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Charter: Urkunden Schlesien und Oberlausitz, ed. Tzschoppe, Stenzel, 1832 (Google data)  LVI.
Signature:  LVI.

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Source Regest: Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. LVI. , S. 371
 

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Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober- Lausitz, Nr. LVI. , S. 371

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    LVI.

    Die Schöffen von Magdeburg theilen das Recht ihrer Stadt dem Herzoge Heinsich Ш. und

    den Bürgern von Breslau mit.

    1261.

    Aus dem Originale, im Archive der Stadt Breslau. Es hängen an derselben 1 ) das Siegel Herzog

    Heinrichs III. aus weifsem Wachse, an grünen, gelben und rothen seidenen Fäden, auf welchem

    nur noch zu lesen ist: SIGILLVM HENRICI DEI. 2) Das Siegel der Stadt Magdeburg, aus weifsem

    Wachse, an gelben und rothen seidenen Fäden, mit der Umschrift: SIGILLVM BVRGENSIVM

    IN MAGDHEBVRCH l).

    §. 1. Do man Magdebúrch besatzete, do gap man in Recht naeh im "Wil- kure, do würden sie zû Rate, daz sie kûren Râtman zu eime Jare, die swüren unde sweren noch alle Jar, swenne sie nuwe kiesen, der Stat Recht unde ir Ere unde iren Vromen zu bewarende, so sie allerbest mûgen unde kunnen, mit der wisesten Liute Rate 2).

    *) Diese Urkunde konnte bereits im J. 1780 Klose, der in seinen Briefen von Breslau, T. I. S. 543. darauf hindeutet, sie auch in seinem handschriftlichen Verzeichnisse der Urkunden des Bres lauer Stadtarchivs anführt. Es bezeichnet sie auch Reiche, in J. C. F. Meisters Abhandlung über die Aufnahme des Sachsenrechts in Schlesien, S- 118. Es kann demnach von einer Ent deckung der Urkunde im J. 1824 an sich nicht gesprochen werden, wohl aber, dafs wir in diesem Jahre zuerst die wichtige Bedeutung derselben, als der ältesten bis jetzt bekannten aus führlichem Mittheilung des Magdeburgischen Rechts erkannten und seitdem den Abdruck der selben vorbereiteten. So viel genüge im Bezüge auf eine, nicht eben discrete Bemerkung in Schunkes Jahrbüchern der juristischen Litteratur, 1829- B. 1. Heft 3, S. 276. Die Urkunde selbst ist wohl erhalten, zwischen Linien, und zwar in 2 Columnen so geschrieben, dafs die. erste endet mit den Worten §. 87. Swar so ein, worauf dann sogleich darunter folgt, was wir

    am Schlüsse des §. 64. mittheilen: Daz Recht bis Ulrich, während die 2te Columne

    fortfährt mit den Worten des §. 37-: Sune und ein Recht, bis zum Ende des §. 64.: sinen Kamph vorloren. Dann folgt auf der Rückseite §. 65.: So spreche her, bis §. 79: umbe die Schult. Alle übrige Abschriften der Breslauer, welche sie anderen Städten, als Neifse, Brieg, Glogau u.s. w. gaben, haben nur in so fern, abgesehen von der Sprache, Werth, als sie wesentliche Abweichungen enthalten, welche wir angeben werden, da sie sonst unbemerkt geblieben sind. Die Rückweisungen der einzelnen Satze auf die übrigen Magdeburger und andere Rechtsquellen werden den Freunden der Wissenschaft willkommen seyn, wie denn auch die Verweisungen auf das Alt-Cölmische Recht dem Böhme I. S. 20 ff. nicht nachgeschrieben, sondern durch- gehends berichtigt worden sind. Uebrigens hat Böhme die Brieger Urkunde nicht genau mit- getheilt, wie eineVergleichung mit dem Originale im Brieger Archive beweist. Die Verwandt schaft des Magdeburger Rechts mit dem Culmer Rechte, hat schon Hartknoch nachgewiesen. Er meinte, dasselbe sey aus Breslau nach Culm gekommen, was auch Braun anzunehmen ge neigt war, vollständig gewjfs nicht geschah. Neuerdings sind Hartknochs Gründe, ohne seiner zu gedenken, mit einigen neuen, unhaltbaren vermehrt worden, welche nichts beweisen, da man noch dazu den Hauptgrund, die Rechnung nach Prager Groschen Polnischer Zahl, über sah, was doch auch nichts entscheidet, wie Kenner der inneren Verhältnisse unserer Länder leicht sehen.

    *) No. 105. §. 1. Das Alt-Cölmische Recht, B. I. �? 1., ferner immer mit �?. C. bezeichnet.

    352 Urkundenbuch.

    §. 2. Die Râtman haben die Gewalt, daz sie richten über allerhande Wanemaze unde unrechte Wage unde unrechte Schephele unde über unrecht Gewichte unde über allerhande Spise-Kouf unde über Meynkouf, swie so daz brichet, daz ist Recht, daz der muz wetten drie Windesche March, daz sint ses unde drizich Schillinge ').

    §. 3. Die Râtman legen ir Burding uz, swenne so sie wollen, mit der 2* *twisesten Lute Rate, swaz sie danne zu deme Burdinge geloben, daz sol manhal- den, swelich Man daz brichet, daz sulen die Ratman vorderen 2).

    §. 4. Swer aber zu dem Burdinge nicht nie kúmet, so man die Gelocken <liutet, der wettet ses Pfenninge. Wirdet aber im daz Burding gekundegit, ne kúmet her dar nicht, her wettet vumf Schillinge 3).

    §. 5. Die Liute, die dar Hoken heizen, brechen sie oder missetun sie waz an Meinkoufe, sprichet man in daz zu, sie mûzen wetten Hut unde Har, oder drie Schillinge, daz stet aber an den Râtmannen, welich ir sie wollen4).

    §. 6. Of Schefele oder ander Maze zû kleine sin oder unrecht Waghe, daz mûzen sie wol vorderen nach der Stât Küre, oder zû bezzerende mit ses unde drizich Schillingen 5).

    §. 7. Unse hoeste Richtere daz ist die Bûrchgrave, die sitzet drûBôt-Ding6) in deme Jare, ein Ding, in sante Agethen Tage, daz ander, in sante Johannes Tage des Hechten 7), daz dritte, in dem achteden Tage sente Martenes. Komen disse Tage an heilige Tage, oder an bundene Zît8), so vorluset her sin Ding, oder ne kûmet her nicht, ne were aber die Schultheize dar nicht, so ne wirtim aber des Dinges nicht, her mûz aber dem Bûrchgraven wetten zèn Phunt, iz ne beneme ime echt Not9).

    §. 8. Swas so Ungerichtes geschet vierzen Nacht vor sime Gedinge, daz 'richtet die Bûrchgrave unde anders nieman. Ist iz also, daz die Bûrchgrave dar nicht wesen ne mach, die Burgere kiesen einen Richterein sine Stat, umbeeine

    ') No. 105. §. 1. �?. С I, 6.

    а) No. 105. §. 1. A. G. I, 8. 3) No. 105. §. 1. A. С I, 8. *) No. 105. §. 2. A. С I, 10.

    5) No. 105. §. 2. A. C. I. 9 und 11.

    б) In den von Breslau anderen Städten mitgetheilten Magdeburger Rechten, immer in: Voytding verändert, weil die Städte hier vom Burggrafen- Gerichte befreiet waren. Im Alt-Cölmischen Rechte wird der Landvogt genannt, der drei Vogtdinge sitzt.

    7) Ist der 26. Junius. Weder Pilgram, noch Haltaus, Steinbeck und Helwig haben diese Be zeichnung. Eine Ratiborer Urkunde vom J. 1361 hat: an des lichten sante Johannes und sante Pauls Так. Beide wurden auch die Wetterherren genannt und als Schutzpatrone gegen das Unge witter verehrt. S. Haltaus Jahrzeitbuch von Scheffer S. 111. Die beiden anderen Tage sind der 5. Februar und der 11. November.

    ,:) Die enge Fastenzeit. Haltaus a. a. O. S. 198.

    •) No. 105. §. 3. �?. С. IT. 17 u. 18.

    Urkundenbuch. 353

    hanthafte Missetat. Des Burchgreve "Wette sint driu Phunt. Swen so her uf steit, so ist sin Tegeding uze unde so leget her des Schultheizen Ding uz, van deme nehesten Tage over vierzen Nacht1).

    §. 9. Der Schultheize hevet dru echte Ding, ein, nach deme Zweleften2), daz ander, an dem Dinstage, alse die Osterwoge uz geit, daz dritte, alse die Pinkesten Woge uzgeit. Nach dissen Dingen leget her sin Ding uz over vierzen Nacht. Komen die Dingtage, an einen heiligen Tach, her mach, wol über einen Tach oder über zwene nach deme heiligen Tage sin Ding über legen 3).

    §. 10. Des Schultheize Gewette sint achte Schillinge. Des Schultheizen Ding ne mach dem Manne nieman kundigen, wan die Schultheize selben, oder die Vronebote, nichein sin Knecht. Ne ist die Schultheize dar nicht zû Hûs, geschet ein Ungevûge, so setzet man einen Richtere umbe eine hanthafte Tat. Die Schultheize sal haben die Gewalt van des Landes Herren; her sal ouch da- mite belènt wesen unde sal sin rechte Lên wesen unde echt geboren unde van deme Lande4).

    §. 11. Ist iz also, daz ein Man gewûnt wirdit, geschriet her daz Ruocht unde begrifet her den Man unde bringet her in vor Gerichte unde havether des sine Schreiman selbe siebede, her ist naher in zú vorziugende, danne her ime untgan muge. Umbe eine Wunde so slehet man ap die Hant unde umbe einen Tothslach, den Hals, of die Wunde ist Nagels tief unde Liedes lanc 5).

    §. 12. Dem Bûrehgraven unde deme Schultheize en ist nichein Schephene oder Bürgere phlichtich Urteile zû vindene buzen Dinge, iz ne were umbe eine hanthafte Tat. Die Bûrchgrave unde die Schultheize mûzen wol richten alle Tage umbe Schult, ane Geziuge 6).

    §. 13. Of ein Man gewunt wirt unde nicht vûre ne kämet unde sine Klage vornachtet unde jene vorkämet, he untgat ime selbe sibende. Ne komet her nicht vûre zu drèn Gedingen, her ubervestet jenen zû dem vierden Dinge 7).

    §. 14. Ofte ein Man ein Wip nimet, stirbit die Man, daz Wip ne havet in sime Gute nicht, her ne habiz ir gegeben in gehegetemeDinge, oder zû Lib- gedinge, zû irme Libe. Wolde imán' der Vrowen ir Libgedinge brechen, sie behaldit iz wol mit Manne unde mit Wiben, die dar zû jegenwarde waren selbe sibede. Ne hebet ir die Man nichein Gut gegeben, sie besitzet in deme Gute, unde ire Kint sulen ir geben ire Lipnare, die Wile sie ane Man wesen wil. Hevet die Man Schaf, die nimet daz Wip zû Raden 8).

    *) No. 105. §. 4. u. 5. �?. C. II. 19.

    2) Der 6. Januar. Haltaus a. a. O. S. 76.

    ») No. 105. §. 6. �?. С. II. 25.

    4) No. 105. §. 5. u. 6. A. С. II. 25, 26, 27.

    •) No. 105. §. 8. �?. С. III. 1. II. 29.

    6) No. 105. §. 7. A. С II. 10. 28.

    7) No. 105. §. 12- A. C. III. 2.

    8) No. 105. §.20. A. G. IV. 36. Vergl. No. 16. §. 26. und Freiburger Recht S. 10.

    45

    354 Urkundenbuch.

    §. 15. Habet die Man unde dazWip Kint, swaz so der uz gesunderet sint, stirbet der Man, die Kint, die in deme Güte sint, die nemen daz Gut; die uz gesunderet sint, die haben dar an nicht; unde ir Erbe ne mugen die Kint niet vor- koufen, an ir Erben Gelop 1).

    §. 16. Swaz so ein Man gibit in hegeteme Dinge, besitzet her damite Jar unde Tach an jemannes Widerspräche, die recht ist, der ist her naher zu be- haldene mit dem Richtere unde mit den Schephenen, dan iz ime jeman unt- vûren muge ').

    §. 17. Of die Richtare unde die Schephenen irsturven sint, so mach man sie wol af setzen mit. den Dingliuten, zu dem allerminnesten mit zwen Sche phenen unde mit vier Dingmannen, so behaldet ein Vrowe ire Gift3).

    §. 18. Nichein Man noch nichein Wip die nie moch an irme Suchebette nicht vorgeben boven drie Schillinge, an ir Erben Gelop, noch die Vrouwe an ires Mannes Gelop 4).

    §. 19. Des Bürchgreven Gewette unde Weregelt, daz gewunnen wirt in gehegeme Dinge, daz sol man gehlen binnen ses Wochen s).

    §. 20. Of sich ein Erbe vorswesteret oder vorbruderet, die sich geliche na da zu gezien mûgen, die nemen daz Erbe geliche 6).

    §. 21. Swelich Man gewundet wirdet, schriet her daz Ruocht unde kämet her vor Gerichte, swellichen Man her beklaget, die darzu jegenwarde was, komet die vare, dem mach her ein Kamph ap gewinnen. Habet her mer Lhite beklaget, dan der Wunden sint, unde wirdet also manich Man vorvestet alse der Wunden sint, die Liute alle, die untgant albetalle manlich sibede 7).

    §. 22. Swie so mit dem Gute besezzen ist, belibet daz Kint Phaphe, daz nimet die Rade, of dar nichein Juncvrowe nist. Ist dar ein Juncvrowe unde ein Paphe, die teilen die Rade under sich 8).

    §. 23. Swaz so ein Man gibet an gehegeteme Dinge vor den Schephenen unde vor dem Richtere, die sal geben einen Schilling zd Vriede buze, den nemen die Schephenen 9).

    §. 24. Swelich Man den anderen umbe Schult beklaget unde gewinnet her die mit Notrechte, daz muz her desselben Tages gelden unde muz dem Richtere wetten 10).

    *) No. 105. §. 20. �?. С. IV. 86.

    a) No. 105. §. 15. �?. С IV. 1.

    3) No. 105. §. 23. A. C. II. 11.

    *) No. 105. §. 24. A. С IV. 2.

    *) No. 105. §. 5. A. С II. 81.

    e) A. С IV. 65.

    7) No. 105. §. 68. A. C. III. 19.

    8) No. 105. §. 26. A. С IV. 66. •) A. С II. 4. Weichbild. Art. 91. 1) No. 105. §. 64. A. С III. 70.

    to

    Urkundenbuch. 355

    §. 25. Wirdet ein Man beklaget umbe Schult unde bekant her der Schult, so sal her ime binnen vierzen Nachten gelden; negildether nicht, so hebet die Richtare sin Gewette gewunnen, so sal her ime gebieten zu geldene over achte Tage, so gebutet her ime über drie Tage, so gehütet her ime über den anderen Tach oder Nacht, gebrichet herdaz, also dicke hebet die Richtere sin Gewette, unde ne habet her des Geweddes noch der Schult nicht, her vronet sine Gewere, daz ist sin Hùs; ne hevet her des Huses nicht, her tut ine zu also getame Rechte, swar so man ine ankome, daz man in ufhalden sal vor die Schult unde vor daz Gewette; swer in ouchboven daz hildet, die wettet deine Richtere ').

    §. 26. Wirdet ouch einem Manne sin Gezäch geteilet, des hebet her Tach drie vierzen Nacht, dar under mach her kiesen vierzen Nacht, swelche so her wil, zû deme nehesten Dinge2).

    §. 27. Geschet ein Strit Nachtes oder Tages, wolteman ein bidervenMan darzü beklage, der ist naher ime zû untgande silbe sibede, dan iz jener uf in brengen müge, wante in der Stat, dar daz schach, ine nie nieman ne sach 3).

    §. 28. Nichein Wip ne mach ir Libgedinge zu Eigene behalden, noch vor- koufen, swar so sie stirbet, daz Libgedinge daz gèt wider an des Mannes Erben4).

    §. 29. Swar Kint an eime Erbe bestárben sint, stirbet ir dichein, daz Gut teilen sie geliche, beide, die binnen unde büzen sint 5).

    §. 30. Swar so einem Manne sin Gut gevronet wirt, alse dicke so her uz unde in geit, also dicke müz her dem Richtere wetten, die Vrone ne si mit Rechte af genomen 6).

    §. 31. Ist iz also, daz ein Man beteverten oder sines Koufes varen wil buzen Landes, wil den jeman hinderen umbe Schult, der ne mach is tun nicht, her ne maze nemen sin Recht vor sime Richtere 7).

    §. 32. Swer so einen Schephenen beschildet uf der Banc, her gewinnet sine Búze, drizich Schillinge, unde die Richtere sin Gewette 8).

    §. 33. Beschildet ein Man einen Schephenen, swenne des Urteiles gevol- get ist, sie gewinnen alle ire Búze, unde die Richtere sin Gewette. Also manege Búze, also manich Gewette9;.

    §. 34. Swar Liute vorsánet werdent oder eine Orveide tuiit vor deme Ge richte, daz geziuget ein Man, ob her is bedarp, mit deme Richtere unde mit den

    :—■' .., ':ir ■ :>::l nbiuiid

    l) No. 106. §. 64. �?. С III. 71.

    а) No. 105. §. 64. �?. С.III. 69. 3j No. 105. §. 10. A. С III. 20. ♦) No. 105. §. 20. A. G. IV. 37- 5) No. 105. §. 20. A. С IV. 69.

    б) No. 105. §. 16. A. С III. 109. 7) No. 105. §. 65. A. С III. 97.

    e) No. 105. §. 52. No. 96. §. IS. A. С II. S-

    ) �?. С. II. S.

    �?5■

    Urkundenbuch.

    Schephenen; sint aber im die Schephenen vor gestorben, so tit her iz mit den Geding Liuten *).

    §. 3d. Swaz ouch die Schephenen gehalden oder geziugen , daz sal die Richtere mit in halden unde geziugen 2).

    §. 36. Swar ein Sane gemachet wirt under Liuten Mzen Gedinge, wil man die brechen, daz geziuget ein Man selbe sibede, mit ses Mannen, die iz gesehen unde gehört haben 3).

    §. 37. Swar so ein Sune unde ein recht Were wirt getan vor Gerichte, brechen die die Sachwaldichen unde wurden si des vorwunden, alse Recht ist, mit deme Richtere unde mit den Schephenen, die vorliesen umbe die Wunden ire Haut, unde umbeTotslach irlloubit. Weriz also, daz sie ein ander Man breche, die miz bäzen mit sinemeWeregelte, daz ist umbe die Wunde nuhênPhùnt, unde umbe den Totslach achtzen Phunt, her ne muge is uutgân alse Recht ist4).

    §. 38. Vichtet ein Man ein Kamph umbe eine Wunden unde vichtet jener sieche, iz gât diseme an die Hant umbe die Wunden unde umbe Totslach an den Hals 5).

    §. 39. Würde ein Man mit Steben geslagen uffe sinen Rucke unde Buch unde die Siege brun weren unde blà unde uferhaben, mach her des den Richtere zu Geziuge haben unde die Dingliute, daz sie iz gesehen haben unte gehört, jener ist naher einen Kamph uf in zu brengene, danne is jene Liute mit irme Rechte untgen mugen; würde her aber uf das Houbet oder uf die Arme geslagen unte daz her anderes nicht me bewisen ne mach, jene Liute die mûgen is ime baz ùntgen, dan iz diese uf sie brengen muge mit irme Rechte; bekennent sie is aber, ir joweder vorlicset sine Biize unde der Richtare gewinnet sin Gewette; sint aber die Siege totlich, so muzen sie antwarten mit Kamphe, die man dar umbe be klaget hat; sint sie aber nicht totlich, so antwortet einer mit Kamphe, die an deren untgant ime mit ir Unschult 6).

    §. 40. Lage unde daz man Vrouwen notet unde Heimsuche richtet die Bárchgrave unde anderes nieman; der Schultheize nicht. Mach man die Heim suche bewiesen mit Wunden unde mit gewundeteme Getzimmere, hat ein Man des den Richtere unde die Schreilute zu Geziuge, jener ist ime naher zu antwor- tene mit eirae Kamphe, dan her ime untgan muge mit siner Untschult7).

    §. 41. Of ein Erbe vorstirbet, daz sich nieman dar zu ne zucket mit Rechte binnen Jare unde Tage, daz nimet die kúuingliche Gewalt8).

    ') No. 105. §• 27. �?. С. IL 56.

    ') No. 105. §. 27. �?. С. H. 56.

    s) No. 105. §. 27. A. C. II. 57.

    *) No. 105. §. 27. �?. С II. 58. 59.

    *) No. 105. §. 28. A. C. II. 60.

    e) No. 105. §. 66. �?. С III. 21.

    7) No. 105. §. 18 u. 17. �?. С II. 30.

    e) No. 105. §. 67- �?. С IV. 70.

    Urkundenbuch. 357

    §. 42. Ob ein Man tôt geslagen wirt, hat der Man driu Kint oder nie unde wirt ein Man dar umbe beklaget unde untgât her des, alseRecht ist, unde wirt ime umbe die Klage ein recht Were getan, her ne darp von den anderen Kinden nicheine Nôt mer liden umbe die Klage *).

    §. 43. Unde ob ein Man dem anderen swiret vor Gerichte, her mûz wol uf legen an Urloub unde ap nemen, daz her damite nicht vorliesit, noch deme Richtere nicht geben ne darpa).

    §. 44. Grifet ein Man ein Phert an unde sachet her, daz iz ime vorstolen si oder abgeroubet, dar sal her sich zu ziehen alse Recht is, so mac jene wol zie hen uf sinen Geweren unde sal den Weren benûmen, uf den her zùhet unde sal sweren uf die Heiligen, daz hie iz zie zû rechter Zucht; swar her den benümet, dar sal her ime volgen, mer über die weldichen Sewe nicht, unde wirt jeneme des brúche unde mach her des nicheinen Geweren haben, alse her sich vormezzen habete, so sal her Bürgen setzen deme Richtere vor die Búze unde vor die Chost, die jener dar umbe vortan habet unde sal den Tach benûmen, wen der dar komen sûle. Unde sprichet ein Man, daz her iz Phert gekouft habe uf deme gemeine Markeke, so vorlieset her sine Silver, daz her dar (dar) umbe gab unde niüz je neme sin Phert wider geben unde ne vorlieset dar umbe nicheine Gewette. Unde swenne ein Richtere sin Gewedde in vorderet, so ne mach her vorbaz uf daz Ge wette nichein Gewedde uf sin Gewette vorderen3).

    §. 45. Unde sprichet ein Man ein Gut oder ein Erbe an, alse Recht ist, dar umbe ne darp her deme Richtere nicht geben, mer her sal ime helpen. Unde ge lobet ein Man sine Klage zu haldene unde wirt iz binnen des geebenet, so ne vorliesit her dar umbe nicht me, wante her gibit dem Richtere sin Gewette4).

    §. 46. Unde wirt ein Man gewundet unde missevüret unde ne wil her nicht klagen, die Richtere ne mach den Man nicht dwingen zû klagende 5).

    §. 47. Unde wirdet ein Man vorvestet oder wirdet über in gerichtet, sin Gut ne mach nieman nemen wante sine rechten Erben e).

    §. 48. 'Stirbet ein Man unde hebet her Gut unvorgeben, iz Gut erbet uf sine Kindere, ob sie ime ebenburdich sint, unde stirbet der Kint dichein, sin Teil, daz vellet uf sine Muter, unde die Muter die ne mach nicht mit deme Güte tun, an der Erben Gelob 7).

    §. 49. Swanne ein Kint zwelif Jare alt ist, zo mach iz zo Vormunden wol kiesen, swen so iz wil, unde swer Vormunde ist der mûz rechenen zu Rechte der Muter unde den Kinden, waz mit deme Gute getan si s).

    . , __

    ') No. 105. §.68. A.C. III. 22.

    a) No. 105. §.69. A.C. II. 61.

    3) A.C. II. 32. III. 127. 128. Weichbild. Art. ISO.

    4) No. 105. §. IOS. A.C. II. 62. 6S. .

    c) No. 105. §.104. A.C. II. 64. Freiburger Recht. S. 13.

    •) A.C. IV. 98. Polmann. II. 6. 1. Vergl. Sachsenspiegel. III. 63. §. S.

    7) A.C. IV. 71. No. 16. §.27.

    8) A.C. IV. 100. Weichbild. 49. Vergl. unten §.57. Sachsenspiegel. I. 42. §. 1.

    558 Urkundenbuch.

    §. 50. Sprichet ein Man den anderen an, daz her sin eigen si, mach her sine Vrieheit geziugen, her ist ime naher zu untgende, wante her iz uf in bren- gen mage. Sine Vrieheit muz ein Man volbrengen mit dren siner Muter Mage uude mit dren sines (sines) Vater Mage, also daz her selbe die sibede si, iz sin Vrouwen oder Man ').

    §. 51. Beklaget ein Man den anderen umbe Topelspil, her en hat ime nicht zu antwortene 2).

    §. 52. Swar eiu Man Bürge wirt unde stirbit her, sine Kint ne diïrven vor in nicht gelden. Wirt ein Man vor Gut Bürge, die Bürge mûz daz Gut selbe gel- den unde muz daz volbrengen, daz iz vorgulden si3).

    §. 53. Ob ein Man den anderen gewundet in der vrien Straze in einen Wichbilede, ane Were unde Recht unde unvorklaget, unde die silbe Man, die gewundet is, komet zû Were unde wuudet jenen wider unde schriet daz Ruochte umbe den Vriede, den her an ime gebrochen hat unde ne mach her doch vdr Ge richte nicht komen unde klagen van Unkraft sines Libes oder von Angeste sines Libes unde komet jene Man, die ine erst wundete, mit einer Vrevele vore unde klage, die ander, an deme die Vriede erst gebrochen wart, kome na unde klage des selben Tages in der hanthaften Tat unde bewise die Not unde geziuget daz .mit sinen Schreiluten, daz her den Vrede an ime gebrochen habe unde diu Urhaf jenes were unde sin nicht, geziuget her daz, alse Recht ist, her gewinnet jeneme die ersten Klage ap; vornachtet her iz aber, so ne mach her des nicht tun 4).

    §. 54. Ob sich zwene under ein ander wunden binnen Wichbilde, die beide von Windischer Art sin here komen unde doch nine Winede sin, die eine kome vore unde klage nach Windischen Site, die ander ne darf ime zû Rechte nicht anwarten, ob her wol beklaget in an der Sprache, diu ime an geboren ist, nach Wichbildes Rechte 5).

    §. 55. Die Vrouwe sal geben zu Herwete, ires Mannes Swert unde sin Ors oder sin beste Phert gesadelet unde daz beste Harnasch, daz herhabete zu eines Mannes Libe, do her starp binnen sinen Weren; darnach sal siu geben ei nen Herepule, daz ist ein Bedte unde Kussene unde Lilachen unde ein Tisch lachen, zwie Beckene unde eineDwalen; diz ist ein gemeine Herewete zu ge- bene unde Recht; al setzen dar die Liute manigerhande Ding zu, daz dar nicht zu ne höret. Swes daz Wip nicht hebet disser Dinge, des ne darp sie nicht ge ben, ob sie ir Unsehult darzü tut, daz sie is nicht ne habe, umbe jewelche Schult sunderliche-, swaz man aber da bewisen mach, dar ne mach wider Man noch Wip nicheine Unsehult vore getún 6).

    *) A.C. III. 91. Vergl. Freiburger Recht. S. XJ.

    3) No. 105. §.107. A.C. III. 77.

    3) A.C. III. 112. 113. Weichbild. 117.

    *) A.C. III. 8. Vergl. 62«. §.26.

    5) A.C. III. 4.

    B; A.C. IV. 47. Sachsenspiegel. I. 22. §.4. Weichbild. 25.

    Urkundenbuch. 359

    §. 56. Swar zwene Man oderdriezû eime Herewete geboren sint, die el- deste niraet daz Swert zu voren, daz ander teilen si geliche under sich ').

    §. 57. Swar die Sûne binnen iren Jaren sint, ir eldeste evenbordiche Swert- mach nimet daz Herwete aleine unde ist der Kinde Vormunde; dar an, wante sie zu iren Jaren chomen, so sal her iz in wider geben, dar zu al ir Gut, her ne kunne sie bereiten, war her iz in ir Nutz gekeret habe oder iz ime mit Roube oder van Ungelueke unde ane sine Scult gelosit si. Her ist ouch derWetewen Voremunde, went sie Man neme, of her ir evenbûrtich ist2).

    §. 58. Nach déme Herewete sal daz Wip nemen ir Lipgedinge unde alliz, daz zû der Rade höret, daz sin alle Scaph unde Gense, Kasten mit uf gehavenen Liten, al Gârn, Bette, Pule, Kussene, Lilachene, Tischlache, Badelachenen, Dwelen, Beckene, Luchtere, Lyn unde alle wipliche Kleidere, Vingerlin unde Armgolt unde Tsappiel, Saltere unde alle Bache, die zu Gotes Dienste hören, Sidelen unde Laden, Tzeppede unde Ummehange, Rûggelachene unde al Ge bende; diz ist daz zu Vrouwen Rade höret. Noch ist manigerhande Kleinote, daz dar zû höret, aleine nie bendme ich iz sunderliche nicht, alse Bürste unde Schere unde Spiegele, al Linewât ungesniten, neweder Golt noch Silber unge- vorcht, daz ne höret der Vrowen nicht 3).

    §. 59. Swaz boven dissen várgesageten Dingen ist, daz höret alliz zû déme Erbe. Swaz so des uze stèt unde stunt bi des toden Mannes Libe, daz lose der, ob her wil, deme iz zd Rechte gebäre 4j.

    §. 60. Die Paphe teilit mit den Brûdenen unde der nicht der Munich ist5).

    §. 61. Begibit man ein Kint binnen sinen Jaren, iz mûz wol binnen sinen Jaren uz varen unde behalt Lènrecht unde Lantrecht. Begibit sich aver ein Man, die zû sinen Jaren ist komen, der hevet sich van Lantrechte unde von Leen rechte geteilit unde sine Leen sin ledich, wante her den Hereschilt uf gegeben hat, deste man disses alles Geziuch habe, .an den Monechen, dar her begeben was 6).

    §. 62. Sweliches Urteiles man aller erst bitet, daz sal man erst vinden. Beide, die Klegere unde jene, uf deme man klaget, die mûzen wol Gespreche ha ben, umbe jewelche Rede dries, also lange, wante sie die Vronebote wider in lade 7).

    §. 63. In allen Steten ist daz Recht, daz die Richtere richtet mit Urteile. Offenbare ne sal die Man vor Gerichte nicht sprechen, sint her einen Vorspreche

    *) A.C. IV. 48. Vergl. No. 105. §. 41.

    а) A.C. IV. 49. Vergl. No. 105. §. 34 und 87. 3) No. 105. §.39. A.C. IV. 50.

    *) A.C. IV. 50. Vergl. No. 105. §.38-

    5) A.C. IV. 67. Sachsenspiegel. I. 25. §. 1.

    б) A.C. IV. 68. Sachsenspiegel. I. 25. §. 2. 7) No. 105. §. 105. A.C. II. 12 und 65.

    360 Urkundenbuch.

    hat. Mer vraget in die Richtere, ob her an sines Vorspreche Wort gie? her máz wol sprechen ja, oder nein, oder Gespreches beten *).

    §. 64. Swiekamphliche wil grûzen einen sinen Genoz, die mdz biten den Richtere, daz her sich underwinden maze eines sines Vredebrecheres zû Rechte, den hie dar sie. Swen irae daz mit Urteilen gewiset wirt, daz her iz tdn müze, so vrage hie, wie her sich sin underwinden sale, aise iz ime helphelich si z¿ sime Rechte, so vint man zû. Rechte gezogenliche bi dem Houbitgazze. Swenne her sich sin underwunden hat, so sal her iniekundechen, war umbe her sich sin un- derwunden habe; daz mach her tun ze Hant, ob her wil, oder Gespreche dar umbe haben. So mûz her in sculdichen, daz her den Vriede an ime gebrochen habe, entweder uf des Kuninges Straze, eder in eime Dorphe; zû swelcher Wîs her in gebrochen habe, zu der Wis klage her uf in. So sculdiche her in aber, daz her in gewundet habe unde die Not an ime getan habe, die her wol gewisen muge, so gal her wisen die Wunden, oder den Naren, of her heil ist, so klage her vorbaz, daz her in beroubit habe sines Gutes unde ime genumen habe des also vile, daz iz nicht ergere ne si, iz ne si wol kamphwertich. Dise driu Ungerichte sal her ze male klagen, swelicher her over swiget, so hebet her sinen Kamph vorloren *).

    Daz Recht habent gegeben die biderven Schephenen unde die Râtman van Magdebûrch dénie edelen Vursten, Herzogen Heinriche unde sinen Bürgeren von Brezlauwe, unde wollen in daz helfen balden, swar so sie is bedürfen, unde ha- veat iz getan durch Bete Herzogen Heinriches unde der Bürgere von Brezlauwe. Unde iz wart gegeben nach Gotes Geburt über dusent Jar unde zweihundert Jar unde ein unde sestich Jar. Bi den Geziten was Schephene Her Brun unde Her Goteche unde Her Bertolt unde Her Alexander, Her Nicolaus, Her Heine, Her Reyneche, Her Betheman, unde iz was do Râtman, Her Bdrchart, Her Jerdach, Her Thideraan, Her Hoger, Heyno, Bertram, Thydeman, Ulrich 3).

    §. 65. So spreche her vorbaz: dar sach ich selbe in selben unde beschriete in mit deme Geruochte, wil her des bekennen, daz ist mir liep unde ne bekennet her is nicht, ich wil is bereden mit al deme Rechte, daz mir daz Lantvolc irteilet, oder die Schephenen. Ob iz under Kuningisbanne ist, so bitte jener Man einer Gewere; die sal man ime tun, doch mûz die Man sine Klage wol bezzeren vár der Were. Swanne diu Gewere getan ist, so biûtit jene Man sine Unschult, daz ist ein Eit, den múz her sweren unde ein echt Kamph, ob her in zu Rechte ge- grûzet hat unde ob iz dar ist, ich meine, ob her iz volbringen muge von Le- mesle sines Libes 4).

    *) No. 105. §. J05. A.C. II. 33.34.

    a) No. 105. §.137. A.C. II. 66.

    ; Diesen Absatz liefsen die Breslauer in ihren Abschriften des Magdeburger Rechts für an dere Städte weg, und fügten dagegen am Ende der gesaramten Urkunde die Namen ihrer Rathmänner hinzu.

    *) No. 105. §.137. A.C. II. 67.68.

    Urkundenbuch. 861

    §. 66. Jewelich Man mach Kamphes untsagen sich déme Manne der unede- lere ist dan her; der Man aver, der baz geboren ist, den ne kan, der wirs geboren ist, nicht vorwerfen mit der bezzeren Gebort, ob her an in sprichet *).

    §. 67. Kamphes mach ouch ein Man sich weren, ob man in des grdzet nach Mittemtage, is ne were ir begunsta).

    §. 68. Die Richtere sal ouch phlegen eines Schildes unde eines Swertes déme, den man dor schûldeget3)..

    §. 69. Kamphes mach ouch ein Man sine Mage bewaren, ob sie beide sine Mage sin, daz her daz bewise selbe siebende uf den Heiligen, daz sie also nahe Mage sin, daz sie durch Recht zusamene nicht vechten ne sülen 4).

    §. 70. Der Richtere sal zweneBoten geben ir jedwederme, die dar vechten sülen, daz sie sehen, daz sie sich gerewen nach rechter Gewoneheit. Leder unde linen Ding müzen sie an tun, alse viele so sie wollen. Houbit unde Vuze sin vore bloz unde an den Henden sülen sie nicht wan dünne Hantschün haben, ein bloz Swert in der Hant unde ein umbegegurdet oder- zwei, daz stat aber an irme Küre, einen sienewelden Schilt in der lerzen Hant, dar nicht wen Holtz unde Leder, inné si, ane die Bükelen, die müz wol iserinwesin, einRok sunder Ermelen bo- ven der Gare. Ouch sal man dem Warve Vriede gebieten bi dem Halse, daz sie nieman irre an irme Kamphe. Ir jewederme sal die Richtere einen Man geben, die sinen Boum trage, die ne sal sie nichtes irren, wen ob ir ein valt, daz her den Boum understeche, oder ob her gewünt wirt, oder des Bournes geret; des selven ne müz her nicht tun, her ne habis fjrlop van deme Richtere. Na deme, daz deme Kreize Vriede geboten ist, so sülen sie des Kreizes zu Rechte geren. Den sal in die Richtere zu Rechte urlouben. Die Ortisen van den Swertesscheiden sülen sie abe brechen, sie ne habens Urlop van deme Richtere. Vor den Richtere sülen sie beide gegerwit gan unde sülen sweren, die eine, daz die Schult war si, dar her in umbe beklaget have, unde die ander, daz her unschuldich si, daz in Got also helphe zu irme Kamphe. Die Sunnen sal man in teilen geliche, alse sie irst zu samene gan. Wirt der vorwunden, uf den man sprichet, man richtet über in; vichtet her aber Siege, man müz in lazen mit Bûze unde mit Gewette. Die Kle- gere sal irst in den Warf komen; ob der Ander zu lange sümet, die Richtere sal in lazen vore eischen den Vronenboten in deme Huse, dar her sich innegerwet unde sal zwene Schepphen miete senden; sus sal man in laden zu deme anderen unde zu dem dritten Male, unde ne kûmt her zu der dritten Ladunge nicht vore, die Klegere sal uf stan unde sich zu Kamphe bieten unde sal slân zwene Siege unde einen Stiche wider den Wint, dar miete hevet her vorwunden so getane Klage, alse her an in gesprochen hat unde sal ime die Richtere richten, alse ob

    *) No. 105. §. 137. A.C. II. 69.

    ') No. 105. §. 137. A.C. II. 70.

    3) No. 105. §.137. A.C. II. 71.

    *) No. 105. §. 137. A.C. II. 72.

    46

    362 Urkundenbuch.

    her mit Kamphe vorwunden were. Sus sal man ouch vorwinden einen Toden, ob man ine an Duve, oder an Roube, oder an sogetanen Dingen geslagen hat. Mach aber her den Toten mit sieven Mannen vorziugen, so ne darph her sich zûKarophe nicht bieten jegen in. Biutet aber ein des Toden Mach, swie so her si, in vore- zustande mit Kamphe, die vorleget allen Geziuch, wende so ne mach man in ane Kamph nicht vorwinden. Alse hir vore gesaget ist, also vorwindet man ouch den, die zu Kamphe gevangen oder gegrûzet ist unde lovet oder Bürgen setzet voreziikomene unde nicht vore ne kümet zu rechten Tegedingen *).

    §. 71. Swer Lip oder Hant ledeget, daz ime mit Rechte vorteilet ist, der ist rechtlos 2).

    §. 72. Swie so ouch borget einen Man umbe Ungerichte vore zû bringene, ob her in nicht vore bringen ne mach, her muz sin Weregclt geben unde ne schadet deme zu sime Rechte nicht, die in geborget hatte 3).

    §. 73- Unde man ne mach nicheinen Man vorvesten, iz ne ge an den Hals oder an die Hant4).

    §. 74. Swar ein Man des anderen Wort sprechen sol, dar her mit Urteilen zd gedwngen wirt in einer hanthaften Tat, der spreche alsus: Herre, Her Rich- tere, habet ir mich dissem Manne zu Vorsprechen gegeben, so vrage ich in eime Urteile zu vorsuchene, ob ich van jemanne Vientschaf oderVehede haben sûle, daz ich sin Wort spreche durch Rechtes willen, so ich beste mach unde kan. Swen ime daz gevunden wirt, so dinge her ime daz Wandel, unde ob ich ine an jenegen Dingen vorsume, ob her sich dies icht irholen muze mit mir oder mit einem anderen. Swen ime daz gevunden wirt, so bitte her des Gespreches, ob her wil, unde vrege an eime Urteile zu vorsuchene, wie her der Klage beginnen sale, aise iz ime helphende si zû sime Rechte. Swen ime daz gevunden wirt, so vrage her an eime Urteile zu vorsuchene, ob man icht durch Recht den Sach waldegen vragen sûle, wie den Vriede an ime gebrochen habe, ob her also un- kreftich ist, daz her nicht genennen ne mach den Man. Swen ime daz gevunden wirt unde in die Richtere unde zwene Schepphenen oder zwene Dingman bese hen haben, so vrage her an eime Urteile zu vorsuchene, ob sie iz icht durch Recht sagen sûlen bi irme Eide unde mit der Stat Rechte, waz ine wizzenlich dar umbe si. Swen ime daz gevunden wirt van deme einen unde van deme anderen unde van deme dritten, so vrage her an eime Urteile zu vorsuchene, ob her vol- kumen si. Swen ime daz gevunden wirt unde die Vriedebrechere vorgeladet wirt alse Recht ist, so spreche her alsus: Herre, Her Richtere, wolt ir sin Wort vor- nemen, so klaget her uch über einen Heinriche, daz her ist komen binnen Wich bilde in der vrien Straze unde hat den Vriede an ime gebrochen unde hat in ge-') No. 105. §. 187. A.C. II. 78 bis 76.

    ") A.C. II. 78. Sachsenspiegel. I. 88. §.1. Vergl. No. 105. §.132.

    ') No. 105. §.90. Vergl. §.19. A.C. III. 114.

    *) A.C. III. 114. Sachsenspiegel. I. 68. §. 1.

    Urkundenbuch, 563

    wundet unde die Not an ime getan, die her wol bewisen mach unde hat in berou- bet Libes und Gutes unde hat ime genomen des also viel, daz iz nicht erger ne ist, iz ne si wol Kamphes wert, unde her bittet durch daz rechtes Gerichtes, so mûz man den Vriedebrechere vore eischen, ein Warbe, ander Warbe, dritte Warbe, bi sime Namen. So sal her aber sine Clage vornuwen alsus: her claget uch über einen Heinriche, daz her ist komen binnen Wichbilde indes Keiseres Straze unde hebet den Gotes Vriede an ime gebrochen, unde hebet ine beroubet Libes unde Gutes unde hat ine gewundet unde die Not an ime getan, die her wol bewisen mach unde bittet dar unibe Gerichtes. Unde alsus tu her zu deme drit ten Male, so sal jener bewisen die Wunden, so vrage her an eineme Urteile zu vorsuchene, ob her den Vriedebrechere irgen ankörne, ob her in icht bestetegen maze van Gerichtes halben. Swen ime daz gevunden wirt, so bitte her danne eines Vriedes *).

    §. 75. Ein Man der mach wol sinen Sûne ùz ziehen, der binnen sinen Brote ist, daz ime gêt an den Hals oder an die Hant zû drin Malen, zû deme vier- den Male mdz her selbe antworten. Daz enschadet deme Vater nicht zu sime Rechte, ob der Sûne wol vore geantwordet hat*).

    §. 76. Hat ein Man Pert, oder einen Hunt, oder swaz sines Vies ist, daz nicht gesprechen ne mach, sprichether, iz ne si sin nicht, ob iz jenegen Scha den tût, iz ne schadet ime zu sime Rechte nicht3).

    §, 77. Beheldet ein Knecht sin vordienete Lôn uf sinen Herren vor Ge richte, dar ne ist der Herre deme Richtere nechein Gewette umbe schuldich unde daz sal her ime gelden binnen deme Tage4).

    §. 78. Claget ein Man vor Gerichte mit Geziuge umbe sin Gelt, daz mach her wol behalden mit erhaften Liuten, die unvorwûrfen sin, aise verne, alse jener sprichet, her si is unschuldich. Sprichet her aber, her habet ime vorgolden, so brichet her ime sinen Geziuch, daz mûz her volbringen silbe dritte uf den Hei legen mit erhaften Liuten 5).

    §. 79. Daz ein Man der Were bittet, uf den die Klage geit, der ander ne mach ir ime nicht geweigeren, bringet her iz mit Urteilen dar zu. Tût her aber ime die Were, iz ne schadet ime zû sime Rechte niet unde jene newinnet oûch nicht nie mit der Were, der der Were da bittet, wen daz in nichein sin Vrunt beklagen mach mer ûmbe die Schult6).

    ') A.C. II. 83. Weichbild. 41.

    2) No. 105. §.75. A.C. III. 92.

    3) No. 105. §. 128.

    *) A.C. III. 81. Vergl. No. 105. §.74.

    ») Nr. 105. §.127. A.C. III. 69.

    e; No. 106. §. 127. A.C. II. 79.

    46«

    Urkundenbuch.

     
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