Charter: Hauptarchiv - Urkunden (1177 -1526) 5713
Signature: 5713
Add bookmark
Edit charter (old editor)
1501 III 09
Vor Wolfganng Rieder, z. d. z. burgermaister, und den rat gemain der stat Wienn . . . körnen .. . der ersam briester her Anndre Kessen beneficiat zu Grätz, Hanns Kessen, desselben, her Anndreen bru/oder, Walthesar Precht, burger zu Volkenmarkht, anstat und als gewalttrager Margarethn seiner hausfrawen einerseits und andererseits Leopold Schrutawer, um ihren Streit wegen eines halben Hauses zu schlichten. - Kläger gaben zu erkennen, wie sy weilent frawen He/odwigen, weilent Virgilien Schrutawer hausfrawen se/olige, umb ain halbs haus, so yetzo Leopold Schrutawer bese/oss, im Wiener gruntbu/och nutz und gwe/or geschriben funden, sie, Kläger, aber wären der Hedwig eliche, leibliche kinder, die mon im rechten not- und aigen e/orben benennet, und erbuten sich, ir frontschaft zu weisen; ne/ohender e/orben, die dann rechtlich all ir (der Hedwig) hab e/orben möchten, dann sy (Kläger) gäbe es nicht. - Daenge/ogen bringt Leopold Schrutawer vor, an die Kläger, die ihn von ihren Ansprüchen in Kenntnis gesetzt hätten, als e/orben irer mu/oter auch me/orklich zuspruch zu haben, und verlangt richterlichen Austrag, nachdem sich sölher handl hie bege/oben, das halb haus zu dem sy sprächen auch hie gele/ogen und er derselben frawen He/odwigen e/orben an andern enden nicht zu berechten we/osst, und er solchergestalt sein zuspruch und reconfentz zur Geltung bringen könne. Daraufhin erfolgen zwei Erkenntnisse des Wiener Stadtrates, dahin lautend: 1. Nachdem die clager alain irer mu/oter1 gesambten hand des haus erblich nachsteen und ir clag weiter nichts berürund ist, darumb sein sy dem antwurter dhainen bestand zu thun phlichtig, und dann auf neuerliches Einschreiten der Kläger: 2. Der clager beweiste frondschaft, als sy sich dann zu thu/on erbieten, werde billich gehört und beschech darnach verrer was recht ist. Die Kläger bringen nun den Kundschaftsbrief des Grazer Stadtrates von 1499, Juni 7, ein, der vom Gericht verlesen und in dem Gerichtsbrief inseriert wird.2 - Schrutauer als Antworter bezeichnet diese Kundschaft nicht für genugsam, . . . angesehen die frontschaft wurd wol darinn begriffen, aber nindert darinn gefunden, daß sy (Kläger) zu dem gu/ot, dem sy vermainen nach zu clagen, die nagst gesippten naturlichen e/orben seien, und nyemant mer nächner oder so nahent e/orben in le/oben vorhanden, als sy vermainten zu sein; nu/o we/or der gebrauch nach Wiener statrechten und sonst gemainclich allenthalben zu recht, wo sölher punct, wie yetz vermeldet in ainer beweisten frontschaft nicht besonderlich bestimbt, ausgedrukht oder begriffen, das die zu recht nicht angenomen, noch kraft haben, auch zu recht nicht genug we/ar. Er bitte daher,3 ihn jeder weiteren Verantwortung zu entbinden, behalte sich jedoch, falls das Gericht die Kundschaft zuließe, in der haubtsach Ergreifung anderer Rechtsmittel vor. - Das Gericht fällt auch ein Erkenntnis dahingehend: 3. Die weisung der frontschaft in gericht furgewendet, sei nach Wiener statgebrauch zu recht nicht genug, zugleich wird Kessen und sein mite/orben nahegelegt, wenn er ander weisung der frontschaft, dem Wiener statgebrauch gemes, zu thun vermeine, mug er sölhe noch fürwenden, wie recht ist. Dementsprechend bringen Kläger nach e/ottlicher1 verschiner zeit abermals ain kuntschaft irer frontschaft und sippzall halben zu recht ein, deren vor Gericht verlesenen Wortlaut n° 5701a im Auszug bringt.2 Dem entgegen bringt Schrutauer vor,3 das frömbd zu hören we/ar die ungegruntt unförmlich handlung, so die gewalttrager der Kessen, als vermaint e/orben ... in recht wider in zu gebrauchen sich erlaubte. Zum Beweis dessen wiederholt er in Kürze den bisherigen Verlauf des Prozesses bis zur Ablehnung der ersten Grazer Kundschaft durch den Stadtrat, in welches jungist gesprochen urtail die clager bewilligt, ferrer davon nicht geappellirt, dadurch die in ir craft gangen.4 Nun brächten die Kläger mit einem Mal nach verscheinung ettlicher langer5 zeit . . . abermals ain vermainte newe beweiste frontschaft in recht . . ., we/olh handlung dem rechten ganz widerwe/ortig we/ar, ursach: so ainem ain zeugkhnuß im rechten ainmal aufgele/agt wu/ord, das er darnach über ettlich zeit mit ainer andern herfür khäm, we/ar unbillich auch unerhörlich, möcht also meniger biderman nymermer zu end körnen. Auch so wurd dadurch grosse verde/achttikait bei den von Grätz, das sy in ainer Sachen und in ainem val zwir aneinander widerwe/artig (!) khuntschaft geben solten; Antworter bezöge sich daher auf das gemeine Recht,1 das Stadrat pas, dann er davon schrib, zu erme/ossen wüßte, hoffe in summa,2 daß Kläger mit ihrer zweiten Kundschaft abgewiesen und gehalten werden, im sein erlitten expenss und darle/ogen ... zu bezallen, und behalte sich die gegenclag und Ergreifung aller weiteren Rechtsmittel vor. - Der klägerische Anwalt Hanns Nurenberger, als gewalttrager der clager gab auf Leopolden Schrutawer lange einred . . . das zur antwürt: Der Wiener Stadtrat hätte gu/ot wissen, wie der handel bisher gerechtvertigt we/ar, Schruttauer ließe sich von dem stadträtlichen urtail mit nichte füren, we/olh urtail dem Kessen erlaubet und zu/ogeb, eine zweite Kundschaft über ihr Verwandtschaftsverhältnis zu Hedwig Schrutauer einzubringen. Als auch antwürter meldet, die urtail hiet ir craft erlangt und er (klägerischer Anwalt) hiet darein verwilligt, gestund er (klägerischer Anwalt) im nicht; ursach: als pald die urtail verle/osen wer, hiet er (klägerischer Anwalt) von stund an sein te/og begert, damit er sein partheien (den Kessen in Graz?) in das dritt land möcht berichten; des zug er sich in des statschreibers aufzaichen; er hiet die obbestimbt beweist frontschaft in rechten te/ogen eingelegt; er hiet auch zu überflus sich in verschiner freiung vor dem Stadtrat damit angeboten; demnoch gestu/ond er im nicht, das die te/og verschinen we/aren. Als er (Schrutauer) auch saget, bei den von Gre/atz würd grosse verde/ochtlichkeit verstanden, das heißt, sie erweckten durch ihre zweite Kundschaft Verdacht, so dürfte doch Schrutauer den Wiener Stadtrat damit nicht beladen, sücht solhs billich bei den von Gre/atz: ungezweifelt, er würd ain antwurt haben.3 Das aber er (Nürnberger) sein te/ag der weisung nicht verwürkht und zu der (Weisung) billich gelassen, auch stadträtlichem urtail genug than hiet, begert er sich mit recht und urtail zu entschaiden, mit vorbehaltung aller behelf, meldet und bezeuget sein1 darlegen. - Schrutauer bestreitet abermals die Rechtskraft der zweiten Kundschaft und wolt sein jungist vor eingele/ogt schrift hiemit repetirt und vernewt haben . . ., das dhainem zeugen nicht gebu/oret, in ainem val und handel . . . zwir kuntschaft zu ge/oben, das könne auch den Wiener Stadtrat von der Urteilsfällung nicht abhalten,2 und wo sölhs furbracht wurd, würde es für ain nullitet und craftlos geacht. Die Gegenpartei (widerparthey) habe ihre zweite Kundschaft auch nicht in der richtigen Zeit eingebracht; denn die Wiener stat recht wolten khundschaft innerlands in virzehen tägen und ausserlands in se/ochs wochen einzulaiten,3 das aber da nicht beschehen, . . . und saget noch wie vor, das manichem biderman swär we/ar, so ainer partheien ain khuntschaft abgericht (abgelehnt?) wurd, über e/ottlich zeit mit ainer andern herfür zu körnen; möcht so lang raten, bis das er doch ains erriet, das doch die recht nicht leiden noch zuge/oben wolten, sunder was ainem ainmal mit recht aberkennt, möcht er hinfuron nicht mer suhen. Neuerliches Ersuchen, die widerparthey kostenpflichtig abzuweisen. - Hanns Nürenberger, als gewalttrager der Kessen, bringt vor, wie er in seiner jungisten schrift . . . in recht fürgeben, also wolt er das noch in « uns » bilden ...4... Es we/aren auch nicht gemaine recht, das ainer sich se/ottingen ließ ainer weisung, fürwar5 die gemainen recht liessen zu zeiten die dritten und in manigen vällen die virden mit ainer solemnitet zu, je nach geschichten und größ der sachen, wie wol er davon Gebrauch zu machen nicht nötig habe. Ob das stadträtliche urtail ain nullitet sei, als sein widerparthey spräch, wolt im zu fechten nicht zimen usw. - Auch Schrutauer will all sein eingele/ogt schriften . . . widerumb repetirt . . . haben und saget, das dhain recht erlawbet dem clager vir zeugnuß, so im aine abgericht wurd, nacheinander einzulaiten, auch schnitte ihm das stadträtliche urtail sein darlegen, darein sy (die Kessen) in mit irer unformlichen rechtvertigung und khuntschaft gefu/ort, nicht ab. Schließlich wird noch der Kläger ain-faltig rechtvertigung, als habe Schrutauer des Stadtrates Urteil als nullitet bezeichnet, dahin berichtigt, daß dieser Ausdruck sich vielmehr auf die zweite Kundschaft der Kläger bezogen habe. Das 3. Urteil in diesem Prozesse geht dahin: nachdem in der vorgesprochen urtail, den clagern ander khundschaft irer frontschaft, Wiener statgebrauch geme/os, in recht einzulaiten vorbehalten ist, so sei der yetz furgewendten khuntschaft 1 zu recht genug.Source Regest:
Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Bd. II/4, Nr. 5713
Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Bd. II/4, Nr. 5713
Current repository:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Wiener Stadt- und Landesarchiv
mit wohlerhaltenem Siegel in rotem Wachs an weiß-roter Seidenschnur (Pettenegg in Geschichte der Stadt Wien II/I, 26, Fig. 18).Dem klägerischen Anwalt wird auf sein Betreiben
- notes extra sigillum:
- Rückaufschrift: Herrn Andreen Khessn von Grätz sambt seiner geschwistretn und erben zü frawen Hedwigen des Virgly Schrotauers seligen hausfrawen verlassen guet aines- und Leopolden Schrotauer des gemelten Virgili brueder anders tails ghrichtz handlung, datum erichtag nach Reminiscere in der vasten, anno domini 1501.
Original dating clause: Beschehen an eritag nach dem sunntag Reminiscere in der vasten. . .
Notes:
1Fol. 1b.
Siehe Nachträge zu Bd. IV. 5663 a; der. Text dieses Inserates geht von Fol.Ib auf 2a über.
Fol. 2b.
1Siehe die zweitfolgende Anmerkung.
2 Vergl. oben S. 106. Mit diesem Inserat kommt der Text der Gerichtsurkunde auf fol. 3a hinüber.
3 Fol.3 b.
4 d. h. das Urteil hat Kraft erlangt, ist rechtskräftig geworden.
5 Mit diesem Wort (verscheinung ettlicher langer) geht Antworter über die Äußerung des Stadtrates hinsichtlich der zwischen den beiden Kundschaften verstrichenen Zeit (ettlicher verschiner zeit) - allerdings 14 Monate und3 Wochen - hinaus.1zug sich des in gemaine recht. 2 Fol. 4a.3 Das heißt: Wenn Schrutauern die zweite Kundschaft des Gramer Stadtrates verdächtig vorkomme, so müsse er das nicht dem vonWien vorhalten, sondern eben wieder dem von Graz; der würde ihm die gebührende Antwort nicht schuldig bleiben.
1Fol. 4b.
2es hielt auch sölhs, unser urtailzu thun, nicht innen.
3So!
4 Fol. 5a.
5 Im Gegenteil.
1n° 5701a.
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchiv - Urkunden (1177 -1526) 5713, in: Monasterium.net, URL </mom/AT-WStLA/HAUrk/5713/charter>, accessed at 2024-12-21+01:00
A click on the button »Show annotation« displays all annotations on the selected charter image. Afterwards you are able to click on single annotations to display their metadata. A click on »Open Image Editor« opens the paleographical editor of the Image Tool.
You are copying a text frominto your own collection. Please be aware that reusing it might infringe intellectural property rights, so please check individual licences and cite the source of your information when you publish your data
The Charter already exists in the choosen Collection
Please wait copying Charter, dialog will close at success