden für Othes de Bourgogne bekannt: März 1280 und 31. Januar 1282.
[2] Vergleiche meinen Blogbeitrag „Kapseln und Schnecken. Oder: Wie wandlungsfähig waren die Schreiber von Philippe le Bel?“