Neben Kriterien, die sich darauf beziehen, wo der Dekor angebracht ist (Initiale / Bildfeld bzw. Miniatur / Randbereich) und der Unterscheidung, ob die Darstellungen sich auf den Inhalt beziehen, gibt es auch der technischen Differenzierungen: Wurde Farbe verwendet oder nicht, wurde mit der Feder oder einem Stift gearbeitet (also gezeichnet) oder mit dem Pinsel (also gemalt).
Bei Beispielen vor 1300 überwiegt die Zeichnung, nach 1300 überwiegt die Malerei deutlich.
Im Binnenfeld einer Initiale eines Sammelablasses von 1363 September 6 hat sich eine gezeichnete Heiligenfigur „verirrt“, die sowohl im Musterbuch einer Meisterwerkstatt als auch als frühe autonome Künstlerzeichnung gute Figur machen würde.
Ganz bewusst auf Malerei und Farbe verzichten die Papsturkunden, die ab Sixtus IV. auch mit Wappen und anderem historisierten Elementen ausgestattet sein können: vgl. z. B. 1472 März 15.
Wie Zeichnung von Malerei zu unterscheiden ist, ist in den grossen Linien offensichtlich.
Mit welchen Kriterien jedoch bei einer Definition gearbeitet werden soll, wird kontrovers diskutiert. Hier wird aus rein pragmatischen Gründen, nach dem Werkzeug des Auftragens der Farben unterschieden: Pinsel => Malerei bzw. Feder/Stift/Kreide => Zeichnung
Vielfach sind die Techniken nicht klar zu scheiden; es wird vorgezeichnet und koloriert bzw. auch fein und malerisch laviert; auch bei Darstellungen, die auf Farbe verzichten, kommt durchaus auch der Pinsel zum Einsatz und es wird „en grisaille“ gearbeitet.
Martin Roland