Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 324. 1457. 8. Febr. , S. 290
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 324. 1457. 8. Febr. , S. 290
No. 324. 1457. 8. Febr.
Ich Ditterich Ditmersen eyn gewerdiget richter vnde frygraue zcw Wolck- mersen uff dem rede des heylichen Romischen richs von bevele des hochwirdigsten in god vater her Ditterich erczbischoff zcw Colne, her zcw Westevalen, herczog zcu Engeren myns gnedigen üben heren bekenne, thu kunt vnde beczuge in dissem
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offin vorsigelten briue vor dem aller hochmegtigsten irluchtigsten fursten vnde heren heren Friderich Romischen keyser, alle czyt merer des Romischen riches, herczoge
• zcw Osterich, zcw Styr zcw .Kernyten vnde Krayu vnde graue zcw Thirol je, mynen aller libesten gnedigsten heren, furder vor allen des Romischen riches vnde des gnanteu mynes gnedigsten üben heren üben getrawen fursten erczbischoffen herczo- gen lantgrauen marckgrauen burckgrauen bannerher heren ritteren ampluten richte- ren geystlich vnde werntlich heymlich vnde offinbar, schultesen burgermeysteren scheppin ratesinannen vorbitteren vnde vorweseren lande vnde luten vnde furder vor
1 aller menlich, den diser briff vorkummet sehen hören adder lesin vnde hyr zcw geheyschet werdin, das ich uff hüte datum dysses brifes vor mich vor das offinbar gerichte des fryenstuls myr warlichen vnde oftinbar plick vnde schin noch frienstuls rechte, das der ersamme Eckart Allennan frygraue vor Wolckmerssen myn vorvare zcw z[w]ey male vore van clage wegin Matteß Mackwicz geheyschet vnde vor manet habe Herman Becker, Heyncze Winter, Nickel Mulijer, Hans Knappe, Claus Schulcze, Thyce_Kolekwicz, Lorencz Padernasß, Nickel Krays vnde Heyncze Mugenhouer bürgere zcw Lipcz vnde ich mi, dy selbigen beclagten alles ussin bleuen vnde das gerichte vorsmehet vnde vorsumet habin, dar vmb sy in grosse bruche vnde busse gewist sint den stulheren vnde dem gerichte neinlich eyn iczlicher in segs vnde seg- czyg Schillinge alder konnicklicher thornisß, dar vmb hat der vorgnante Matteß mit vrteyl vnde mit rechte herwunnen noch frienstuls rechte vor dem egnanten friemstul, das ich die swere höchste sentencien vnde vol gerichte sokle gethan habe vber dy vorgnanten beclagtin, das allis vmbe god vnde vmbe wolthat willin durch dy ersam- raen frienscheppin vnde durch mich vff genomen ist, ab sy sich besinnen woldin vnde so vorstocket vnde vorblindet nicht pliben vnde dem cleger thtin, weß sy om von eren vnde rechten phligtik sin, das sy alles kleyne geacht habin, dy clage ouch irkant ist gevvordin zcw richtende in der heylichen heymlichen achte. Also ist nun vff hüte datum disses briues der vorgnante Matteß vor mich körnen vor den frienstul gelegen vor Wolckmerssen uff dem rede, do ich gesessin habe von bevele in konick- licher dingk Stadt in eynem gehegten gerichte in gespannener banck mit vrtel vnde rechte gekleydet von bewelin des heyligen Romischen riches, furder ist gewisset wordin mit vrteil vnde noch frienstuls rechte, das zcw bracht vnde wargemacht noch frienstuls rechte, das Mertin Bildenhain des vnrechten sich selbir irkante in dem vngehorsam der heligen kirchen, do her langeczyt in gelegin hath, vnde hat dem gnanten Matteß Mackwicz vber geanwirt register vnde vorsigelte briue, vsß gesnitene cedel, dy der gnante Wildenhayn dy er entphangen hat von dem rate zcw Lipcz. Noch hüte date disses briues ist vor mich körnen der obgnante MatteÄ vor dem friem stul zcw Volckmerssen uff dem rithe, das zcw gebrocht vnde wargemacht noch friem stuls rechte vnde hat mit vrteil vnde mit rechte erwunneii durch sinen geding ten vorsprecher Volckwin Czwigker, das her dy vorgnanten beclagten mag an dasten in holcz, in felde vnde fürt an allin stetin wu her sy ankummet, vnde kümmeren ir lib vnde gut vmb sulche sine an clage vnde erwunnene sach, houbtsum vnde kost, hinder vnde schadin, meymlich nun dusent guldin, dy her uff sy erhaldin hath noch friemstuls rechte noch lute eczlicher schöner geystlichen sentencien executorien vnde
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Instrumenten herczeyget vnde bewiset noch lute vnde inhalde sines behaldes briues, dor vmbe den ouch dem ergnanten Matteß durch recht gewyset ist, das her dy sel bige sine wedderbarth sammet adder besunderen also von oin gekümmert füre magk in das neste gerichte, das her gehabe kan, adder sust wu her hen kan vnde magk, vnde haldin oer lib vnde gut so lange, das sy om sulche sine houbt Sache kost hinder vnde schadin theger vnde alle wol beczalt habin ane sinen furdern schadin vmbe sine er wiste vnde er wunnene saclie vnde dem gerichte vmb dy pene bruche vnde busse; vnde wen eyn sulches eyne czyt lang gewert hath, wolden sich denne dy beclagtin dor an nicht keren, so^mag der cleger wen eß on gelüstet eyn vol gerichte der swersten sentencien von gerichte heyschin vnde der richter sal om den dez nicht wegir, also gewist vnde erwinmen ist. Ouch habe ich burgermeysteren vnde rethe vnde gancze gemeyn der Stadt Lipcz bobin virczeyen iar alle mannes person, usß gescheyden geystlichen, dy sy mit nagelen vnd mit thoren beslisscn [geschriben ?], das sye dy vor beclagten myt yren wyb vnde kinderen von on triben vnde oer gut behaldin, das dem cleger vnde stnlheren das gerichte egnant frieustuls sich an erholin mögen vnde dy vorgnante von Lipcz kümmeren vnde andasten in allermosse, also dye egnanten beclagtin mit urteil vnde mit rechte erwunnen vnde erstände, welche frage gewist ist yn rechte, ich Ditterich zcw gestade, habe myne orkunde dor von entphangen vnde zcw geslossin noch gerichtes rechte, also hat Matteß der cleger eyn sulchs ouch zcw gestände vmbe bethe willin dem ersammen burger meyster vnde roteß der Stadt Volckmerssen, so das her bewilliget hath on zcw inloben mir gerichtes rechte der gnanten beclagtin dy von Lipcz egnant das selbige heymliche gerichte so vor smeth habin vnde dem cleger om ny keynen stun den zcw den eren adder rechten sten woldin noch zcw tagen kummen. So gebite ich allen hören vnde fursten egnant vnde besunderen ouch dem hochwirdigsten ingod erczbischoff zcw Magdeburck vnde bischoffen, ouch dem hochgeboren erhichtigen fur- sten vnde heren heren Hans, heren Friderich, heren Albricht alle marckgrauen zcu Prandeburck, heren Friderich vnde heren Wilhelme vnde heren Ernst vnd heren Albricht vnde allin, heren zcw Sagsen vnde lantgrauen in Thoringen je. vnde türder allin furstin vnd heren von Anhalt vnde furdir allen den grauen vnde heren dy hir zcw geheyschet werdin edel adder vnedel, wissin addir vnwissen, dy wissin by den eyden vnde gelobten, dy vnwissin by der pene des gerichtes fuufczig pfnnt tines goldes, sint der czyt dy beclagtin alle das heylich heymlich gerichte vorsmeth habin vnde zcw den eren nicht enantworten woldin vnde den cleger inkundigim gewist syn zcw thunde siner erstanden erwisten erbunnen sache vnde dem gerichte yn bruche vnde busA, welche czyt vnde wan der gnante cleger Matteß adder sin volmechtiger procurator bewyser disses briues adder abescrifft zcw uch kummet sammet adder besunder hulffe vnde sin beger von uch adder den vren eß sy uff wasser adder uff lande, uff merckten uff strassin adder in steten uch an rüffet om hülfe vude schüre om zcw thun, der benarite beclagten lib vnde gut uff haldin seczen adder bekümme ren, om das helffen in vollem besiczen bekümmeren vnd uff haldin in allen vren geleyten adder gerichte keyns usß gescheyden, das sy von stundt thun hulffe thun losset mit gerichte adder an gerichte, noch dem das sulch gericht gereyt über sy
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gegangen ist, das sunder anderß keyn gericht fürt vber sy gen sal, das sy geist lich adder werntlich vnde das dy gnanten beclagten keyner fryheyt soldin gebrnchen, dy gegebin sint adder gegebin mochte werdin, noch dem sy sich an dissem gnanten gerichten der clage noch ny vor antwirt habin, vnde hir kegen so sollen auch dy beclagten dy keyne friheyt noch gnade vnd nichtes gebruchin, dy gegebin sint von bebsten konigen adder keyseren, eß sin heren adder fursten grauen ritteren adder knechten stete addir dorferen in keynerley wysin schucz noch schür sollin habin, noch dem das das selbige heyliche heymliche gerichte ist wordin von dem aller hey- ligsten ingod vater von dem heyligen babste Leoni vnde gemacht von dem heyligen keyser vnde konige Karlo dem grossen, so das nymand thun sal hyr widder mit wortin noch mit werkin, vnde dy angelangten vnde beclagtin by stant theten, sun der dem cleger vnde sinem procuratori helfin vnde hulffe thun vnde schür, sin recht zcw ermanen, so lange vil vnde gnuck om eyne gnuge geschey siner erwiste vnde erwunnen sache vnde dem gerichte bruche bussen vnde penen ab obgethan syn, vnde das yre quitancie vnd absolucio sehet, das dy beclagtin der clage gerichtes pene bruche vnde busse theger gancz gequitirth vnde absoluiret sin, vnde das so stete vnde feste by der selbigen penen zcw vormyden. Wer hyr widder thete mit wortin adder mit werkin, den adder dy muste ich dar vmbe furderen mit dem selbigen gerichte vnde dy penen ab hermanen vnde sy thun in dy selbiche ahte des me gnanten gerichtes. Ir üben heren vnde ander gute frunde, ir wollit dem Römischen riche in dissen Sachen by wesin vnde das selbige gericht meren vnde wirdikeyt helffin behaldin an onsehen, das das werntliche recht dem geystlichen missz by standt thun in vngehorsam luten, das selbigin glich egnant geystliche gerichte auch dem werntlichen heyligen heymlichen gerichte. Hyr vmbe volde sich eyn yderman zcw dem besten bewissin, wil ich alleczyt gerne vordinen. Hir vber vnde ane sint gcwest Hildewoldesen, Bertolt Raides, Dippolt Scheppers, Henne Snidewindt burger zcw Folckmerssen, Volckwin Czwigkerß, Hans Backen, Gurt Omiken, Gurt Vohnekin vnde vel mer anderen frienscheppin gnug vnb stender des gerichtes. Thu kunt- schafft vnde orkunde allir vorgescreben puncte stucke vnde artictile hab icli Ditterich Ditmersen fry graue obgnant myn ingesegel festiglichen an dissem briue gehangin. Datum anno domini millesimo CCCC° L septimo uff den nesten dinstag uff vnser üben frawen tag purificationis Mariae.
Nach dem Orig. im Rathsarchiv zu Leipzig mit dem Siegel des Freigrafen an einem Pergamentstreifen.
Mathias Makwitz (urkundlich auch de Makewicz) wurde nach dem Tode seiner Eltern, welche ein Haus in der Peterstrasse besassen, in das Haus seines nächsten Verwandten des Nicolaus Kaufmann Bürgers zu Leipzig aufgenommen, welcher im Einverständniss mit den übrigen Verwandten die Vormundschaft über den Unmündigen und die Verwaltung des Vermögens desselben übernahm. Das Haus in der Peterstrasse wurde fftir 212 Rhein. Gulden verkauft, das Geld nahm der Vormund ein und legte von dieser Summe 100 Gulden für seinen Mündel zurück. Nicolaus Kaufmann hatte weder Kinder noch nähere Verwandte als den Mathias, sali diesen als seinen Erben an, erklärte ihn als solchen vor den Rathsherren Heinrich Winter und Dietrich Kulkwicz, gab auch vor allen drei Räthen und in Gegenwart zahlreicher anderer Personen die Erklärung ab, Mathias Makwitz sein näch ster Verwandter solle sein Erbe sein und nach seinem Tode von Rechts wegen alle seine Güter und Besitzthümer erhalten. Nicolaus Kaufmann starb Ende Mai oder Anfang Juni 1438 und hinterliess ein Haus am Markte, eine Kaufkammer unter dem Rathhause mit Vorräthen an Tüchern verschiedener Farben und anderen Kaufmanns- waaren, zusammen im Werthe von 3000 Gulden, einen Baumgarten vor dem Griminaischen Thore und ein Vorwerk vor dem Petersthore. Entgegen den letztwilligen Bestimmungen des Nicolaus Kaufmann ergriffen Thomas Cleyber
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und Martin Wildenhain Bürger zu Leipzig Besitz von dessen sämtlichem beweglichen und unbeweglichen Ver mögen, nahmen auch die für Mathias Makwitz hinterlegten 100 Gulden an sich und setzten des letztern mehr fachen Aufforderungen zur Herausgabe des Nachlasses beharrlichen Widerspruch entgegen. — Diese Angaben sind einer Schrift entnommen, welche Mathias, (der somit klagbar geworden war), zur Begründung und Ausführung einer gegen einen Spruch des Probst Nicolaus vom Kloster Neuwerk bei Halle beim Basler Concil eingewendeten Appellation bei Bernardus de Boscho decretorum doctor canonicus et sacrista ecclesiae Hardensis dictae sacrae synodi causarum iudex et commissarius eingab. Dieser eröffnete nun ein Verfahren und setzte den Beklagten im Verlaufe desselben mehrere Termine, in welchen sie ungehorsamer Weise ausblieben; er belegte sie deshalb mit dem Kirchenbann und verurthcilte sie in einer unter dem 9. Febr. 1442 gesprochenen Schlusssentenz zur Heraus gabe des widerrechtlich in Besitz genommeneu Nachlasses des Nicolaus Kaufmann an Mathias Makwitz und in die Kosten des Verfahrens. — Die sehr ausführliche Urkunde befindet sich im Rathsarchiv zu Leipzig, woselbst auch ein Schriftstück aufbewahrt wird, welches mit dem Makwitz'schen Handel in einem Zusammenhange stehen mag: Unter dem 7. März 1442 ertheilt nämlich Nicolaus basilicae duodecim apostolorum presbyter cardinalis Panormitanus vulgariter nuncupatus maior poenitentiarius per sacrosauctarn generalem synodum Basiliensem in spiritu sancto con- gregatam universalem ccclesiam repraesentantem deputatus dem Matthäus Mokewiz (nobili Merseburgensis diocesis) die Gunst, quatenus liceat tibi — presbyterum in confessorem eligere, qui super peccatis quae sibi coutitcberis, nisi talia sint. propter quae merito sit sedes apostolica consulenda, tibi provideat — de absolutionis debitae bene- ficio et poenitentia salutari —, vota vero peregrinationis et abstinentiae si qua emisisti, quae commodc servare non potes, ultramarinae beatorum Petri et Pauli atque Jacobi apostolorum votis duntaxat exceptis, commutet tibi idem confessor in alia opera pietatis.
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, ed. Posern-Klett, 1868 (Google data) No. 324. 1457. 8. Febr. , in: Monasterium.net, URL </mom/StadtLeipzig/52a66617-9642-4c35-a1e9-edf99f5e4f10/charter>, accessed at 2024-12-27+01:00
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