[20. Juli 1708] V. congregatio 20. Julii. [fol. 202v] Perlectum fuit decretum a regimine sequentis tenoris:

Dem Dekano und Facultati Medicae allhier hiemit anzuzeigen, demnach vorkhommet, daß bey vorgenohmener visitation der Apotheckhen bey St. Ulrich sehr angestandene und veralte medicamenta und andere zwar gewisse säffte dergestalt ausgetrucknet und coagulirt befunden worden wären, daß so gar einige hievon, ohne daß man hierzu ein geschirr nöttig gehabt, in den schubsack wie ein zelten in die stat hereingebracht worden und dennoch nicht zerflossen waren, alß hat man Ernelten Decano und facultati medicae hiemit anbefehlen wollen, der sachen beschaffenheit zu untersuchen und den Befund Ihro Regierung gantz fördersambst zu berichten.

Fuit conclusum, ut decanus cum 4 collegis pharmacopoeatu supradictam ex improviso visitet et secundum inventa regimini referat et informationem reddat.

Quae visitatio etiam instituta et pharmacopoea in statu multo meliori inventa.

Huic visitationi intervenerunt duo pharmacopoei civici, etiamsi non invitati promiseruntque, quod in futurum pharmacopoea illa ad S.. Udalricum debeat esse subjecta visitationibus medicorum cum solutione jurium, sicuti pharmacopoeae in civitate.

Fuit deinde exacte datum responsum regimini.

Supplicarunt obstetrices, ut nulla adjutrix iniposterum admitteretur ad examen, nisi prius inscripta. Sed cum facultas adverterit, quod non adjutrices sed obstetrices sint in causa, cum illas non praesentent, sic fuit statutum, ut mitteretur decretum ad omnes obstetrices tam in civitate quam in suburbiis quod etiam deinde ad omnes sub sigillo facultatis missum, fuitque sequentis tenoris:

Von N. Decani und medicinischen Facultät wegen denen 12 ältesten und übrigen gesambten Hebammen Inn- und vor der Stadt himit ex officio anzufüegen.

Demnach von Ihnen Hebammen bey der facultät beschwärden vorkhommen, daß Selbe vorhero ordentlich eingeschrieben worden und nach beschehener Einschreibung die gewöhnliche 4 Lehrjahr erstrecket hätten. Sie Facultät aber nach Untersuchung der sachen gründliche Beschaffenheit unterschiedlich dißfahls einschleichende Müßbrauch befunden hat, daß nemblichen die ältere Hebammen nicht allein die aufgedungen Helferinnen in gewöhnlicher Zeit selbst nicht praesentiren und einschreiben lassen, sondern auch etc. [fol. 203r]

Responsum consistorio a facultate datum ratione confirmationis privilgeiorum balneatorum civicorum [Auszug.]

Die Fakultät ist nicht dagegen “daß den Badern ihe von Kaiser Leopold bestättigte und berbesserte Handwercksordnung neuerdings bestättigt werde, wohl aber betreffend einige Änderungen statt Handwerck Profession, statt Zöchmeister Prinzen oder Lehrherrn, statt Knecht und Jung Gesellen und Mittler, da sie anderen Handwerckerzunften nach Inhalt ihrer Privilgeien gleich zuhalten find.

Ferner wollen sie das Recht, daß die ärztlichen Personen für St. Marx, das Lazaret und Bürgerspital und die Todtenbeschauer nur von ihnen allein vorgeschlagen werden sollen, obwohl kein Anlaß vorliegt, die Chirurgen von solchen Stellen auszuschließen. Das Verlangen, die Bader zur Prüfung beizuziehen, wenn ein Chirurg in ihre Zunft eintreten, will, ist unerhört und kann nicht erfüllt werden. [fol. 203v]

Wie schwer würde es einem k. Rat oder Leibarzt fallen, bei solcher Chirurgenprüfung neben einem Handwercksmann sitzen und mit ihm prüfen zu müßen, als ob wir die „Chirurgiam“ nicht verständen oder parteilich vorgehen wollten. Die bürgerlichen Bader mögen daher mit ihren Neuerungen abgwiesen werden.