Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, Nr. 469, S. 549
Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, Nr. 469, S. 549
XV. 1515. Ordnung der Stadt Straßburg am Mittwoch nach Kylianr.
Nachdem wir Joachim von gotts gnaden Marggraff zw Brandenburg, Churfurst u. s. w. vermercken und gesehen haben, das unser Stadt Straßburg, etlich Jar her In Verwüstung Scha« denn und Verderb gekomen, darumb wir uns auß gnediger zwneigung Hieher gefugt, die Ursachen solicher Ver wüstung zw erfharen und mit vleiß darJn zw sehen, zu helffen und zu rathen damit solich unser Stadt wid- derumb In ordentlich westn komen, ferrer schab und Verderb verhut werben mochtt, demnach wir nach nottorff- tiger erfhanmg aller gelegenheytt volgende ordenung gefaßt und gemacht haben:
Zum Ersten das nach altem herkomen die volle Zcall des Raths, an Bürgermeistern und Rath, mannen alt und ncwe Zwolff Personen, darunder brey Burgermeistern unnd newn Rathman sollen vcrordent werden, die ein Jar umbe das ander nach alter gewonheit Regiren sollen und man ein oder meher Personen auß dem Rathe versterben, das sie dann ander verstendige frome Bürger an Ir stat wie sie die under Iren Bürgern bekomm mögen zu rechter Zccitt ernxlen und in der Wal« solich ordenunge halten, das einer nach dem andern seine Wahle rhue uff die Pflicht und Eide damit ein iglichcr uns und der Stab verwant und were die meisten Stimmen hat das der In ben Rath angenomm werde, So auch merglich henbell furfallen, voran der Herr- schafft oder der Stab gelegen, Soll der Regierende Radt den alten Rath zw sich verbotten und Ins Raths gebrauchen domit allenthalben der Stab nutz und bestes furgenomm werd.
Als wir auch befinden das die Rats und Scheppfencost dm s» ye zwr zccit In Rath und> Schepfen Banck geseßm bißher zu schaden und Verderb gckomm wollen ordenm und Setzen wir das soliche schedeliche gewonheit als Rtths cost und Schepffm kost gantz soll abgestalt werden m,d sollen die Personen so- zu iglicher Zceit zw Rathmannen und Schcppffen gekorn die cost zu thm und zu geben sich enthalten, wurt aber pmand solich gesetze und Statut übertreten«, Soll uns ein marck Silber zu geben verfallen sein.
Forder O^denen und Setzen wir was unser Stadt Strassburg einkomen und uffborung hat cm Zinßen, Renthen, Schossen, Zcollcn, Wassern, Fischereyen, Holtzungen, Wysen, Zcigclschcunnen, Stadkeller und allen andern Nutzungen, wie die nhsmm haben, daö alls soll der Stadt zu fromen lmd zum besten gebraucht
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angelegt und nicht unnutzlich verthan, derzceret noch ausgegeben werden, Es soll auch nymand sein engen nutz borJnn suchen, Sünder gemeyner Stab zum besten handle« und anlegen, Auch olleczeit der alte Rath dein Nerven Rath in Zceit irer versatzung, alles Jres einnhemens und außgebens volkomene rechnung thun, und waS sie an dem einnhemen schuldig bliben, von stund vergnugenn und bezcalen, doch der Stab keine uncostcn beshalben ufflegen noch Collacion darüber halten, wann sich aber der Rath versetzt mögen sie einen tag zusamen essen und trincken mit Iren Ehelichen Hausfrawen und nicht lenger.
Forder ist unser meynung, das der Rath die Zcigelscheunnen darvon der Stadt nutz und fromen entstehen mag, In wirden halten und bestellen und was darvon zu nutz kommen mag, Sal neben andern »er, rechent werden«, damit auch die Burger zu Iren gebewden kalck und Stein erlangen mogenn.
Forder ordenen und wollen wir das der Rath Muhe und vleißs furnheme die wüsten Hewssern und Hoffstett In der Stab zu besetzen«, zu pawen und zu bessern und als wir ehrmals Statut gemacht Nemlich wo wüste hewser und hoffsiaten verhanden, die mit gaistlichen ober andern Zcinßen verhafft, Sollen sie den Zcinßherrn gaistlich oder werntlich an sagen, dasselbe haws und Hoffstatt In Jar und tag In weher zu bringen, wo das nicht geschicht und sie verfwmlich darJnnen sein mögen und sollen der Rath nach auß» gangk des Jars das hauß oder hoffstad verkauffen ftey vergeben ober selbs pawen, Auch den besitze? der das, selbig haws annympt vor alle Pflicht und unpflicht, von unfern wegen freyheit gebenn, brey oder vier Jar nach gelegenheith des gulls, domit es in wher gebracht werd, Ist unser meynunge das solich Statut unvorbrochent» lich In seinen wirdcn gehalten werd, Doch wann die freyheit außgehet, das der besitze? des hawses uns und der Stadt thue wie ander Burger, Aber die alten hewptsummen und Zcinß, so auff dem haws durch sein vor« farn verschrieben und versessen, soll er zw gelten nicht schuldig sein, ES soll m«H ein Burger dem andern zw seinen gepewden mit fhur unnd andern, hulff thun und Forderung.
Es fall auch der Rath zw Strasburg und auch Richter mW Schepffen, so zu den gerichten geschworrr sein, ordentlich gericht halten, die gericht auch mit verstenbigenn fromm unvcrdechtlich Personen besetzen und also verschaffen, das Jdermenniglich arm und Reich auf sein ansuchen forberlichs rechten verhelffen und nach Jrem höchsten vorsiandnuß, und darJnnen nymants verschonen, gifft, gäbe, freuntfchafft noch feintfchaffc anfehen, Sunder Jdermann gleich und recht one verzcogerung widderfaren lassen, damit sich nymand verkurtzung beklagen dorffen.
Es soll auch der Rath mit Ernst voran sein, domit gotis lesierung und öffentliche sunde und schände des Ehebruchs und ander untugcnt verbleiben« möge und ob das von ymand ubcrgangenn morde zwr billigheit straffen«.
Dcßglcichen ob sich Zcewberey oder scheltwort von weibem ober ander Personen begeben, Sollen der Rath, Richter und Schepffen nach billigkeit borJnn sehen und die In straff nhemen, damit andern ein beysviel nhemen das zu vormcicenn.
Als auch uns, dem Rath und dem Schulten zw Straßburg das oberste gerichte zustehet, Ist unn. ser ernste meynunge so Bruche, felle Und ubertrettung gescheen, das dieselben mit willen und wissen unserS amptmans zw Botzemborg vertragen und gesonet werden und wo do Widder gehandelt, soll nicht trafst haben, domit wir auch mit wissen, wie mit den obersten gerichtenn umbgegangen und das Jcnig so siraffbar ist, gestrafft werd.
Forder setzen und wollen wir in Ernstlicher meynunge das die rosten und kindelbir auch zcimlicher maß nach eins Jdern vermögen geordent werden und auff das Hochsie über anderthalben tag nicht whern, Nem» lich des Ersten abends angehen und des folgenden tags gcntzlich endigen und nicl>t lenger gehalten werden, daS auch ein Jdermann ein antzall Volks bilth nach feinen vormogen und doch der Reichste über Fnnff tyssche und der gemein man über brey tyssche nicht habenn soll, domit man nicht einsmals verzcere darvon man ein gantz Jar mag haushalten, mit dem kindelbier soll man gar kein uncosien thun, allein« den frawen so man dsrju
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gebraucht und jum klrchgang tin collacion gebenn wie gewonlich ist, rourdt aber ymant das ubertreten soll ein marck Silber geben, darvon uns der halbe teyll und dem Rache das ander teyll zukomen soll.
Und als wir in unser Stab straßburg under den gewercken gülden unl) hantwercker grosse unco« Aen und beschwerung, so den die das werck, oder die gulde begeren und gewynnen wollm ufgelegtt, befin, den, bodurch Verwüstung und Verderb entstanden ist, wollen und ordenen wir In Ernstlicher meynung das soliche gewercke und gulde kosten In allen und iglichenn gewerckenn gülden und hantwerckcn, gantz und gar sollen ab, gesialt sein und pleiben und der ober die so ein iglich werck, gülden oder hantwerck gewynnen wollen, sollen die werck kost nicht thun, Sunder gantz entHalden bcy unser Straff und Ungnaden und bey vorberurter pcne eine marck silbers halb uns und halb dem Ratth, wan aber ein schuster der sein hantwerck kan, das Werck begirt und Bitkh, sol nach altem herkomen dem Rath drey sch. weiß und dem gewerck ein halben gülden, drey pfhunt wachstes geben und darüber nichts, desgleichen so ein wullenwefer das werck begcrt und Bitth sol dem Wercke einen halben gülden und ein pfhuntth wachstes geben und darüber nichts.
Wan aber ein Becker oder Sch mit, die in einen werck sein, das werck bitth, sol er nach altem herkomen dem Rath drey sch. weiß gebenn und dem Werck einen halben gülden unnd Zwe pfund wachsscs und darüber nichts, Es sollen sich auch die Becker befleissigenn, weiß und gut Broch, In einer rechten groß zu Backen und in einen zcimlichen kauff nach gelegenheitt der zur Zceit zu gebenn, domit das gemeine armut wider billigkeyth nicht ubersatzt werde.
So aber ein knochenhawer das werck begertt, soll er nichtt «eher ban Funff ortt und drey pfhunt wachsscs geben und darüber nicht beschwert werden und sollen die knochenheuer allerley fleiß nach außsatzung des Raths und nach pfhunt Zcall aussellen, Auch ire Scharne zu iglicher Zceit mit frisch geben fleisch Vorsorgen, damit das gemeine armutt an Jrer leibs narung fleisch bekomm mögen und nicht ubersetzt werdenn.
Wan ein Schneider die gulde begert nach alter gewanheit, sol er dem Rache einen gülden und der gulde auch einen gülden darzu zwe pfunt wachstes geben und darüber nicht befchmcrt werdenn.
So auch der leynenwefer die gulde begert, fol der Jngeborn und frembde, dem Rath der Borger- schzfft halben wie gewonlich ist thun, dem werck ein pfundt gelds geben und dem Jngeborn ein pfhunt und der frembde zwe pfunt wachsscs geben.
Wir wollen auch in Ernstlicher meynunge das alle die gewercke Innungen und gulde In unnser Stadt Straßburg Co des Jars ir gülden versamlung aber Collacion van alters gehalten, Nhw forder nicht meher dann eins Im Jar, nach irer gelegenheit, doch nicht über zweien tag halten und bei einandcr sein sollcn, bey Vermeidung geburlicher straff, Nemlich den pene einer Marck silbers, die uns halb und das ander theill dem Rath zukomen soll.
Forder ist unser meynunge, das die Brawer sich befleisstgen guthe brencke Bier zw Brawen, auch in Redelichen kauff nach gelegenheitt der zceitt zu gebenn damit sie zu Jrem Nutz die verschenkten unnd ver» thun mogenn.
Es soll auch nymand vergont noch gestatt werden, uff fein behawsung gelt zu nhemen und Zcinß daruff verschreiben lassen, wie wir hievor ein gemein Statut über unser Land gemacht haben, bey ver. meydung unser Slraff und soll auch nicht crafft haben.
Forder ist unser meynunge und bevelh das der Rath getrcwlich und fleissig aufsehen haben und mit ernst voran fein, das die Bccker, Brauwer, knochcnhower, Wullenwefer, Schuster, Schneider, lcynewefcr mid ander hantwcrcker das alles wie vorberurt halten und das gcmeyne Volck Widder b,lligkcit nicht beschweren. Auch das die Cramer Einwoner und Frombde guter unstraffoar wahre fhuren und mith betrigligheit nicht umb, gehen, bey Verlust derselben waher, wo ymant allenthalben In den stucken verscwmlich und in betrige gefunden, dieselben nach billigheit zu straffen, wo das aber nichtt geschee, wollen wir Straffen und die pene allein nemen.
Wir ordenen, Setzen und Wollen das werck, Gemein und alle einwoner unser Stadt Straßburg,
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dem Rath doselbst In allen Wichen zcimlichen fachen, gehorsam sein ftid halten, sich an nymandt vergreif, fen, noch gemalt üben Sünder an recht begnügen lassen, vor Rath Richter und Schepffen nach gelegenheit der fachen, Auch nicht verfamelung oder Sprech Widder den Rath machen, Suiider was sie gebrechen haben, durch Ire oldesien an den Rache tragen lassen, die sie auch gedultiglich horenn und nach billigkeitth guthm befcheidt geben sollen«.
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