- Geschichte
- Bestandsgeschichte
- Bestandsformierung
- Bestellweise
Die Jesuiten kamen 1612 nach Aschaffenburg, wo sie sich auf Wusch der Mainzer Erzbischöfe im Schulwesen betätigten. 1626 schenkte ihnen Erzbischof Johann Schweikard von Kronberg zur Errichtung und Unterhaltung eines regelrechten Kollegs in der Stadt u. a. das vormalige Kloster Himmelthal mit seinen Besitzungen, Einkünften und Rechten.
Das Kloster Himmelthal war 1232 auf Initiative des Grafen Ludwig II. von Rieneck und seiner Ehefrau Adelheid gegründet worden. 1234 nahmen König Heinrich (VII.) und Papst Gregor IX. die Stiftung in ihren Schutz. Sie wurde dem Zisterzienserorden angegliedert und mit allen diesem zustehenden Privilegien ausgestattet.
Durch den Bauernkrieg 1525, den Markgräflerkrieg 1552 und den Schmalkaldischen Krieg 1557 wurde das Kloster schwer geschädigt. Nach dem Tod der Äbtissin Anna Eisenberger im Jahr 1567 lebte nur noch eine Nonne dort, die im folgenden Jahr ebenfalls verstarb. Trotzdem kam es nicht zu einer Auflösung des Klosters. Vielmehr wurde 1569 die bisherige Priorin des Klosters Schmerlenbach Anna Geupel von Schöllkrippen als Äbtissin in Himmelthal eingesetzt, wo sie bis zu ihrem Tod 1601 als einzige Klosterinsassin lebte. Hintergrund dafür war wohl der Streit zwischen den Grafen von Erbach als Rechtsnachfolger der Grafen von Rieneck und den Mainzer Erzbischöfen um die Klostervogtei. Während die Grafen von Erbach das Kloster auflösen wollten, ging es den Mainzer Erzbischöfen vor allem um die Sicherung seines Besitzes, den sie durch einen von ihnen eingesetzten Schaffner verwalten ließen. Der Streit endete erst 1618 mit der Abtretung der Vogtei an den Mainzer Erzbischof. Danach wurde das Kloster Himmelthal mit seinen Besitzungen bis zur Übergabe an die Jesuiten durch Mainzer Schaffner verwaltet.
Mit der Auflösung des Jesuitenordens 1773 fiel das Jesuitenkolleg in Aschaffenburg und mit ihm das Kloster Himmelthal an das Erzstift zurück und wurden von nun ab von einer eigens dazu eingerichteten sogenannten Exjesuitengüteradministration in Aschaffenburg verwaltet.
Die Urkunden des Jesuitenkollegs in Aschaffenburg und mit ihnen auch die Urkunden des vormaligen Klosters Himmelthal teilen die wechselhafte Geschichte dieser Institutionen. Nach Ausweis der erhaltenen Altrepertorien gab es sowohl in Himmelthal als auch in Aschaffenburg Registraturen.
Wichtig ist vor allem die 1739 erfolgte Neuordnung der Registratur des Jesuitenkollegs in Aschaffenburg. Das dabei angelegte und in zweifacher Ausfertigung erhaltene Repertorium verzeichnet die Urkunden und Akten des Klosters Himmelthal und des Jesuitenkollegs in Aschaffenburg mit Nachträgen bis zur Auflösung des letzteren. Die Urkunden erhielten Rückvermerke eine Nummer und einen Großbuchstaben anhand derer ihre Zugehörigkeit zu dem ehemaligen Kloster- bzw. Kollegarchiv eindeutig bestimmt werden kann.
Nach der Auflösung des Jesuitenkollegs 1773 verblieben die Urkunden zunächst unter mainzischer, dann unter bayerischer Verwaltung – zuständig war hier das 1835 eingerichtete königliche Stiftungsamt Aschaffenburg zunächst wohl in Aschaffenburg. 1919 wurden sie an das Staatsarchiv Würzburg abgegeben.
: Die vom Stiftungsamt Aschaffenburg abgegebenen Urkunden wurden im Staatsarchiv Würzburg als eigenständiger Fonds aufgestellt. Hauptbestandteil des Fonds waren die Urkunden des vormaligen Klosters Himmelthal, einige wenige Urkunden des Jesuitenkollegs in Aschaffenburg sowie 10 Urkunden, die der Regierungsrat J. Kittel 1896 erworben hatte. Verzeichnet waren sie bisher in einem um die Mitte des 19. Jahrhunderts wohl vom Stiftsrentamt Aschaffenburg angelegten Repertorium (vgl. StAW: Rep. 65 II, S. 1 – 52 bzw. 53 – 56 (Nachträge über die von Kittel erworbenen Stücke)). Dort sind die Urkunden chronologisch geordnet und durch - leider völlig unzulängliche und fehlerhafte Kurzregesten erschlossen. Daher wurde der Fonds unter der Bezeichnung "Jesuitenkolleg Aschaffenburg, Urkunden" neu formiert. Dabei wurden die Urkunden wiederum in chronologischer Reihenfolge gelegt und durch Regesten sowie Orts- und Personenregister erschlossen. Außerdem wurden mehrere Stücke, die bisher bei den Aktenbeständen des Klosters bzw. des Kollegs lagen, zu den Urkunden gezogen. Von den im bisherigen Repertorium verzeichneten 196 Nummern fehlen 21. Ihr Verbleib konnte noch nicht ermittelt werden. Urkunden des Klosters Himmelthal gelangten nach dem Tod der letzten Äbtissin 1601 auch in das erzbischöfliche Archiv in Mainz. Daher finden sich im heutigen Bestand der "Mainzer Urkunden, Geistlicher Schrank" des Staatsarchivs Würzburg noch einige wenige Urkunden aus dem Archiv des vormaligen Klosters Himmelthal. Der Fonds "Jesuitenkolleg Aschaffenburg, Urkunden" umfasst derzeit 195 Stücke.
Die Bestellweise ist bei jeder Urkunde am Beginn des Eintrags in Fettschrift angegeben.