Bei dem Zeichner mit den Masswerkmotiven handelt es sich um das Werkstattmitglied, das am Längsten nachweisbar ist und der sich beinah jeder ikonographischen Neuerung anzupassen vermag. Charakteristisch für diesen Zeichner, der sowohl unfigürliche Initialen und welche mit der Vera Ikon im Binnenfeld geschaffen hat, sind die Aussparungen, die an spitzgiebelige Fenster denken lassen. Weiterhin die variantenreiche Ornamentik der Buchstabenschäfte, die Kreuze, die die Abdecklinie der Initiale abschliessen, die Profilmaske, die links zwischen dieser Linie und dem Buchstabenkörper klemmt, und Details der Vera-Ikon-Darstellung (vor allem Augen- und Bartgestaltung). Wie ein Markenzeichen finden sich in einzeiligen Initialen häufig ein bärtiges En-face-Gesicht und das aus einer Scheibe hochwachsende florale Dreiblattmotiv.

Es scheint, als hätte der Zeichner auch den Sprung zu den Initialen mit den Christusbüsten geschafft. Doch fehlt ihm ein wenig das Verständnis für den ikonographischen Typ, mal fehlen die Hände mit den Wundmalen (1328 Dezember 24 für Stift Elten) oder die Wundmale (z. B. 1330 Mai 30 für Itterswiller). Ob es sich mit dem „Vergessen“ um eine ikonographische Variante des endzeitlichen Christus handeln möchte, ist angesichts der Massenproduktion der Sammelablässe wenig wahrscheinlich, zumal sie auch nur bei diesem Zeichner zu beobachten ist. 1331 April 30 für Mailand ist das Fehlen der Wundmale nachträglich korrigiert worden. Seine Masswerkmotive werden bei diesen, jetzt farbigen Initialen weitgehend von ausgesparten Blattmotiven verdrängt. Sie finden sich in abstrahierter Form 1331 April 30 für die Cappella della Scuola delle Quattro Marie nella chiesa di Santa Maria maggiore in Mailand 1330 Oktober 1 für Fulda, 1331 April 30 für Mailand und 1331 Februar 2 für das Fleimstal.
Gabriele Bartz
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