- Stiftsgeschichte
- Bestandsgeschichte
- Benützte Editionen/Regestenwerke
Das Augustiner-Chorfrauenstift zu Kirchberg am Wechsel (Krebs a. a. O., S. 197ff.; Brunner, Mysterien, S. 309ff.) konnte sich keiner allzu großen Dotation erfreuen und war zu Beginn der 1770er Jahre in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten. Schon damals hat die Regierung eine Untersuchung angestellt, deren Ergebnis die Feststellung war, dass die Oberin Anna Jacobina von Seitz wohl eine gute geistliche Führerin des Stiftes wäre, in der Ökonomie aber nicht das geringste Talent bewiese. Um der starken Verschuldung Einhalt zu gebieten, übertrug man die Administration dem Abt von Neukloster, Joseph Stübicher, und untersagte dem Kloster die Kandidatinnenaufnahme. 1777 wurde die ausgezeichnete Dechantin Maria Theresia von Gabelkofen Regentin in temporalibus und ein Jahr später resignierte die Äbtissin wegen Alters und Krankheit. Die Regierung gestattete jedoch keine Neuwahl und so blieb Gabelkofen Administratorin des Stifts, das nun wieder einen raschen Aufschwung nahm. Bei einer Visitation im Jahre 1779 wurden Ordensdisziplin und Wirtschaftsgebarung als hervorragend gerühmt, man lebte zwar in bescheidenen Verhältnissen, Mangel aber gab es keinen. So konnte es die Regentin wagen, an die Regierung ein Gesuch zu richten, damit dem Kloster wieder gestattet würde, neue Mitglieder anzunehmen. Tatsächlich meldeten sich auch bald fünf Bewerberinnen, die am 12. Juni 1781 das Ordenskleid erhielten. Der Stand des Stiftes hatte sich nun so gebessert, dass die Regentin am 26. August wieder die freie Verfügungsgewalt über alles Vermögen erhielt, da setzte die Aufhebung dem Ordenshaus ein überraschendes Ende.
Aus einem Regierungsbericht vom 14. März 1782 (NÖLA Klosterrat 210 Fasz. 14/80) geht hervor, dass die Kirchberger Klosterfrauen damals Unterricht in Näharbeiten gaben. Obwohl die Kreisämter diesem Projekt sehr günstig gesinnt waren und in Bezug auf Kirchberg darauf hingewiesen wurde, dass das Ordenshaus in jener abgeschiedenen Gegend eine wichtige seelsorgliche Funktion hätte, konnte die Regierung von diesen Argumenten nicht überzeugt werden. Zur Seelsorge wäre die gut dotierte Pfarre Kirchberg allein genug, der Mädchenunterricht aber würde niemals sonderliche Erfolge erwarten lassen, da ja in dieser rauhen Gegend die Witterung einen geregelten Schulbesuch gar nicht möglich mache. Schon vor Jahren wollte man im Kloster eine Produktion von "Welsch-Blumen" einrichten, das hätten aber die Nonnen unter Berufung auf ihre Regel abgelehnt; deshalb wäre auch jetzt ihre Nähschule nur als Vorwand zu qualifizieren, der Aufhebung zu entgehen.
Am 6. April 1782 traf die Aufhebungskommission in Kirchberg ein und verkündete zwei Tage später die Abolition des Klosters. Die fünf Novizinnen mußten bis 8. Mai das Stift verlassen, für die 18 Nonnen und sieben Laienschwestern galt zunächst der 1. Juli als Räumungstermin. Nur eine Chorfrau meldete sich zum Eintritt bei den Elisabethinerinnen, alle anderen wollten in den Laienstand zurück; sechs von ihnen blieben aber vorerst im Kloster, da sie so rasch keine Unterkunft finden konnten, drei Nonnen erhielten im Stift Vorau ihre neue Wohnung. Zum Stift gehörten die Kirchen St. Jakob (Stiftskirche), St. Peter am Neuwald, St. Corona, St. Philipp in Kranichberg und die kunsthistorisch interessante Wolfgangskirche, die nach der Aufhebung entweiht wurde und dann lange Zeit als Ruine bestand. Im Klostergebäude war noch eine Hauskapelle, deren Altar nach St. Peter übertragen wurde. An Gebäuden gab es noch den Pfarrhof, ein Schulhaus, den Maierhof, Taverne, Mühle und Spital. Der bescheidene Dominikalbesitz des Stiftes bestand aus der Stiftswirtschaft mit 164 Joch Äckern, 20 Joch Wald und 15 Vierteln Weingärten, letztere zum Teil in Ungarn gelegen, und einem Maierhof in Sachsenbrunn, zum dem 43 Joch Äcker, 8 Joch Wald und 11 Tagwerk Wiesen und Gärten gehörten. An Untertanen besaß das Kloster etwa 400 in den Ämtern Klosteramt, Sachsenbrunneramt, Pfarramt, Kirchamt St. Wolfgang und in Wenigzell in der Steiermark. Nach dem Abschlussbericht der Aufhebungskommission vom 29. September ergab sich ein Aktivstand von 16 000 fl., dem nur 1000 fl. an laufenden Schulden gegenüberstanden.
Im Juli hat nun die niederösterreichische Regierung die Frage behandelt, ob Imbach oder Kirchberg zum Sammelkloster der Ordensfrauen bestimmt werden sollte. In der Tat war dies reichlich spät, wenn man bedenkt, dass damals bereits für fünf Frauenklöster die Räumungsfrist abgelaufen war. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man erst zehn Anmeldungen hatte, als man am 26. August endlich resolvierte, dass Kirchberg diese Nonnen aufnehmen sollte. Von Imbach war man abgekommen, da man für dieses Kloster eher einen Käufer zu finden hoffte. (HHSTA Klosterrat 20, Kirchberg am Wechsel.) Im Laufe des Oktobers trafen dann auch die Klosterfrauen ein, die in Kirchberg ihr gemeinsames Leben weiterführen wollten. Jetzt, da diese Möglichkeit endlich gesichert erschien, entschlossen sich auch mehr Schwestern als früher zu diesem Schritt: sechs Karmeliterinnen aus St. Pölten und 13 Dominikanerinnen aus Tulln waren darunter. Das Sammelkloster stand unter der Leitung eines Weltpriesters, Anton Wenger, der dem Ordinarius unmittelbar verantwortlich war. Die Hausordnung war aber nicht danach angetan, die Erwartungen und Wünsche der Ordensfrauen zu erfüllen. Hatte es früher immer geheißen, die Nonnen könnten hier ihr gewohntes Ordensleben weiter fortführen, so stellte sich nun heraus, dass Regel, Gelübde und Tracht auch im Sammelkloster verboten waren. So mußten sich die Frauen, die ja auch eine finanzielle Benachteiligung in Kauf genommen haben, um ihrem Orden treu bleiben zu können, jetzt arg getäuscht fühlen. Da wies ein Hofdekret vom 27. September die Regierung an, "derley in die Versammlungsörter übertretenden Exnonnen zu bedeuten, daß es ihnen allemal freystehet, aus den Versammlungsörtern heraus und mit der ausgemessenen höhern Pension in die Welt zu treten." (HHSTA Klosterrat 20, Kirchberg am Wechsel.) Unter diesen Bedingungen war der neuen Einrichtung keine lange Dauer beschieden, und schon nach einem knappen Jahr wurde das Sammelkloster wieder aufgelassen. Am 22. November 1783 verließen die Nonnen endgültig Stift Kirchberg. Das Gebäude konnte nun geräumt werden, und was nicht an Ort und Stelle seinen Käufer fand, brachte man in das Depot nach Wien; die kleine Bibliothek übernahm die Universität. Die Verwaltung der Herrschaft lag bis 1789 bei der Staatsgüteradministration, dann übernahm die Liegenschaften Ferdinand Georg Edler von Mitis in Erbpacht; mit Kaufvertrag vom 23. April 1790 erwarb dieser dann die Herrschaft um 20 406 fl. vom Religionsfonds.
Mit der Verkündigung der Aufhebung des Klosters am 8. April 1782 wurde auch dessen Archiv versiegelt. (StA., Klosterrat Fasz. 20, 22 (Klosteraufhebungsakten Kirchberg, Tulln); nöLA., Klosterakten Karton 111 (Kameraladministration Imbach).)
Der Hauptbestand an Archivalien der aufgehobenen Klöster Aggsbach, Gaming, Imbach, Kahlenberg, Kirchberg, Karmeliterinnen zu St. Pölten und Wiener-Neustadt, Königskloster, St. Nikolaus und St. Joseph (Siebenbüchnerinnen) zu Wien war (...) zwischen 1. März und 18. Juli 1783 an die niederösterreichische Kameraladministration gelangt, die sich seit 1781 im ehemaligen Jesuiten-Probhause zu St. Anna (Annagasse) befand. Von dort übersiedelte 1788 die nunmehrige Staatsgüteradministration in das ehemalige Kloster St. Jakob (Riemergasse). Die Klosterarchivalien machten als Teile der Registratur diese Wanderung mit. Über ihre Unterbringung läßt sich wenig ermitteln; die Pergamenturkunden erscheinen ohne Rücksicht auf ihre Provenienz in einer einzigen chronologischen Reihe untergebracht. Alle Urkunden tragen auf ihrer Rückseite die Jahreszahl und einen lateinischen Minuskelbuchstaben (a-z, aa-zz usw.), mit dessen Hilfe innerhalb der einzelnen Jahre die chronologische Ordnung festgehalten wurde.
Die Staatsgüteradministration blieb an diesem Ort bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1830.
Der größte Teil der Archivalien von Kirchberg am Wechsel wurde beim Verkauf dieser Herrschaft (...) 1790 (...) ausgeliefert. (Vgl. Sebastian Brunner, Die Mysterien der Aufklärung in Österreich (1869), S. 313.)
Unter Regierungsrat und Registrator Franz von Wallenfeld wurde 1786 im Depositorium der Archivindex der Augustiner-Chorfrauen von Kirchberg am Wechsel fertiggestellt, der 1851 ans StA. kam.
Zu Anfang des 19. Jahrhunderts - ein genauer Zeitpunkt konnte leider nicht ermittelt werden - wurden die Klosterarchive der Regierungsregistratur mit dem Klosterratsarchiv vereinigt und bildeten hinfort (bis 1844) die Faszikel 1 bis 149 dieses Archivs. Der Provenienzkörper Kirchberg umfasste die Faszikel 124 und 125. (Vgl. die alte Faszikeleinteilung in Rep. V (AB. 357).)
1844 kamen die Fasz. 512-517 der "Klosteraufhebungsakten" (und zwar die Aufhebungsakten über die Eremiten, die Kartäuser zu Aggsbach, Gaming und Mauerbach, die Camaldulenser auf dem Kahlenberg, die Augustiner-Chorfrauen zu Kirchberg am Wechsel, die Dominikanerinnen zu Imbach und Tulln, die Klarissen zu Wien-Königskloster und Wien-St. Nikolaus und die Karmeliterinnen zu St. Pölten, Wien-St. Joseph [Siebenbüchnerinnen] und Wiener-Neustadt) an das StA. Sie bildeten 1881 bis 1937 die Fasz. 375-381 der Abteilung "Österreichische Akten, Geistliches Archiv", seit 1937 sind sie als Fasz. 17-23 der Abteilung "Klosterrat" aufgestellt.
Ein am 11. März 1869 mit der Hofbibliothek durchgeführter Archivalientausch brachte dem StA. eine Bereicherung des Bestandes der niederösterreichischen Klosterarchivalien. Unter den 477 von der Hofbibliothek abgegebenen Urkunden entstammten 73 Stück niederösterreichischen Klosterarchiven, davon kam eines aus dem Archiv des Klosters Kirchberg.
Aus dem Archiv des regul. Augustiner-Chorfrauenklosters zu St. Jakob in Kirchberg besitzt das StA. nur eine einzige Handschrift, Suppl. 271, ein Urbar des 15./16. Jahrhunderts, das 1844 mit den Klosterratsarchivalien eingeliefert worden ist.
Folgende Ausführungen zur Stifts- und Bestandsgeschichte sind aus:
Fritz Antonius: Die Handschriftenabteilung bzw. Walther Latzke: Die Klosterarchive, in: Inventare österreichischer staatlicher Archive. V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Dritter Band des Gesamtinventars. Wien: 1938, S. 220, 336, 344f., 366, 388f. und 393.
Gerhard Winner: Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien. Wien, München: 1967, S. 125 bzw. S. 131-133. Gerhard Winner: Die Klosteraufhebungen in Niederösterreich und Wien. Wien, München: 1967, S. 125 bzw. S. 131-133.
HHStA, Repertorium XIV/4.