Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Nr. 117, S. 337
- .9. Weiter wirt in vnsern tyrchen gelert vnd gepredigt von
der Tauff, das sie von noten sey. Das auch dardurch Gottes gnad vns angeboten werde. Zu dem, das man die linder tauffen soll. Dan die linder werden durch die tauff Gott vberantwort vnd gesellig. .' >
*) Daneben ') werden auch verworffen die widertauffer ^), die da lcrcn, das die lindertauff nicht recht sey '), vnd das man die linder nicht tauffen soll.
.10. Ferrer wirt in vnsern tyrchen von dem sacrament des altars vnd warleichnams Christi vnsers Herrn gelert vnd gepre digt, das der wäre leib vnd blut Christi in disem sacrament vnder der gestalt des brots vnd weyns warhafftig (Blatt 3?>>) gegen« wertig sey, vnd alda außgeteylt vnd entfangm werde, ^) Derhal« ben dabey auch die gegenlare verworffen wirt.
.1 i. Weiter wirt in vnsern tyrchen von berBeicht also ge lert vnd gepredigt, das man in der Christlichen tyrchen die priua- tem absolutionem erhalten, vnd in teyn weg fallen soll ^) lassen. Wiewol in der Beicht nicht von noten sey, alle myssetath °) vnd
I) »daneben«, alleinige Variante der Abschrift Spalatin's (statt derhalben), ist von Weber nicht bemerkt. 2) „ wer, ^en auch verworffen die widerteuffer") Auch diese Variante (statt: werden die widerteuffer verworfen) hat Weber über sehen, s) »sey" fehlt nicht, wie man aus Weber's Angabe vermuthen könnte. 4) Daß auch Spalatin's Abschrift „werde" liest (statt wirdet), sagt Weber nicht. 5) fallen soll) Weber irrig: »soll fallen". 6) Daß auch in dieser Abschrift »missethat" (statt missethaten) steht, blieb von Weber unbemerkt.
') Spalatin schrieb irrig schon zu dieser Antithesis die Zahl »10«/ als ob damit der 10. Artikel beginne. Er durchstrich sie aber wieder.
318 Iun.
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sunben zuertzelen. Dan solch« doch unmöglich sey, wie im rviij«" psalm steet: wer kenneth die myssetaten?
.12. Von der Busß Wirt gelert vnd gepredigt, das die,')
so nach der tauff gesundigt haben, alltzeit, so sie bussen vnd sich bessern, mögen Vergebung der sunden erlangen, vnd das Inen die Absolution von der tyrchen nicht soll gewegert vnd versagt wer den. Das auch (Blatt 38") ein rechte wäre Bussz sey, rem vnd leid vnd schrecken vber die sunde haben, vnd doch dagegen glauben an das Euangelion vnd absolutio«, das die sunde vergeben, vnd durch Christum Gottes gnad erworben sey. Welcher glaub das Hertz widerumb trosteth vnd zu fridm setzt. Das auch darnach soll besserung folgen, vnd von sunden gelassen werden.
Darneben werden auch verworffen die, so leren, das die eynsten sind früm worden, nicht widerüb fallen mögen. Es wer» den auch verdaineth die Nouatianer, welche die absolutio« ab< schlugen den, so nach der Tauff gesundigt hellen.
Auch werden die verworffen, so nicht leren, das man durch den glauben, sonder durch vnser genugthuung Vergebung dersuw den erlange. *)
.13. Vom brauch der Sacrament wirt in (Blatt 38'') vn<
fern kyrchen gelert vnd gepredigt, das die Sacrament nicht allein darumb eingesetzt sind, dabey als bey zceichen, die Christen cusser« lich zuerkennen, Sonder das sie Zceichen vnd Zceugnus Gottes gnedigen vnd freuntlichcn willens gegen vns sind,**) vnsern glauben dardurch zuerwecken vnd zustercken. Das sie auch den glauben fordern vnd erheischen, vnd alsocm recht vnd nutzlich ge<
1) Nach „die" schrieb'Spalatin „Ienigen", durchstrich es aber
wieder. Weber sagt es nicht. ') Zu Ende dieses Artikels stehen augenscheinlich von des Canzlers
Brück Hand die Worte: „Illem inßlo- «l« pe. ^il. l. ,«,-/?
iine. ß!o: »li 1, et in c. 1? in ßlo: le<i »!i? in i!ne." ") Vor: „sind" schrieb Spalatin ein Wort, welches durch sein Durchstreichen unleHbar geworden ist. Ich würde es lesen: ,.sund">.
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braucht werden, so maus im glauben entpfeht vnd den glauben dardurch sterckech. ^'" >'
.14. Vom tyrchen Regiment tvirt gtlert und gepredigt,
das nyemand in der kyrchen öffentlich leren oder predigen, oder auch die sacrament reichen soll, er sey den zuuor dartzu ordent lich bcruffen. ,"'
.15. Von kyrchen ordnung vnd Cerimonien, von menschen
aufgericht, wirt gclert vnd gepredigt, das man die Cerimo« (2»la« 39«) nien, so on sunde gehalten mögen werden, vnd zu fridcn vnd guter ordnung- in der kyrchen dienen, halten soll. Als gewisse feyer, feste, vnd dergleichen.'
Doch geschieht vnterricht dabey, das man die gewissen do< mit nicht, als sollen solche ding zur selickeit vonnoten sein, be schweren soll. Darneben wirt auch ') gelert, das alle satzungen vnd traditio» von menschen dazu gemacht, Gott dardurch zuuer- sonen vnd gottes gnad zuuerdienen, dem Euangelion vnd der Lare vom glauben an Christum entgegen sind. Derhalben auch die Closter gelubde vnd andere traditio« von unterschied der speise, tag »., dardurch man vormeint, gnad zuuordienen vnd für die sunde genug zuthun, untüchtig vnd wider das Euangelion sind.
.16. Von Politzey vnd weltlichem Regiment wirt gclert,
das alle Obrickeit in der weit vnd geordente Regiment vnd gesetz gute ordnung von Gott geschaffen vnd eingesetzt sind, Das auch (Blatt 39>>) die Christen mögen ir ^) Obrickeit, Fürsten vnd richter ampt one sund sind, ^) nach tayserlichen vnd andern »bli chen rechten, vrteil vnd recht sprechen, vbelteier mit dem schwerdt straffen, rechte krieg füren,, streiten, kauffen vnd verkauffen, auff- gelegte ayd thun, eigens haben, eelich sein :c. Dabey werden verdämeth die widerteuffer, so leren, das berurter stuck keyns christlich sey. Es werden auch die verdämeth, die da leren, das
1) Den Zusatz: »auch« bemerkte Weber nicht. 2) Spala- tiu schrieb »ir« (nicht: „in"). Weber hat es nicht be merkt. 3) „sind" (statt sein) ist von Weber nicht be merkt.
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Christlich volckömenheit sey, Haus vnd Hof, weib vnd tindt leip- lich verlassen, vnd sich der oben angezeigten stuck« eussern. Dan dis sey allein die rechte volckonlenyeit rechte furcht Gottes vnd rechter glaub an Gott. Dan das Euangelion leret nicht ein eus- serlich vnd zceitlich, Sonder ein Innerlich ewig wesen vnd ge- rechtickeit des hertzen, und stosst das weltlich regiment, politzey vnd Eestandt nicht vmb, (Blatt 4N") Sonder will, das man solchs alles halte als warhafftige Gottes ordenung vnd ') in sol chen stenden christliche liebe vnd rechte gute werck beweise ein Je der nach seinem beruss. Derhalben sind die Christen schuldig, irer *) Obrickeit vntertan, vnd iren geboten in allem, so on sund gescheen mag, gehorsam zusein. , ,
.17. Ferrer wirt gelert, das vnser Herr Ihesus Christus am Jüngsten tag tümen werd,^) zuerwecken die toten, vnd zu richten beyde, lebendigen vnd toten, vnd den gleubigen') vnd außerwelten ewigs leben vnd freudt geben; Die gottlosen men schen aber vnd die teufel in die hell vnd ewige straff vordamen. Dabey werden die widerttuffer verworffen, die da leren, das die Teufel vnd verdampte menschen nicht ewig Pvall haben werden. Es werden auch «lich Jüdisch lere,^) die sich itzt «gm, ver- worffen. Als nemlich, das vor der auftrsteeung der toten (Blatt 4N>>) eitel heilige vnd ^) früme leut ein weltlich Reich haben vnd alle Gotlosen vertilgen werden.
.18. Vom freyen willen wirt also gelert, das der mensch
etlicher Massen ein freyen willen hat, eusserlich erbarlich zuleben vnd zuwelen vnder den dingen, so die vernunsst begreifft, On
gnad
1) Nach «vnd« schrieb Spalatin »das«, durchstrich es aber. 2) „werd" ist eine von Weber nicht bemerkte Variante, st.: ,, wirdet". 3) Weber irrig: ,. die glaubigen ". 4) ler ^ Weber irrig: ,. lern ". S) „ vnd" steht als Berichtigung von Spalatin' s Hand über der Linie.
») Weber konnte hier Spalatin's Hand nicht lesen, indem er als Variante „war" giebt, statt: «irer», wofür die übrigen Handschriften und Melanchthon..der« haben.
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gnad aber, hillff vnd wirckung des heiligen geists vermöge der mensch nicht, Gott gesellig zuwerden, Gott hertzlich zuforchten oder zuglauben, oder die angeborne böse luste aus dem hertzen zu< werffen, Sonder solchs geschee durch den heiligen geist, welcher durch gottes wort gegeben werde. Vnd damit man erkennen möge, das hierInn kein newickeit gelert wird, so schreibt Sant Angu» stin im dritten buch hypognosticon mit außgedruckten Worten also: Wirbetennen, das in allen menschen ein frcyerwill ist. (Bla«4l») Dan sie haben Je alle ein naturliche», angebornen verstandt vnd vernunfft, nicht das sie etwas vermögen mit Gott zuHandeln, Als Gott von hertzen lieben vnd ') forchten, Sonder allein in eus- serlichen wercken dises lebens haben sie freyheit, guts oder böses zuwelen. Guts menne ich, -) das die natur vermag. Als de» acker zubawen oder nicht, zuessen,^) nincken, zu einefreundt geen oder nicht, eyn cleyd an oder außthun, bawen, ein weib nemen, ein handtwerck treiben vnd dergleichen etwas nutzlichs vnd guts thun. Welchs doch alles nicht on Gott ist, noch besteet. Sonder aus Im vnd durch Ihn ist. Böses *) aber heisß ich. Als vor eynem abgott nuder knuen, ein todtschlag thun :c.
.19. Weiter wirt von der vrsach der sunden also gelert,
das wiewol Gott der (Blatt 41^) Allmechtig die gantzen natur geschaffen hat vnd erheldt, So tum doch die sund aus dem verker, ten willen aller bösen ^) vnd verechter Gottes. Wie dan des teufels vnd aller gottlosen will ist, welcher als ") bald Gott die handt abgethan, sich von Gott zum argen gewandt hat. Wie den Christus selbst spricht Iohänis am achten '): Der teufet re, det lugen aus seinem eygen.
1) „ vnd" steht über der Linie. 2) SPalatin hat ,, ich" durch strichen und dafür geschrieben: „wir". Weber las ir rig: ..wie" statt: »wir". 3) ,,zu" (vor: essen) ist von Spalatin durchstrichen. 4) Weber las irrig: „ Beses ". 5) Weber irrig: ..beseu«. 6) Nicht: „also". Weber hat es nicht bemerlt. ?) Nicht: „ Johann, VM«." Weber hat es ebenfalls nicht bemerkt.
2 Erstem« nn's Urkundentuch. 21 ^
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s^.20. Von der heiligen dienst lcrcth man in vnsern ')
Kyrchen also, das der heiligen geoechtnuss den leuten der meinug möge vorgehalten werden, das sie »rem glauben vnd iren guten wercken, Jeder nach seinem stcmdt vnd bcruff, nachfolgen. Wie -) dan Ro. tay. Mät mögen Dauids ercmpel folgen, den Turcken zubetriegen. Dan sie sind beyde in Konyglichem regiment. Die heilig schrifft aber lereth vns nicht, di« heiligen (Blatt 42«) an- zuruffen, oder hilff bey Inen zusuchen. Dan die heilig schrifft heldeth vns den eynigen Christum für. Als für vnsern eynigen mitler, gnadenstul, hohen Priester vnd vorsprecher. Wan ') diser Gottsdienst gesellt Gott aufs höchst, Alsnemlich das wir') Ihn in allen vnsern noten vnd anliegen anruffe. *) ^
1) Weber irrig: » vnserer". 2) Zuerst hatte Spalatin gc« schrieben „Also"; dieß veränderte er aber noch während des Schreibens in: „Wie". 3) Weber irrig: „Dann".
4) Weber irrig: „man" (statt: wir). Spalatin vergaß zu schreiben: „anruffen".
') Dieser ganze 20. Artikel ist von Spalatin selbst wieder durch« strichen worden, findet sich aber hernach als 21. Artikel wie in dem gewöhnlichen Texte nicht wieder vor. Zu dem Folge!« den gebrauchte Spalatin eine Tinte, welche nicht so sehr erblaßt ist, wie die, welcher er sich zu d'em Vorhergehenden bediente. Die Blatter 43. 44. und 45. bestehen außerdem, wie wir schon angezeigt haben, aus feinerem Papier. An den Rand des folgenden Artikels: „Vom Glauben vnd guten wercken" schrieb Spalatin zuerst die Zahl: 21., welche er nach der Durchstreichung des vorigen Artikels (mit der Zahl 20.) in die Zahl 2o. corrigirte. Dadurch wird das, was Weber über das spatere Niederschreibe» des Artikels vom Glauben und guten Werken sagt, widerlegt. Auch "ist, wie schon bemerkt, nicht zu übersehen, daß doch ein ganzer Theil des folgenden . Artikels von Spalatin auf dasselbe Papier geschrieben ist, dessen er sich bis hieher und vom 46. Blatte nn bediente. Nach Weber müßte das andere Papier sogleich mit dem Ar tikel vom Glauben nnd guten Werken beginnen.
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.20. Vom Glauben vnd guten ') wercken.
Den vnsem Wirt mit vngrundt aufgelegt, als selten sie gute werck verbieten. Dan ire schrifften von den Zcehen geboten Gottes vnd andere beweisen, das sie von rechten christlichen sten« den vnd guten wercken nutzlichen bericht vnd ermanung gechan haben. Douon man in verheilen wenig gelert. Sonder in allen predigen allermeist auf kindische, unnötige wercke die leut getri- ben hat. Als auf (Hla« 42^) rosenkrentze, heiligen dienst, Munch werden, wallfarten, bruderschafften, gesatzte fasten vnd feyer «. Welche vnnotige werck vnsere Widersacher auch selbs nu mer nicht so hoch rumen, als in vortzeiten. Zu dem so haben sie auch gelerneth, nu. mer auch ^) vom glauben zureden, douon sie') hieuor gar nichts gepredigt haben. Darüb lernen sie itzt also, das wir nicht allein aus wercken vor Gott gerecht werden Sonder setzen den glauben an Christum dartzu, vnd sprechen: Glaub vnd werck machen vns vor Gott frunl ") vnd gerecht. Welche rede etwas mer trosts bringen mag, de« wen ^) man allein auf werck zuuertrawen lereth.
Weil dan dise lere vom Glauben, welche doch das haubt- stuck in christlichem wesen ist, so lange Zceit, wie man bekennen musß, nicht getriben ist, «) Sonder allein (Blair 43->) werck, lare an allen orten gepredigt ist worden, derhalben ist durch die vnser/, folgender vmerricht gescheen.
Erjilich das vnser werck vns nicht vermögen mit Gott zu« uersonen vnd Gottes gnad zuerwerbcn. Sonder solchs geschee allein durch den Glauben, So man glaubt, das vns vnsere sunde
I) ,. guren" hat Spalatin darüber geschrieben. Er hatte also zuerst die Lesart der Weimar. Abschrift/ der Ausgg. von 153N, und des Melanchtyon' schen Textes. 2) ., auch «
steht vor der Linie. 3) Daß » doch" nach: .. douon sie"
fehlt, sagt Weber nicht. 4) Statt: „ frusti > las W e b e r irrig: „freuen". S) wenn) Weber irrig: „wan".
6) Auch Spalatin hatte nach „ist" geschrieben: „worden", durchstrich es aber wieder.
21*
324 - Zun.
vmb Christus willen vergeben werden, welcher allein der mitler ist, den Vater vns zuuersonen. Wer nu vermeint, Gottes gnad durch werck zuuerdienen, der verachtet Christi, vnd sucht wider das Euangelion ein eigen ') weg zu Gott.
Nu ist Je dise lare vom Glauben oftmals in Sant Pauls episteln endtlich und clerlich an vil orten gehandelt. Sonderlich Zun Ephesern am andern: Aus gnaden seit ir selig worden durch den glauben, vnd dasselbig nicht aus euch, Sonder es ist Gottes gab, vnd ') nicht aus wercken. Domit sich nycmands rume.
Das auch in dem teyn Newer verstand! (Blatt 43^) ein- gefurt sey, tan man aus Sant Augustin beweisen, der dise fach vleissig handelt vnd auch also leret, das wir durch den glauben an Christum Gottes gnad erlangen vnd vor Gott gerecht werden, vnd nicht durch werck, wie den Sant Augustins ') gcmtz buch de Spiritu et litera außweiset.
Wiewol nu diese Lere bey vnuersuchten leuten ser veracht wirt, so bcfindt sich doch bey blöden vnd erschrocken gewissen, das sie ser trostlich vnd heilsam ist; Den das gewissen tan wider zu rwe, noch friden durch werck, sonder allein durch den glauben tümen, wen es bey sich gewisslich schleusst, das es vmb Christus willen ein gnedigen Gott habe. Wie dan Sant Paul zun Ro, mern am funssten sagt: So wir durch den glauben sind rechtfer tig ') worden, so haben wir frid vor Gott. Vnd diesen trost hat man in verheilen nicht getriben in predigten, Sondern die arme gewissen allein auf eigene werck (Blatt 44«) geweiseth vnd gedrungen. Vnd haben mancherlei) weise furgenömen. Dan et liche hat ir 6) gewissen in ein Closter getriben, ") der Hoffnung,
1) Svalatin hatte zuerst geschrieben: „andern", durchstrich es aber und schrieb: „eigen" an den Rand. 2) Den Zusatz: „ vnd" bemerkte Weber nicht. 3) „ wie denn Sant Augu stins" von Weber unbemerkte Variante statt: „wie sein". 4) „rechtfertig" (statt: „gerecht") ist eine Variante, welche Wcber nicht angiebt. 5) Weber las irrig: „ jn" statt: „ir". ,6) Die Variante: „getriben« (statt: gejaget) hat Weder nicht bemerkt.
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in solchem Leben Gottes ') gnad znerlangen. Etlich haben andere werck erdacht, Gottes gnad domit zuuerdienen, vnd für die funde genug zuthun. Derselben vil haben erfaren, das matt durch solche wege vnd mittel nicht mag das gewissen vnd Hertz zu friden stellen. Darumb ist hoch von noten gewest, oise lere vom glauben an Christum zupredigen vnd vleissig zutreiben, das man wisse, das man allein durch den glauben, on zuthun der werck vnd one ver- dinst, Gottes gnad erlange.
Dabey geschieht auch von den vnsern vleissiger vnterricht, das man nicht von solchem glauben rede, -) den auch ^) die Teu fel vnd gottlosen haben, die auch die Historien vnd geschicht glau ben, Das Christus gellten habe und von toten wider auferstanden sey. Sonder man rede ^) (Blatt 44^) von dem rechten, waren glauben, das wir glauben, das wir ") durch Christum vnd vmb Christus willen Gottes gnad vnd Vergebung der sunden erlangen.
Das wir nu wissen, ^) das wir durch Christum ein gne« digen Gott haben, kennen also Gott, ruffen ") Ihn an in unser» noten vnd anliegen,') vnd sind ^) nicht on Gott, wie die heyden. Dan der Teufel vnd die Gottlosen glauben den artickel von der Vergebung der sunden nicht, Darüb sind sie Gott feyndt vnd ^) tünen Ihn nicht anruffen, noch guts sich zu Im versehen. Also
1) „Gottes" steht von Spalatin's Hand am Rande, so daß es zuerst wie im gewöhnlichen Texte fehlte. 2) „ rede" (st.: redet) hat Weber übergangen. 3) Die Wörter: „den auch" schrieb Spalatin zweimal, ohne sie einmal zu strei chen. 4) Weber las statt: „ wir" irrig: .. einer ". 5) Zuerst hatte Spalatin geschrieben: „Wer nu weiss", dieß ist aber durchstrichen und so corrigirt, wie hier gedruckt ist. 6) Zuerst schrieb Spalatin: „das er — Hab«, kenne —, ruffe«, cor« rigirte dieß aber dahin: „ das wir — haben" «. 7) Die Worte: „in vnsern noten vnd anligen" stehen am Rande.
'8) Zuerst schrieb Spalatin: .. ist " ,^ durchstrich es dann und schrieb darüber: „sind". In der ursprünglichen Gestalt war also Spalatin's Text auch der gewöhnliche. Merkwürdig genug sagt Weber davon kein Wort. 9) Den Zusatz:
„vnd" bemerkte Weber nicht. , ,
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redeth die heilig schrifft vom glauben; vnd heisst nicht glauben solch schlechts wissen, das auch Teufel vnd die Gottlosen haben.
Dameben will bey vns gelert vnd gepredigt, das gute werck sollen vnd müssen gescheen. Doch nicht der gestalt, das man das vertrawen drauf werffe, Gottes gnad domit zuuerdienen. Sonder vmb Gottes willen vnd (S!a« 45») Gott zu lob vnd eren. Dan der glaub allein erlangt allezeit Gottes gnad vnd Vergebung der sunde.
Dieweil dan durch den glauben der heilig geist gegeben wirt, wie Sant Paul sagt zun Ephesern am ersten, so wirt auch des menschen Hertz geschickt, gute werck zuthun. Dan ehe der mensch den heiligen geist hat, so ist er vil zu schwach. Dazu ist er in des Teufels gewalt. Derselbig treibt die arme menschliche natur zu vil sunden. Wie wir den in den Philosophen sehen, welche wiewol sie sich vnterwunden haben, erlich vnd vnstrefflich zuleben, dennoch ist Inen solchs vnmoglich gewest zuerreichen. Sonder sind in vil grosse öffentliche sunde gefallen. Also geet es allen men schen, die wider den glauben, noch den heiligen geist haben. Sonder sich allein durch ') menschliche creffte') regirn.
Derhalben man nicht vrsach hat, dise lare (Siarr 45^) vom Glauben zuschulden vnd zutadeln, ') als solle sie gute werck verbieten, Sonder vil mer zurumen vnd preisen, als die da rechtschaffne gute werck lere thun vnd hulff anbiete vnd weise, wie m.m zu guten, vnd Gott geselligen wercken tümcn möge. Dan ausserhalben des glaubens vnd ^) Christo ist des menschen natur vnd vermögen vil zu schwach, gute werck zuthun. Als nem« lich ^) Gott anzuruffen, gedult zuhaben im leiden, den nechsten
1) Daß „eigne" nach: ,. durch > fehlt, übersah Weber. 2) Die Variante: »creffte ^ (statt: crasft) hat Weber nicht berührt.
3) Die Worte: „vnd zu tadeln" hat Weber ausgelassen-
4) Die Auslassung des Wortes: „außerhalb" (vor: Christo) hat Weber nicht bemerkt. 5) Die Wörter: „ Als nemlich" hat Spalatin noch hinzugeschrieben und zwar so, daß „Als", womit eine neue Zeile beginnt, über den Rand der Zeile hervorsteht (wie dieß Spalatin, um abzusetzen, immer
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zulieben, befolen Ampt vnd dienst vleissig verwalten vnd außrich- ten, ') der Obrickeit gehorsam ') zusein, vnzcucht ^) zufiie- hen :c. Dan solche hoche, rechte vnd gute werck vermag nye- mands on Cristus hilff zuuerbringen, Wie Christus selbs sagt Iohannis am Funfftzehenden: On mich konneth ir nichts thun.
(Vla«46^) Von den Streitigen artickeln.
Dieweil dan in den artickeln des glaubens in vnsern tyr- che« der heiligen schlifft oder gemeiner Christlichen tyrchen nichts zu wider gelert Wirt, Sonder allein etlich mysßbreuche geendert sind, welche nicht durch Concilia, oder wie sich sonst geburt, also geordneth, Sonder zum teil mit der Zceit von sich selbs eingeris sen, zum teil mit gewalt aufgericht sind, so federt vnser notturfft, dieselben zuertzelen vnd vrsach anczuczcigen, warumb hierinn en derüg geduldet ist, dom't kay.Mät erkennen mögen ^), in dem nicht vnchristlich oder freuenlich gehandelt, Sonder das wir durch Got tes gebot, welchs billich hoher, dan alle gewonheiten zuachten, gedrungen sind, solch enderung zuuerstaten.
(Blair 46'') Von beyder gestalt des Sacraments.
Den leyen wirt bey vns beyde gestalt des hochwirdigen Sa« craments gereicht, Aus diser vrsach, Dan bis ist ein clarer beuell) vnd gebot Christi Mathei am xxvj«": Trinckt alle daraus. Dan do gepeutt Christus mit claren werten, das sie alle aus dem kelch trincken sollen. Vnd domit nuemand dise wort anfechten tonne, als mochten die Priester allein beyde gestalt nemen, so zceiget
thut), und daß »nemlich« mit einem Einschaltungszeichen nach „Als" „och mehr an den äußern Rand hinausgerückt ist. We- der hat das zweite Wort: „Nemlich" gar nicht bemerkt, und sagt auch zu der Variante: »Als« nicht, daß sie sicher erst durch Correctur entstanden ist. 1) Weber irrig: ., auszu richten «. 2) „ gehorsam" fehlt nicht; Weber' s Angabe läßt es vermuthen. D »vnzcucht« ist eine von Weber nicht bemerkte Variante (st.: böse lust). 4) Svalatin
vergaß nach „möge»" zu schreiben: „daß".
328 Iun.
Sant Paul .j. Cor. am lj^an, das die gantze vorsamlung der Corinther tyrchen beyde gestalt gebraucht habe.
Diser brauch ist auch lange Zceit in der tyrchen blieben, wie man den mit Historien vnd der Veter schrifften beweisen tan. So meldeth Sant Cyprian an vil orten, das den leyen die Zceit der telch gereicht sei).
(Blatt 4?') Auch spricht Sant Hieronymus, dasdiePrie, sier, so das sacrament reichen, dem Folck das blut Christi auß< teilen. So gepeutt der Babst Gelasius selbs, das man das Sa» crament nicht teilen soll, de consecra. bist. ij. c. comperimus. Man findeth auch ') nyrgents tchn Canon, der do gebiete, allein eyne gestalt zunemen. Es kann auch nyemand wissen, wen oder durch welche dise gewonheit, «in gestalt zunemen, eingefurt sey.
Nu ists ie öffentlich, das solche gewonheit wider Gottes gebot, auch wider die alden Ccmones eingefurt, unrecht ist. Der« halben hat sich nicht geburen wollen, ^) dero gewissen, so das heilig sacrament nach Christus einsatzung zugebrauchen begert ha< ben, zubeschweren, vnd zwingen, wider die ordnüg vnsers Herrn Christi zuHandeln.
(Bla« 4?b) Von der Priester Ee.
Vber die bösen exempel der priest«, die sich der weiber nicht haben tünen enthalten, ist ein gemeine clage gagen, Derhalben man auch in Historien liseth, das Babst Pius, des namens der ander, Hab pflegen zusagen, das man vil vrsachen gehabt habe, den Priestern die eeweiber zuuerbieten. Man hat aber vil mer vnd grosser vrsachen, den Priestern die eeweiber wider zugeben. Als nu die Priester bey vns ') die öffentlich ergernus haben nie», den wellen, *) haben sie eeweiber genömen, vnd gelert vnd ge< predigt, das sie sich wol vereelichen mochten.
1) „ auch" fehlt nicht, obgleich es Weber so angicbt. 2) Wel ber irrig: «wellen". 3) „bey vns" hat Weber irrig ausgelassen. 4) haben meyden wellen) Weber läßt irrig «haben« (vor; »meyden") aus.
Iun. 329
Erstlich, das Sant Paul sagt .j. Cor. vij.: Ein itlicher soll sein eeweib haben, hurerey zumeyden. Item Es ist besser freuen, dan brennen. .
(Blatt 48') Zum andern, das Christus selbs gesagt hat Mathei am rix., das wort fasseth nicht Iederman, Sonderden es gegeben ist. Domit Christus anczeigt, das nicht Iederman geschickt') sey, ledig vnd on eeweib zubleiben. Dan Gott hat die menschen geschaffen, linder zuczeugen. So steet es auch in des menschen gewalt nicht, on sonderlich Gottes wort vnd werck Got tes geschopff zuwandeln. Derhalben alle die on Eeweiber vnd ledig nicht bleiben tunen, die sollen weiber nemen. Dan Gottes ge bot vnd ordnung vermag teyn menschlich gesetz vnd Recht ^), auch teyn gclubonus aufzuheben, vnd die priester bey vns leren, das aus diftn vrsachen Inen getzimbt habe, ^) eeweiber zunemen.
Zu dem so ists am tag, das die Priester in vorczeiten Ee weiber gehabt haben. (Ölatt 48>>) Dan es sagt auch Sant Paul, das man ein solchen Bischoff erwelen soll, der eynes weibs man sty. So findt man in Historien, das in Teutschen Landen noch in vierhundert Iaren die priester mit gewalt gedrügen sind worden, ledig vnd on eeweiber zubleiben. Das auch die Priester schafft sich so hart dawider gesetzt vnd gesperrt habe, das ein Ertz- bischoff zu Meintz, do er des Babsts beuelh, derhalben außgan- gen, hat eroffnen vnd verkünden wollen, darub'") schier vmb- tümen vnd erwürgt ist worden. Es ist auch domit so vnfreunt- lich zugangen, das man nicht allein den Priestern die zutunfftig Ee verboten, Sonder auch die, so berayt bey einander in der Ee fassen, gescheiden habe, wider alle menschliche Rechte, Ja auch wider die Canones nicht allein durch die Bebste, sonder auch (Bla« 49') die allerloblichste Concilien aufgericht. Derhalben vnser vnntertenigst bitt ist, Ro. tan. Mät., als der allergutigst
1) Weber la» irrig: „ geschenckt". 2) Spalatiu schrieb zu erst: „ordnung", durchstrich es aber und schrieb dafür: „Recht". 3) Weber irrig: »hat" (statt: habe). 4) d. i. „darüber". Weber irrig: davumb.
330 Iun.
Kays«, Ja auch als ein sonderlicher liebhaber der teuscheit, ge- rwen gnediglich zubedencken, dieweil die welt Je lenger. Je Met aönymdt, vnd die menschlich natur auch schwecher Wirt, ein gnedigs aug darauf zuhaben, domit nicht vil greulicher laster in Teutsche lande sich einfiechten. Dan Gott hat Je selbs den Ee« standt zu einer artzncy menschlicher schwacheit eingesetzt. Zu dem so sagen auch die Bebstliche Recht, das man das ald gestreng Recht vmb der menschlichen schwacheit willen bey weiln in disen letzten Zceiten nachlassen sollen, vnd wolt Gott, das es in disem Handel auch gescheeh, In ansehüg, das doch der Priester Ee der Cristlichen tyrchen nichts schadeth. Die sach (Blatt 49^) lest sich auch fast ^) also ansehen, das grosser Mangel hinsurder an Pfarrern, Predigern vnd andern seelsorgern sein wurd, ') wo man Inen die Ee lenger verbieten wurd. Weil dan der Priester Ee für sich hat Gottes gebot und beuelh vnd manchfeldig exempel der Christlichen tyrchen, Dazu auch der vnreyn Eeloß standt der Prie ster vber die Massen ser vil ergernuss, eebruche vnd andere er schreckliche laster bringt. Demnach ist es wol ein groß wunder, das man in teyner fachen so schwind vnd vngutig handelt als wi der der Priester Ee. Dan es ist nye wider gelesen, noch erHort, das man Irgent in eyner, politzey eyn pen wider die Ee gesetzt he« '), Sonder Gott selbs hat geboten, den Eestandt in eren zu halten. So haben auch alle beschnbene Recht in allen wolgeor- denten Cömunen den (Blatt 50») Eestandt auch bey den heyden vnd »«gläubigen in höchsten eren vnd wirden *) gehalten. Itzt aber erwürgt man die Eeleut aufs aller vngutigst ^) vnd dennoch priester dartzu. Allein vmb des Eestandts willen, »»angesehen, das es wider aller Bebstliche« Rechte vermöge ist. Sant Paul nenneth .j. ad Timoth. iiij. des ") Teufels lere, das man den Eestandt verpeutt, welchen spruch man itzt leichtlich versteen lan.
l) „fast" steht über der Linie. 2) Weber irrig: wird. 3) Wc, der irrig: halt. 4) Weber irrig: wurden. 5) Die Worte: „aufs aller vngutigst" hat Weber »versehen. 6) Weber las irrig: „das", st.: des.
Iun. 331
die weil man das verbot des Eestandes mit so vilfaldigem mordt vnd todtschlag veneydigt.'
Derhalben eben als teyn menschlich Recht vermag, Gottes gebot ') aufzuheben, Also vermag ^) auch teyn gelubdnus Got< tes gebot vnd befelh vmbzustossen, Demnach auch der heilig Vi« schoff vnd mertrer Sant Cyprian geraten hat, das die Weibsbilder sollen mener nemen, die die angelobten teuscheyt nicht halten, Dan das ') sind eben seine wort im ersten buch seiner (Blatt 50^) sendebrief *) in der eilfften episteln: Wen sie aber nicht bestendig- lich in der keuscheit verharren ^) wollen oder nicht vermögen, so ist es vil besser, das sie mener nemen, den das sie mit irer tust gantz ins feuer fallen, Dan sie sollen Je den brudern vnd schwe, stern teyn ergernuss geben. Es gebraucht auch das geistlich Recht ein gelimpf vnd linderüg gegen den, die vnder rechtem alder sich mit gelubdnuss, wie den bisher gemeyniglich bescheen, verpfiicht haben.
Von der Mesß.
Man legt den vnsern mit vnrecht auf, das sie die Mesß sollen abgethan haben. Dan das ist öffentlich, das die Mesß,
- on rum zureden, bey vns mit grosser andacht vnd ernst gehalten Wirt, den bey den Widersachern. (Blatt 61^) So werden auch
, die leute zu mermaln mit höchstem vleis vom hochwirdigen sacra- ment vnterricht, Warzu es eingesetzt vnd wie es gebraucht soll werden. Als nemlich die erschrocken gewissen domit zutrosten, dardurch das Folck zur Cömunion vnd mesß geczogen wirt. Da» bey geschicht auch vnterricht wider die unrechte vnd irrige lar ''l vom sacrament. So ist auch in den «rimonien der Mesß teyn «nderüg gescheen, dan das an etlichen orten teutsch geseng, das
1) Weber setzt eigenmächtig hinzu: „vnd befelh". 2) Bei
Weber heißt es unrichtig: „ mag ", st.: vermag. 3) We < ber irrig: .. daß «, st.: das. 4) Weber unrichtig: ., sendt- brief.« 5) W e b e r las irrig: „ beharren ", st.: uerharren. 6) Weber irrig: lere.
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folck domit zuleren vnd zu vben, neben dem lateinischen gesang gesungen wirt, Sintemal alle Cerimonien furnemlich dartzu die nen sollen, das das Folck daraus erlerne, was Ihm von Christo zuwissen von noten ist.
Nachdem aber die Mesß mancherlen weise hieuor, wie am tag, misßbraucht ist, also das ein Iarmarckt draus gemacht ist worden, Das man sie (2la« 61^) taufft vnd verkaufft hat, vnd das merer teyl in den kyrchen vmb geldts willen gehalten sind worden, ist solcher mysßbrauch zu vilmaln auch vor discrZceit von gelerten vnd frümen leuten gestrafft worden. Als nu die Prediger bey vns dauon gepredigt vnd die pricster der erschreck lichen bedrawung, die billich ein Jeden Christen bewegen sollen, erInnert, das wer das sacrament vnwirdig brauche, der seu schul« dig am leib vnd blut Christi, sind solche tauff vnd winckelmessen, welche bisher vmb geldts vnd der prebenden willen aus zwangt') gehalten worden, in vnsern tyrchen gefallen.
Daneben ist auch der greulich irrthumb gestrafft worden, das man gelert hat, vnser Herr Christus habe durch sein todt allein für die erbsunde genug gethan, vnd die mesß zu einem ^) opfer eingesetzt für die andern sunde, (vlait 52«) vnd also die mesß zu eine opfer gemacht für die lebendigen vnd die toten, dar« durch die sunde weg zunemen vnd Gott zcuucrsonen.
Daraus dan weiter gefolget hat, das man disputirt hat, ob eyn mesß für vil gehalten, so vil verdiene, als so man ein mesß ') für ein Jeden in sonderheit hielde. Daher auch die grosse menig vnd antzal der messen tömen sind, das man mit disem werck bey Gott alles das hat erlangen wellen, dess man bedurfft hat. Daneben aber ist des glaubens an Christi, vnd des rechten Gottes diensts vergessen worden.
1) Weber sagt mit Unrecht, daß die Worte: »aus zwangt" in SpaIatin' s Abschrift fehlen. Sie stehen hier »ur in ande» «r Folge, als im gewöhnlichen Texte. 2) Weber irrig: einen. 3) Den Zusatz: >, ein mesß ", welchen nur diese Ab schrift hat, bemerkte Weber nicht.
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, Darüb ist douon vnterricht gescheen, wie dan die Notturfft erfordert '), wie das sacrament recht gebraucht soll werden, vnd erstlich das tn)n ander opfer für die Erb vnd andere sunde, den der eynig tobt Christi sey, zceigt die schrifft an vil orten an. So steet auch zun hebreern, Das sich Christus (Blatt 62^) ein mal geopfert vnd domit für alle sunde genug gethan hat.' -' Es ist auch ein vnerhorte newyckeit, das man in der kyr- che« leret, das Christus todt soll allein für die erbsunde, vnd nicht auch für andere sunde genug gethan haben. Derhalben zuhoffen, 'nyemandes halte es dafür, das diser Irrthumb vnbillich ge- strafft sey. . ,
Zum andern, so lerech Sanct Paul, das wir Gottes gnad durch den glauben» vnd nicht durch die werck erlangen. Dawider dan öffentlich diser mysßbrauch der messen ist, wen man vermeh» neth, durch dises werck gnad zuerlangen, Dan es ist Je vnuer- borgen, das man die messen dartzu gebraucht, sunde wegzunemen vnd gnad vnd alle guter von Gott zuerlangen vnd das solchs der priester nicht allein für sich, sonder auch für andere, für die gantze weit vnd für lebendige vnd toten gebraucht.
(KK«53«) Zum dritten. So ist das heilig Sacrament ein gesetzt, nicht domit für die sunde ein opfer anzurichten, Dan das opfer ist zuuor gescheen. Sonder das vnser glaub dardurch erweckt vnd die gewissen getrosteth werden ^), Das Inen gnad vnd Vergebung der sunde von Christo zugesagt ist. Derhalben bis sacrament den glauben fodert. ^) Wirt auch on glauben vergeblich gebraucht.
Dieweil nu die Messe nicht ein opfer ist für die andern le bendigen vnd toten, Ir sunde wegzunemen, sonder ein Cömunion sol sein, da *) der priester vnd andere das Sacrament für sich
1) Daß also auch diese Abschrift „erfordert" hat, sah Weber nicht. 2) Daß die Worte: „Welche durchs Sacrament vernemen" bey Spalatin fehlen, sagt Weber nicht. 3) Weber irrig: foderst. 4) Spalatin hatte „das" geschrieben, wie auch andere Abschriften haben, corrigirte dieß aber in: >, da ". Weber bemerkte, es nicht.
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selbs ') entfahen. Derhalben heldt man b«y vns bist weise, das man an Feyertagen, auch sonst, so Cömunicanten da sind, mesß heldt vnd die es begern, cömunicirt. Also bleibt die Mesß bey vns inirem rechtem brauch, wie sie vor Zceiten in der tyrchen ge, halten, wie man den aus Sant Paul .j. Cor. xi. kann beweisen. Dazu auch aus (Hla« 53^) viler Vetcr schrifften. Dan Chry- sostomus spricht, wie der Priester teglich stee vnd etliche zu der Cömunion fodere, Etlichen aber verbiete, hinzuzutreten.
Weil man den teyn newickeit, die in der tyrchen vor alders nicht gewesen, furgenömen hat. Auch in den Cerimonien der Messen teyn sonderliche -) enderung gescheen, Allein das die an dern vnnotige Messen «wo mit mysßbrauch gehalten, gefallen vnd doch die pfarrweß bliben ist, Soll billich dise weise, mesß zu halten, nicht für tetzerisch vnd ««christlich gehalten werden.
Von der Beicht.
Die Beicht ist durch die Prediger bey vns nicht abgethan. Den man reicht das heilig sacrament nyemands, der nicht zuuor verHort vnd absoluirt ist. (Blatt 54») Dabey Wirt das Folck mit vleis vnterricht, wie trostlich das wort der absolutio«, vnd wie hoch vnd teur die absolutio« zuachtm sey. Dan es sey nicht eines schlechten menschen stytn oder wort, Sonder Gottes wort selbs, der ') die sunde vergibt, Dan sie wirt an Gottes stat vnd aus Gottes befelh gesprochen. Von disem befel vnd gewalt der schlussel, wie notig vnd trostlich er sey den erschrockenen gewissen, Wirt mit grossem vleis gepredigt. Dartzu wie Gott haben will, das man diser absolutio» nicht weniger glauben soll, den wenn Gottes stym selbs von hiülel erschölle '), vnd vns dess frolich trö-
1) Zuerst schrieb Spalot.: »nimpt«, durchstrich es jedoch während des Nbschreibens und schrieb darauf: „ entpfahen «. 2) We - der hat die Variante: „sonderliche" (st.: merklich) übergan gen. 3) Nach »der« schrieb Spalatin: ..da", durch strich es aber. Er hatte also zuerst die Lesart der Mainzer Ab schrift. 4) Nicht: „ erschalle«, wie Weber angiebt.
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sten vnd wisse», das wir durch solchen glauben Vergebung der sundm erlangen: Von welchen notigen stucken die Prediger, so in vortzeiten von der Beicht vil lereren, nicht ein wortlein gerurt. Sonder allein die gewissen mit langer ertzelung der sunden, mit genugthuung, (Blair 54^) mit ablass, mit wallfart vnd der gleichen gemartert haben. Es bekennen auch vnser Widersacher selbs vil, das dises teyls von rechter Christlicher Busß schicklicher, bas l) vnd tröstlicher, dan zuuor in langer Zceit geschrieben vnd gehandelt sey.
Man lereth auch bey vns von der Beicht also, das man nyemanos dringen soll, die sunde nanchafftig zuertzelen. Dan solchs ist doch vnmuglich, wie der rviij.') psalm spricht: Wer tcnneth die myssetat? Dan die elende menschlich natur steckt so tief in sunden, das sie die nicht alle sehen oder erkennen tan. Sollen ') wir nu allein von den absoluirt werden, die wir ertze» len tönen, so wurd vns wenig beholffen. Derhalben ist nicht von noten, die leut zudringen, die sunde nanchafftig zuertzelen. Diser meinüg sind auch die Veter gewesen, wie man findeth de penitencia dist ^) 1., do Sant Chrysostomus ^) wort angetzogen werden: (Blatt 55») Ich sage nicht, das du dich selbs soll öf fentlich dargeben, noch gegen eine andern verclagen oder schuldig geben, sonder gehorche dem Propheten, der do spricht: Offenbare dem Hern deine wege. Derhalb beichte Gott, dem Herrn, dem wahrhafftigen richter, neben deine gebet. Ich sage, nicht mit der Zcungen, sonder in deine gewissen. In welchen wortten man clerlich sihet, das Chrysostomus darauf nicht dringt, die sunde nanchafftig zuertzelen. ,, .
Doch geschieht durch die Prediger dises teyls vleissiger vn» terricht, das man die Beicht von wegen der Absolution, welche
1) Weder irrig: büß. 2) Weber irrig: rriis. 3) .> Sol len« fehlt also nicht, obgleich es Web er's Angabe vermuthen läßt. 4) Nicht: „biß", wie Weber angiebt. 6) We ber irrig: .. Chrysostomu."
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das haübt vnd furnemst siuck in der Bercht ist, den erschrocken ge, wissen zu trost erhalten soll. /
!.v. .' .^ Von unterschied der Speise.
In vortzeiten hat man also gelert, gepredigt vnd geschrie, ben, das vnterschied der speis vnd dergleichen menschliche traditio« vnd satzung dazu dienen sollen, (Blatt 65b) dadurch Gottes gnad zuuerdienen vnd für die sunde genug zuthun. Derhalben man auch «glich hat newe fasten, Cerimonien, orden vnd dergleichen mer erdacht, vnd darauf hart vnd hefftig getriben, Als sollen solche ding notige Gotts dienst seyn, so mans hielde, Gottes gnad dardurch zuuerdienen, So mans aber nicht hieldte, das man grosse sunde tette. Daraus den vil schedlicher Irthumb in der tyrchen gefolgeth vnd gewachssen sind. Dan erstlich ist dadurch die gnad Christi vnd die lare vom glauben verdunckelt worden, welche vns das Euangelion mit grossem ernst furhelbt, vnd hart darauf treibt, das man den verdienst Christi hoch vnd teurach- ten, vnd wissen soll, das der Glaube an Christum hoch vnd weit vber alle werck soll gesetzt werden. Derhalben Sant Paul heff tig wider das gesetz Moisis vnd die ') menschliche traditiones vnd satzung 2) gefochten, (Hla« 66°) Das wir draus lernen sollen, das wir vor Gott fronl werden nicht aus vnsern wercken, sonder allein durch den glauben an Christum, das wir vmb Chri stus willen Gottes gnad ^erlangen. Welche lare schier gcmtz verloschen ist, dadurch, das man gelert hat, man vermöge Got tes gnad mit gesalzten fasten, mit vnterschied der speis, mit cley- dern «. erwerben.
Zum andern, So haben solche satzung auch Gottes gebot verdunckelt. Dan man man setzt dise traditiones weit uberGot«
tes
I) Den Zusatz: ,, die" hat Webe r nicht bemerkt. 2) Auch den Zusatz: >,vnd satzung" übersah Weber. 3) Weber hat vergessen zu sagen, daß Spalatin' s Abschrift die Variante: «Gottes gnad" (statt: gnad) giebt.
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teS gebot. Disß hat man auch allein für ein geistlichs vnd christ, lichs leben gehalten, wen euner also feuert, also betet, also fastet, also gecleydet wäre. ^) Andere, aber nötige gute werck hat man für ein weltlich wesen vnd da Gott nicht gefallen an trüge, gehal ten. Als nemlich, das ein Jeder nach seinem beruff Zuthun schuldig ist. Als das der haußvater arbeytt, weib vnd tind zcune- (Blatt 66'') ren vnd zu Gottes forcht aufzutziehen. Das die haußmutter linder gebirt vnd Ir wartet, Das ein Fürst vnd Obrickeit land vnd leut regirt :c. Dan solche gute werck, von Gott geboten, haben müssen ein weltlich vnd vnuolckommenlich leben sein. Die menschliche satzung aber haben den prechtigen namen gefurt, das sie allein uolckömen werck hiesscn. Derhalben ist-) keyn masß noch ende gewest, solche traditiones vnd ') satzung zumachen.
Zum dritten. So sind auch solche Traditiones vnd satzung zu hoher beschwerung der gewissen geraten, Dan es war nicht muglich, alle traditiones zuhalten. Dennoch waren die leut der meinüg, als wer solchs ein notiger Gottes dienst. Darüb schreibt Gerson, das dardurch vil leute in vertzweiftlung gefall?» sind vnd etlich sich selbs vmbgebracht haben, aus dem, das sie teyn trost von der gnad Christi geHort haben. (Llatt'57«)
Dan man sihet bey den Sümisten vnd Theologen, welche sich vnterstanden haben, die traditiones zusamen zutziehen vnd linderüg vnd equitet zusuchen, den gewissen zuhelffen, wie Der- Wirt die gewissen gewest ^) sind. Dan weil alle heilsame christ, liche lar von notigen sachcn, als vom glauben, vom trost in ho hen anfechtung vnd dergleichen dawider gelegen ist, so haben sie domit ser vil zuthun gehabt. Darumb hat Gerson vnd vil geler- ter frümer leut mer in vortzeitcn darüber ser hefftig geclagt, das
1) Daß auch Spalatin „wäre" (d.i. war), st.: „were" liest, sagt Webcrnicht. 2) Weber sagt nicht, daß Spalatin's Abschrift ..ist" hat, statt: was, (d. i. war). 3) Weber setzt nach „vnd" irrig hinzu: „den". 4) Weber irrig: gewesen. Firftemann's urlundenduch. 22
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solche traditio« vnd satzung vil zcancks in der tyrchen anrichte, ten'), vnd früme leut, dardurch verhindert, zur rechten ertent- nus Christi nicht tomen mochten. ^) Ja es hat auch Sant Au gustin mysßfallen, das man die gewissen mit so vil traditio« vnd satzungen beschwerth. Derhalben er auch dabey den vnterricht gibt, das mans nicht für notige ding halten soll.
(Blatt 67b) Derhalben die vnsern nicht aus freuel oder Verachtung geistlichs gewalts von disen fachen gelert haben. Son der es hat die notturfft erfordert, von berurten Irthumben vnter- richt Zuthun, welche aus mysßuerstandt der traditio» erwachssen sind. Dan das Euangelion zwingt die lare vom glauben Zu treiben in der tyrchen. Nu tan die lare vom glauben nicht ver standen werden, so man vermeineth, durch eigene erwelte werck Gottes 2) gnad Zuuerdienen. Darüb hat man bey vns also ge- lert vnd gepredigt, das man durch Haltung menschlicher traditio« vnd satzung ') nicht möge Gottes gnad verdienen, oder Gott ver- sonen, oder für die sunde genug thun. Derhalben soll man kenn notigen Gottesdienst draus machen, Dan Christus selbs entschul digt Mathei xv. die Aposteln, do sie die gewonliche (Klan 58«) traditio« vnd satzung nicht gehalten hellen, vnd sagt darben: Sie eren mich vergeblich mit menschen geboten. So er nun disß eyn vergeblichen dienst nenneth, musß er notig seyn. °) Vnd bald hernach: Was zum mund cingeet, verunreynt den menschen nicht. Item Paulus Ro. xüii,.: Das himelreich stect nicht in speis vnd tranck. Colos. ij. Niemand soll euch richten in speis, tranck, sab- bat. Actuü xv. spricht Sant Peter: warumb versucht ir Gott mit auflegung des Jochs auf der Junger helfe, welchs wider vn-
1) Weber irrig: anrichten. 2) Daß die Abschrift Spalatin' s die Worte hat: „ vnd frumme leut — koOen mochten ", hat Weber zu bemerken vergessen. 3) We ber hat den Zusatz: „ Gottes" übersehen. 4) Den Zusatz: „ vnd satzung « hat Weber nicht bemerkt. 5) Die Worte: „ So er nun — nö tig seyn" stehen am Rande. Spalatin' s Lesart: ,. notig « sstatt: nicht notig) hat Weber nicht bemerkt.
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ser Veter, noch wir haben tragen mögen, Sonder wir glauben durch die gnad vnsers Herrn Jesu Christi selig zuwerden; wie auch eure Veter. Da verpeutt S. Peter, die gewissen in teyn weg mit eusserlichen Cerimonien Moisis oder auch andern zube< schweren. Sant Paul nennet die verbot der Ee vnd speis «. I.Timoth. iiij Teufelslere. Dan das ist stracks wider das (Slan öZb) Euangelion, solche oder andere werck der meiniig einsetzen oder thun, domit Vergebung der sunden zuerlangen, oder als tunt nyemands on solche werck ein Christen sein.
Das man aber den vnscrn schuld gibt, als sollen ') sie zeucht vnd casteyüg verbieten, wie Iouinianus, wirt sich vnge« tzweifelt aus iren schrifften vil anders befinden. Dan sie haben Je alltzeit gelert vnd gepredigt vom heiligen Creuh, das die Chri sten zuleiden schuldig sind, welchs dan die rechte Casteuung ist.
Bey vns wirt auch darneben gelert, das ein itlicher schul, dig ist, sich mit leiplicher vbung, als mit fasten vnd arbeyt, also zuhalten, das er nicht vrsach zu sunden gebe. Doch nicht der ge, stall, Gottes gnad domit zuuerdienen.
Die vnsern leren auch, das solche leipliche vbung nicht et« lich bestimpte tage allein, sonder stetig« für vnd (Bla« 69') für getribcn sollen werden. So sagt auch Christus selbs: Huttee euch, das eure hertzen > nicht beschwereth werden mit fullercy. S. Paul spricht. Er casteye seinen leib vnd bringe Ihn zu gehör, sam. Domit er anzceigt, das Casteyung nicht dazu diene, Got, tes gnad zuuerdienen. Sonder den leib geschickt zumachen, domit er das nicht verhindere, das eunem Jeden nach seyne standt vnd beruff zuthun ^) befoln ist.
Bey vns werden auch vil Cerimonien vnd traditio« gehal» ten. Als ordnung der Messe, geseng. Feste «., welche dazu dienen, das in der tyrchen ordnung gehalten werde.
1) Weber irrig: solle. 2) Die Variante: „zuthun" (statt: zu schaffen) hat Weber nicht bemerkt.
22 *
240 Iun.
Daneben Wirt das folck bey vns vmerricht, das solcher eus< serlicher Gottsdienst vor Gott ') nicht früm mache, Sonder das mans on beschwerung der gewisse» Halden soll. Also, das wen nmns schon on ergernus nachlesst, das man daran nicht sundige.
(Blatt 59>>) Dan dise freyheit in eusserlichen Cerimonien haben auch die alden Veter gehalten; Also hat man im ^) Orient die Ostern zur andern Zceit, den zu Rom gehalten, vnd do etlich dieselb vngleicheit für ein Trennimg in der tyrchen Halden wollen, wurden sie von den andern erInnert, das nicht von noten were, in solchen dingen gleicheit Zuhalten. So steet auch bist.') rij., das vngleicheit der menschlichen ordnung der eynickeit der Christ lichen tyrchm ') nicht zu wider sey. «)
Von Closter gelubden.
Diser artickel von den Clostergelubden belangt nicht die gantze Christliche kyrchen, Sonder allein etzliche eintzeln Personen, vmb welcher willen das gantz Folck nicht soll venvorffen werden. <Bla« 60") Dan wen gleich die verenoerung des Closterleben mangel hat, dieweil aber die lere vnd predigt, so dises teils im schwanck geet, soll cmgetzeigt werden, so muß man douon auch be- richt thun. Vnd Visen ") bericht vom Closterleben wirt ein Je der bester baß verneinen, so er bedencken wirt, wie es in Clostem zugangen ') vnd wie manchfeldiglich darInn auch wider die ") Bebstische recht «glich gescheen ist. Dan zu Sant Augustins Zceiten ist der Closterstand ftey gewest. Folgend die rechte zeucht
1) Irrig sagt Weber, daß die Worte: „vor Gott" bei Svala- tin fehlen, vnd bemerkt die Umstellung der Worte i» diesem Satze der Abschrift nicht. 2) Wcber irrig: ,. in" statt:
im. 3) Weber auch hier irrig: „ diß" st.: bist. 4) „ der Christ!, kyrchen" ist eine von Weber nicht bemerkte Vari ante statt: der Christenheit. 5) Weber sagt nicht, daß die Worte: ,Vnd Tripartia Historia — sonder glaub vnd lieb zu leren" bei Spalatin fehlen. 6) Weber irrig: dieser. 7) „ die" fehlt bey Weber. 8) Nach: „ zugaKgen" schrieb Spalatin: „ ist ", durchstrich es aber wieder.
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vnd lere zerrutt, da hat man die Clostergelubde erdacht, vnd do, mit eben als mit eine erdachten gefencknuss die zeucht widerüb aufrichten wellen. Vber das hat man neben den Clostergelubde» vil andere stuck mer aufbracht. Vnd mit solchen banden vnd be- schwerden hat man Ir vil, auch vnder Iren geburlichen Iaren belaöeu. So sind auch vil Personen aus vnwissenheit zu solchem Closterleben tomen, (Hla» 60^) vnd wicwol sie sonst nicht zu Jung gewesen, haben doch ir vermögen nicht genugsam ermessen, noch verstanden. Dieselben alle, also verstrickt vnd verwickelt, find gezwungen vnd gedrungen gnuesen, in solchen banden zublei ben, vngeacht dess, das auch das Bebstlich recht ir vil freu gibt. Vnd dasselb ist in Iuuckfraw Clostern beschwerlicher gewest, den in Munch Clostern, So sich doch geburet hett, der Weibsbilder, als der schwachen, zuuerschon.n, vnd dise hertickeit hat auch in vortzeicen vil frömcn leuten mysßfallcn, Dim sie haben wol gest.- hen, das beyde, knaben vnd mcydlen, vmb vnterhaltung willen des leibs in die Kloster versteck sind worden, Sie haben auch wol gesehen, wie übel dasselb fumemcn geraten ist, Waß ergernus ^ vnd beschwerüg auch draus erfolgcth, und Inen hat auch fast wee gechan, das die Bebstliche Rechte in der allerferlichsten fachen (HIatr 61^) sogar Hindan geseht vnd veracht wurden. ^) Z« dem, so haben sie auch-) ein solche meynung von dem Closter« leben vnd gelubd gehabt, die auch den München, die wenig ein verstand! gehabt, nicht gefallen hat, wie am tag ist. Dan sie gaben für, das die Clostergelubde der tauff gleich weren, vnd das man mit dem Closterleben Vergebung der sunde vnd rechtfertigung vor Gott erlangeth. Ja sie sagten ') noch wol mer, das man mit dem Closieriebcn nicht allein gerechtickeit vnd frümckeit, die vor Gott gilt, verdiente, sonder auch, das man domit beyde, die geböte vnd rete, im Euangelion verfasseth, hielde, vnd wur?
1) Weber irrig: werden. 2) „auch" hat Weber übersehen. 3) Irrig sagt Weber, daß Spalatin's Abschrift die Les> «t: ..satzten" (statt: setzen) habe. Svalatin hat deutlich geschrieben: „sagten".
34^ Iun.
den also die Clostergelubde hoher, den die tauff gepreisech. Sie sagten auch weiter, das man mit dem Closterleben mer ver- dieneth, den mit allen stenden von Gott verordnet!), Als pfarrer vnd Prediger standt, Obrickeit, Fürsten, Hern standt (Blair61 >>) vnd der gleichen, die alle nach Gottes gebot, wort vnd beuelh «rem beruff on ertichte geistlickeit dienen, wie dan diser stuck teyns mag verneynt werden, Dan man findts in iren eigen buchern.
Ferner, so hat man in vortzeiten schulen der heiligen schrifft vnd anderer freyen tunst, die der Christlichen tyrchen dienstlich, in Clostern gehabt ^), Vnd aus den Clostern pfarner vnd Bischöfe. Jetzt aber hats vil ein andere gestalt mit den Clostern. Ist auch nicht von noten, die ding, so leyder') one das am tag vnd vn< «erborgen sind, zuertzelen. In verheilen sind die Closterlich« versanllung darüb ^) gewesen, das man die schrifft drynnen ler» «et; Itzt aber geben sie für, das das *) Closterleben ein solcher stand sey, domit man Gottes gnad vnd frümckeit, die vor Gott gilt, verdiene. Ja es sey ein stand der volckömenheit, vnd setzen das Closterwesen allen andern stenden auch von ^) Gott eingesetzt weit °) für. (Blatt 62°) Welchs alles wir nyemands zu vn» glimpff, sondern zu hoher notturfft der fachen darthun der mei, nüg, das mcms bester baß vernemen vnd versteen möge, was vnd wie die vnsern leren vnd predigen.
Erstlich leren sie bey ') vns von den, die zur Ee greiffen, also, das alle die, so zum ledigen standt nicht geschickt sind, macht, fug vnd recht haben, sich zuuereelichen. Dan die gelubde vermö gen teyns wegs, Gottes gebot vnd ordnung aufzuheben. Nu lautt Gottes gebot also l. Cor. vij.: Ein ieder soll sein eigen eeweib haben, hurerey zuuermeiden. Darzu treibt, zwingt vnd
1) Zuerst schrieb Svalatin: „gewesen"/ durchstrich es aber und schrieb daneben in der Linie: ., gehabt". 2) „ leyder" steht am Rande. 3) Weber irrig: „darub". 4) Weber irrig: „das doch ". 5) „ von" steht am Rande. 6) „«irr- schrieb Spalatin öher die Linie. 7) „bey" steht über
der Linie. . .
Iun. z«
drin t nicht allein Gottes gebot, sonder auch Gottes geschopff vnd ordnüg alle die zum Eestcmdt, die on sonderlich Gottes werck mit der gab der Iunckfrawschafft nicht begnadtsind, lauts dises spruchs Gottes selbs Genesis am andern: Es ist nicht gut, das der mensch allein sey. Wir wellen im ein (Statt 62^) gehulffen machen, der vmb Ihn sey. -
Urkundenbuch zu der Geschichte des Reichstages zu Augsburg (1530), ed. Förstemann, 1833 (Google data) 117, in: Monasterium.net, URL </mom/ReichstagAugsburg/8237764c-60e9-483e-abdf-2da00859b166/charter>, accessed at 2024-12-04+01:00
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