Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 29, S. 109
Herzog Hans der Grausame von Sagan im Jahre 1488 und Hans Schweinichens Leben Herzog Heinrich XI. von Liegnitz, Nr. 29, S. 109









(Cap. 32.)
Erzehlung des Lignitzischen Krieges.
Demnach oben erzehlterMassen die Röm. K. M. dem Herrn Bischoff, alss demOber- ambt, gnädigst auffgeleget, Hertzog Hennerichen zur Lignitz zu überziehen, und I. F. G. in Bestricknüss zu nehmen und verfassen sich nach Prag vor I. K. M. zu gestellen, und ferner Bescheids zu erwarten, hat der H. Bischoff zu gehorsamer Folge solches ins Werck setzen wollen, und die Stände in aller Geheim, sonderlich: die Neissischen, Briegischen, neben den Steinischen und Wohlischen, Olss- nische, Bresslische, Glogische, die beide Fürstenthümer Schweinitz und Jawer neben denStädten auffgefordert, und den 6. Juny Abends nach dem Newmarckte verschrieben. Der Herr Bischoff aber, neben Hertzog Carl und Hertzog Friedri chen, welche in der Person da waren, neben Hertzog Georgen vornehmsten Rähten und Abgesandten, so wol die Freiherren Herr Seifferatt vonPromnitz und Herr Jorge von Braun, und andere vornehme Herren vom Adel, so in grosser Anzahl waren, lagen über Nacht zu Leubis. Und dieweil die anwesende Stände von Hertzog Friedrichen, und denn der Lignitzschen Landschafft, wie auch von andern Hertzogs Hennerichs Abgönstigen, eingenommen waren, sie auch I. K. M. Befehl sahen, sein sie alle zu solchem Vornehmen geneigt gewessen, und nicht Freundschafft, Nachbarschafft oder die gute Correspondentz, so Hertzog Hennerich mit ihnen zum Theil gehabt, angesehen noch erwogen, vielweniger die Landschafft bedacht, dass
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1) Am 1. Juni erhielt die Stadt Breslau vom Bischore den Befehl, wenigstens 20 wohlbewaffnete Männer und etliche Kutschen bereit zu halten und zu ihm zu stossen. Am 5. Juni wurde in Pogel und Steinau verboten, über die Oder setzen zu lassen. Am 6. Juni befahl der Bischof der Stadt Neumarkt, keine Wagen, sie seyen beladen oder unbeladen, nach Liegnitz durchzulassen. Acta.
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1581. Hertzog Hennerich ihr Herr sey, sondern dies alles beyseite gesetzt, und in solches
• unb Vornehmen bewilliget, und neben den andern mit fortgezogen.
Yon solchem Anzug und Vornehmen wissen Hertzog Hennerich nichts, haben auch dessen keine Kundschafft. Den 6. Juny aber umb 10. Uhr kommet Herr Wolff von Kittlitz, so bey I. F. G. am Hoffe, von andern Orten nach dem Newmarckt, und siehet, dass albereit von Reutern und Knechten etliche 100. beyeinander sein, und ziehet auch ferner auff allen Orten mehr zu, hält Nachfrage, wass es bedeute, was ihr Vornehmen sey, oder'wonauss sie wolten? Weil aber auff ihn nicht gesehen worden, sondern gemeinet, er gehöre zu den andern Reutern, so wird er bericht: Es gielte Lignitz, und sie solten Hertzog Hennerichen fangen. Da er dies vornimmet, seumet er sich nicht, und reitet fort. Es sein aber albereit alle Posten von Newmarck nach Lignitz verleget, wie denn auch von Leubis nach Lignitz, dass niemand fortkommen können; bringet aber Hertzog Hen n er ich en doch die Zeitung zu im Mittag umb 2. Uhr, welches zwar I. F. G. ihme nicht glauben wolten, sondern befrembdet I. F. G., weil sie von keiner Ursache wüsten, die erheblichen sey, und einer Uberziehung bedörffte. I. F. G. entsetzen sich anfangs etwas, und machen ihmen doch der Unschuldigkeit wider ein Hertz. Sie fertigen aber so bald die Sachen recht zu erkundigen widerumb ab, I. F. G. schleunige gewisse Kundschafft zu bringen. Zugleich aber schreiben I. F. G. den Herren zum Newmarckt: Demnach I. F. G. in gewisse Erfahrung wären kommen, wie dass bey ihnen viel Kriegsleute sein solten, begehrten I. F. G. gnädig von ihnen zu wissen, wohin es geneiget sey. Wo nu etwas wäre, so das gantze Land anginge, so wolten I. F. G. alss der vornehmste Standt des Landes gern neben den Seinigen dabey erscheinen, wäre auch der Herr Bischoff als das Oberambt zur Stelle (dessen Nachricht I. F. G. begehrten) so wolten I. F. G. sich beym Hn. Bischoff so bald einstellen. Es ward aber der Laquey zum Newmarckt angehalten, dass I. F. G. keine Antwort bekämen. Inmittels aber kommen je länger je mehr Zeitungen ein, Lignitz sol morgen belägert werden. Darauff rüsten sich I.F.G. etwas zum Handel, schreiben bald nach dem Goldberg und Lüben, weil I. F.G. was wichtiges vorfielle, so solte ein jede Stadt Angesichts 50. HackenSchützen I. F. G. auffs Schloss alhero lieffern. So fordern I. F. G. auch den Lignischen Rath und ent decken ihnen, dass I. F. G. fliegend vernommen hätten, als wann ein KriegsVolck vor Lignitz ziehen solle. Derowegen so wolten I. F. G. dem Rath anbefohlen haben, I. F. G. Hoffmeistern Hannss von Schweinichen die Schlüssel zu den Stadtthoren einzustellen, und ihme 10. Trabanten, so auff ihn warteten, wie denn auch 30. Hacken- Schützen auffs Schloss, die Wache zu halten, verordnen, auch umb 6. Uhr die Stadt sperren, und sich sonsten in guter Acht halten, so bald umbgeschlagen würde, dass sich ein jeder mit seiner besten Wehr auff den Platz verfüge. Inmittels aber auch auffs Rathhauss 50. Mann zu wachen verschaffen. Mit solcher Verordnung war ein Rath wol zufrieden, erboten sich derselbigen volle Genüge zu thun, und dies alles zu Wercke zu richten.
Umb 10. Uhr in der Nacht kommet Herr Wolff von Kittlitz zum andern Mal zurücke, und zeiget I. F. G. an, dass dem also sey, dass Lignitz solte belägert, und I.F.G. gefangen werden, und zöge das Kriegs Volck albereit zu Ross und Fuss an. Der
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Herr Bischoff neben den andernFürsten undHerren lege zu Leubis iindwäre sindter näch ten 5. Uhren. mit zwey Breumen1) übergeführet und wörden zu Greibnig2) zusammen e'j^j stossen und in 2. Stunden der Vortrab vor Lignitz sein, und wär Ihr Befehl und Instruction, sie solten die Stadt einnehmen, und I. F. G. in die Custodia einziehen.
Wie nu I. F. G. Hertzog Hennerich dessen glaubwürdige Wissenschafft bekom men, wissen sie in dem ersten Erschröcken fast nicht, was sie sollen vornehmen, vermeinen Anfangs, sie wolten sich so bald weg machen, und auff I. F. G. andere bessere Gelegenheit suchen, fassen ihnen aber auch wider einen Muth, sagen: Ehe sie mich sollen fangen, ehe muss alles zu Boden gehen. Befehlen darauff dem Hoffmeister in der Stadt so bald umbschlagen zu lassen, dass ein jeder bey Verlust Leibes und Gutes sich in seiner Büstung und besten Wehr auff den Platz verfügen solten und Bescheides erwarten. Ob es nu wol im ersten Schlaffe umb 11. Uhr war, erzeigten sich die Bür ger doch alles Gehorsambs, und waren in einer Stunde uber 1000. Mann auff dem Platz, und an einem jeden Hause eine Latern mit .dem Licht gehangen, und war jederman munter und wache.
Indessen lassen I. F. G. mit ihren und des Rahtes Bossen die Stücke aus dem Zeughause auffs Schloss und Stadtwalle rücken, ritten selber in die Carthause und Schwartze Vorwerge, liessen das Vieh auffs Schloss zum Proviant treiben, alles gedroschene Getrayde auffs Schloss führen, auch Holtz aus der Ziegelscheune, wie denn auch aus der Stadt 150. Achtel Bier, und was sonsten nöhtig und nur möglich, in der Eile fortzuschaffen, ward nichts unterlassen.
Wie nu solches alles bestellet war, ritten I. F. G. auffs Rathhauss umb 12. Uhr Nachts, alda der gantze Rath, Eltisten, Geschworne und Schöppen bey einander waren, die gantze Gemeine aber stund in voller Rüstung auff dem Platz. I. F. G. aber vermeldten dem Rath, wie dass Fürsten und Stände im Anzug Liegnitz zu belägern wären, Zweiffels ohne, I. F. G. gefangen zu nehmen. Wann dann I. F. G. zu solchem Vornehmen keine Ursach gegeben, derowegen so wären I. F. G. auch nicht gemeinet, sich gefangen zu geben, alss begehrten I. F. G. von einem Erbahren Rath, deroselben gehorsame Unterthanen, zu wissen, wass sie bey I. F. G. zu thun gemeinet, ob sie I. F. G. in jtzigem vor der Hand Zustand Hülffe und Beystand leisten wolten. Denn I. F. G. wären erbötig, neben der Stadt derselbigen Fürstl. Leib zuzusetzen, und wolten I. F. G. sich nicht fangen lassen, vielweniger die Stadt einnehmen, wann es I. F. G. Leib und Leben kosten solte.
Darauff erkläret sich der Rath, Geschworne und Schöppen, sie vernehmen solches mit Kummer, dass I. F. G. neben der Stadt in solche Ungelegenheit und Beschwer kommen solten. Diesem aber wäre nu wie ihm wolle, so wären I. F. G. ihr Herr, deme sie mit EydesPflicht verbunden, und weil ihnen von I. Kays. Maytt. nichts zuge schrieben, geboten noch verboten worden, sie auch nicht wüsten, ob es Freunde oder Feinde I. F. G. oder der Stadt wären, so erkennten sie sich aus Unterthänigkeit schuldig, bey I. F. G. zu hafften, Leib, Ehr, Gutt und Blut bey I. F. G. zuzusetzen, und
1) Prahmen.
1. 5/4 M. von Liegnitz.
1) Prahmen.
2) 0. zu S. 0. 6/» M. von Liegnitz.
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//. Schweinichens Heinrich XI .
1581. ehe I. F. G. ein Háar solte genommen werden, so solte ehe die gantze Stadt zu 6. Juni. saitera gehen, und vermehreten solches mit Handtauffwerffen.
Bey diesem liessen I. F. G. es nicht bleiben, sondern wolten des gemeinen Manns Gemüte zuvor auch vernehmen, ziehen vom Rathhauss auff den Platz, und schliessen mit den Kriegsleuten einen Ring, zeigen ihnen gleichfals an, was vor wär, und was I. F. G. mit dem Rath geschlossen, derowegen I. F. G. von ihnen auch wissen wolte, ob sie bei I. F. G. auffstehen und hafften, und I. F. G. und die Stadt beschützen helffen, dessen Gemütes sie sich erklären solten.
Wann dann die gantze Gemeine vernommen, dass der Rath und alle Eltisten bey I. F. G. zu stehen geneiget wären, auch solches zugesaget, haben sie es alle ingemein mit grossem Geschrey Ja! Ja! Ja! gewilliget, Leib und Leben bey I. F. G. zu lassen. Auff solches werden Befehlshaber verordnet, und die Kriegsleute so bald auff die Stadt walle geführet, und ordentlich umb die gantze Stadt ausgetheilet, und worden die grossen Stücke auff die Walle gezogen, als wann der Feind bald zu Sturme laufen solte, welches alles innerhalb 3. Stunden geordnet und vorbracht ward.
Es wurden auch so bald 100. Knechte auffs SchlossWall geführet und neben die aufgezogene Stücke gestellet. So kamen auch mit dem Tage 50. HackenSchützen von Goldberg, welche auff die Schlossbrücken gelegt worden.
Darmit es aber einiges Ansehen gewinne, liessen I. F. G. auffs Schloss auff die Brustwehr die Tücher von den Gezelten vorziehen, und darhinter lange Spiess in die Ordnung stecken, wie auch Helleparten, zu vermeinen, es stünden Landsknechte darhinter, wurden auch Häute auff Pfäle gestecket, und wo also eine Person stunde, hatte es das Ansehen, als wann es viel Personen wären. Zu dem liessen I. F. G. 2. Stücklein auff den Schlossthurn ziehen, und 6. Trom- meter zu blasen, neben Kesseldrommel zu schlagen, auff den Thurn steigen. So bald wann sie sehen, dass Fürsten und Stände anzögen, so solten sie die Stücklein 3mal lossbrennen, die Trommeter blasen, und Kesseldrommel schlagen, zur Anzeigung, dass I. F. G. der Fürsten und Stände Ankunfft wol bewust sey, und sie auch uner schrocken wären.
Der Anschlag aber Fürsten und Ständen, woltè ihnen, wie sie ihn vorgehabt, nicht gehen, denn ihr Anschlag war gewesen, dass eine Anzahl Knechte in der gantzen Stille vor Tage sich nach Lignitz machen, und bey den Thoren vorhalten solten. So bald die Thore auffgiengen, sie die Brücken einnehmen, und sich so lange schützen, biss die Andern ihnen zu Hülffe kämen. Denn ehe sie in der Stadt wahr wörden, so wäre man der Stadt mächtig, und weil kein Proviant auff dem Schloss verhanden, könte dasselbige vermocht werden, und niemanden ab und zukommen lassen, so müste sich der Hertzog auch bald ergeben. Diesen Anschlag aber hatten die guten Herren ver- ■7. Juni. schlaffen, denn sie erst Morgerids umb 7. Uhr den 7. Juny vor Lignitz ankommen. Wie nu die auff dem Thurne auff allen Strassen sehen zuziehen, wie schwartze Krähen, meldeten sie solches I. F. G. an. Darauff schaffen I. F. G., die Stücklein loss zu brennen in die Lufft, und auff beiden Wallen die HackenSchützen ingleichen, und wird die Kesseldrommel geschlagen, so wol die Trommeten geblasen, zu gewisser Anzeigung
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keines verzagten Hertzens und dass I. F. G. der Fürsten und Stände Vornehmen gar „1581-.
..... s . * 7. Juin.
wot bewust ware.
Da nu der Herr Bischoff neben den andern anwesenden Fürsten und fürstl. Gesandten und den andern Ständen ankommen, und hören das Schiessen und Drometen, werden sie verstörtzt, und in ihrem zuvorgemachten Concept gantz jrre. Derowegen so steigen sie in die Carthausen1), fallen ab und wollen Rath halten auch Kundschafften einziehen, wie es umb I. F. G. Hertzog Hennerich stünde und was vor KriegsRüstung vor handen wäre, und wie ferner anzustellen, dass I. K. M. Befehl ins Werck könte ge bracht werden, die Stände vergeblich nicht bemühet und mit Spott abziehen dörfften, denn die Stände hatten 500. zu Ross und 2400. zu Fuss in guter KriegsRüstung wol geputzt bey sich. Im Rathschlagen aber spricht der Herr Bischoff zu den Ständen: Wir sein verkaufft und verrahten, und werden nichts verrichten, sondern Spott ein legen, auch wol Püffe davon tragen.
In diesem wie nu der Herr Bischoff und die andern Fürsten und Herren von ihren Rossen sein abgestiegen, und (wie gemeldt) Rath halten wollen, und hören gleichwol das Geschüss und Getümmel, vernehmen auch, dass I. F. G. Hertzog Hennerich in starcker Kriegsrüstung sey, befahren sie sich, I. F. G. möchten ausfallen, und den Fürsten und Ständen ein Possen reissen, darauss ihnen Spott entstehen könte. ZuVer hüttung nu derselbigen halten Fürsten und Stände Rath, wie solches verhüttet möcht werden. Schliessen darauff, dass so bald alle Thore und Pässe mit Volck solten be- stezet werden. Ehe sie aber mit dem Rath fertig werden, kommet ein Geschrey: Hertzog Hennerich helle zu Ross und Fuss aus mit etlich 100. Mann. Diess aber ist daher kommen: Es hatte ein Juncker 2. Ross in die Vorstadt zu beschlagen geschickt, welche das Pulfer nicht hatten richen können, reisst das eine vor der Schmiede ab, und läuffet nach dcm Hauffen zu. Der Knecht rennet auff dem andern dem lauffenden Ross nach, da schreyet jedermann: Wass da wäre? Der Knecht ist auch ein abge- scheumter Bube, schreyt: Der Peucker kommet (denn also ward Hertzog Hennerich von seinen Wiederwärtigen mehrentheils geheissen), hat meinen Gesellen albereit vom Rosse geschossen.
Durch dies ist so ein Schröcken unter die Herren kommen, dass nicht allein der Rathschlag zutrennet, sondern es hat ein jeder nicht schnelle genung auff sein Ross kommen mögen, und nicht anders vermeinet, es würde nu in ein Treffen gehen. Da denn auch die Landesknecht zum Theil so geschwinde lauffen, dass ihr viel vor Angst die Rüstung weg werffen, ja auch einer von der Schweinitz vom Lauffen bald er sticket und todt geblieben, und von dem schnellen Lauffen sich also erhitzt gehabt.
Wie sich nu Fürsten und Stände wieder was erholen, und befunden, dass kein Aussfall war, so samleten sie wider die KriegsLeute, und fasten ihnen widerumb ein Hertz, verlegten die Pässe umb die gantze Stadt, dass niemand auss noch ein kunte.
1) Das im Jahre 1424 vom Herzoge Ludwig II. gestiftete Karthäuserkloster vor dem Breslauer Thore bei Liegnitz ging mit der Reformation ein und wurde 1547 niedergerissen. Der Ort, wo es ge standen, heisst noch die Karthause und ist ein zum Liegnitzer Domänenamte gehöriges Vorwerk. Zimmer manns Beschreibung Schlesiens VIII. 135.
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1581; Die Herren aber neben den Reutern und einer Gvardie yon 400. Schützen blieben im Ш1' Cartheuser Felde halten.
Ungeacht nu des verlegten Passes, so kamen doch Hertzog Hennerich von Lüben (wie I. F. G. sie verschrieben gehabt) durch ihre besatzte Wachen unhefragt 50. Hackenschützen zu, welche zum Pförtlein auffs Schloss gelassen worden. Dies thät den Fürsten und Ständen schmirtz, und waren uber ihre Befehlshaber übel zu frieden, schlossen daraus, weil I. F. G. Hertzog Hennerich sich vor ihren Augen stärckete, so müsten I. F. G. ander mehr frembdes Kriegs Volck, sonderlich Po hl en bey sich haben. Derowegen so war Fürsten und Herren vor der Sache nicht wol, dass auch der Herr Bischoff gesaget: Ihro F. G. wolten, dass das Spiel nie wäre an gefangen worden, und Hertzog Friedriehen angeredet: Ewer Liebden haben das Spiel ausgegeben, E. L. sehen, dass sie nicht martsch werden.
Wie nu I. F. G. Hertzog Hennerich dessen bericht worden, so I. F. G. bald auffs Wall zu geschryen ward, wie es ergangen, und was vor eine Furcht bey den Fürsten und Ständen wäre, und was vor ein Schröcken der Knecht mit dem entlauffenen Ross den Fürsten und Ständen eingejaget hätte, auch dass albereit einer im Lauffe todt geblieben, lachten I. F. G. und sagten: Dass bedeutet ihre ungerechte Sachen, so Fürsten und Stände gegen mir vornehmen, weil ihnen ihr Hertz so bald erschrückt, und wäre ein gewiss Omen, wann ich nauss helle, dass sie alle die Flucht geben wür den, den Herrn Bischoff aber und Hertzog Carl würde ich gefangen bekommen, und dieweil sich Fürsten und Stände unangesagt feindlich erweisen, die Stadt belägern, und alle Pässe verlegen, so wil ich mir wider Raum machen, und mit 40. Ross und 400. zu Fuss naussfallen, und mein Glücke versuchen, und sehen, wie ich Herr und Knecht Beine mache, und sie wider nach Bresslaw jagen möchte.
Ob nun wol der Mehretheil solches I. F. G. zu thun nicht widerrieten, sondern der mehre Theil Lust darzu hatte, so hat doch der Hoffemeister sich embsig darwider gesetzt, und erstlich I. F. G. zu Gemüte geführet, I. F. G. wüsten noch nicht, was Fürsten und Stände Begehren sey, ob sie in Feindschafft oder Freundschafft da wären, denn sie noch zur Zeit I. F. G. nichts zu entbieten hetten lassen. Vors Andere, so nehmen sie noch zur Zeit nichts thätliches vor, denn dass sie die Pässe verleget haben, dass wäre ihrer Wache und Sicherheit halber mehr, denn aus andern Ursachen be schenen. Vors Dritte, so wären Fürsten und Stände auch vielmal mehr stärcker, als I. F. G. und würden sich nicht schröcken lassen, jagten sie I. F. G. nu gleich, so wür den I. F. G. beschuldiget werden, sie hätten den Anfang zur Feindligkeit gemacht, und würde doch dabey nicht bleiben, sondern das letzte ärger als das erste werden. Vors Vierdte schlüge mit I. F. G. Unglück zu, dass sie beschädigt oder gar gefangen wür den, so wäre keine andere Klage, alss: Der Hertzog hätte es also haben wollen, und gienge daneben das Fürstenthum, ja Land und Leute, neben denen, so I. F. G. bey sich hätten, zu Boden. Derohalben so solten I. F. G. doch zuvor sehen, wo es nauss wolte, befinden I. F. G. alsdenn, dass sie was thätliches vornehmen, so könten I. F. G. hernach thun, was etwan im Rath mochte gefunden werden, anjtzo aber bete er I. F. G. unterthänig den Ausfall einzustellen.
Ob nu wol I. F. G. von ihrem Vorhaben nichf bald weichen wolten, sondern auff
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dem Ausfall beruheten, demnach stalten I. F. G. es, biss sie sehen, wo es nauss 1581. wolte, ein. 7JunL
Bald nach diesem kommen Hertzog Friedrichs 3. Junckern neben einem Trom- meter geritten, lassen blasen, schreyen auff das Wall, sie hätten Befehl, mit dem Bür germeister Sprach zu halten, wegen ihres Herren. Darauff ward ihnen angemeldt, sie wolten solches zuvor F. G. Hertzog Hennerich anmelden. Sie schrien aber wider, sie hetten mit Hertzog Hennerichen nichts zureden, sondern mit dem Bürgermeister, und ihn wie auch die gantze BürgerschafFt ihres EydesPflicht zu erjnnern, mit welchem sie Hertzog Friedrichen zugethan wären, und beyneben ihm zu schaffen, dass sie die Stadt eröffneten, und von KriegsBüstung abstehen wolten, und dass die Bürger- schafft heimgehen, und auff die Schemmel arbeiten sitzen solten, denn wo es nicht be- schehe, und der gemeinen Stadt was anders darauss entstünde, so wolt I. F. G. Hertzog Friederich, so wol Fürsten und Stände entschuldiget sein, und es möchte der Bür germeister und Rathherren, wie auch andere Redelsführer zusehen, wohin sie die Hütte setzen möchten.
Solche Reden hörete Hertzog Hennerich alles selber. Darauff traten I. F. G. selber auff das Wall, und nehmen den Bürgemeister neben sich, reden selber: I. F. G. hätten vernommen, was vor TrotzReden sie geführet, und I. F. G. getreuen Unter- thanen zu entboten. Nu wären I. F. G. selber Bürgemeister, jedoch weil sie den Stadt- Bürgermeister, mit ihm Sprach zu halten, begehret hätten, so wäre er zur Stelle, I. F. G. aber wolt ihn mitgeben, dass sie Derselben gehorsamen Unterthanen nicht Auffruhr machen wolten. Dehn dass sie in solchem Fall bey I. F. G. stünden, darzu triebe sie ihr Gewissen und Eyde selber, denn er als ein Feind, und nicht als ihr LandesFürst käme, und wenn I. F. G. vor vielen Jahren gegen ihnen zum Theil, wie sie wol ver brochen, verfahren hätte, .wörden sie selber die Hütte nicht auffsetzen können, solten in ihr eigen Gewissen gehen, da würden sie sich wol bespiegeln können. Zu dem so wären sie die Leute nicht, die ehrliche Leute, so bey ihrem Herren getreulich hielten, sie'ausspoliren solten, zu dem, so hätten I. F. G. auch noch keinen Schein gesehen, aus wasser Macht sie solche Reden führeten. Derowegen so solten sie sich backen, aber I. F. G. wolte ihnen den Weg weisen lassen, denn sie wären zu wenig, dass auff ihr Wort ihnen die Stadt eröffnet werden solte. Musten also diese 3. unverrichter Sachen mit dem Gapittel davon reiten, und wann sie weiter mit I. F. G. hätten dispu- tiret, so hätten I. F. G. albereit anbefohlen, dem einen das Ross todt zu schiessen.
Wie nun gemelte Person den Herren Kays. Commissarien dies Gespräche, so sie mit F. G. Hertzog Hennerich selbst gehalten, berichten, werden Fürsten und Stände Rahtes, den Mühlgraben abzustechen lassen, dass die Stadt kein Wasser mehr haben solte, und also die Mühle stille stehen müste. Derowegen sie die 3. Personen wider neben 20. Schantzgräbern abfertigen, und lassen den Mühlgraben zu Princkendorff1) abstechen, damit es bey der Stadt nicht bald lautbar gemacht würde. Es wird aber bey der Stadt bald vermercket. Da wolten I. F. G. endlich ausfallen, und dieselbigen Personen beym Kopffe nehmen, welches auch wol hätte ohn einigen Schaden beschehen
1) S. % M. v. Liegnitz an der Katzbach.
IOS H- Schweinichens Heinrich XI.
1581. können; aber es ward wie zuvor I. F. G. widerrahten, welches zwar I. F. G. mit .Juni. gchmertzen unterliessen, schickten aber bald hin und liessen das Wasser wider ver machen, dass es in einer Stunde wider rein genug, als zuvor.
Unter dessen aber schicken Fürsten und Stände einen Trometer an das Schloss- brücklein, und lassen I. F. G. anmelden, dass die Fürsten und Stände, so jtzo bey einander vor der Stadt wären, mit I. F. G. gern Sprache halten wolten, und ihren habenden Kayserl. Befehl und Instruction, so sie hätten, I. F. G. anmelden.
Darauff liessen I. F. G. den Fürsten und Ständen wider anmelden: Jtzo vernehmen I. F. G., dass sie Kays. Commissarien sein müsten, dieweil sie sich Kays. Befehls rühmeten. Nun hätten Fürsten und Stände mit einer solchen Kriegsmacht nicht kom men dürffen, Kays. Befehl zu überantworten. Denn es wol durch eine Person beschehen können. Wann aber I. F. G. ihre Verrichtung noch unverborgen, so gebühret I. F. G., als dem gehorsamen Fürsten seines gnädigen Kaysers und Herren Befehl anzuhören. Derowegen so möchten die Herren Kays. Commissarii vor ihre Person an die Pforten kommen, so wolten I. F. G. nicht allein sie ein und auffs Schloss lassen, sondern auch hören.
Wie nun der abgeschickte Trommeter dies den Kays. Commissarien berichtet, wollen sie nicht trauen und selber kommen, sondern schicken Hannss von Redern bischoffl. Marschall, Hennerich Walden den alten, und Hannss Saurmann an die Pforten, und wollen wissen, ob sie und die andern verordneten Fürsten und Stände sicher ab, und zu I. F. G. kommen solten, dessen begehren sie Versicherung. Darauff bewilligen I. F. G. nicht allein dies, sondern geben auch einen Bevers unter I. F. G. Decret und Fürstl. Hand.
Da nu die Fürsten und Stände den Revers erlanget, kommet ferner zu den Vori gen Herr Jorge Braun, Herr Seifferatt von Promnitz, Simon Hanewald, Bernhart von Waldaw, Doctor Reimann, Cantzeler, F. G. Hertzog Georgens Abgesandten, so wol Hertzog Carls Abgesandten, welche am ThumBrücklein ein gelassen worden, und stunden vor dem fördersten Thor an zu beiden Seiten Hocke schützen auff der Brücken mit einer Fahne 50. Mann; so waren auff beiden Wallen fornen zu voller Knechte mit 2. Fahnen, wie denn auff der Stadt Walle ingleichen 3. Fahne gesehen worden, wusten also die Abgeordneten nicht, wie sie es verstehen solten. •'
F. G. Hertzog Hennerich gehen ins Schloss, und bleiben vor" der Stiegen bey der RentCammer stehen, und haben bey sich 12. vom Adel in ihren ReiterBüstung und dessgleichen 20. Gesindlein gantz zum Auffsitzen fertig. Ingleichen I. F. G. Edel knaben, so Rüstung und Sturmhüte hielten, hinter sich stehen, und 12. Mussquetirer, wie auch 12. Trabanten mit ihren Oberwehren, und sprachen I. F. G. den Herren allen zu, saget aber: Ich gebe den Herren nicht darumb die Faust, als wann ich mich vor ihnen demüttigte oder fürchte, sondern meinem gnädigsten Kayser und Herrn zu schuldiger Ehrerbittung. Und weil sich die Herrn bey mir angeben, alss Kayserl. Commissarien, so Avil ich die Herren hören.
Cap. 32. Liegnitzischer Krieg. Cap. 33. Kaisertiche Commissarien. 103
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