Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 455. 1470. 1. Oct. , S. 416
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, No. 455. 1470. 1. Oct. , S. 416
No. 455. 1470. 1. Oct.
Wir burgermeister vnnd gesworne rathmanne der Stadt Leiptzk bekennen vnnde thncn kundt mit disßem vnnsenn offinbriue gein ydemeniglichenn, das wir den erßamenn meistern der iiinungeiin des hantwercks der leyneweber alhie bey vnns alle vnnde igliche stucke punckte vnnde artickell hirnacligeschriebenn, die sie vnn- der sich vnnde vff irem hantwercke zcuhalten von newenn reformirt gesatzt vnnde gewilliget haben, von ihrer vleißigenn bethe vnnde gemeynes nutzes wegen, so daruß komraenn sall vnnde magk, auch confirmirt vnnde bestetiget haben, das die hinfur- der von allenn vestiglich vnnde vnobergreiffenlich sollen gehalten werden inmasßenn hirnach volget vnnde stuckenweiß eygentlich ußgedruckt vnnde beschriebenn ist je.
Czum erstenn sz\) einer das hantwerck gewynnen will vff dem breyten, der sall vnnd muß drey Schillinge pfennige zcu mueten vtflegenn vnnd einen schillingk pfennige zculeihen vnnde deme hantwercke daruff zcwenntzigk grosschen geben vnnde zcwey pt'undt wachs zcu den kertzen, ein pfundt wachs zcu der bruderschafft zcu sant Pauell vnnde sechs grosschen zcu eyme braten vnnd drey pfennige zcu bechern, vnnde alßdanne mag er drey gezcawe in seinein eygen hawsze, miete ader wonunge setzen vnnde anrichtenn vnnde anderßwo nicht, vnnde so er das vierde getzcaw haben wolde, so sall er das gewynnen mit zcehen grosschen, vnnde wer deme rate zcu burger gut gnugk ist, der sall auch deme hantwergke gut gnugk sein zcu eyme
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innungesmeister, vnde der selbe sall alzo der iungste meister bißolange das ein ander noch im kompt allewege des hantwerckes kertzen warten, die anbornen vnnde vßle- schen wo vnnde wanne das not ist zcu geburlicher zceit bey pen vnnde büße eines halben pfunt wachs, vorsewnipte er abir das mit freuell ader eygenem willen, so sall er ein gantz pfundt wachs geben; darzcn sall er den meistern, wanne sie bier miteinander haben, yr byr vfftragen so lange man sein darzcu bedarff, er sall auch von des hantwergks wegen, so es kompt, der erste in die herffart sein, vnnde wanne er seinen wochelon ader solt vordynet hat, darnach so sall er der zceche loß sein. Vnnd ap der entginge ader wegzcoge, so sall der do vor im der Jüngste vff deine •hantwercke was widder in seine statt treten vnnde die ding wie obengeschriebenn volenden vnnd thuen.
Es sall auch ein itzlicher meister ein from euch weib haben, die sich ynimer fVomlich vnde erlich gehalden hat.
Wer do lergesinde vffnehme ader vffnemen wolde, der sall es fnrhin vor das hantwergk brengenii, dafür gereden vnde zcuhant zcweypfuntt wachs zcu den kertzen geben lassen vnnde ein gantz iaruß lernen vnnde von im zcwentzig grosschen zcu- lernen nehmen ader sall ein iar vmbe das ander lernen vnnd darzcu auch from euch geporn sein. Wanne ein fromder qweme vnde begerte das hantwergk zcubesenden, der sall den hantwergksmeistern einen nawen grosschen geben. Es sall auch kein meister dem ändern sein gesinde entwenden ader abespenen, es sein knechte knap pen ader meyde, bey einem pfunt wachs.
Auch wer do meister ist vnde sein hautwergk hat, der sall rechte elemaß haben bey eime pfunde wachs; hette einer aber betrigliche eelemaß, des er vbirfun- den wurde, das sall er dem hantwergke vorwandeln.
So auch die meister bei einander sein, sall nymandt ane lawbe vß deme gespreche gehen bei eime pfundt wachs zcu den kertzenn. Czu den vier begeng- nissen ierlichen zcu santt Pauell, so zcu allen quatembern gehalden werden, do sall ein yderman zcukomen bei der busz zcu vigilien vnnd selmesßen, vnnd voruß die iungsten meister viher vnnde der aller iungste sall die kertzeu vnd Hecht anbornen vnnd vßleschen wie furstet bei eyme halben pfunde wachs; vnnde ein itzlich rneiste- rinne vnnde die iungsten vier meister sollen kommen zcu des meisters hawß vnnde mit zcn vigilien gehen, des morgens sollen abir meister vnnd meisterinnen zcu den selmessen körnen vnde eyns oppfern vnd nach dem ampt mit dem meister heym gehen bei busße sechs pfennige. Wer das oppfer vorsewmpt gibt drey pfennige, wer es abir gar mit freuell ließe gibt ein halbpfundt wachs.
Stürbe auch ein meister ader meisterinne, so soln alle die des hantwerckes sein vnd vff dem getzawe arbeiten zcu der beigrafft körnen ehir man die leiche erhe bet bey der büße ein meister sechs pfennige, die meisterinne ader ein knappe drey pfennige, vnde do vigilien vnnd selmesßen vßwarten vnnd eins oppfern bei der fur- berurteil büße. Vnnde Avanne ein meister ader ein meisterinne vorsterben wurde, so sall der meister ader die meisteryn, die am leben bleibet, dem hantwergke ein pfundt wachs zcu den lichten geben; sundern vorstorbe einem meister ader meisteryn ein kindt, die sollen dem hant\vergke ein halb pfunt wachs geben.
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Wer <lo auch des hantwergks gebrawchen will, der sall bei der morgenspraclie sein, so verne er anders ein nieister ist, bei bnß eyns pfunt wachs; ließ ers abir freuelich, so ist die büß zcwey pfnnt Avachs. Es haben auch die nieister wilkore des iares hier zcukouffen zcti irer morgenspraclie vnd des heiligen leichnams tage vnde so sie nawe nieister setzen; wer sich hirinne vngeburlich Melde mit vnzcym- lichen worten, den sall man bnssen vnnde straffen mit eyme pfnnt wachs, er mocht sein auch alzo begynnen, er solde das vas mit bire widder follin, vnd sollen yren gesatzten meistern gehorsam sein bei der selben busse. \7nd in dem selben bier- trincken sall ein itzlicher sein gewer, es sei groß ader cleync, von im legen bey der büß vier grossehen zcu des hautwerckes harnasch, vnde ein itzlicher sall sein gelt zcu dem bire in vierzcehen tagen betzalen bei eyme pfunt wachs.
Item stürbe ein nieister vnde die frawe neme einen ändern man, der nicht des hantwercks were vnd wolt die frawe das hantwerck trieben lassen vnd er ein anders, das sall nicht sein, sundern er sall es gleich eime ändern von eyme nieister lernen vnd gewynnen wie obinberurt ist bey vorlust des hantwerckes; blebe abir die frawe ane man, so hat sie yre hantwergk alzo yr man hatte. Eyn eingeborn kint eins meisters. es sei knecht ader niagt, das hat sein hantwergk vor foll, doch alzo das das frawenbilde einen des hantwerckes neme, der do von eyme nieister gelart habe, were das nicht, so sall ers noch von eyme nieister lernen; wolt er abir ein ander hantwerck trieben vnd das weip das ire auch trieben lassen, sall nicht sein bei vorlust des hantwercks.
Es sall auch nymant garn heisschen noch bitten, es sei man weip ader gesinde, bei eyme pfunt wachs, vnde so eyme vngewunden garn in sein huß qweme, ,,-sal er pfeitten bei eyme halben pfundt wachs.
Es sall auch nymaut die heymlicheit des hantwercks, sein ader ander nieister ofnnbaren bey eyme pfunt wachs, vßgenommen was do widder den rat der Stadt were sall man dem rate nicht vorswigen. Szo sich die nieister zcusampne verboten vnde eyme gebot gethan wurde vnd er vsßen bliebe vnd weide sich anders danne mit erhatftiger nodt entschuldigen, sall nicht sein bey eyme pfunt wachs.
So auch ein knappe gewandert kommet, so balt er vff sitzet so sall er zcwene pfennige zcu den kertzen geben, brenget er ein weip mit ym, so sall er in viertze- hen tagen künde breiigen, das es sein eheweip sei; er sall auch bey eyme nieister im wichbilde gelart haben. Begebe sichs auch, das ernochmals fremde Zeichner ader die sich des hantwerckes gebrauchten erein in die Stadt ader dafür qwemen, sollen die innunge mithalten bei vorlust ires hantwercks. Wurden auch einer, zcwene ader mehr disse satzunge wilkore vnde innunge nicht halten, deine oder den sall sein hantwerck gelegit sein solang das er sich mit dem hantwercke vortrage.
Auch nachdem sich das gemelte hantwergk zcu vilmaln groß vnd fast becla- get hat, wie sich die dorffweber in dießer Stadt gein den luten sere zcu theten vnd in die hußer gyngen vnd selber darinne das garn von yn holten, da durch sie sere bedränget beswert vnd zcu vorterplicheii schaden gedrungen,- so man dem selben nicht furkomen wurde, so konten sie sich forder nicht mehr von yrem hantwercke behclffen noch entlialden, noch vil weniger die vffgesatzten pflichte, als sie von dem
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hantwercke der Stadt thuen musßen, vßrichten noch ertragen, dorvmbe sie gebeten haben, das hantwergk darinne gnediglich zcuuorsorgenn: alzo haben wir angesehen yre zcemliche vnd billiche bethe vnde haben dorvmbe vff dem marckte offintlich vorkun digen vnd vßruffen lassen, das nwnhinforder kein dorffweber mehr das garn hirinne seibist in der Stadt holen noch durch einen ändern das zcu holen bestellen sall, vnd welch dorffweber das zcuthuen nicht meyden, sundern es were man ader frawe, der ader die solchs hinforder thuen vnd dar vbir betreten Avurden, den ader die mögen des hantwercks meister ader dem das vnd darvff ein vffsehen zcuhaben von dem hantwercke befolen \vurde mit dem garne vffhalden vnd das garn vff vnser rathuß antAvorten lassen, das wir vns nach vnserem irkeutnisse zcu straffen behal- den haben.
Do mit disse ding vnd ordenung alzo auch bey macht mögen behalden wer den czu vrkunde vnd das wir obgnanten burgermeister vnd rathmanne der Stadt Leiptzk die meister des hantAverckes der leyneweber mit dissen obingeschrieben stucken punckten vnd artickeln begäbet befreihet vnd yn die bestet haben, auch von yn vnd iglichem die biß vff vnser Aviderruffen vestiglich gehalten haben, sie des auch wo es yn notturfft ist schützen vnd hanthaben Avollen, so haben wir vnser secret an disßen vnßcrn brieff wissentlich thuen hengenn, der geheim ist vff montag noch sant Michaels tage nach vnsers hern Cristi geburt der mynnertzall im sibent- zigstenn iarenn.
Nach dem ürig. im Rathsarchiv zu Leipzig. Das Siegel ist abhanden gekommen. Unten am rechten Rande die Bemerkung: Alteratio huius litterae est facta de mandato dominorum de consulatu sub Jacobo Touimel proconsule et suis consulibus anno domiui :c. LXXV110 quarta feria post Viti.
Urkundenbuch der Stadt Leipzig, ed. Posern-Klett, 1868 (Google data) No. 455. 1470. 1. Oct. , in: Monasterium.net, URL </mom/StadtLeipzig/a8c3a517-e0e0-407b-ad56-2931dde89722/charter>, accessed at 2024-12-27+01:00
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