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FondAllerheiligen, Prämonstratenserkloster
  1. Zur Geschichte des Prämonstratenserstifts Allerheiligen
  2.  In der Klosterlandschaft des Oberrheingebiets stellt Allerheiligen eine singuläre Erscheinung dar. Die Gründung in den neunziger Jahren des 12. Jahrhunderts auf den Höhen des nördlichen Schwarzwaldes ist die späteste und einzige Niederlassung des Prämonstratenserordens im rechtsrheinischen Oberrheingebiet. Von zentraler Bedeutung für die frühe Klostergeschichte ist die "Gründungsurkunde" der Herzogin Uta von Schauenburg, einer Tochter des Pfalzgrafen Gottfried von Calw. Das Original der undatierten Urkunde ist nicht erhalten, ein Vidimus von 1441 bestimmt auch die weiteren, jüngeren Abschriften. Der Rechtstext enthält eine Besitzliste mit den Ausstattungsgütern des Klosters, die vor allem im Renchtal lagen, und erwähnt als zentralen Besitz das Patronatsrecht über die Kirche in Nussbach. Aus dem Prämonstratenserstift Oberzell bei Würzburg kamen die ersten Chorherren. Ebenfalls nicht im Original erhalten sind zwei weitere Urkunden, die nach Ansicht der Forschung unmittelbar zu diesem Gründungsakt des Klosters zu zählen sind. Graf Eberhard von Eberstein bekräftigt als nächster Erbe Utas die Schenkungen der Schauenburgerin. Zudem bestätigt 1196 auch Kaiser Heinrich VI. die Schenkung. Die Gründungsphase wird demnach zwischen 1192 und 1196 anzusetzen sein. Wenige Jahre später ist eine Umdeutung der Gründungsphase zu beobachten. Im Streit um das Patronatsrecht der Pfarrei Nussbach äußert sich König Philipp von Schwaben (um 1200); Papst Innozenz III. privilegiert 1204 Allerheiligen. Als fundatores des Klosters werden nun neben Uta auch ihr Ehemann Herzog Welf VI. sowie die beiden zähringischen Brüder Herzog Hugo von Ulmburg und Herzog Berthold von Zähringen genannt. An der Gründung beteiligt sind demnach die Welfen und Zähringer, die Bestätigung Heinrichs VI., und damit der staufische Einfluss bei der Gründung, wird dagegen verschwiegen. Der Streit um das Patronatsrecht der Pfarrei Nussbach produzierte in den Jahren 1217 bis 1228 eine Reihe von Urkunden, mit denen eine dritte Gründungsphase des Klosters dokumentiert ist, die sich nach dem Aussterben der Zähringer (1218) noch stärker manifestierte. Durch ein Straßburger Bischofsdiplom von 1220, das eine frühere Güterschenkung an Kloster Allerheiligen bestätigt, wird Bischof Konrad II. von Straßburg ( 1190-1202) ebenfalls unter die fundatores von Allerheiligen gereiht. Der langwierige Streit um Nussbach wird 1228 verbindlich geregelt und damit kam auch der Gründungsprozeß endgültig zum Abschluss. Der Grundbesitz des Klosters lag vor allem im Renchtal und in der Rheinebene und wurde durch Schenkungen des lokalen Adels und die Straßburger Bischöfe erweitert. Das Stift blieb vogtfrei. Die dem Kloster inkorporierten Pfarreien Nussbach, Oberkirch, Oppenau, Appenweier, Achern, Durbach, Ebersweier, die Peterstaler Kirche, die Kapellen von Schauenburg und Lautenbach versuchte das Kloster möglichst durch eigene Chorherren zu besetzen. Im 14. Jahrhundert wurde die Rechtsstellung des Stifts durch die Expansionsbestrebungen der Straßburger Bischöfe eingeschränkt. Der Straßburger Bischof hatte ein Mitspracherecht in den Belangen der Pfarrseelsorge. Als sich ab 1316 das geistliche Territorium der Straßburger Bischöfe auch auf das Renchtal ausdehnte, gerieten auch die Besitzungen Allerheiligens unter den Einfluss des Straßburger Bischofs und wurden dessen Gerichtsbarkeit unterworfen. Ab 1475 bestätigten die Straßburger Bischöfe die Wahl des Priors in Allerheiligen. Noch stärker wurde der Zugriff Straßburgs im 18. Jahrhundert; das Kloster Allerheiligen unterstand der strikten Landeshoheit des Bischofs von Straßburg, als es 1757 im Vertrag von Zabern den Straßburger Bischof als Landesherrn anerkannte. Kirchenrechtlich gehörte das Prämonstratenserkloster zur Zirkarie Schwaben, 1320 wird es der Zirkarie Wadgassen zugewiesen. 1657 erhielt Propst Anastasius Schlecht den Abtstitel verliehen. Die unwirtliche Lage des Klosters erzeugte Kritik; es sind einige Versuche dokumentiert, das Kloster an einen geeigneteren Ort zu verlegen. Ein Brand im Jahr 1470 ließ diese Verlegungsbestrebungen verstärkt aufkommen; das Kloster sollte an einem günstigeren Platz im Tal wiederaufgebaut werden, vor allem Lautenbach wurde als Alternative genannt. Diese Versuche scheiterten aber, im Juni 1484 wurde in einer Urkunde sogar festgehalten, dass neu aufzunehmende Mönche einen Eid ablegen mussten, einer Verlegung des Klosters niemals zuzustimmen. Die Größe des Konvents schwankte. 1484 sind zwölf Kanoniker belegt, 1519 lebten neun, um 1600 gar nur drei Kanoniker im Stift. Im 17. und 18. Jahrhundert stieg die Zahl kontinuierlich an, am Ende (1803) zählte Allerheilligen 29 Kanoniker. In der Reformation wurde das Renchtal zeitweise an die württembergischen Herzöge verpfändet, im Bauernkrieg 1525 kam es zu Plünderungen in den Kirchen von Oberkirch, Lautenbach und im Kloster selbst. In den Auseinandersetzungen des Straßburger Kapitelstreits 1592 kamen die rechtsrheinischen Gebiete des Straßburger Bistums unter die Herrschaft des protestantischen Kandidaten Markgraf Johann Georg von Brandenburg. Er verbot die Aufnahme von Novizen im Kloster und ließ die Klosterschule schließen. Die Auflösung des Stiftes konnte knapp verhindert werden. In der Folgezeit konnte sich das Stift wirtschaftlich erholen. Am 23. November 1802 besetzten Truppen des Markgrafen von Baden das Stift, der Besitz des Klosters ging in staatliche Hände über. Die Reste der Bibliothek finden sich heute in Karlsruhe und Heidelberg.

  3. Zur Überlieferung und Bearbeitung des Urkundenarchivs
  4.  Nach der Säkularisation übernahm Baden den Klosterbesitz und das Klosterarchiv wurde in den Jahren 1803 bis 1805 in das Generallandesarchiv Karlsruhe eingeliefert. Mehrere ältere Verzeichnisse und Kopialbücher (GLA 68/1) zeigen, dass sich das Archiv in einem relativ geordneten Zustand befand. Auffallend ist der geringe Anteil von Urkunden bei den Generalia. Einige wenige Urkunden aus der Gründungszeit befinden sich nach wie vor im Archiv der Freiherren von Schauenburg in Gaisbach. Weitere Archivalien aus der Provenienz Allerheiligen finden sich im GLA vor allem in den Beständen C, D, E, 64, 65, 66, 67, 68 und 84. Ebenso im Bestand 229 unter den zur Klosterherrschaft gehörenden Orten. Der Urkundenbestand umfasst insgesamt 1744 Nummern und wurde 1989 neu signiert. Die Urkunden des Prämonstratenserklosters Allerheiligen werden im Rahmen des DFG-Projektes "Virtuelles Deutsches Urkundennetzwerk" (VdU) mit ihren Digitalisaten und den dazugehörigen Metadaten der Forschung im Internet zur Verfügung gestellt. Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart wurden die Urkunden des Bestandes gescannt und die Images bearbeitet. Das bisher vorliegende handgeschriebene Bandrepertorium von Fr. Frankhauser aus den Jahren 1912/13 wurde im GLA Karlsruhe retrokonvertiert. Die Tektonik des Repertoriums wurde in der üblichen Gliederung beibehalten: Einteilung in Generalia (201 Nummern, chronologisch geordnet) und Specialia (insgesamt 136 badische sowie 13 nichtbadische Orte in alphabetischer Reihe sowie innerhalb der Orte chonologisch geordnet). Die Titelaufnahmen der Urkunden wurden einer kritischen Revision unterzogen; verbessert wurden Lesefehler, falsche Aussteller- und Ortsangaben, die Regestentexte wurden redigiert. Hinzu kam die Überprüfung der Datumsangaben und die Aufnahme der Originalschreibweise der Tagesdatierung. Vereinzelt wurden Harmonisierungen vorgenommen, ein Beispiel: Die alte Flächenbezeichnung Tauwen (entsprechend etwa Tagwerk), die in den Urkunden und im alten Repertorium in ganz verschiedenen Schreibweisen vorkommt (Tauwen, Thaugen, tauwenn, tawan etc.), ist in der einheitlichen Form Tauwen beibehalten worden. Auch die Flächenbezeichnungen Juchert, Juchart, Joch und ähnliche wurden harmonisiert zu Joch. Ergänzt und vervollständigt gegenüber dem alten Findbuch sind Aussteller- und Sieglernennungen, punktuell auch Hinweise zum heutigen materiellen Zustand der Urkunden (Abmessungen, Erhaltungszustand). Nur ganz wenige Urkunden sind bereits im Württembergischen Urkundenbuch (WUB) abgedruckt bzw. regestiert. Bei diesen Urkunden sind die elektronischen Verknüpfungen mit dem Württembergischen Urkundenbuch Online (www.wubonline.de) eingearbeitet, ebenso die Verweise auf einschlägige Regesten bei den Regesta Imperii. Die Retrokonversionsarbeiten wurden im GLA vorgenommen. Die Bearbeitung der Bilder sowie die Verknüpfung von Bild- und Scope-Dateien führte Annette Riek durch, die auch bei der Aufnahme der Originaldatierungen mithalf. Die Redaktion des Findbuchs wurde im Rahmen des Projekts "Virtuelles Deutsches Urkundennetzwerk" (VdU) von Dr. Erwin Frauenknecht durchgeführt. Stuttgart, im Dezember 2012 Dr. Erwin Frauenknecht

  5. Editionen, Regestenwerke und Literatur
  6.  Archiv der Freiherren von Schauenburg Oberkirch. Urkundenregesten 1188-1803, bearb. von Magda Fischer (Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 33), Stuttgart 2007 (zit. als Urkundenregesten Schauenburg). Norbert Backmund: Monasticon Praemonstratense, id est historia circariarum atque canoniarum candidi et canonici ordinis Praemonstratensis. Teil 1. Berlin/New York 1983, S. 46-49. Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 2: Urkundenbestände (1-45), bearbeitet von Hansmartin Schwarzmaier und Gabriele Wüst (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 39,2), Stuttgart 1996. Ingrid Ehlers-Kisseler: Artikel "Prämonstratenserabtei Allerheiligen", in: Klöster in Baden-Württemberg (www.kloester-bw.de). Fürstenbergisches Urkundenbuch. Sammlung der Quellen zur Geschichte des Hauses Fürstenberg und seiner Lande in Schwaben. Band 1: Quellen zur Geschichte der Grafen von Achalm, Urach und Fürstenberg bis zum Jahre 1299, bearb. von Sigmund Riezler, Tübingen 1877. Band 2: Quellen zur Geschichte der Grafen von Fürstenberg vom Jahre 1300 bis 1399, bearb. von Sigmund Riezler, Tübingen 1877. (zitiert als UB Fürstenberg). Gesamtübersicht der Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, hg. vom Generallandesarchiv Karlsruhe, bearbeitet von Manfred Krebs, 1. Teil (bis Abteilung 150) (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 1), Stuttgart 1954. Charles-Louis Hugo: Sacri et canonici ordinis Praemonstratensis Annales, 2 Bde., Nancy 1734-1736 (zit. als Hugo). Dieter Kauss und Karl Maier (Bearb.): 800 Jahre Allerheiligen. Kloster und Kultur im Schwarzwald. Offenburg 1996. Dieter Kauss: Die mittelalterliche Pfarrorganisation in der Ortenau (Veröffentlichung des Alemannischen Instituts 30), Bühl/Baden 1970. Dieter Kauss: Die Pfarreien im Bereich des Stifts Allerheiligen, in: 800 Jahre Allerheiligen. Kloster und Kultur im Schwarzwald, Offenburg 1996, S. 87-100. Hans-Martin Pillin: Die Besitzungen des Klosters Allerheiligen und deren rechtliche Stellung in den weltlichen Herrschaftsgebieten, in: 800 Jahre Allerheiligen. Kloster und Kultur im Schwarzwald, Offenburg 1996, S. 53-68. Regesten der Markgrafen von Baden von 1050-1431, bearb. von Richard Fester, Bd. 1, Innsbruck 1900 (zitiert als Regesten Markgrafen Baden). Regesten der Bischöfe von Straßburg, Band 1: Zweiter Teil: Regesten der Bischöfe von Straßburg bis zum Jahre 1202, bearb. von Paul Wentzcke, Innsbruck 1908; Band 2: Regesten der Bischöfe von Straßburg vom Jahre 1202 bis 1305, bearb. von Alfred Hessel und Manfred Krebs, Innsbruck 1928. (zitiert als Regesten Straßburg). Johann Daniel Schoepflin: Alsatia diplomatica, 2 Bde., Mannheim 1772-1775 (zit. als Schoepflin, Alsatia). Tilmann Schmidt: Die Originale der Papsturkunden in Baden-Württemberg 1198-1417 (Index actorum Romanorum pontificum 6), Città del Vaticano 1993 (zitiert als: Schmidt, Papsturkunden). Hansmartin Schwarzmaier: Die Gründung des Prämonstratenserklosters Allerheiligen, in: Person und Gemeinschaft im Mittelalter. Karl Schmid zum 65. Geburtstag, hg. von Gerd Althoff, Dieter Geuenich, Otto Gerhard Oexle und Joachim Wollasch, Sigmaringen 1988, S. 433-454; wiederabgedruckt in: Hansmartin Schwarzmaier: Klöster, Stifter, Dynastien. Studien zur Sozialgeschichte des Adels im Hochmittelalter, hg. zum 80. Geburtstag von Hansmartin Schwarzmaier im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg von Konrad Krimm und Peter Rückert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen, 190), Stuttgart 2012, S. 27-52 (zit. als Schwarzmaier, Gründung). Hansmartin Schwarzmaier, Uta von Schauenburg, die Gemahlin Welfs VI., in Welf VI. Wissenschaftliches Kolloquium zum 800. Todesjahr, hg. von Rainer Jehl (Irseer Schriften 3), Sigmaringen 1995, S. 29-42; wiederabgedruckt in: Hansmartin Schwarzmaier: Klöster, Stifter, Dynastien. Studien zur Sozialgeschichte des Adels im Hochmittelalter, hg. zum 80. Geburtstag von Hansmartin Schwarzmaier im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg von Konrad Krimm und Peter Rückert (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen, 190), Stuttgart 2012, S. 261-278. (zit. als Schwarzmaier, Uta von Schauenburg). Hugo Schneider, Geschichte des Klosters Allerheiligen im Schwarzwald, in: Die Klöster der Ortenau, hg. von Wolfgang Müller ( = Die Ortenau 58), Offenburg 1978, S. 348-387. Wirtembergisches Urkundenbuch. 11 Bände, hg. von dem Königlichen Staatsarchiv in Stuttgart, Stuttgart 1849-1913 (zitiert als WUB). Württembergisches Urkundenbuch Online (http://www.wubonline.de/)

  7. Abkürzungen
  8.  GLA Generallandesarchiv GP Germania Pontificia, bearb. von Albert Brackmann, Bde. 1-3, Berlin 1911-1935 HStA Hauptstaatsarchiv JL Philipp Jaffé und Samuel Löwenfeld (Bearb.), Regesta Pontificum Romanorum (bis 1198), 2 Bde., Leipzig 1885/1888 Potthast August Potthast (Hg.), Regesta Pontificum Romanorum (1198-1304), 2 Bde., Berlin 1874/1875 RI Regesta Imperii UB Urkundenbuch WUB Wirttembergisches Urkundenbuch ZGO Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins