• Materielle Beschreibung: 
  Die Kardinalsammelindulgenz ist mit einer dreiseitigen Bordüre in Deckfarbenmalerei ausgestattet.
  Der erste Buchstabe R(aphael) ist als historisierte Initiale besonders hervorgehoben. Im Binnefeld findet sich eine Darstellung von Maria mit dem Kind, ein gängiges Motiv. Der an die R-Initiale anschließende Name des Erstausstellers ist abwechselnd in blauer und goldener Capitalis geschrieben, umgeben von als Leiste angeordnetem Fleuronnée. Eine Bordüre fasst den Urkundentext an der oberen sowie linken und rechten Seite ein und ist mit spiegelsymmetrisch organisiertem vegetabilem Dekor gefüllt. Die Bordürenleiste wird durch die von ihr eingeschlossene R-Initiale und vier Medaillons gegliedert. In der Mitte der horizontalen Leiste ist ein Medaillon angeordnet (Veronika präsentiert das Schweißtuch mit Vera icon, flankiert von den Hll. Petrus und Paulus; vgl. für dieses Motiv zum Beispiel 20 Juli 1507 (Nürnberg, Stadtbiliothek, Solg. Ms. 42.4°)). Die Ecken werden jeweils durch die Initiale bzw. durch ein Medaillon mit Wappen (Doppeladler mit Herzschild, Neuösterreich?: Rot und Weiß/Silber vertauscht) markiert. An diesen schließen die vertikalen Bordürenleisten an, die jeweils durch ein zentral platziertes Medaillon mit Wappendarstellung gegliedert sind (links: Wappen von Papst Leo X.; rechts: Wappen eines bisher nicht identifizierten Kardinals).
• Stil und Einordnung: 
  Das Layout steht jenem des Sammelablass mit demselben Erstaussteller von 1516 März 12 (Berlin, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, XVII. HA, Rep. 132a Nr. 985) nahe, der von einem römischen Illuminator ausgestattet wurde (siehe zum Beispiel auch 1515 Juni 08 ebenfalls aus Rattenberg und die im dazugehörigen MOM Eintrag genannten Vergleichsbeispiele). Diese Art des Layouts gibt es schon seit der Mitte der 1480er Jahre bei den Kardinalsammelindulgenzen.
  Der Name des Scriptors Johannes de Cingulo ist mit cadellenartigem Dekor verziert und nicht mit dem Buchmaler zu identifizieren. Eine Sammelindulgenz von demselben Scriptor mit einem anderen Erstaussteller (Oliverius) von 1506-04-20 liegt in Brünn (Moravský zemský archiv, E 25: Jezuité Brno, 126) und wurde weniger aufwendig ausgestattet, vermutlich nördlich der Alpen. Weitere Hinweise im MOM Eintrag zu dieser Urkunde. (Die erwähnte Berliner Urkunde weist einen Scriptorenvermerk auf der Plica rechts auf: C. Gomm. [?] und unter dem Schriftblock links: Jo. de Cingulo, der als Scriptor der vorliegenden Innsbrucker Urkunde fungierte.)
• Sophie Dieberger

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