Breslauer Urkundenbuch, Nr. 62, S. 74
Breslauer Urkundenbuch, Nr. 62, S. 74




§. 1. In des borchgreuen dinge zv Meydeburch mac ein man wol vmbe gelt clagen; der cleger mûz aber al vz in borchgreuen dingen van eime dinge zv dem anderen siner clage volgen, so daz he iz ieme io sal kundegen.
§. 2. Wirt aber ein man mit gezuge beclaget in dem selben dinge vmbe gelt, vnde sprichet her, he habe ime vergulden, daz volbrenget he baz mit erhaften liuten, den is in jener verzugen môege; daz mac he tvn zv hant, ob he wil, oder vber dri vierceinnacht in des scultheizeu dinge. Sal aber ein man einen eith tvn mit sin eines hant, den muz he tvn in deme selben dinge.
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§. 3. Der richter sal gerichtes warten vnde phlegen alle tage an rechter dingstat, iz en si, daz ein man vmbe gelt clagen wil ane gezuch, daz mac he allenthalben wol richten.
§. 4. Wergelt vnde bûze vnde des richters gewette sal man gelden vf den tach, der geteilet ist, alse denne genge vnde gebe sin: daz wergelt vnde die bûze deme clegere vnde deme richtere daz gewette.
§. 5. Wirt einem manne sin gut gevronet mit rechte, daz sal iener besitzen, der iz in de vrone gebrach hat, mit der vrone dri tage vnde nacht, he sal och darinne ezzen vnde slaphen mit der vrone; dar nach so sal he daz gut vf bieten zv dren Dingen, immer vber viercennacht; zv dem vierten dinge sal ime die richtere vride da vber wirken vnde sal iz ime eigenen mit schepphen ôrteiln. Vercoufen mac her denne mit wizzenschaft. Loufet ime danne da icht vber, he sal iz ieme wider kerren; gebrichet ime, he vordere aber vor baz.
§. 6. Sprichet ein man sin gût an, gewant oder swaz anders sines gutes ist, daz iz ime abegestolen oder geroubeth si; da sal he sich zv zen mit sin eines hand vnde sal sweren vf den heiligen, daz iz to sin were vnde noch sin si, do iz ime abegestolen oder abegeroubet wart.
§. 7. Ist iz aber ein phert. daz ein man anspricht, daz ime abegestolen oder geroubet ist, da sal he sich mit rechte alsus zv zen. He sal mit sime rechten voze deme pherde treten vfîe den linken voz vorne vnde sal mit siner linken hant dem pherde grifen an sin rechte ore vnde sal gern der heiligen vnde des steueres vnde sal vffe den heiligen dem pherde vber deme houbete sweren, daz daz phert do sin were vnde noch sin si, do iz im abegestolen oder abegroubet wart; so zucht sich iener an sinen geweren vnde mûz sweren vffe den heiligen, daz he daz phert ze zv rechter zucht; da mûz im iener hen zv rechte volgen, wanne ober die weldegen se nicht. Spricht aber ein man, he habe daz phert gecouft vffe den vrien markete vnde ne mac he des dicheinen geweren haben, so verliuset he daz phert vnde sin silber, daz he da vmbe gap vnde ne verliuset da vmbe nichein gewette.
§. 8. Beclaget ein man den anderen vmbe gelt nach toter hant vnde wil in des inneren nach rechte, daz mac he tvn mit sin eines hant vf den heiligen, ob iz ime iener gestaten wil. Sprich aber iener, he in wizze vmbe dez gelt nicht, he si is vnschuldich, oder he habiz ime vergulden, daz mûz he sweren vffe den heiligen selbe sebende.
§. 9. Biutet sich ein man mit wizzenscaft zv rechte kegen den anderen vnde de andere weigeret des vnde wndet des en vnverclageter dinge ane recht, vnde der ander, der gewndet ist, kumt zv were vnde wndet ienen weder, vnde der desen erst wndede, kome vore vnde clage, der ander, an deme der vrede erst gebrochen wart, kome ouch na ATide clage desselben tages bi tageslichte vnde sage, daz der orhap ienes were vnde sin nicht; gezuget he daz, alse recht is, selbe sebende mit erhaften liuten, die iz gesen vnde hort haben vnde da zv iegenwardich waren, he gewinnet ieme die ersten clage abe.
§. 10. Ein man der mac sinen son wol vz zen mit sin eines hant vf den heiligen, der in binnen sinem brote ist vnueranderet, also daz he swere, daz der son der tat vnschuldich si.
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§.11. Vnde wirt (wirt) ein vrouwe begriffen in hanthafter tat an totslage oder an kamphberer wnde, des is der clegere si neher zv oberwindene selbe seuende mit erhaften liuten, den sie is vnsculdich moge werden, vnde so mûz sie gerichte liden. Beclaget man auer eine vrowen vmbe totslach oder vmbe wnden, die des selben tages bewiset sin Mide wirt die vrowe geborget vffe recht, des is die vrowe neher zv vntgende selbe sebende mit erhaften liuten vf den heiligen, den man ienege not mer an sie geleggen moge. Spricht man auer eine vrowen an umbe clage, die vernachtet is, des is die vrowe neher zv vntgende mit ir eines hant vf den heiligen, dan sie einege not vorbaz me da vmbe lide.
§. 12. Ob ein man zwierhande echte kindere habe vnde hat die ersten vor zv rate vz gezagt, vnde gibet her da nach den anderen kindern icht an sime gute, vnde stirbet der man, daz nemen die kint bevorn, vnde waz da boven denne blibet, daz teilen sie al geliche vnder sich, went sie ime al euenbordich sin.
§. 13. Ob ein schepphe in gehegeteme dinge uf der bank mit vnbillichen worten van einem manne missehandelet worde, wllenkumt des der schepphe mit ander sinen bankgenozen, daz sie iz gehort auen, iener mûz deme schepphen verbuzen vnde dem richtere gewetten.
§. 14. Ob ein man beclaget wirt vmbe totslach oder vmbe wnde vnde der man sich borget bi sime erbe, zv gestene zv rechte, vnde wirt he abrennech, daz he nicht gestet, so sal man in denne voreschen, alse recht is, vnde ne kumt he denne nicht vor zv deme selben dinge, man vervestet in vnde so telt man deme clegere daz wergelt vffe daz erbe gewnnen vnde deme richtere sin gewette.
§. 15. Vnde man en mac mit rechte decheinen man hoer burgen twingen zv setzene, den al sin wergelt stett, izen si vmbe gelthafte schult, die grozer si.
§. 16. Geschet ein strid bi tageslichte, wil man da einen bideruen man zv beclagen, der da nicht besen ist, des ist he neher zv vntgende selbe sebende mit erhaften liuten, die da zv iegenwarde waren, den man en kamph abe gewinnen muge. Beclaget man auer einen bederuen man bi nachtslafender dieth vmbe totslach oder vmbe wnde, die nachtes geschet, des ist he neher zv vntgende selbe sebende mit erhaften liuten, bi den he do was, do die tat geschah, vnde he der tat vnschuldich ist.
§. 17. Swen ein man zv vorsprechen .bittet, de mut sin wort sprechen zv rechte, he vntrede is sich mit gewette.
§. 18. Vnde swen der man sterbet, so sal man der vrowen zv rechte die schaph zv der rade in brengen, swa so sie gan.
§. 19. Vnde iz en mac nieman, weder vmbe totslach, oder vmbe wnde oder vmbe decheine schult, dichein ellende geswern.
§. 20. Swa ein man einen eid gelobet vor gerichte vor vmbilliche wort, oder roufen, oder slan, oder blutrunst, des ne mac man en nicht ledich lazen izen si des richteres wille.
§. 21. Die wile die kint iren rechten vormunden nicht haben ne mûgen, so ne mac man si zv decheinen degedungen brengen, si ne komen alrerst zu iren iaren.
§. 22. Ob ein man den anderen beclaget, daz he ime sines erbes icht abe gebuwet habe, daz beheldet iener baz, der iz in gewern hat, mit sin eines hant:
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he en habe in mit gczvge angesprochen; so mûz iz iener, der iz in der gewere hat, ob he wil, mit gczuge behalden.
§. 23. Di wile daz di borgere zv Meydeburch rechte tegedinge halden nach der stat rechte vnde sich vor irem herren dem bischophe, dem burchgreuen vnde dem scultheizen zv rechte erbieten, nach der stat rechte, so ne mac man sie buzen der stat nicht brengen in ein ander gerichte.
Diz recht haben die schepphen van Meydeburch lazen scriuen mit der rat manne vnde der stat volge vnde wilkorc vnde habenz durch liebe vnde vrunt- echaft zv rechte gegeben vnde gesant iren lieben vrunden, dem (!) burgern der stat Wrczlaw vnde willen en des gesten vnde mit en halden. Zv denselben ziten waren schepphen zv Meydeburch, her Bartholt Ronebiz, der ritter, her Reyner bi sente Peter, her Hennig, hern Jans son, her Arnolt Horn, her Brun Loschsche, her Kone, ridder, her Jan Vrese, di riddere, her Kone, die lange, her Wolther van Slanstede, her Florin, her Heynemann, riddere. Iz waren ouch zv denselben ziten zv Meydeburch ratman, her Heydeke, hern Ywans, her Kone van Tundersleve, her Heine, hern Hartmannes son, her Tideman van Dodeleghe, he Tile van Egelen, her Tile Hasart, her Siuert van Lebechun, her Bolthe Stokvisch, her Henning Houwere, her Rolef, ritter, her Henning van Korling, her Busso Wesseken. Die selben ratman haben der stat ingesegel van Meydeburch dar an tvn hangen, vffe rechte steticheit vnde recht orkunde. Diz ist geschen in deme iare nach gottes gebort dusent iar zweihundert iar vnde in deme vumf vnde nunzegestem iare an deme achten tage allerheiligen.
Mit dem Siegel der Stadt Magdeburg (S. Urk. Nr. 20.).
Breslauer Urkundenbuch I, ed. Korn, 1870 (Google data) 62, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/UrkBreslau/474f912c-df83-4979-955c-a983739f491e/charter>, accessed 2025-04-17+02:00
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