Wir N. Richter und Rath der kay(ser)l. königl. landesfürstl. Stadt Zwettl im Erzherzogthum Oesterreich unter der Enns bekennen mit diesem offenenen Brief gegen jedermänniglich, weme der zu sehen oder hörend zu vernehmen vorgebracht wird, dass anheute zu End gesetzem Dato vor uns erschienen seye der ehrenwohlgedachte Herr Johann Jacob Ertl, unser Mitbürger, Weißgärber und Sämischmacher allhier, gebührend vor- und anbringend, wasmassen er seiner vier eheleiblichen Söhne namens Johann, Georg, Leopold, Joseph und Jacob Ertl, unerlehrnten Weißgärberhandwerks, dann andern künftighin sich ereignen mögenden Ursachen willen ehrlicher Geburth halber glaubwürdige Urkund und Gezeugnus dessen von Nöthen habe, damit er des, wie es sich gebühret und rechtens ist, weisen könne, sofort gehorsamlich bittend ihme gleichbesagt schriftliche Urkund und Zeugenschaft unter unser und gemeiner Stadt Ferttigung großgünstig zu ertheillen. In welch dann sein rührend billiges Bitten wir um soviel mehr geneigt einzuwilligen befunden, als es männiglich oblieget, die gottgeheilgte Wahrheit zu befördern und Vorschub zu thunn, zugleich aber uns selbst ohne hierzue anderweitig fürzufordern nöthig habenden Zeugen vollkommenst wissend und unterhalten ist, daß vorgedachter Herr Johann Jacob Ertl weyl. des wohledl und wohlfürnehmen Herrn Jacob Ertl gewest, des innerm rathsbürgerlicher Weißgärber und Sämischmacher in der landesfürstlichen N. O. Stadt Baaden seel., Anna Maria, dessen dorth noch lebend verwittibter Frauen, ehelich Erzeugt- und Rückgelassener als damals ledig, doch allschon in hiesige Burgerliste eingerollt, sich mit der viel ehr- und tugendsamen Jungfau Polianna, weyl. des auch wohledl und ehrenvesten Herren Mathias Pappaur gleichfalls gewest des innern Raths bürgerlicher Weißgärber allda, Sabina, dessen Hausfrauen, beeden derzeit seel. ehelich erzeugt und hinderlassenen Dochter in eheliche Verbundnus eingelassen, auch hierauf untern einunddreysigisten May des 1744ten Jahrs in allhiesiger Stadtpfarrkirch zu Unser Lieben Frauen Himelfahrt genannt durch damahlig wohlehrwürdig und hochgelehrten Herrn Pfarrvicario Johann Mathias Stocker als christcatholischen Brauch nach ordentlich copulirt und zusamengegeben und sodann nach derzeit von iztbemelten Conpersonen ganz rein und unbeflecktem Ehebette mehrbenamste vier Gebrüdern Johann, Georg, Leopold, Joseph und Jacob neben noch andern mehr Kindern jeglichen dies Orts kund und offenbarermassen ehrlich entsprossen, die auch jederzeit für dero beed eheleibliche Söhne erkannt angenommen und auferzogen, womit eben sie wiederholte vier gebrüderte Ertln nichtsweniger als etwa einer in unserm Lande Oesterreich ohnedies durchaus unbekannten Leibeigenschaft einiger Dingen unterworfen oder zuegethann, sondern ganz frey teutsch gebohrn landesfürstl. Bürgerskinder aufrecht und unwiderredlich seyen. Zu dessen all dahero wahrer Urkund und mehrer Sicherheit, dann Bekräfftigung haben wir ihnen nebst derenselben Anempfehlung, wo sie dessen benöthigt seyn werden, gegenwärtigem Geburthsbrief und re[s]pective Gezeugnis mit unser und gemeiner Stadt hieranhangend grösserm Secretinsiegl – jedoch sowohl uns als diesem in allweg unnachtheillig – verfertigter ertheillen wollen. So beschehen und gegeben in eingangs erwehnter kai(ser)l. königl. landesfürstl. Stadt Zwettl den zwölften Monathstag Junii nach Christi unsers lieben Herrn und Seeligmachers gnadenreichen Geburth im eintausendsiebenhundert und siebenzigsten Jahre.

Source Fulltext: Transkription und Regest: Mag. Klaus Birngruber