Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 28, S. 83
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 28, S. 83
dlr. 26. (nach dem 14. Msli.)
Bedenken ohne Zweifel eines der nach Torgau geforderten
Wittenberger Gelehrten über die Frage: was dem Kaiser auf
dem Reichstage zu Augsburg in der Sache des Glaubens
vorzutragen sey.
Aus der Abschrift in den Beilagen zu des Canzlers Brück „Geschichte der Religionshandlungen auf dem Reichstage zu Augs« bürg« im gemeinschaftlichen Archive zu Weimar N«ß. ü. lol. 41. Blatt 493—495b.
Was kaiserlicher Mät: in der fach des Euange» <lion sold Fuhrzutragen sein.
Erstlich dieweil die Widersacher das Euangelion beschweren mit dem geruchte, als sey es ein aufrurische lehr vnd vrsach gewe sen« des aufturs, Ist sein tey° Mät: am ersten auf demutigst zu bieten« , das sie Inen nicht wold schwinde glauben geben« solchem beschwerlichem vnnwarhafftigem anbringen, Sonndernn zuuor gnediglich vnd gunstiglich darnach fragen, erkunden vnd erforschen. So wurde ir ten? Mal: ane zweiuel greiflich finden, das solch furtragenn aus boßer meynung falschlich gesche, Ir ter// Mät: zuuerfuren vnd ane vrsach zureizenn wider unschuldig blut vnd ««schuldige vnterthanen sich zuuorgreiffen vnnd an gott sich zuuer< sündigen.
') Diese letzte Zeile hat Landgraf Philipp eigenhändig geschrieben.
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Hiebey mocht man, solchs zubestettigen, furwenden, das dieIhenigen, so man Euangelisch vnb auffrurischcr lehr anhen- gigk Schiltt. nicht die geringsten, noch die letzten, Sonndern mitt denn Furnembstcn gewest seind, denn aussrur mitt fhar leibs «nd guts zudempffen, wie das die vnwarhafftigen Widersacher selbst wissen« vnnd bekennen müssen.
Zum andern, dieweil dan das Euangelion ein lere des frieds vnnd die, so des bezichtiget werden«, sich gehorsamlich vnnd fridlich halten«, mit wortten vnd wergten redlich weren, wie das am tag ist vnleugkenbar, sein key?: Mät: wolle sich wider disel, bigen Ire vnterthanen nicht lassen durch falsche, boße «leger rei- zen, Sondern gnediglich bedencken. Das got, der almechtige, zwey Schwertt auff erden eingesatztt, eins geistlich, das annder weltlich. Nun aber got seiner teyserlichm M3t: das ein schwerdt, das weltlich, als dem Obersten haubt beuolhen, leivlichen fried zu- handthabenn, Vnnd das gaistliche, das wort gottes, dem geist, lichen stände, die seelen domit für got zuregirn, das Ire Mät: sich gnediglich wolle begnügen lassen» an dem gehorsam des welt lichen schwerdts, angesehen«, das Ire Mät: das geistliche schwerdt, die Seelen zu regirn, von« got nicht beuelch haben«, Derhalb auch got schuldigt, sich desselbigenn nicht zu vnderwin- den, noch die seelen zu regirn aber zwingen, sonnst ader so zu« glauben».
Hiebey mag man anzeigen, das der glaub nicht sey ein menschlich wergt, stehe auch Inn keins menschen gewalt, Sonn- der allein Inn gottes gewalt. Darumb auch Niemandts sal nach mag zum glauben gezwungen werden. Als wenigt mann Ie- mandts zwingen tan, das er ewigk leben vnd nicht sterben sol. Dan das seind alles gottes werck. Allein ist gnug, wan weltlich Oberkeit vnfriede, auftur vnd ««gehorsam leiplich strafft vnd weret.
Zum dritten« wollen Ire Mät bfdencken, so man bisher« geliehen vnd nach leidet denn geistlichen standt, dar Innen so manicherley Secten vnd Zwytracht seind, beide der lere vnd des glaubens, vnnd sie nicht zwinget zu einicherley orden, Cerimo, nie» ader glauben, so lange sie eusserlichen friede vnd gehorsam
nicht
März. 65
nicht vorbrechenn, vnd darzu das mehrer teil keyserli'cher Mät: selbst nichtt vneerthann, noch gehorsam, darzu dem ganzen Reich vnd seiner leserlichen Mal: In» vilen stucken vber die maß be schwerlich, wie» zu W ormb s auf dem Reichstage gehanndelt ist: warumb dann Ir Mat: auch die nicht villieber leiden» vnnd schuzen wolte, die Inn allewege« gannz vnterthenigt vnnd ge horsam seindt, auch nicht anders leren, dann gehorsam, friede vnnd liebe wider alle zwytracht vnnd vnfriede, darzu nymandts beschwerlich. Sondern Iederman nuzlich vnnd dinstlich, wie das alles sein teyserliche Mät: Inn der warheitt befinden wurde, wo sie darnach forschen vnd verhören liesse. >
Hiebey mochtt man wol anzeigen die cxempel, so Debste vnnd Bischoff haben offt wider te»/ Mät: gethann vnd noch «glich thun, wo sie tonnen, vnd nuhr zu krieg, vnfried, vnngehorsam reizen beide, tonige vnnd fursten, untereinander, vnnd die vnter« than gegen Iren Oberhern, wie das alles am tag ist vndtt die erfarung gibt. Schalet man solcher vnseliger, vnfridlichen leutte, die zu trieg vnnd mordt, zuvorterbm lannd vnnd leutte raizen vnnd helfen, Sold man Ja pillicher der schonen, die zu friede vnnd einigteit helssen.
Aufs vierdt sprich« sanndt Paulus, gottes worttsolvnw gebunden sein, vnnb gott wil selber Nichter sein vber die vn- glaubigen, wie er Spricht deutero: 1^. vnnd was das weit- lich schwerdt nicht gebenn kann aber Ime nicht vnterworfen ist, das sals vnnd kanns nicht regirenn. Darvmb wold sich Ir tey°: Mät: gnediglich bedenncken, das sie sich nichtt zu hoche vorgreifst am gotlichen gerichte vber dem wo«, das Irer Mät: nicht vn- terworfen, Sonndern von gott vber alle ding geseztt ist, wie er Spricht Iohan: 12. mein wort, das ich rede, wirbt der richten, der mich nicht höret.
Hiebe») were anzuzeigen, wie sich bisher allezeitt das welt lich schwerdt nichtt vnterwunden hatt, den geistlichen stand zure- giren vmb des willen, das gottes wortt bei) Inen zusein ge- gleubt Ist, Wie wolt dan nun Ire Mät: sich vber gottes wort Firste mann's urlundenhuch. 5
LS März.
ader geistlichen standt sezen ann den Euangelischen vmb der falschen Vorleger willen, Vnnd nicht auch solchs gewcNts sich «ussern vnd entschlahen, wie der fron, keyser Constantinus mangnus («ic) Inn Concilio Niccno tett, vnd schlecht! nichtt wold richter vber die Bischoff sein, Sondern befalhe es got vnd Inen selbst.
Summa man wold ker/ Mät: mit leib vnnd gutt vnd al lem dem, das weltlicher obrigteit vnterworffen ist, gern und wil lig gehorsam sein vnd volgenn Inn fhare vnd todt, wie es got gibt, mitt der Seele aber got allein das gewissen« vntenhenigt behalten, wie er es geboten vnd haben wil, Da er Spricht durch seine apostel, man muß gott mehr gehorsam sein, dan menschen.
Hiebey mag man ivol des Halden Pilati uernunfft anziehen, do der horett, das Cristus reich nicht leivlich sein soll vnnd sonnst leret, dem teyser zugeben vnd auch selbst gäbe, was Ime geburet, Sprach er Inen loß vnnd war zufriden. Wieuil *) sol Christlich ter^ Mal: solchs thun, wo sie höret, das weltlicher Oberteil das Ire gegeben wird« mit friede vnd gehorsam, vnnd Christo sein Reich auch lassen« für sich gehen« ««gehindert vnnd vnngezwungen, Angesehen, das es got nicht anders haben wil vnnd zulezt mit zornn greulich straffen oieIenigcn, die annoers für« nehmen bey denn Christen, das auch der Heide Pilatus, nach He« rodes nicht furgenomen haben.
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg (1530), ed. Förstemann, 1833 (Google data) 28, in: Monasterium.net, URL </mom/ReichstagAugsburg/5374a192-98e5-4805-b857-0160c01ed8bb/charter>, accessed at 2024-12-12+01:00
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