Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 137, S. 448
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 137, S. 448
am 20.« Z) Auch Hcs s. hat „ Denselben ", statt: .. denen ". 4) „ vnd « steht i, unserer Handschr. über der Linie. 3) ..hr« hat auch Hess.
Iun. 429
len, Soll nicht konig sezen vnd entsezen, Soll weltliche gesetzt vnd gehorsam der Obrigkeit nicht aufheben oder Zerrütten, Soll weltlicher gewalt nicht gcsez machen vnd stellen von ') weltlichen Hendeln. Wie dann auch Christus selbst gesagt hat, Mein Reich ist nicht von diser weit. »Item, wer hat mich Zu einem Richter Zwischen euch gesezt? Vnd sant Paul Zun Philipern am .3. vnser burgerschaft Ist Im himcl, vnd In der andern Zun Cor: ?) 10. Die Waffen vnserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, Son» der mechtig vorGott, Zuuersönen dj anschleg vnd alle hoche, die sich erhebt wider dj ertantnus göl te s.
Diser gestalt vnderschaiden die vnsern beide Regiment vnd gewallt Ambt vnd heissen sie beide alls dj höchsten gaben got- tes vf Erden In eren halten.
Wo aber die Bischoffen weltlich Regiment vnd schwert ha ben, so haben sie dieselben nicht als bischoffen auß gottlichen Rech ten, Sonder auß menschlichen» kau" Rechten geschenckt von No" kaysern vnd konigen Zu weltlicher ') Verwaltung Irer guter, vnd geet das Ambt deß Euangelions gar nichts an.
Derhalben ist das Bischoflich Ambt nach gotlichen rechten, das Euangelion predigen, Sund vergeben, tzehr vrteiln vnd dj lehr *) dem Euangelio entgegen verwerffen, vnd dj gotlosen, der gotloß wesen offenbar ist, auß Christlicher gemein außschlies, sen oue menschlichen gewallt, Sonder allein durch gottes wort.
Vnd deß falls sind die pfarr leut vnd tirchen schuldig, den Bischoffen gehorsam Zusein lauts dises spruchs christj Lu« am 10. wer euch Hort, der hört mich.
l) Statt „von" hat Hess.: „vnd«; es ist aber unterstrichen und darüber steht: „ von ". 2) „ In der andern zun Cor." ha ben auch Hess, und Wein». > (statt: in der 2. Corinth:). 3) „zu weltlicher" hat Hess, erst durch Correctur. 4) „so« (vor: dem) fehlt auch Hess.
43« Iun.
Wo sie aber «was dem Euangelio Zuentgegen') Leren, sezen oder aufrichten, haben wir gottes beuelch Inn solchem fall, das wir nicht sollen gehorsam sein. Mathej am 7. sagt Christus '), sehet euch für vor den falschen Propheten, vnd sant paul Zun Gala: 1. So auch wir ') oder ein engel von himel euch ein ander Euangelion predigen wurd*). Dann das wir euch gepredigt haben, daß sej v«r< flucht, vnd In der andern cpistel Zun Cor. 13. Wir haben kein macht wider dj warheit, sonder für dj warheit. Item nach der macht, welche mir der Herr zu bes, fern vnd nicht Zuuerderbe» geben hat. Also gebeut auch das geistlich recht 2. <z. 7. c»: Sacerootts vnd c. Oues. Vnd sant Augustin schreibt In der Epistel wider Petilianum, Man soll auch den bischoffen, so ordenlich gewelt, nicht volgen, wo sie Irren oder etwas wider die heilligen gotlichen schrift leren oder ordnen.
Das aber dj bischoffen sonst gewalt vnd °) gerichtz Zweng haben In etlichen fachen, alls Nemblich Ecsachen, wucher °) oder Zehenden, Dieselben haben sie auß Craft menschlicher recht.
Wo aber dj ordinarien In solchem Ambt ') nachlessig sind, So sein dj surften schuldig, sie thuns auch ") gleich gern oder un gern, hierInn Iren vnderthanen vmb frids willen recht Zuspre, chen, Zuuerhuetung vnfriden vnd grosser vnRuhe Inn lcnndem.
1) » Zuentgegen" (statt: entgegen) hat Hes s. ebenfalls. 2) Die Worte: „sagt Christus" hat auch Hess. In Weim. hieß es zuerst „Math. 7. steet, sehet"/ aber >.stcet" ist wieder gestril chen. . 3) Zuerst war in unserer Handschrift und Hess. g» schrieben „Ir"; es ist aber gestrichen, und „wir" steht über der Linie. 4) wurd) Weim.: „wurden". 5) Die
Worte: „sonst gewalt vnd" stehen in unserer Handschrift vnd in Hess, über der Linie. Zuerst hieß es dafür: „ander"; dieß ist aber gestrichen. 6) „ wucher" hat auch Hess. ?) „Ambt" hat He < s. über der Linie. 8) .. auch" steht in unserer Handl schrift über der Linie und fehlt H e ff.
Iun. 43»
Weiter disputirt man auch. Ob ') bischofen macht haben, Cerimonien In der tirchen aufzurichten, Deßgleichen sazung von Speiß, von Feirtagen, von vnterschiedlichen orden der tirchen di, ner. Dann die ^) bischoffen disen gewalt geben, Ziehen disen spruch Christj anIoh: am l6. Ich Hab euch noch vil Zusa, gen, Ir aber tonnts Izt nicht tragen. Wenn aber der geist der warheit tomen wirt, der wurt euch In alle warheit füren. Darzu furcn sie auch das Erem» pel Actuum 15. ^), Da sie plut vnd erstickts verboten haben. So Zeucht man auch das an, das der Sabath Inn Sontag ver» wanndelt ist worden, wider die Zehen gebot, dafür sie es achten, vnd wurt kein exempel so hoch getriben vnd angezogen, alls dj Verwandlung deß Sabats, vnd wollen damit erhalten, das der tirchen gewalt *) gros sej, Dieweil sie mit den Zehen geboten Dispmsirt vnd etwas daran verenden hat.
Aber dj vnsem leren In dieser frage Also, Das dj buschof fen nicht macht haben, etwas wider das Euangelion Zusezen vnd auszurichten. Wie dann oben angezeigt ist vnd dj geistlichen recht durch die ganze Neunte Dist: leren.
Nun ist dises offenlich wider gotes beuelch vnd wort, Der Maynung gesez Zumachen oder Zu gebieten, Das man dardurch für die Sunde gnug thue vnd gnad erlange. Dann es wurt die ehr deß vcrdinsts Christi verlestert, wann wir vnns mit solchen sazungen gnad Zuuerdinen vnderwinden. ')
Es ist auch am tag, Das vmb diser Maunung willen In der Christenheit menschliche aufsazung' vnzelig vberhand genomen haben vnnd Inn deß dj lehr vom glauben vnd dj gerechtigteit deß ,
1) man auch, Ott Eben so Hess, (nicht: man, ob auch). 2) Der ausgelassene Artikel „den" steht in unserer Handschrift von anderer, aber neuerer Hand über der Linie. 3) Act. 15.) W e i m. irrig: „ Act. am 18." 4) der tirchen gewalt) Eben so H e s s. (nicht: die gewalt der tirchen). 5) gnad
Zuuerdinen vnderwinden) Eben so Hess, (statt: vw terwinden gnad zuuerdinen).
432 . Iun.
glaubens gar vntertruckt ist gewesen. Man hat ttglich neue Feil< tag, Neue Fasten geboten, Neu Ceremonien vnd neu ererbiemng der Heilligen eingesezt, mit solchen wercken gnad vnd alles gut bej got Zuuerdincn.
Item die menschliche sazung aufrichten, thun auch damit Wider gottes gebott. Das sie Sunden sezen In der speiß, In ta- gen vnd dergleichen Dingen, vnd beschweren also dj christenheit mit der tnechtschaft deß geseze. Eben alls muste bej den christm ein solcher gotesdinst sein, gottes gnad Züuerdimn, der gleich dem Leuitischen gotsdinst, welchen got soll den Aposteln vnd bi< schössen beuolhen haben ^) auszurichten, wie dann ettliche dauon schreiben.
Steht auch wol Zuglauben, das etliche bischoff mit dem Exempel deß gesez Mose sind betrogen worden '). Daher so «n- zeliche sazung komen sein, Das ein tod sund sein soll, wenn man an Feirmgen ain handtarbeit thut. Auch on ergernus der andern. Das ein todsund sej, wann man dj siben Zeit nach lest, Das ett liche speiß das gewissen verunreinigen, Das Fasten ein solch werck sej, Damit man got versune, Das die sund In einem vorbehält ten fall werd nicht vergeben,,Man ersuche dann Zuuor den «or< behauter deß falls '), vnangesehen, das dj geistlichen recht nicht von der vorbehalltung der schuld ^), sonder von« ^) vorbehalltung der tirchen peen °) Reden. Woher haben dann dj bischoffen Recht vnnd macht '), solche aufsez der Christenheit aufzulegen, die gewissen Zuuerstricken ")? Dann sannt Peter verbeut In ge<
1) ,. haben" fehlt Hess. 2) „ worden « hat H e s s. über d«
Linie. 3) deß falls^> W e i m.: „ deß orts" (nicht: daß
orts). 4) «schuld" schrieb der Schreiber unserer Hand
schrift zweimal. 5) „ von«" heißt es in unserer Handschrift erst durch Correctur. 6) peen) H e s s.: „ been" (Banne). 7) Zuerst war in unserer Handschrift geschrieben: „Rechnung gemacht"; dieß ist aber in » Recht vnnd macht" corrigirt. In Hess, hieß es zuerst „rechtung gemacht«; es ist aber ebenfalls in „ recht vnd macht« verändert. 8) Das Zeichen »«."
(nach: Zuuerstricken^ fehlt auch Hess.
Iun. 433
schichten der Apostel am 15. Das Joch vf der Junger helft Zu legen, vnd sant paul sagt Zun Cor: ') Das Inen die gewalt Zu bessern vnd nicht Zuverderben gegeben sej, Warvmb meren sie dann dj sunde mit solchen aufsezen?
Doch hat man helle spruch der gotlichen schrift, die da ver< bieten, solche aussez aufzerichten, Gottes gnad damit Zuuerdinen, oder alls sollen sie Zur seligteit von noten sein. So sagt sant pauls Zun Col: 2. ^) So Last nun nyemand euch ge, wissen machen vber speis oder vber tranck oder vber bestimbte tagen, Nemblich den Feurragen oder Neumonden oder Sabathen. Item so Ir den nun gestorben seit mit Christo von den weltli, che» sazungen. Was last Ir euch dann sahen mit sazungen, alls wert Ir lebendig. ') Die da sa gen. Du soll das nit anruren, Du soll das nicht essen noch trincken. Du soll das nit anlegen, Welchs sich doch alles vnder Händen verZert, vnd seind menschen gebot vnd lere vnd haben ein schein der Weisheit. *) Item sant paul zu Tito am 1. verbeut of» fenlich, Man soll nicht achten vf Jüdische fabeln vnd menschen gebot, welche dj warheit abwenden. °)
So redet auch Christus selbst Mathej am 15. von denen, so die leut vf menschen gebot treiben, Last sie faren, si« sind der plinden plinden '') leyter, vnd verwurft
1) Zun Cor:) Weim. und Hess.: „zu den Corinth:".
2) Col: 2.) Hess, und Weim.: ..Col: am andern«.
3) „lebendig" ist in unserer Handschrift durchstrichen und von anderer Hand stehen am Rande die Worte: „noch lebendig in der welt«. Eben so ist in Hess, vor: >. lebendig" geschrieben «noch« und am Rande stehen die Worte: „in der welt«.
4) ein schein der Weisheit) Hess.: „der Weisheit ein schein«. 5) abwenden) , In Hess, hieß es dafür zuerst: „auch endern". Dieß ist aber gestrichen und darüber steht: »abwenden«. 6) Das zweite „plinden« hat Hess, am Rande.
Ilrste»ann's Uilundmbuch. 28
434 Iun.
solche gots binst vnd sagt, alle pflanzen, die mein himb« lischer vater nit pflanzt hat, dj ') werden auß» gereuth.
So nun dj bischoffen macht haben, dj kirchen mit vnzeli« chen vfsezen Zubeschweren vnd dj gewissen Zuuerstricken '), War, umb verbeut dann dj gollich schrift so oft, die menschliche aufsez Zumachen vnd Zuhören, Warumb nennet sie dieselben teufels leer? sollt dann der heylig geist ') solchs alles vergeblich verwarnet haben?
Derhalben dieweil solche ordnung alls notig aufgericht, do- mit got zuversönen vnd gnad Zuuerdinen, dem Euangelio entgegen sind, So Zimbt sich teins wegs den Bischoffen, solche gotsdinst zuerzwingen. Dann man mus In der Christenheit dj Leer von der Christlichen fteiheit behalten. Alls Nemblich das die knecht- schaft deß gesez nicht notig Ist Zur rechtuertigung. Wie dann sant paul schreibt Zun Gala: 6.. So besteht nun In der freiHeit, Damit vns christus befreyet hat, vnnd Last euch nicht widervmb Inn das knechtisch Joch verknüpfen. Denn es mus Je der furnem Artickel deß Euan- gelions erhalten werden, Das wir dj gnaden gotes durch den glauben an christum ane vnser verdinst erlangen vnd nicht durch gottes dinst von menschen eingesezt verdinen.
Was soll man dann hallten vom Sontag vnnd dergleichen andern kirchen Ordnungen vnd Ceremonien? Darzu geben dj vn- fern dise antwort, Das die bischofen oder pfarrer mögen ordnung machen. Damit es ordenlich In der kirchen Zugehe '), Nicht damit gottes gnad Zuerlangen, Auch nicht damit für dj Sund gnug Zethon 5>, oder dj gewissen damit Zuuerpinden "), Solchs
1) „dj" steht in unserer Handschrift über der Linie und fehlt Hess, 2) Zuuerstricken) Hess.: „zu bestricken". 3) «geist- steht in unserer Handschrift über der Linie. 4) Zugehc)
Hess.: „zugehet". 5) Zuerst war in unserer Handschrift
geschlichen: „gethon", dieß ist aber in „Zeihen" corrigirt. 6) Zuuerpinden) In Hess, hieß es zuerst: „zuuerpliw den"; dieß ist aber in „zuuerpinden" corrigirt.
Iun. 435
für notige gott« dinst Zuhalten vnd es dafür, Zuachten, Das sie sunde theten, wann sie dieselben on ergernus ^) prechen. Also hat sant pauls Zun Corinthernn verordent, Das dj weiber In der versamblung Ire haubt sollen dhccken. Item das die predig« In der versamblung nit Zugleich alle reden. Sonder ordenlich einer nach dem andern.
Solche ordnung gehurt der Christlichen versamblung vmb der lieb vnd frids willen Zuhalten vnd den Bischoffen vnd pfar« rem Inn disen fellen gehorsam Zusein vnd dieselben souerr Zehal< ten. Das einer den andern nicht Ergerr, Damit In der tirchen kein vnordnung oder wüstes wesen sei. Doch also, das dj gewis sen nit beschwert werden. Das mans für solche ding hallte, Dil Zur seligkeit notig sein sollen ^), vnnd es dafür achten, Das sie sunde theten, wann sie dieselben on der anndern ergernus prechen, wie Dann nyemanos sagt, Das das weib sunde thuet'), Dj mit plosem haubt on ergernus der leut außgeht.
Also ist die ordnung vom Sontag, von der Osterfeyr, von den Pfingsten vnd dergleichen Feyer vnd weise. Dann dj es dafür achten, das dj ordnung vom Sontag für den Sabath alls nötig aufgericht sei, die Irren seer. Dann dj heillig schrift hat den Sabath abgethon vnd leret, Das alle Ceremonien deß alten ge, seze nach eroffnung deß Euangelions mögen nachgelassen werden, vnnd dannoch *), weil von noten gewest ist, ein gewisen tag Zu« verordnen, vf das das volck wüste, wann es Zusamen tomen soll, hat dj Christlich tirch den Sontag darzu uerordent vnd zu diser vcrenderung bester mer gefallens vnd willens gehabt, Damit dj leut ein erempel hctten der Christlichen freiheit, Das man west, das wider dj halltung deß Sabats, noch eins andern tags von
1) „dieselben on ergernus« hcch auch Hess, (nicht: on ergernus dieselben). 2) die — sein sotten) Eben so Hess,
(statt: .. die notig« «.). 3) thne t) In H e ss. ist »thut« in „ thue« corrigirt. 4) .. dannoch« ist in unserer Hand, schrift in: ..demnach" corrigirt. Hess, hat erst durch C«re« tur: „dannoch".
28*
436 Iun.
nöten sej. Es sind vil unrichtige Disputation von der verwand« lung deß gesez, von dm Cercmonien deß neuen Testaments, von der verenderung deß Sabats, welche alle entsprungen sein auß falscher vnd Irriger Maynung, Alls must man ') Inn der Chr!< stenheit ein solchen gotzdinst haben, der dem Leuitischm oder Iu» bischer» gotzdinst gemes were, vnnd als ') soll Christus den Apo steln vnd Bischoffen beuolhcn haben, neue Ccremonien Zuerderu cken, dj zur Seligkeit nötig weren. Dieselben Irthumb haben sich Inn dj Christenheit eingeflochten, Da man dj gerechtigteit deß glaubens nicht lauter vnd Rain gelert vnd gepredigt hat. Ell« lich difputirn vom Sontag also, Das man halten mus, wiewol nicht auß gotlichem rechten, Dannocht schir alls vil al!s auß got- lichem rechten '), Stellen form vnd maß, wie fern man am feir- tag Arbeiten mus. Was sind aber solche disputcttion anders dann fäll strick der ') gewissen? Dann wiewol sie sich vntersteen, menschliche aufsez zu lindern vnd epitcysirn, So tan man doch kein epiteya oder Linderung treffen, so lang dj Maynung sie« vnd pleibt, Alls sollen sie von nöten sein. Nun mus dieselb Maynung pleiben. Wann man nichts weist von der gerechtigteit deß glaubens vnd von der Cristlichen freiheit.
Die Aposteln haben gehaissen, Man soll sich enthalten des pluts vnd erstickten, Wer hellts aber yetzt? Aber dannocht thun dj tein> Sund, dj es nicht halten. Dann dj Aposteln haben auch selbs dj gewissen nicht wollen beschweren mit solcher knechtschaft, Sonder Habens vmb ergernus willen ein Zeitlang verbotten. Dann man mus achtung haben Inn diser sazung auf das hcmbtstuck Christlicher leer. Das durch diß Decret nicht aufgehoben wurd. Man hell schir kein alte Canones, wie sy Lauten. Es fallen auch derselben sazung teglich vil hinwcgt, auch bej den, dj solche
1) Alls must maul In Hess, hieß e« dafür zuerst: „aus Miß mut "; dieß ist aber in >, als muß man« corrigirt. 2) „ als - (nicht: also) haben auch Hess, und W «im. 3) Die
Worte: ,. Dannocht — rechten" hat auch Hess. 4) ., der" (nicht: des) hat auch Hess.
Iun. 43?
Ausseze vfs ') aller vleissigst hallten. Da tan man den gewissen nicht rathen noch helssen, Wo dise linderung nicht gehalten wurt, Das wir wissen, solche aufsez also Zuhalten, Das mans nicht da» für acht. Das sy nötig seien, Das auch den gewissen vnschedlich sej, wo gleich solche ausseze fallen.
Es wurden aber dj Bischoffen leichtlich den gehorsam erhal ten, wo sie nicht darauf lrungen, die Ihenigen ^) sazungen Zu« halten, so doch on sund nicht mugen gehalten werden.
Yezt aber thun sie ein ding vnd verbieten bebe gestalt deß Heilligen Sacraments, Item den geistlichen den Eestannd, Nemen nyemands auf, er thue dann Zuuor ein Ayde, er woll dise leer, so doch onZweifel dem Heilligen Euangelio gemeß ist, nicht pre< digcn.
Vnnsere tirchen bcgern nicht, Das dj Bischoffen mit nach« teil Irer Eer vnd wirden widervmb frid vnd Ainigteit machen, wiewol solchs den Bischöfen In der noth auch Zuthun geburet^ Allein bitten sie darvmb, das dj Bischöfen ettliche vnbilliche be- schwerung nachlassen, die doch vorZeiten auch In der tirchen nicht gewesen vnd angenomen sein wider den prauch der Christli chen gemeinen tirchen, welche villeicht Im anheben etlich vrsa, chen gehabt, Aber sie reuhmen sich nicht Zu vnsern Zeiten.
So ists auch vnleugenbar, Das ettliche sazung aus vnuer« stand angenomen sein. Darvmb sollen dj Bischofs der gutigteit sein, dieselbigen') sazung zu Miltern, Seytcmal ein solche en- derung nichts schalt, die Annigteit der Christlichen tirchen Zuer« hallten. Dann uil sazung von Menschen auftomen sein mit der Zeit selbs gefallen, vnd nicht nötig Zuhalten, wie dj bebstliche recht selbs Zeugen.
Kans aber ye nicht sein. Es ') auch bey In nicht Zuer< halten. Das man solche menschliche sazung messige vnnd abchue.
1) »vfs" hat auch Hess. 2) „Ihenigen" steht in unserer
Handschrift über der Lime. 3) dieselbigen) Hess.:
„dieselbige". 4) „ist" (nach: Es) ist sowohl in unserer
Handschrift als in Hess. durchstrichen.
438 Iün.
welche man on sund nicht tan hallten, So müssen wir der Apostel Regel volgen, dj vns gebeut, wir sollen gott mer gehorsam sein, dann den menschen. Sant peter verbeut den Bischoffen dj Herr- schafft, alls hellen sie gewallt, dj tirchen warzu sie wollen Zu.- Zwingen. Iezt geet man nicht damit vmb, wie man den Be schossen Ire gewallt neme, Sonder man bitt vnd begert, sy woll« ten dj gewissen nicht Zusunden Zwingen. Wann sie aber solchs nicht thun wurden ') vnnd dise bitt verachten, so mugen sy ge- denncken, wie sie deßhalben vor^) Gott werden antwort geben müssen, Dieweil sie mit solche Irer harttigkcit vrsach geben Zu spaltung vnd Scisma '), das sie doch billich sollen verhueten helffen.
B e sch l u ß. ')
Diß sind dj fumembsten Altickel, dj Iezt ^) für streitig geacht werden. Dann wiewol man vil mer Mißpreuch vnd viu richtigteit het anziehen tonnen, So haben wir doch, die weitleuf» tigteit vnd lennge Zuuerhuten, Allein dj furnembsten vermeldet, Daraus dj andern leichllich Zuermessen. D^nn man hat Inn vorZcitm seer clagt vber den Ablaß, vber wallfarten, vber Mis» prauch des pannes. Es hellen auch dj pfarrer vnentliche geZenck mit den München von wegen des pcichthörens, dcß begrebnus, der beypredigen ") vnd vnzeliger anderer stuck mer. Solchs alles haben wir Im besten vnd vmb glimpfs willen vbergangen. Damit man dj furnembsten stuck In diser fachen bester bas vcrmercken mocht. Dafür solls auch nicht gehalten werden, Das Inn dem yemands Ichts Zu haß vnd vnglimpf ^) geredt oder angezogen stj,
1) „ wurden" (statt: werden) hat auch Hess. 2) .. vor" fehlt auch in Hess, nicht. 3) Ecisma) Hess, (wie Nürnb.): „das Schisma'. 4) Die Ueberschrift: „Beschluß" hat
auch Hess. 5) „Iezt" seht auch in Hess, nicht. 6) Hey« predigten^ Auch Hess, hatte zuerst: „beipredigten"; aber „bei" ist durchstrichen und darüber steht (wie Nürnb.): „Leich". Im Lat. Texte heißen sie: „«»nciun« «t«u^6!ll^ »-!'««; die Corrcctur ist also falsch. 7) »vnd vnglimpf"
hat auch Hess.
Iun. 439
Sonnder wir haben allein dj stuck erzelt, Dj wir für nötig am Zuziehen vnd Zuuermelden geacht haben, Damit man darauß desterbas Zuuernemen hab^), Das bej vns nichts weder mit der") lere noch ^) Ceremonien angenomen ist. Das eintweder der heil» ligen schrift oder gemeiner Christlichen kirchen Zuentgegen wer«. Dann es ist Je am tag vnd offenlich, Das wir mit allem vleis mit gotes hilff *), on Rhum Zureden, verhuet haben. Damit Je kein ncwe vnd gotlose Leer sich Inn vnsern kirchen heimblich') einfiöchte, einreisse vnd überhand neme.
Die ") obgemelten artickel habm wir dem ausschreiben nach vbergeben wollen Zu einer anzeigung vnsers bekenntnus vnd der vnsern lere, vnnd ob yemands befunden wurde, der daran mangel hette '), Dem ist man fernem bcricht mit grund gottlicher heillü ger geschrift Zuthun ervutig. ")
E. Kay. Mt.
vntcrdenigste Churfl.
Fürsten und Stelle.
Iohans Herzog zu Sachssen, Churfi. Georg M. Zu Brandenburg «., Ernst Herzog Zu Braunschweig vnd lunnenburg «., philips Landgrf Zu Hessen, Iohans , . Fridrich Herzog Zu Sachssen,
Zuerst war >u unserer Handschrift geschrieben: „het"; es ist aber gestrichen, 2) „der" hat auch Hess. 3) „mit"
(vor: Ceremonien) fehlt Hess, ebenfalls. 4) hilff)
Hess.: -.willen". 5) ..hcimblich" hat auch Hess.
6) In Hess, ist „die" in „dise" corrigirt. 7) „hette °
steht in unserer Handschrift über der Linie, 8) Hiermit en det in unserer Handschrift die erste Seite des 98. Blattes. Darunter schrieb dieselbe Hand: ..V«w«. Auf der Rückseite folgen dann die ebenfalls von derselben Hand geschriebenen Un terschriften. Merkwürdig dabei ist aber/ daß der Canzler Hel ler die Worte: „E. Kay. Mt." eigenhändig schrieb. In Hess, schrieb der Copist nur bis «E. K. Mat.", alles übrige schrieb eine andere Hand.
440 Iun
Franz Herzog zu Praunschweig vnd lunnenburg, Wolfgang' Fürst Zu Anhallt, Albrecht graue vnd Herr Zu Mansfeldt vnd dj bebe gesanten der Zweier Stene Nurmberg vnnd Reutlingen. ')
I) In der Hess. Handschrift lauten die Unterschriften also:
„Iohans Herzogt Zu Sachssen Chur« fürst »c., George Marggraue Zu Branndenburgt, Ernst Herzogt zu Braunschweig vnd Lüneburgs, Philips Landgraue Zu Hessen «., - Johanns friederich hertzogt Zu Sachssenn, Frany hertzogt Zu Braunschweig vnd Lunedurgt,
Fürst Wolffgang zu Anholt, Albrecht Gräfe und herre Zu Mansfeldt vnd die bede gesandten der Zweier Stete Nurm < bergt vnnd Reutlingen«."
Das Wort „bede", welches der Schreiber ausließ, steht über der Linie. Die Augsburg. Handschrift (s. Bcyschlag' i Ausgabe d. A. C. nach der Ndrdlinger Handschrift S. 91.) hat vor den Ueberschriften und unmittelbar nach dem Schlüsse des Textes der Confession folgende Nachricht: „ Dise schrift ist nach Mittage gen abents nach Iohannis Baptiste 1530. vmb drey vrr von den hohe bedachte Churfursten vnd surften vnd andern jn gegenwirtigkait Romischer tay: Wt.), ton: wirde zu Vn< gern vnd Bechem :c., Churfursten, Fürsten vnd der abmessen« den botschafft, auch aller anderer stende Offenlich verlesen», vnnd volgend tay. Mt. j„ latein vnd teusch zu Irer Mt. selbs yanden vberantwurt worden. Actum Augspurg vt sup. eodem die et anno vff der pfaltz, da tay. Mt. jr residentz gehabt." Diese Nachricht nennt Herr Beyschlag irrig ein Notariats« Instrument: denn sie ist durchaus nichts anderes, als eine ein fache Privatnotiz des Schreibers jener Handschrift. Das bloße „Actum" «. tann die Annahme eines gerichtliche» Instru« ments unmöglich begründen. Es findet sich auch sonst öfter, so z. B. unter Heller's Nachricht oben S. 371. Statt: „gen abents" muß es übrigens jedes Falls heißen: „Sonn«
Iun. , 441
abeuts". Merkwürdig genug folgen in dieser Handschrift erst auf jene Nachricht die Unterschriften in dieser Gestalt:
„ Vnderthenigste Johannes Hertzog zu Sachssnn CWrfürst Georg Margrafs zu Brandenburg Ernnst Hertzog zu Lindenburg Philips Landgraff zu Hessen» Johannes Frider ich Hertzog zu Sachsen , Frantziscu » Hertzog zu Lindenburg
Wolffgang Fürst zu Anhalt Rathe vnnd Burgermaister zu Niernberg Rathe zu Rcytlingen".
Diese ohne Zweifel erst nachträglich hinzugeschriebenen Unter, schriften sind dadurch bemcrkenswcrth, daß sie der Gestalt ana log sind, in welcher sie in der ersten deutsche» Ausgabe M e, lanchthon' s (Wittenb. 1531. 4to.) erscheinen. Der Ver, muthung Hrn. Beysch lag's, daß sie nach den Unterschrift ten des lat. Textes gebildet wurden, treten wir gern bei, und es schwindet dadurch die Behauptung irgend einer Originalität derselben von selbst. «Seine ganze Arbeit«, sagt endlich Herr Ur. Beysch lag, „beschloß er (.der Copist) mit den in dama» ligen Zeiten selbst in gedruckten Dedicationen herkömmlichen Mßzt, ohne einen Namen zu nennen, auf welchen die nach» gemachte 8<ßl« gehen sollte, ob auf den seinigen oder auf die voranstehenden Unterschriebenen, wo es denn „ „ niüivüu« sui« «ul>«ci-!p5ei-u!,t«" zu lesen wäre." Dem ist aber zu entgeg nen, daß wenn dieses Compendium wirklich durch «mÄnibu, »u!« «uK«ci!p«ei-ui,t" zu erklären ist, überhaupt kein Name weiter zu nennen war, auf welchen es sich beziehen sollte, da die Namen der Fürsten und Städte eben vorangehen. Auf des Schreibers Namen kann es, wenn man es durch „manu ,u, «uKscripzil" erklären wollte, eben so wenig bezogen werden, denn dann fehlte ja der Name des Schreibers selbst.
442 Zun.
«.. ic,?. (25. Iun)
Das vollständige Glaubens-Bckcnnmiß der lutherischen Für sten und Städte in latinischer Sprache.
Wie Weber bei dem Drucke des latinischen Textes der Com fessio in den Beilagen zum zweiten Theile seiner krit. Geschichte der A.C. die erste Ausgabe Melanchthon's zum Grunde gelegt hat, so wollen auch wir ihr folgen und unter dem Texte derselben die Varianten mehrerer wichtigen von uns verglichenen Handschriften ge- ben. Ich hatte zu diesem Abdrucke zwar gern geradezu den Text einer Handschrift gewählt, da ich aber die Collation der verschiedenen Handschriften immer an den Text der ersten Ausgabe Mclan« chthon's geknüpft habe, so wäre mir eine doppelte, viele Zeit in Anspruch nehmende Arbeit erwachsen, hatte ich alle gesammelte Va rianten nun wieder dem Texte irgend einer Handschrift anpassen wol- len. Außerdem wird es der Kritiker gern sehen, unfern Apparat ge rade unter dem ersten Texte Melanchthon's zu finden, da, wie der deutsche Text der ersten Wittenberger Ausgabe, so auch dieser sei- nen besondern und eigenthümlichen Werth hat. (Vergl. Weber I., 9? ff.). Zu der von uns gegebenen Varianten-Sammlung benutz ten wir:
t. Die zweite Handschrift des lat. Textes in dem oben S. 872. und 373. naher bezeichneten Nctenbande des Kurs. Hessischen ge- Heimen Staats < Archives zuCassel (Blatt 39 — 45.), welche nichts enthalt, als die Glaubens - Artikel unter der Aufschrift: „ Articulj fidei precipuj." Der Text dieser Handschrift zeigt uns die ge nannten Artikel in ihrer frühern oder gar frühesten Gestalt. Daß nach dem Laute dieser Handschrift die in denselben Acten befindliche französ. Uebcrsetzung der Glaubens - Artikel gefertigt wurde, haben wir bereits oben S. 358. gesagt. Diese Handschrift hat am Rande der einzelnen Artikel dieselbe Nachweisung der Bibclstellcn, welche sich in der französ. Uebersetzung befindet und welche wir unter dem Texte un< fers Abdruckes der letztern bereits mitgetheilt haben, so daß es einer Wiederholung derselben hier nicht bedarf. Ihre Varianten haben wir mit „Hess. 1." bezeichnet.
2. Die Handschrift in den Markgräfl. Brandenburgi schen Reichstags-Acten von 1530 im Konigl. Baierifchen Archive zu Nürnberg. Weber hat diese Ansbachsche Handschrift zu sei nem Abdrucke bereits benutzt und im I, Theile seiner krit. Geschichte
Iu». 443
S. 81 ff. eine Beschreibung derselben gegebe». Sie füllt in den ge< nannten Acten die Blatter 10? —125. Blatt 106. geht ihr folgende Aufschrift voran^
„Copia
Der Lateinischs. Augßburgischs,
Confesston
,1530."
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg (1530), ed. Förstemann, 1833 (Google data) 137, in: Monasterium.net, URL </mom/ReichstagAugsburg/02ac4e0c-9198-4dfc-9396-de1d384ffc74/charter>, accessed at 2024-12-12+01:00
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