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- Geschichte des Stiftes Stams
- Das Archiv
- alle Urkunden sind trotz der schweren Zeiten (von 1807 – 16 war das Stift aufgehoben, ebenso zwischen 1939 – 46) lückenlos erhalten.
- Die Anbringung der Pergamentrollen an der Wand zum Schutz vor Feuchtigkeit sorgte dafür, dass beinahe der gesamte Urkundenbestand auch heute noch in bestem Zustand ist.
Die erste urkundliche Erwähnung des Namens “Stambs” fällt in das Jahr 1065, es bezeichnet auf einer Urkunde ein Lehensgebiet der Edlen von Wangen. In dieser Siedlung existierte bereits eine vielbesuchte Wallfahrtskirche zum Hlg. Johannes dem Täufer unweit des Areals der heutigen Pfarrkirche.
Die Geburtsstunde des Stiftes Stams schlägt im Jahr 1273: Graf Meinhard II. von Görz-Tirol beabsichtigte, hier ein Kloster zu stiften, welches fortan als Begräbnisstätte der Grafen von Görz-Tirol dienen solle.
Eine populäre Legende besagt ferner, dass die Gründung des Klosters auf den Tod des letzten Staufers Konradin – er wurde 1268 in Neapel enthauptet – zurückzuführen sei: Die Mutter Konradins, Elisabeth von Wittelsbach (gest. 1273, in erster Ehe mit dem Stauferkönig Konrad IV. verheiratet), soll ihren Mann, Graf Meinhard II. gebeten haben, einen Ort des Gedächtnisses für ihren so unglücklichen Sohn zu stiften (“Mors Conradini – Vita Stamsii”).
1273 hielt der Gründungsconvent, unter ihnen der erste Abt Heinrich von Honstetten, Einzug in Stams, das Mutterkloster war die Zisterze Kaisheim (bei Donauwörth in Bayern). Das erste hölzerne Kloster lag unweit der heutigen Pfarrkirche, das heutige Stiftsareal konnte nach elfjähriger Bauzeit 1284 bezogen werden. Graf Meinhard II. hat das Kloster mit Privilegien und Schenkungen reichlichst ausgestattet, sodass sich wirtschaftliche Prosperität alsbald einstellte. 1295 starb Graf Meinhard, er wurde mit seiner Frau in der Gruft (heute links vor dem Hochaltar gelegen) der Stiftskirche beigesetzt.
Rasch wurde Stams zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum der Region, Privilegien wurden erweitert bzw. bestätigt, Lehen existierten bis in den schwäbischen Raum und nach Bayern. Im 14. Jahrhundert wurde den Stamser Patres sogar für einige Jahrzehnte die Bewahrung der Reichskleinodien anvertraut.
Das 16. Jahrhundert ließ dann dunkle Schatten über der Klostergemeinschaft aufziehen: 1525 kam es im Zuge der Bauernaufstände zu Plünderungsaktionen, 1552 verwüstete Kurfürst Moritz von Sachsen in den Wirren der Schmalkaldischen Kriege das Kloster abermals. Schließlich vernichtete ein Großfeuer 1593 große Teile des Klosterkomplexes. Zwischen 1650 und 1750 setzt dann eine rege Bautätigkeit in Stams ein, bei welcher u.a. die beiden markanten “Zwiebeltürme” (unter Abt Edmund Zoz) errichtet und die Stiftskirche von romanischer Grundlage auf dem barocken Baustil umgewandelt wurde. Auch stammt die wesentliche barocke bis rokoko-stilistische Innenausstattung (Deckenfresken, Stukkaturen, die schmiedeeisernen Gitter nebst anderem) der Kirche aus dieser Zeit. Eine Klosterschule wird unter Abt Thomas Lugga (frühes 17. Jhdt.) erwähnt, seit 1778 gab es auch für einige Jahre ein Chorseminar für Knaben.
Die politischen Umwälzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts machten auch vor Stams nicht halt: Der Säkularisierungswelle unter Josef II. entronnen, hoben die bayerischen Behörden 1807 das Kloster auf, 1816 wurde es aber unter Kaiser Franz I. wiedererrichtet. Auch Kaiser Franz Joseph hat Stams einmal besucht, eine Gedenktafel links unterhalb des Rosengitters erinnert daran.
1938 wurde das Stift Stams von den nationalsozialistischen Machthabern besetzt und ein Jahr später offiziell aufgelöst, die Patres unter fadenscheinigen Vorwürfen verhört, eingesperrt, ins Exil getrieben. Während des Zweiten Weltkriegs diente die Stiftskirche als Lagerhalle, in den anderen Räumlichkeiten waren Optanten aus Südtirol und gegen Kriegsende Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten untergebracht. 1945 gab es einen zweiten Neubeginn, wesentlich zur Konsolidierung des monastischen Lebens haben Mönche aus der Zisterzienserabtei Sticna (Sittich) im damaligen Jugoslawien (heute Slowenien) beigetragen, welchen nach der Flucht vor den Kommunisten Titos Stams eine neue Heimat werden sollte, unter ihnen der populäre Pater Stefan Krizisnik und der spätere Abt Bernhard Slovsa.
Unter Abt Bernhard (1973-1985) wurde die Stiftskirche grundlegend renoviert (u.a. der frühbarocke Hochaltar von B. Steindle mit erheblichem finanziellen Aufwand) und Stams wurde auch zur politisch-gesellschaftlichen Begegnungsstätte, als hier u.a. der Staatsbesuch des schwedischen Königspaares 1979 Station machte und 1984 der deutsche Bundespräsident von Weizsäcker dem Stift einen Besuch abstattete. Im selben Jahr erhob Papst Johannes Paul II die Stamser Stiftskirche in den Rang einer “Basilica minor”, ein Jahr später erfolgte die Verleihung des Preises “Europa Nostra” für die herausragend gelungene Renovierung der Stiftskirche.
Seit 1998 erfolgt durch die maßgebliche Initiative des Landes Tirol eine umfassende Dachsanierung des gesamten Klosterkomplexes. In diesem Zug wurde in der Stiftskirche die komplette Bleiverglasung saniert. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich 2013 abgeschlossen sein.
Mag. Thomas Palfrader
Gerade hier wird ersichtlich, welche wichtige Rolle das Stift Stams bereits in früheren Jahrhunderten im Tiroler Geistes- und Kulturleben ausübte. Mit viel Ausdauer, Fleiß und äußerster Genauigkeit wurde in diesen Räumen die historische Wirklichkeit in und um Stift Stams festgehalten und der Nachwelt überliefert.
So finden sich hier Erlässe von Päpsten und Bischöfen, Privilegien und Urkunden der Landesfürsten, die dem Stift vielfältige Freiheiten gewährten, so z.B. die Befreiuung von der niederen Gerichtsbarkeit und das Zugeständnis einer eigenen Gerichtsbarkeit auf dem Territorium des Stiftes, das ursprünglich ungefähr das heutige Gemeindegebiet umfasste, aber auch Zollfreiheiten und die Freiheit vor der Beschlagnahmung durch weltliche Gerichte.
Daneben geben eine große Anzahl von Urkunden Aufschluss über die Wirtschaftsführung des Stiftes im Laufe seiner Geschichte. Andere Urkunden informieren über Schenkungen, durch die sich Vertreter der hohen Stände das Lesen von Messen oder das Gebet auf Lebenszeit sicherten, und zeugen somit von den ausgedehnten Besitzungen des Stiftes in über 300 Orten in Nord- und Südtirol sowie in Schwaben.
Zwei Besonderheiten der archivierten Urkunden in Stift Stams sind besonders hervorzuheben:
Die wohl bedeutendste Urkunde ist die Gründungsurkunde von Meinhard II aus dem Jahr 1275. Auch diese Urkunde befindet sich im Stiftsarchiv und belegt den offiziellen Gründungsakt durch den damaligen Landesfürst.