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ausklappenZeichner für Guillaume aux Blanches Mains

Zeichner für Guillaume aux Blanches-Mains

Das Corpus der Urkunden von Guillaume aux Blanches-Mains (1135–1202) ist das erste, das konsequent Initialdekoration mit eigenem Charakter aufweist.[1] Bisher konnten ab 1176 sicher Urkunden mit Initialdekoration nachgewiesen werden. Sie fallen in eine Zeit, in der auch die französische Königsurkunden zunehmend mit zierenden Begleitlinien geschmückt werden[2] und wie schon zuvor die Chirographen Initialdekorationen aufweisen.

Wilhelm von Blois (Guillaume aux Blanches-Mains, Guillaume de Champagne, gen. Guillaume de Blois, 1135–1202) war Bischof von Chartres von 1164 bis 1176 und ab 1169 (bis 1176) Erzbischof von Sens – er gab also das erste Amt nicht auf – sowie seit dem 8. August 1176 bis 1202 Erzbischof von Reims und seit 1179 Kardinal von Santa Sabina. 1179 salbte er in dieser Eigenschaft seinen Neffen Philippe II zum König. Als Stadtherr von Reims hat er 1182 die sog. Willelmine erlassen, die bis ins 17. Jahrhundert Geltung behielt.[3]

Während seiner Amtszeit als Bischof von Sens (1169–1176) zeigen die Initialen zarte Anfänge von Dekoration mit Begleitlinien.[4] 1176, für Provins, versuchte sich ein Schreiber im Layout von französischen Königsurkunden oder Papsturkunden mit der ersten Zeile in Elongata und der dekorierten Initiale.[5] Guyotjeannin konstatierte den päpstlichen Einfluss in erster Linie für das Formular, bemerkte aber auch die dekorativen Ähnlichkeiten; gleichermassen sah er den Einfluss päpstlicher Urkunden auf die von König Louis VII.[6] Während dort noch das „W“ die dicken Schäfte aussen hat, wird die Initiale mit den beiden dicken Schäften links sowie mit den ausgebogten Begleitlinien zu einer Art Markenzeichen für Guillaume; man findet sie in dieser einfachen Form bisher bis 1185.

Mit der sog. Willelmine de Reims von 1182, über deren rechtliche Tragweite man sich wahrscheinlich nicht klar war, bei der jedoch von Seiten des Erzbischofs etwas besonders Prächtiges erwartet worden ist, kommen bei der Initiale noch Silhouette-Ranken hinzu sowie eine besonders elongierte Datum per manum-Formel. Der Gedanke, eine Initiale mit Silhouette-Motiven zu verzieren, taucht erstmals bei Papst Eugen III. auf,[7] jedoch zeigen auch französische Königsurkunden ähnliche, zaghafte Ansätze.

1186 wird die Verzierung des „W“ leicht verändert, es erhält wellenförmige Aussparungen und die ausgebogten Begleitlinien gehen in Richtung von Halbpalmetten, was sich ab 1188 verfestigt. Gleichzeitig geht die Tendenz dazu, die Initiale zweizeilig in den Text zu setzen, um bei kleineren Urkunden ihre Grösse gewährleisten zu können; einzeilige Initialen im Text werden ebenfalls mit Linienwerk verziert.

Bei einigen Urkunden des Guillaume aux Blanches-Mains ist der Name seines Kanzlers verzeichnet:

  • Alexander: 1176 für zwei Urkunden für Paris, 1181 für Reims
  • Lambinus: 1182 die sog. Willelmine de Reims, 1183 für Saint Germain-des Prés in Paris, 1183, August 1185 für Laon, 1186, 1188 für Kloster Clairvaux, 1188, 1189 für Kloster Bohéries, Juli 1191 (alle als Erzbischof von Reims und Kardinal von Santa Sabina)
  • Matheus: 1195 für Saint Denis in Paris, 1197 für Adeline de Guise, Oktober 1198 für Roger de Chimay sowie 1198 eine Streitschlichtung.[8]   

Unter dem Aspekt der Dekoration der Initiale sind besonders die Urkunden des Lambinus von Interesse; sie vertreten bisher den Zeitraum 1182–1191. Abgesehen von Eigenheiten, die möglicherweise in der Kanzlei Guillaumes durchgängig gepflegt wurden, würde man diese Urkunden mehreren Schreibern geben wollen, ebenso wie sie auch unterschiedliche Dekorationsformen des „W“ repräsentieren: Die sog. Willelmine de Reims sowie die Urkunde von 1183 zeigen die Silhouette-Ranken, die vom August 1185 die einfache Form mit den ausgebogten Linien. Einzig die Initialen von 1186, 1188, 1189 und Juli 1191 weisen starke Übereinstimmungen auf, mit den Halbpalmetten und einer muschelartigen Form im Zwickel. Die unter dem Kanzler Matheus entstandenen Initialen von 1197 und 1198 passen hingegen besser zusammen, da sie alle Halbpalmetten mit Kern aufweisen.

Letztlich lassen sich unabhängig von den jeweiligen Kanzlern vier Dekorationsmodi der Initialen festhalten: Die einfache Form mit gebogten Begleitlinien bei 1176, 1181 und 1185 August. Dazwischen erscheinen die Initialen mit Silhouette-Ranken 1182 und 1183. Danach folgen die mit den muschelartigen Motiven im Zwickel und den Halbpalmetten 1186, 1188, 1189 und 1191. Die wieder einfacher gehaltenen Initialen mit Halbpalmetten und Kern von 1197 und 1198 bilden die vierte Stufe.

Weitere Funde werden zeigen, inwieweit die Kanzler tatsächlich Einfluss auf die Dekoration der Initialen genommen haben. Eine in diese Richtung weisende Urkunde ist die von 1192, wo vermerkt wurde, dass der Posten des Kanzlers vakant ist und das „W“ als missglückt anzusehen ist.


Gabriele Bartz

(Stand: Februar 2023)




[1] Siehe auch meinen Blogbeitrag.

[2] Siehe zum Beispiel die Urkunde von Louis VII aus dem Jahr 1176: https://www.monasterium.net/mom/IlluminierteUrkundenFrankreich/1176-99-99_Paris/charter.

[4] Eine undatierte Urkunde aus seiner Zeit als Erzbischof von Sens in der Datenbank Sigilla (Arnaud Baudin). Die dortige Dekoration mit gefüllten Scheiben und Begleitlinien taucht auch 1185 noch einmal auf; Sigilla (Arnaud Baudin).

[5] Vgl. 1173 Louis VII für Cannes sowie 27. Februar 1183 Papst Lucius III für Paderborn; Guyotjeannin, Influence, 1993.

[7] Aus den Jahren 1145–1146; vgl. Krafft, Aufkommen, 2018, Abb. 6.

[8] Zu den Kanzlern vgl. Mathorez, Guillaume, 1911, S. 339.



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