Universitätsarchiv Wien, UAW Cod. Med 1.5 AFM 1605-1676
[3. Dezember 1646] IX. congregatio 3. Decembris. Regiminis decreto mandabatur nobis ut in praesentia totius facultatis saepe dictus Fortunatus de natura et cura pestis examinaretur et ut in illius therapia sufficienter instrueretur. Licet ab initio plerique doctorum huic decreto non parendum judicarent tandem vero pluralitate votorum intromissus et interrogatus ubi studuisset et artem medicam didicisset. Respondit se latinam linguam non nisi modice intelligere loqui non posse parentem vero utpote medicum episcopi Spirensis germanice artem docuisse nec esse moris ut Judaei latinae linguae studeant aut quod erat falsissimum in aliqua universitate gradus accipiant. De pestis natura examinatus respondit eam consistero in magno calore diariam cum bubone pestem appellans atquo haec et alia multa absurda cum judaica manuum totiusque corporis gesticulatione non minus audacter quam effreni loquacitate. Tandem de abstrusa pestis natura difficilimaque ejus curatione instructus et ignorantiae suae convictus respondit se nihil horum scire nec animo respondendi huc venisse saltem ut verbositate sui approbationem ad praefatum magisterium extorqueret et mediante stipendii
magnitudine se uxorem liberosque citra magnos labores posset sustentare ingenue confessus est. De quibus omnibus regimen copiosa periculi deductione informatum pauperem sed perfrictae frontis idiotam a stipendii collatum rejecit. Ab eodem regimine jubebamur pro futuro sanitatis magistro fusiorem exhibere instructionem. Quae omnia eo fine nobis mandabantur conscribenda ut juxta hanc normam Fortunatus medicaster ad magisterium sanitatis obeundum haberet sufficientem peragendi muneris informationem.
Hujus intentionis clam admoniti respondimus neminem ad cognitionem et curationem pestis condigno instrui posse opus esse philosophiae atque etiam totius medicinae cognitione ad quam accipiendam ad minus quinquennium requireretur eam autem non scripto sed viva professorum voce hauriendam qua percepta si quis per rigorosum examen fuerit approbatus doctor eo ipso jam sufficienter ad hoc munus erit instructus. Quapropter si regimen et camera legitime promotum doctorem condecenti salario conduxerint non opus fore curationis instructione. Si placeret idiotam aegris praeficere nos neque integro libro multo minus unius diei spatio ejus ignorantiam hujus artis capacem effecturos. Caeterum quae magistri pestiferorum officio politice concernerent ea nos paucis punctis comprehendisse quae cum regimen approbasset placuit facultati ut ad futuram rei memoriam actis inscriberentur etiam posteritati in simili statu profutura. [fo. 221 v]
Bestalung und Instruction dess Magistri Sanitatis.
Ferdinandt u. Demnach wir uber abgefordert und eingereichte Bericht und Guetachten der
medizinischen Fakultet Doctorem N. N. zu einem Magistro Sanitatis gnädigst an- und
aufgenomben, auch zu bestandig und gewisser Bestalung zur Zeit wenn die Infection
alhier nit regirt jährlichen 600 Gulden, zur Infectionszeit aber doppelte Besoldung nemblich
1200 Gulden von Monath zu Monath proportionabiliter alss dess Monath 100 Gulden auf
Anmeldung richtig ohne weitters Supplicirn zu bezahlen gemacht und perpetuirlich
constituirt haben, darüber ihme auch von Denen von Wienn nit alein die notwendige und
von Arzten gantz separirte Wohnung, sondern auch das Jahr 6 Claffter Holtz und 50
Pfundt Kertzen zu reichen.
Alss sole er hingegen schuldig sein, zu Pest Zeiten zu Verhüttung aler Contagion keine
andere Patienten alss Pestsüchtige haimb zu suechen und zu curirn.
Vors andere sol er sich aler Zusambenkunfften der Gesunden und von der Pest
befreydten enthalten. Wie auch die Kirchen gar früe und an solchen Orthen wo die
wenigisten Leut hinkommen besuechen.
Dritten wan er zu einem Pestsüchtigen erfordert wird, er sey gleich arm oder reich, sol er
keinem seine hilff abschlagen sondern demselben ehist und getreulich mit Verordnung
und Artzneyen und genugsamber Unterweisung, wie er dieselben gebrauchen und darauf
sich verhalten sole, beyspringen.
Vierten sol er diejenigen so in und vor der Statt an der Pest liegen da sie anderst solches
begeren dess Tag zum wenigisten ein wo nit zweiymal besuchen.
Fünfften so offt er einen Patienten bekombt, welcher mit der Pest behafft ist, sol er
denselben jedesmahl mit Tauf- und Zunamben auch was Condition und in was für einem
Hauss derselbe seye denen Commissaris sanitatis anzuzeigen.
Sechsten sol er zu Pestzeiten niemahls ausser seiner Wohnung über Nacht bleiben,
sondern im Sommer alweg biss auf 6, im Winter biss auf 7 Uhr, wie auch zu Mittag von 11
biss 1 und abends um 6 Uhr sich zu Hauss finden lassen. Und weilen er untertags auch
möchte gesucht werden, jemandt daheimb im Zimmer zu lassen, deme man dess
beruffenden Patienten Zimmer und was für einem Hauss und Gassen er zu finden,
anzaigen möge.
Siebenden. Was er einen Kranken mit der Pest behafft befindt sol er denselben kürzlich
trösten und zu eilender Beicht und Communion vermahnen.
Und weilen zum achten die Leuth nit mer so vil wie vor in denen Häusern alwo die Infection eingerissen, sich versperren und curirn lassen, sondern in das Lazareth transferirn, daher ein Magister Sanitatis fast niemandt in der Statt oder doch wenig zu curirn und die Besoldung gleichsamb umbsonstzu geniessen hette, als sole er verbunden sein, zur Zeit der Pest und Contagion [fol. 222r] die Kranken im Lazareth täglich einmal zu besuchen und ihnen gehörige Medicamenta zu verordnen, auch ein vleissige Obsicht zu haben, ob der Arzt alda die Schweisstränkhl und andere von Ihm verordnete Arzeney und Mitel denen Kranken zu rechter Zeit applicire, eingebe und brauche, wie auch ob er die Zugpflaster recht auflege, die zeitigen Peul eröffne in gleichem wie die Patienten mit Essen, Trinken und anderer Wartung versehen werden und da ein Mangel verspürt wurde, sol er solchen zu remedirn ehist denen Herrn Commissaris sanitatis schrifftlich anzeigen.
Neundten sole er auch schuldig sein die Spitelau und die darinnen gefluchte Leuth zu besuchen, und dieselben so vil die Infection-Ordnung127 in sich helt und die Nottufft erfordert zu versehen.
Zehenden sol er auf den Pestilentz Arzt und Todenbeschauer sonders vleissige Achtung geben, das sie nit unnotwendig aderlassen oder mit falschen Fürgeben jemandt in Gefahr oder böses Geschrey bringen und da er dergleichen vermerken würde solches denen Herrn Commissaris sanitatis alsobalden schrifftlich anzeigen.
Und wen eylfftens derpatient selbsten oder nach dessen Absterben die Befreundten sich beschwert befinden und auf den Beschauer ob er die Beschau treulich verricht einen Verdacht haben und destwegen ein Überbschau begehren oder der Beschauer selbsten anstehen möchte und zu ihme Magistro Sanitatis recurirn wurde, wie er dan dahin ausstrukhlich instruirt ist, sol er Magister Sanitatis alsdan schuldig sein, sich selbsten zu solcher Person sie sey gleich noch im Leben oderbereiths verschiden zu verfügen und die Beschau vorzunemben, sodan auch dem Zetlschreiber eine Attestation destwegen anstatt der Beschau Zetl zu schicken.
Weiln nun obbemelte Puncten alein in politicis bestehen also sol er zwelfften neben fleissiger Observirung diser sich ebenmessig in arte medica also verhalten, damit destwegen seiner Person ainige Clag mit Fueg nit vorkombe.
Zum dreyzehenden sol er für die Arme, welche von dem Almosen unterhalten werden, keine medicamenta pretiosa alss Bezoar, Edlgstein, Citronöhl und dergleichen theure Arzeney verordnen, weilen unter denen Wurzen und andern geringen Werths Sachen genugsambe Stukh zu finden, so eben das alss die theuren Sachen würken. Und wan er zum vierzehenden zu einem Kranken beruffen würde, an welchem gezwiffelt wird, ob er mit der Infection behafft oder nit, sol er zu Erkentnuss der äusserlichen Pest denselben nit alein hinter den Ohren Jechsen und gemächt reihen begreiffen, sondern auch am gantzen Leib besehen ob er einen Pestilentz Peul, Carfunkl oder Pestflecken habe. Von der innerlichen Pest aber auss andern ihme alss einem Medico bewussten Umbständen urtheilen und ohne Verhaltung der Wahrheit die Krankheit verzeichnen. Da sich zum fünfzehenden (so Gott gnedig verhütten wole) ein Pest alhier erzeigen solte, sol er Magister sanitatis gleich anfangs mit denen Verordneten Provisoribus sanitatis beratschlagen, was er für einen Methodum curandi gebrauchen wole. Und weil die Pest sich in alerley Krankheiten zu verwandlen pflegt und unterschidlicher Giffter an sich nimbt, sol er demnach ale neben zufalenden Krankheiten vleissig beachten [fol. 222v] dieselben aufzeichnen, auch welche Medicamenta das wenigist oder maiste darwider gethan, denen Provisoribus sanitatis schrifftlich anzeigen und sich mit denselben abermalen beratschlagen, worüber sie alsdan ein Consilium formirn und da sie es vonnöthen
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In Betracht kommen: Die Ordnung vom 3.
September 1644, das Patent vom 23. Juli 1645 und die Ordnungen vom 19. August und 20. November 1645.
befinden, solches mit der Facultet conferirn, dasselbe dan auch denen herrn Commissaris communicirn solen, damit man conjunctis ingenis et studis dem Pestgifft desto besser begegnen und gemeiner Wolfarth heyl um so vil ehender rathen und helffen möge, dessen sich aber alsdan er Magister Sanitatis anstat der Instruction ex arte medica zu bedienen haben wird.
Er Magister sanitatis sol auch zum sechzehenden zu Curirung der Pest, so lang er gesundt, die Patienten selbsten besuchen und curirn kan, keinen andern substituirn oder an sein statt gebrauchen, wan er aber selbsten übel auf und krank wer, das er seinen Dienst nit abwarnen könte, sol er alssdan andere taugliche Subjecta vorschlagen, welche so lang biss er selbsten widerumb seine Patienten wird versehen können die Pest curirn solen. Und wen er schliesslichen erhebliche Ursachen hett, das Magisterium sanitatis zu resignirn, sol er solches, wen die Infection regirt der N. Ö. Regierung und Camer wenigist ein halbes Jahr, zu gesundten Zeiten aber und wen kein Gefahr der Contagion vorhanden ist, ein Viertljahr vorher schrifftlich auf künden.
Disem alem und jedem wird der Magister sanitatis getreulich und vleissig nachzuzkomben haben. Wirbehalten uns aber bevor, dise Bestalung und Instruction nach Gelegenheit der Leuff Notturfft und Zeit zu mindern, zu mehren oder gäntzlich aufzuheben. Das ist unser genedigister und endlicher Wilen und Meinung. Geben in unser Statt Wien. Commissio domini electi imperatoris in consilio.
Iterum alio decreto regiminis monebamur ut pro inspectoribus demortuorum de pestis et petechiarum hoc tempore grassantium differentia conscriptam instructionem transmitteremus. Hanc pro capacitate Worum hominum conceptam regimini transmisi ea tamen apposita cautela ne informationem hanc pro cujusvis pestis cognoscendae ac dijudicandae regula perpetua valituram crederent cum hujus anni pestis quo ad symptomata multum differat ab ea quae ante annos novem aut viginti fuerit observata.
Ludovicus Zerbinus med. stud. petiit ad primi gradus disputationem admitti et est admissus.
X. congregatio. [fol. 223r] D. Gräfinger residuos aureos octo quos aliquibus
dominis collegis ob actum repetitionis debebat deposuit.
Lecta et approbata sunt praecedentis decanatus mei acta.
Mandatum fuit D. Mittelbach ut juxta universitatis leges et statuta emitteret
catholicae fidei professionem quam lubenti animo adhibitis etiam duobus
doctoribus fecit.
Tandem resignavi officium decanatus.
Accepta: Anno 1645: Pro sessione dederunt D. Tobias Czäselielius, D. Mittelbach,
D. Steidlin singuli 3 flor. Elias Sachs de 200 flor. anni censum 10 flor., Joannes
Liedl de 400 flor. anni censum 20 flor. Caius Bauman chirurgus dedlt 3 flor.
Anno 1646: E D. Gammaei examine remanserunt 6 flor. Pro sessione dederunt D.
D. Wacker, Mayr, Gräfinger, Plöckner, Nimbsdorff singuli 3 flor. Peringer balneator
dedit 3 flor., Joannes Gogenath chirurgus, Petrus Henrici chirurgus, Christophorus
Has chirurgus, singuli 3 flor. Joannes Ludovicus Morelus pharmacopoeus
Ferdinandus Günsel pharmaceuta singuli 3 flor. De V. baccalaureorum examine
remanserunt 3 flor. Ab Elia Sachs 10 flor., Joanne Liedl 20 flor. Summa: 114 flor.
Exposita: Anno 1645: In festo sanctorum Cosmae et Damiani in universum 73 flor.
item anno 1646 68 flor., Pedello salarium 9 flor. [fol. 223v] anno 1646 9 flor. Pro
novis sedilibus in templa S. Stephani ad promotionum actus necessariis cum aliis
decanis contribui 17 flor. Summa: 176 flor. Deberet mihi facultas 62 flor. quae
omnia pro honore facultatis lubens de meo marsupio volo esse collata.
Aequo animo ferenda aemulorum improba facta et ingratorum foeda decreta.
Symmach. lib. 9. epist. 115.
Joann. Guil. Mannagetta Dr. [fol. 224r]
[1646/1647]
Acta decanatus Joannis Ludwig phil. ac med. dr. electi 21. Novembris 1646 sub rectoratu domini Marci Antonii Caccia theol. dr. ad S. Stephanum canonici.
- Acta Facultatis Medicae Universitatis Vindobonensis Vol. 5, Leopold Senfelder, 1910
Acta facultatis medicae Vindobonensis 1.5.720, in: Monasterium.net, URL <https://www.monasterium.net/mom/AFM/1.5.720/charter>, accessed 2025-04-07+02:00
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