Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, Nr. Urkunde VII. , S. 288
Aufschrift: Die Reformacien zu Arnßberg in Westsalen.
Unterschrift: Reformacie des heymlichen genchtz wie man dat vr-
dentlichen nae aldem geleite vnd herkomen der bcym- lichen achte balden sall ind Vrygreven ind Vry- scheffen msken sall.
Zom yrsten so sall vnser gnediqster Hre der Romischer key- ser off Koenynck off yre Statdelder „emlich eyn Htzvuge vo» West- pdalen die deg pvil'girt synt gdeynen Vryzreve» machen, der Sroildre der syn L^en, der Vryengraesschaff van eyme Romischen keyser off konynge entsangen have, off van andern Hren, dair die Sioell off Vryengraesschaff zo Lene rorende synt, en psenta- cie vnßm gnedigsten Hren dem Remischen keyser off konynge eff Stathelder vurg. overmitz synen Brieff besiegelt mit syme anhan- genden Sigell, dair inne hey schryve up synen eydt, dat der,
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der Vrygreve werden sall, echt vnd recht ind vry sy, van Vader ind moider up westpheelscher erden geboren, Ind gheyne beluy- wende off offenbair mlsdaet van yem en wisse, So dat hey dar Frygerichte mit rechte wail besitten moege, Ind dair inne ouch die Vrygraesschaff vnd stoll «oemen sall, dairover hey gesat sall werden, dieselbe psentacie sall vnße gnediqster Hre der keyser off konynck off ire Stathelder vurg. in die Confirmacie doin fetten, in welker Confirmacie der Vrygreve gcloven vnd swercn sall, der Vryengraesschaff ind Stoels recht gerichte vnd rechte Verdoiolnge zo doln, Ind over gheyne anter sach>n zo richten dan sich vor dem Vryenstoelle geburt zv richten, Als dat keyser karll seliger dechtenuß gesat hait ind von alders gehalden is, Ind ouch alle- tzit gehoirsam zo syn zo Cappittell zo kommen zo gesonnen vnß gnedigsten Hren des keysers konyngs off yrs Statbelders vurß. des Iairs eyns alsman Sy dair zo heyscht vp eyne bequemliche stat, up westphclscher erden, dair sich dat gebürt, zo besten wie hey sich in der Vryengraesschaff ind mit dem gerichte gehat have, Ind off sich erfunde dat hey dat kuntlich overtreiden bette in eynchen punlen, So sall hey synes greven Amptz vntsat weisen, Ind vmb die misdait mach man yn vort fordern mit rechte.
Zom yrsten over Cristen leyen mans geburt die van dem Cristen gelvuven tredent in vngelouuen.
Zom andern maele, die gewygde kirchen ind kirchhoue ind konynckfstraisse bernent, schynnent ind raubent mit Vpsatze.
Zom dierden maele die kuntliche verriedelye off Valschelt doint.
Zom vierden maele die kyndelbedde schynnent.
Zom vünften maele vmb dnvnde mort Rerauff mortbrant ind alle die ghene, die wieder cre doin, ind darvmb then eren nyet antwerden en willen.
Item en sull gheyn Vrygreve eynchen Vryenscheffen machen, hey en breiige eynen offen besiegelden Brieff, off hey buysen Westpaelen Lande gesessen is van zwee erbern wissende Luden, dat hey echt recht ind vry vnd so geloetet sy, dat hey mit rechte dair ghain moege, ind gelyche waile sall der Vrygreve ouch syne Bürgen meynen an dem gerichte als yd gewoenlich is, Ind besun- der ensall hey gheynen Bastart noch eygen Lude, wissende machen, hey en see yrst syne Vrnonge von Pawese keyser off Konynge.
Item cn sall ghein Vrygreve yemand Verbolt Vrieve geven over eynen vnwissenden*) man, dan an dem gehegeden vryen
*) Jn der Urk. IX und andern Reformations - Ercmplaren heißt es . wissende."
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Gerichte, ind mit rechten Ordelen, veymwroegich gewyset syn, Up sulche punte vurg, ind ensall auch Nyemandes also verboidunge doin, die cleger en sy gervert in den verboidinges Bricve
Jtem en sall hey nyemandes die verboidings Brteve over geven, dan zwen vryen echten scheffen, die hey kenne, ind die auch by yren eyden gelouen rechte Verdoidunge zo doin, ind zo rechter tztt wieder an dat gerichte zo brengen. m? cv- «... «!l °" sheyn Vrygreve yemans vec.
Je i <?' boldinge doin, dan mit Wissen ind Willen syns Stoelbcren in vurß. meissen, Jnd ouch gheyne rarion werven verbodinge kurtzer setzen, dan Seeß wochen ind ! ^ dry dage.
Item so sall man eynen Vryesckeffen verdoideri ind den mit syme namen vnd Zunamen noemen mit der clage.
. Jtem hedde ein vnwissende man eynche
. >o Misdaet begangen off gedain die veym wroe-
, s'zle ö<g we, tnd beclager wurde, den vnwissenden "d"'C t - """^ ^" Vrygreve overmitz synen oesie- ,me die > a- gelden brieve verboidinge doin, ind den dach cion zuvor ver- leigen, over dry Xiiii nachten, vur dat off^n- kunt werden,at ,^ g^ichte, mach sich der dan, der mis.
daet entslaen ind vntleidingen als recht ts, drs mach hey ge- niessen, Jnd moechte hey sich der nit entslaen als recht is, So moecht man die-misdaet over yn tzuygen ind richten, in der heym- lichen achte als recht we.
^ Jtem so ensall man nyet heysshen noch ver-
grauwen. boidinge koin, vmb eynigerleye sachen, Vrau-
wen, anders dan vor dat offenbaire G^dynge mit dem vroenen an dem vryen Banne, dair sy ynne gesessen synt.
« . Jt'm so soillen die gdiene, die verboidet
^ ^' 4 2 werden, vnd die verboidinge doint vyß ind
heym vur aller mallich velich syn, vyßgeschcyden wes der gdeene, der angesproechen wird mit rechte, zo der Zyt an dem gerichte verloere, ain argelist, Jnd wer her weder diede, der is dem gerichte in Wedde ind Bruche gevallen, als sich dat mit rechte geburt.
, ,,, Jtem wer sache als eynre verboet is ind
Ob einer nlt fe, , ^. ^ - .. ^ ^ ..
.... ,' synen Dach halden will, wer dan dat gerichte
lich dabm com- !i-, ,r ^1 ^
'^ besloissen dat man yn nyet mit eynre talen,
n muge. nemlich mit xxx Luden, off kair vnden vnge-
wacpnet, ind mit eyme Vorsprecken, nae des angespracken kur
mit syme Vorsprecken an dat gerichte laissen weulde sich zu ver-
antwcrden, also dat hey nyet velich mit synen Vrunven a» vnd
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off komen moechte, vyßgescheyden, wes hey an dem gerichte ver< loere, So sall man over den zo der Zyt nyet richten, Ind fall der verboidinge los syn.
Item ob eynich Vrygreve eynchen man van syme rechten setzen vnd verveymen seulde, dair en sall der Greve nyeman dryngen noch gebieden eynche Volge zu doln, dan der Cleiger sall Seese mit yem brengen syn recht zu volvoeren als yd sich gedurt, anders sall der Greve nyemande up die Clage vervey- men, Ind diede hey yd dair endboyven, so sall hey in der sel- der verveymonge stain.
Item en sall gheyn Vrygreve eynche Brleve geven zo beken- nen dat eynich man verveympt sy, dan hey mach dem Cleiger eyne kuntschaff ghevcn mit syme Siegell orkunde seven Vryerschef- fen, dat hey den man van syme rechten gesat have, mit rechter verboidinge ind Ordelen als recht is, denselven Brleff sall der Cleiger heymlich by sich behalden, in des nyemans offenbairen, dan echten rechten Vryenscheffen, die diesen Vryenban vnlsan- gen haint.
Item en sall gheyn Vrygreve eynchen andern stoel besitzen, dan die stoele darup hey Vrygreve is, ind in die Vrygraeschaff gehoerich synt, yd en wer dan sache, dat eyme syn Vrygreve aff- gegangen wer, off in tranckheyt liege, off vyßlendig wer, So mach eyn Vrygreve eynen andern stoell besitzen mit willen syns stoelhren, ind auch des ghenen, des der Stoel wer.
Item so sall eyn ycklich Vrygreve eyn Register machen, lnd dair in schryven alle scheffen die hey machende wirr, ind yre Bür- gen darby mit yrem namen vnd zonamen vyß wat Landen Sy synt, Ind ouch alle die ghiene by namen ind zonamen ind wair- her sy synt, die vervoert werdent, in die Cleiger daiby vnd Lle Register mit sich brengen, als keyser Koninck off StatthelLer vurß. der begerende synt, zu dem Capiltel die yn verkündigt wer- den, als vurß. <s.
Wie evn Nissen I^" - f°ll man eynen ycklichen wissende
^Keisckenw r- """ «erboiden, zom yrsten mit tzwen Vryen- geye>,cyen wer. scheffen als vurß. is, zo vi wochen ind dryn i" dagen, ind yn syne Iegenwoirdicheit, off an
syne Wonynge, hette hey gheyne Wonnynge, so sall man yn socken dair syne totydinge ind syne Invart ind vyssvart is, Ind wert dat hey eyn stoekelinck we, des man syne wonnynge nyet en wisse, noch syne Invart vnd vyssvart, den sall man an vier orden des Landes, oisten, süden, westen vnd noerden, an die wegescheiden verboiden ind vortan als yd sich gebürt.
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Me die Brief off die Beiden in dem dage van
tt.sx... a«>cste "pet e„ doerften kommen dan die ver-
»en sollen boidinge geschien seulde, So moegen Sy die
> verboidinge in der nacht doin vur derStat off
slolsse dar der man ts, woint, off, an, eder toetydinge hevet, ind in den Gcyndell den Brieff stechen, ind eynen spaen vyß hauwen ind mit brengen thoe eyme Orkunde, Jnd den wechter ansprechen, dat sy den, manne den Brieff dalr gebracht haven, ind in den Gryndell gestechen myt eyme konyngs Vrkunde, Off sy moegen die verboidinge doin an eynen Vrygreven dair die ghiene in syme vryen Banne vnder gesessen ist, off sich thoe be- helpen plege.
Jtem so en sall neyn Vrygreve eyncherleye Verboidinge van sich schriven an eynchen andern greven, yem zo erleuuen die sache vort zo richten, die vnr yem angehaven synt, yd en wer sache, dat hey syns stoels vntweldigt wer, off syn Hre yem verburde dat hey nyct recht doin en moechte, So moechte hey waile eyme an dern greven schryven wat sich vur yem gehandelt hedde up dat recht nyet hinderblieve.
^ . . . Auch soillen die Sachen, dair sie angeha-
^,e>sacyen,ot- ^.^^ gericht werden yd en
len biiden, va ^^r> dair in also vurß. steyt, dat
fie an gehavene ^ Greoe stürve, kranck off syns Lyffs vnt- weidigt wurde, off ander Gebreke hedde, dar- vmb hey nyet richten en moechte.
« Jtem wert dat eynich wissende man, eynen
eyn will andern wissenden man verboiden diede an dat
manelnanoern h^mliche Gerichte, vmb dat, dat hey yem wi>>en thoe den cren nyet antwerden en weulde, Jnd
erbuede sich der ghiene der also verböidet off geladen wurde dem gerichte zeymlichen Gelouuen zo doin, zo Beyouf des cleigers, off mit syme eyde geloefde dem cleiger zo doin, up geleigen ge- burlichen steiden ind zyden, nemlich bynnen sees Wochen, wes hey pem van synre eren weigen schuldich sy, So sall hey die vurg. Zyt dair van vnbelestigt syn, ind blyven sundcr argelist, Jnd off der Cleiger des also nyet neymen en weulde als vurß. steit, So en sall der Greve dairen boyven gheyn gerichte over yn doin.
M!M^«'m so en sall man mit dem heymlickzen LMMH. gerichte gheyen geystliche Lude, die sich zo dem
vryen Banne nyet verbunden en haynt, mit des hevligen Rychs heymlichen gerichte nyet belestigen, noch besweren, vuch so en sall dat geystliche gerichte gheyne Jnhibiclen noch Mandate doin, ghe
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ven, tegen dat heymliche gerichte, vmb eyncherleye sachen will«, die in dem heymlichen gerichte gebürlich synd zo richten. Anvellaelen 2tem en sall man vmb neyne punte, di«
Hppeuaclen. veymwroeglch mit rechte erkant sint, ind sich
mit rechte gebuerent in der heymlicher achte zo richten, dairvan vyß des heyligen Nychs heymlichen gerichte appelliren noch sich beroiff>>n in eynich anler Gerichte off Sieide, dann wurden tzwey Ordell in Gerichte zweyschellig gewyset of geschoulden, der Or- dein mag man sich beroiffen ind bekomen an der Steile, dair sich dat mit rechte geburt, Ind wanne so eyn Ordell vur Gerichte geschoulden wert, So sall der Greve gelouuen neyme von den pthyen, so viele als recht is.
Item so enftll gheyn geeicht eynche punte richten off sich an neymen zo richten, dan des heylichen Rychs fry gtrichte mit ge» kienckt werde, ind dem fryenstoell geburt <o richten.
Item so soilen ind morgen alle Stoelhren, Vrygreven ind alle echte rechte Vryscheffen dieser vurg. punte gebruychen vnd yre oryheyt dair Iene geneissen, als yn mit rechte geburt, Ind alle Vrygreven vnd vryscheffen sollen vngewa?pent velich roden ind gain, van aldem Herkomen ind recht des beyligben Rychs in yrr« verboidinge vyß vnd heym, In allen diesen vurg. artickelen vnd punten sollen alle argelist vnd geverde genslich vnd zo male vyß- gescheyden syn.
Item so sall vnser gnedigster Hre der keyser diese Reforma- cie confirmiren vnd bestedigen, Ind die Vrygreven soillen onch sweren ind geloucn die zo halden.
Usener, Friedrich Philipp: Gerichte Westphalen, 1832 (Google data) Urkunde VII. , in: Monasterium.net, URL </mom/GerichteWestphalens/0b5303e9-7603-4088-aa33-f64ad5478f5b/charter>, accessed at 2024-11-24+01:00
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