Kunsthistorische Beschreibung: Historisierte Initiale zu Textbeginn: in Feder vorgezeichnet und deckend ausgemalt (kolorierte Federzeichnung). Im Binnenfeld frontal stehender hl. Laurentius mit Rost in einfacher Arkade. Der farbige Buchstabenkörper entgegen der Werkstattradition mit Filigranranke. Sammel-ablässe mit figürlichem Buchschmuck treten ab 1323 (1322?) auf. Zuerst einfache historisierte Initialen mit tintenfarbigen, in Folge auch farbige Vera Ikon-Darstellungen im Binnenfeld, dann Christusbü-sten wie in diesem Beispiel (ab spätestens 1328) und ab 1329 – wie in diesem Fall – auch Marien- und Heiligendarstellungen. Schon seit Beginn treten auch figürliche Motive, wie Heiligenfiguren und Beter, auf, die über die Christusbüste hinausgehen. Sie befinden sich sowohl im Randbereich (Homburger–Steiger, Abb. 5 von 1328), aber auch vor den Buchstabenschäften (z. B. Homburger–Steiger, Abb. 11 von 1331). Dies belegt, daß es sich bei den zahllosen Stücken der 1330er Jahre um Produkte derselben Werkstatt handelt, die offenbar ab 1328 in Avignon aktiv ist. Dies belegen auch die ausgesparten Blattranken, die zumindest bis 1337 auftreten (z. B. Wien, WStLA, H.A., Bürgerspital, Urk. 77 von 1337 V 15), identische Gestalt-ungen der kleinen Initialen der ersten Zeile sind sogar noch bei einem Beispiel von 1340 VIII 31 für die Klarissen in Dürnstein (Herzogenburg, StA, Kla-rissen, Urk. 94) zu beobachten. Ein Ablaßbrief für Kloster Benninghausen mit sitzende Madonna mit Kind im Binnenfeld (1329 X 24; Münster, Staatsarchiv, Stift Benninghausen, Nr. 173) ist bisher der älteste Beleg (freilich eine Empfängerausfertigung) für eine vollständige Figur im Binnenfeld einer Ablaßurkunde; ein weiteres Beispiel für Dinant (1330-09-01; Na-mur, Archives de l’état, Archives ecclésiastique, n. 311, Chapitre Notre-Dame de Dinant, n. 1) ist das einzige Beispiel der Haupt-werkstatt, das vor dem hier behandelten Stück eine ganze Figur im Binnenfeld zeigt. Ein weiterer (freilich erst um 1450 illuminierter) Bischofssammelablaß für diesen Nonnenkonvent von 1353 IX 6. (Martin Roland, ÖAW, Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters)